Rennofenreise in Luxemburg

Wow wow wow! Ich ziehe den Hut vor Euren Erfolgen!
40kg Luppe, da brauch man so bald nicht mehr Zündeln, das reicht ne Weile... sehr schade, dass ich dieses Jahr keine Zeit hatte, die Bilder sind toll! Allerdings hätte ich Rom mit seiner Löwenmähne kaum erkannt :D

Auch von technischer Seite wirklich eine interessante Sache, mich juckts schon wieder selbst einen Ofen zu bauen. Das wird aber leider erstmal noch etwas warten müssen...
Interessant ist auch das Erz das ihr da hattet! 78%FeO, da haben die Kelten wieder zielsicher ein enorm hochwertiges Erz gefunden. Man sollte bei Euch in Luxemburg wirklich etwas intensiver archäologisch Forschen, es würde mich nicht wundern, wenn die Eisentechnologie bei Euch nochmal 100 Jahre früher ist als im Schwarzwald, wo bislang die frühesten Datierungen für Mitteleuropa herstammen.
Gruß
Hannes
 
Hallo,

Ich möchte zur Info mal zeigen dass man auch den Sand von dem gesiebten Erz benutzen kann.
Entsprechend feiner sollte dann die Kohle kalibriert sein. Die daraus enstehenden Luppen werden dichter .

Das heisst beim Ausheizen verliert man weniger Gewicht da logischerweise weniger Schlacke enthalten ist.

Gruss Rom.
 
Hi unsel, sieht super aus das verdichtete Luppenstück:super: Weißt du was zur Zusammensetzung der Erze die ihr verhüttet habt? Wie sieht es im Besonderen mit Schwefel und Phosphor aus?

Gruß Jannis

ps. Und, wenn du aus so viel Erz und Kohle wie auf dem Foto, so viel Eisen bekommst, hut ab:steirer:
 
Hallo,

Es ist keine Zusammensetzung von Erzen. Diesmal war es reines Rasenerz, welches wir aus einem Bach, welcher durch eine Wald fliesst genommen haben.
In diesem Wald wurde seit den Kelten bis in die Vorindustrielle Zeit Erz seitens der Bauern gesammelt. Die von mir gefundene Fayalitische Schlacke, sollte einen Hinweis darauf sein dass dort ebenfalls verhüttet wurde. Den Archeologen ist der Platz bekannt.

Die Analyse des Erzes steht weiter oben.
Wenn die Luppen Homogenisiert sind, werde ich wohl mal nach einer Analyse des Eisens fragen. Die Funkenprobe deutet auf nicht viel C hin.
Gruss Rom.
 
Anbei noch ein Foto der aufgeschnittenen 11 Kg Luppe, ein Drittel davon ist mittlerweile zu Stäben ausgeschmiedet.

IMG_2778_800.jpg
 
Hallo Armin,

wow, das schaut schon ziemlich kompakt aus!
Wie lässt sich das Zeug schmieden, kannst Du schon was über den C-Gehalt sagen? Ich vermute Du hast geflext, wie ging das?
Hattest du ein mechanisches Helferlein beim Ausschmieden?
Bestreich die Schnittfläche mal mit FeCl3-Lösung, vielleicht sieht man dann wie (in)homogen der Brocken ist.

Gruß

MythBuster
 
Schmieden lies es sich gut, ebenso war das mit der Flex kein Problem die Luppe zu schneiden, war eben etwas zeitaufwendig.

Beim C Gehalt bin ich mir diesmal nicht ganz sicher, bei der Luppe vom letzten Jahr schätzten wir anhand der Funkenprobe auf 0,7%. Diesesmal lässt sich das nicht sagen beim Schleifen bilden sich nur dunkelrote Kugelfunken, keine Sternchen. oder C-Explosionen.
 
Hallo,

Alles.......was Ihr bisher über Gefüge gelesen habt , alles was bisher über Körnung geschrieben wurde.....könnt Ihr vergessen! auch U.Gerfin:p

Ich habe lange Überlegt ob ich das hier reinsetzen soll.
Die Luppe entstand in dem kleinen Rennofen, welcher auf den Bilder zu sehen ist am Sonntag unseres Bealtainefestivals. Es war der Rasenerzsand mit feiner Kohle.
Nur zur Info, die Luppen aus dem Zwillingsofen sehen nicht anders aus.
Der angeschnittene Barren liess sich leicht mit einem 2 Kg Hammer durchschlagen.


