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Einigen ist der finnische Hersteller Kainuun Puukko sicher ein Begriff. Mir gefallen die Messer schon seit längerem extrem gut, live kannte ich sie bisher nicht.
Netzseite von Kainuun Puukko: http://www.kainuunpuukko.com/
Dort gibt es auch eine Puukko-Galerie sowie ein kurzes Video zur Herstellung.
Allgemein scheint die Marke hier im Forum nicht besonders vertreten zu sein. Neben gelegentlicher Erwähnung gibt es nur zwei Anfragen zu den Messern, großartige Infos sind leider nicht enthalten:
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=76746&highlight=kainuun
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=80319&highlight=kainuun
Einen recht guten Eindruck vermittelt das Video bei odoo.tv.
Die Preise auf der Herstellerseite scheinen schon vergleichsweise happig, allerdings ist angeblich vieles Handarbeit. Mir war es jedenfalls zuviel für eine Blindbestellung in Finnland. In Deutschland gibt es die Messer meiner Erinnerung nach bei Knifeheaven, kann man ja gerade nicht nachschauen. Nordisches Handwerk hat derzeit fünf Modelle gelistet, allerdings nur eines lieferbar.
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Lange Rede, kurzer Sinn : Am Wochenende in schicksers Messerscheune gestöbert, ein großes Kainuun Puukko zu gutem Kurs entdeckt, gemailt, telefoniert, drei Tage drauf lag´s auf meinem Tisch.
Es handelt sich um das Modell Teho Major Tommi T265.
Beschreibung des Herstellers:
"7” Hand forged, Progressiontempered©, silver steel
5” Raita root burl handle with carved finger groove and cast solid brass bolsters.
Wooden lined leather swinger sheath"
Erster Eindruck: Irgendwie ... hm ... lang. Aber sehr chic! Poliertuch raus, schärfen, Griffholz ölen, glänzt gleich viel schöner.
hier ein paar Daten:
Klingenlänge: 176 mm
Grifflänge: 127 mm, 113 mm bis zum Handschutz
gesamt: 303 mm
Klingendicke: max. 5,4 mm
Klingenhöhe: 23,8 mm, wird zur Spitze kontinuierlich schmaler
zur Klinge
Die Klinge hat die klassische rückenspitze Form. Gut gefällt mir, dass der Anschliff mit ca. 16 mm recht hoch angebracht ist. An der Spitze ist er nicht symmetrisch. Irgendwo hatte ich mal gehört, die Klingen seien traditionell rautenförmig geschliffen. Das stimmt teilweise: An der Anschliffkante ist die Klinge am dicksten, zum Rücken hin nimmt die Klingendicke ab. Allerdings „nur“ von 5,4 auf 3,9 mm. Trotzdem schön!
Der obere Teil ist poliert, der untere Teil zur Schneide recht grob geschliffen. Das ergibt einerseits einen netten Kontrast. Andererseits kann man dem nicht polierten Teil beim Anlaufen zusehen. Es finden sich noch ein, zwei kleine Bearbeitungsspuren auf der Klinge.
Zum Stahl sagt der Hersteller: „7” Hand forged, Progressiontempered©, silver steel“. Vermutlich handelt es sich um den bekannten 1.2210. Die Klinge nimmt mittels Siegerstab und Lederriemen eine beeindruckende Schärfe an. Eine leichte Sekundärfase war vorhanden, diese hab ich beibehalten. Nach kurzem Küchengebrauch kann ich bisher sagen: Schärfe top, schneiden tut´s so gut, wie 5,4 niedrig angeschliffene Millimeter halt so schneiden.
zum Griff
Das Griffholz ist hübsch, aber doch etwas verhaltener gemasert, als auf den Netzbildern. Mit Öl ließ sich noch etwas herausholen. Die Griffform ist deutlich oval. Die Übergänge zu Handschutz und Knauf aus Messing sind ordentlich, mit dem Fingernagel kann man den Übergang noch spüren. Schön ist die Passung des vorderen Abschlussstücks an die Klinge. Die Oberfläche (von vorn gesehen) ist zwar nicht 100%ig perfekt, der Klingendurchgang sollte aber dicht sein. Das ist ja immer so eine kritische Stelle bei vielen Skandinaviern. Die Messingteile weisen leichte Bearbeitungsspuren auf. Am Griffende ist der Spitzerl zu sehen, nehme an, dass er vernietet wurde. Ist sauber überpoliert.
Insgesamt liegt der Griff gut und angenehm in meiner mittelgroßen Hand. Ob der Klingenlänge ist das Messer natürlich etwas vorderlastig, aber auf angenehme Weise. Der Schwerpunkt liegt direkt vorm angedeuteten Handschutz. Dieser gibt ein gutes Gefühl, bis wo man sicher greifen kann, wirklichen Abrutschschutz bietet er nicht. Optisch ist diese Mittelwegslösung etwas gewöhnungsbedürftig, find ich.
zur Scheide
Die Lederscheide ist sehr gut gemacht und gerade so breit, wie sie sein muss. Sie hat einen Holzkern im Klingenbereich, die Gürtelschlaufe ist an einem massiven Ring angebracht. Das Messer sitzt ziemlich tief und sicher darin, sieht gut aus. Es gibt ein vertrauenerweckendes Klack, wenn der Handschutz auf den Holzkern trifft. Im Bereich des ausgeformten Handschutzes kann man das Leder etwas eindrücken, hier füllt der Griff die Hülle nicht ganz aus. Ich fänd´s schöner, wenn der Griff 2-3 cm weiter rausschaute, erleichterte das Ziehen am recht glatten Griff.