Auf dem dritten Bild ist an den Randbereichen ein feineres Gefüge sichtbar. Obwohl nach der Funkenprobe mit sehr wenig C zu rechnen ist, scheint ein Durchschmieden noch Hoffnung auf ein feineres Gefüge zu lassen.
Ich bin gespannt wie dieses Eisen aus Phosforreichem Erz mit einem C-Stahl aus dem Rennofen zeichnet.
Wenn man das Grobkörnige Gefüge vor sich hat fühlt man sich praktisch genötigt die Eisenwürfel mit dem Daumennagel heraus zu knibbeln.
Ich glaube eine ähnliche Variante gibts in der Natur anhand von Pyritformationen.

Gruss Romain
 
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danke fürs einstellen unsel:super:

so hab ich Stahl noch nie gesehen, völlig irre:staun: erinnert tatsächlich an Pyrit

da sich grad die Fragen in meinem Kopf überschlagen, hoffe ich das diese Fotos noch ausgiebig diskutiert werden.

mich interessiert es brennend wie ein solches Gefüge möglich ist.


mfg
 
Hi Rom,

das scheint bei stark P-haltigem Renneisen normal zu sein mit dem sehr groben Korn im Rohzustand. Bei allen Bruchstücken von verschiedenen stark P-haltigen Luppen (hab bestimmt nicht so viele gesehen wie du aber immerhin ca. zehn, einige davon bei Alfred Bullermann) aus unterschiedlichen Ofenreisen, sah das Brüchbild so oder noch gröber aus.

Auch völlig unabhängig vom C-Gehalt. Wir hatten Stücke zwischen 0,02% und 0,98% Kohlenstoff.

Durch ausgiebiges Raffinieren und Normalisieren kann man das Korn zwar feinen aber es wird nie so fein wie bei Stählen mit sehr niedrigen P-Gehalt.

Unten hab ich ein paar Bilder von unserer letzten Ofenreise angehängt und nochmal das Bruchbild von dem Renndamast. Man sieht sehr gut die einzelnen Lagen, die feinkörnigen Lagen sind ein ziemlich reiner Rennstahl von Achim, die Grobkörnigen Lagen sind P-haltiges Renneisen. Beide Stahlsorten wurden nach dem Verdichten neun Mal gefaltet und auch sonst gleich behandelt...

Gruß Jannis
 

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Hallo,

ich denke Xerxes liegt da ganz richtig. Wir haben immerhin über 2% P2O5 in der Schlacke, die Analyse des Renneisens steht aber noch aus, die sollten wir aber abwarten, bevor wir hier spekulieren.
Bis dahin kann ich Unsel nur warnen: Bau mit dem Zeug keine Brücke! (s.hier)

Gruß

Mythbuster
 
Schön Unsel...
hier noch mehr zum gucken....und wer möchte auch staunen.

Aufnahmen aus Tamahaganebrocken welche zerschlagen wurden.

Bild eins und zwei zeigen Dendritische Kristallstruckturen wie ich Sie so in dieser Größe noch nicht gesehen hatte. Reale Größe eines Strangs ca. 2,5 mm
Auf Bild drei dann die Würfel zum rausnehmen. Größe ca 4mm.
 

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Hmm,

das Bruchbild von Luppenstücken, die noch nicht verdichtet, stark umgeformt oder raffiniert wurden, scheind meistens so extrem grob zu sein. Auch beim Tamahagane oder anderen vergleichbar reinen Stählen.

Wie dieses extreme Kornwchstum zustande kommt ist eine andere Frage. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dieses massive Grobkorn gar nicht klassich durch Überzeiten und Überhitzen entsteht, sondern, dass die großen Körner selbst die Eisenpartikel sind, die bei der Reduktion entstehen und sich erst im Laufe der Verhüttung zur kompakten Luppe zusammensetzen.

Bei einem fein geschliffenen Durchschnitt einer Luppe ist mir aufgefallen, dass die scheinbar vollständig metallische Oberfläche Wabenartig mit hauchfeinen Schlackeeinschlüssen durchzogen waren. Die von dem Schlackenetz umgebenen Eisenpartikel hatten in Etwa die Größe der Kristalle. So als ob die großen Kristalle erst im Ofen entstehen und dann im weiteren Verlauf durch die hohe Hitze miteinander verschweißt würden und Reste der Schlacke in den Schweißnähten zurückbliebe.

Ansonsten sind die Temperaturen und Glühzeiten im Rennofen ja nicht wirklich gering, so dass man auch davon ausgehen kann, dass die Körner auch in der Luppe noch weiter wachsen.

Dendritische Strukturen entstehen doch erst, wenn der Stahl gewisse Schmelzanteile hat, oder?

Bei Überschreiten der Soliduslinie (A-H-I-E-C-F) hat der Stahl bereits die ersten Schmelzanteile. Gehen wir davon aus, dass das Stück Tamahagane 1,45% Kohlenstoff hat, dann haben wir schon bei etwa 1250 Grad die ersten Schmelzanteile im Stahl, und dass sindTemperaturen, wie sie im Tatara durchaus vorkommen...

Gruß Jannis
 
Ja klar werden im Rennofen sehr große Kristallite wachsen. Die Luppe ist ja beim Betrieb über mehrere Stunden (beim Tartara Tage) auf ca. 1200°C. Auch wird das Eisen vor der Düse zumindest kuzzeitig schmelzen und diese Eisentropfen werden dann auf die Luppe "aufgeschweißt". Wir hatten knapp 1400°C 15cm über der Düse! Da das ganze aber in einer oxidierenden Atmosphäre geschieht, wird da aber kein Kohlenstoff aufgenommen, sondern im Gegenteil, der Kohlenstoffanteil wird hier wieder reduziert. Die hohe Verbrennungsenthalpie des Eisens wird hier auch noch mal für eine Temperatursteigerung sorgen.
Aber die Frage hier ist wohl eher: warum kriegen Armin und Unsel die Kristallite nicht mehr klein? Ich denke mal, dass sie die üblichen Methoden wie Normalisieren und Mehrfachhärten schon probiert haben. (Das Härten bringt wahrscheilich nix, da der C-Gehalt zu gering ist)

Gruß

MythBuster
 
Hallo Oliver,

Also ich möchte nocheinmal darauf hinweisen dass ich gestern auf Bild 3 aufmerksam gemacht habe, wo an den Randbereichen, auf welchen mein Trethammer aufschlug, die Körnung durchaus zu feinerem Kaliber zertrümmert wurde.
(Dass U.Gerfin sowas nicht kennt war natürlich ein Witz :cool:)
Ich sehe es übrigends genauso wie Xerxes, dass diese Kristalle die aus dem Erz "geschwitzten" Tropfen sind die sich zur Luppe agglomeriert haben. Dass selbige von Schlacke umgeben sind sollte dies untermauern, was ich allerdings nicht wusste. Die Tatsache dass es sich bei den groben Würfelförmigen Körnern um jene aufgeschweissten Tropfen handelt, wie Oliver dies perfekt beschrieb, habe ich übrigends vorgestern mit Armin besprochen, der sich dies ebenfalls nur so vorstellen kann.
Fazit: man kommt nicht drann vorbei, Renneisen ordendlich durchzukneten, wirklich oft zu verschweissen, sprich zu homogenisieren, von der Wärmebehandlung mal abgesehen.

Ich denke dass die Charakeristische " Strähnigkeit" welche dem Phosphorreichem Eisen zueigen ist, diesem grobkörnigem Urzustand entspringt. Man glaubt dass dies , wie bereits in früheren Treads besprochen, und aus früheren Schriften zitiert, dieser Umstand in der Antiquen Statik bewusst genutzt wurde.

Gruss Bohr Rom.
 
o.k. ja hab ich übersehen, treten bringt scheinbar was.:steirer:
Ob die Kristallite was mit den ürsprünglichen Tropfen zu tun haben, glaub ich eher nicht. Das ist wahrscheinlich reiner Ferrit der aus der mit Schlacke durchsetzten Luppe auskristallisiert ist. Die Schlacke an den Grenzflächen ist dann auch kein Wunder mehr, wo soll sie denn auch hin, im Kristall ist kein Platz für sie.

Gruß

MythBuster
 
Neuigkeiten von meinem seit kurzem in Betrieb genommenen Hammer, .....83cm Flacheisen mit den Massen 43 mal 10 ,2750 Gramm schwer.
Phosforhaltig!
Wer will die Analyse machen?:p
Das ganze aus der 3,5Kg Luppe von Gerlianne.
 
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