Griff und Scheide passen farblich gut zusammen. Dennoch finde ich es schade, dass die Scheide nicht diesen Rot-schwarz-Kontrast aufweist, wie er auf den Netzbildern zu sehen ist.
Insgesamt gefällt mir das Messer sehr gut! Bin froh, dass ich zugeschlagen habe, so oft kommen einem die Dinger ja auch nicht unter. Ich werd noch zum Scandi-Fan.
Um noch mal auf die Preisfrage zurückzukommen: Das Messer kostet auf der Herstellerseite 370 bis 400 Euro je nach Ausführung. Das ist schon verdammt viel Geld. Schwer abzuschätzen, wie viel Handarbeit wirklich drinsteckt. Wenn die Klingen tatsächlich einzeln geschmiedet, Griffe und Scheiden von Hand gemacht werden, kann das den Preis natürlich rechtfertigen. Trotzdem müsste dafür die Verarbeitung - die ja schon sehr gut ist - in meinen Augen noch eine Spur besser ausfallen, die kleinen Mängel wurden genannt. Die kleineren Messer derselben Serie kosten z.T. weniger als die Hälfte. Gleiche Qualität vorausgesetzt finde ich das wiederum sehr fair!
Was mir außerdem gut gefällt, ist die Möglichkeit, sich zu ähnlichen Preisen die einzelnen Modelle als Custom zusammenzustellen.
Netzseite von Kainuun Puukko: http://www.kainuunpuukko.com/
Dort gibt es auch eine Puukko-Galerie sowie ein kurzes Video zur Herstellung.
Allgemein scheint die Marke hier im Forum nicht besonders vertreten zu sein. Neben gelegentlicher Erwähnung gibt es nur zwei Anfragen zu den Messern, großartige Infos sind leider nicht enthalten:
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=76746&highlight=kainuun
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=80319&highlight=kainuun
Einen recht guten Eindruck vermittelt das Video bei odoo.tv.
Die Preise auf der Herstellerseite scheinen schon vergleichsweise happig, allerdings ist angeblich vieles Handarbeit. Mir war es jedenfalls zuviel für eine Blindbestellung in Finnland. In Deutschland gibt es die Messer meiner Erinnerung nach bei Knifeheaven, kann man ja gerade nicht nachschauen. Nordisches Handwerk hat derzeit fünf Modelle gelistet, allerdings nur eines lieferbar.
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Lange Rede, kurzer Sinn : Am Wochenende in schicksers Messerscheune gestöbert, ein großes Kainuun Puukko zu gutem Kurs entdeckt, gemailt, telefoniert, drei Tage drauf lag´s auf meinem Tisch.
Es handelt sich um das Modell Teho Major Tommi T265.
Beschreibung des Herstellers:
"7” Hand forged, Progressiontempered©, silver steel
5” Raita root burl handle with carved finger groove and cast solid brass bolsters.
Wooden lined leather swinger sheath"
Erster Eindruck: Irgendwie ... hm ... lang. Aber sehr chic! Poliertuch raus, schärfen, Griffholz ölen, glänzt gleich viel schöner.
hier ein paar Daten:
Klingenlänge: 176 mm
Grifflänge: 127 mm, 113 mm bis zum Handschutz
gesamt: 303 mm
Klingendicke: max. 5,4 mm
Klingenhöhe: 23,8 mm, wird zur Spitze kontinuierlich schmaler
zur Klinge
Die Klinge hat die klassische rückenspitze Form. Gut gefällt mir, dass der Anschliff mit ca. 16 mm recht hoch angebracht ist. An der Spitze ist er nicht symmetrisch. Irgendwo hatte ich mal gehört, die Klingen seien traditionell rautenförmig geschliffen. Das stimmt teilweise: An der Anschliffkante ist die Klinge am dicksten, zum Rücken hin nimmt die Klingendicke ab. Allerdings „nur“ von 5,4 auf 3,9 mm. Trotzdem schön!
Der obere Teil ist poliert, der untere Teil zur Schneide recht grob geschliffen. Das ergibt einerseits einen netten Kontrast. Andererseits kann man dem nicht polierten Teil beim Anlaufen zusehen. Es finden sich noch ein, zwei kleine Bearbeitungsspuren auf der Klinge.
Zum Stahl sagt der Hersteller: „7” Hand forged, Progressiontempered©, silver steel“. Vermutlich handelt es sich um den bekannten 1.2210. Die Klinge nimmt mittels Siegerstab und Lederriemen eine beeindruckende Schärfe an. Eine leichte Sekundärfase war vorhanden, diese hab ich beibehalten. Nach kurzem Küchengebrauch kann ich bisher sagen: Schärfe top, schneiden tut´s so gut, wie 5,4 niedrig angeschliffene Millimeter halt so schneiden.
zum Griff
Das Griffholz ist hübsch, aber doch etwas verhaltener gemasert, als auf den Netzbildern. Mit Öl ließ sich noch etwas herausholen. Die Griffform ist deutlich oval. Die Übergänge zu Handschutz und Knauf aus Messing sind ordentlich, mit dem Fingernagel kann man den Übergang noch spüren. Schön ist die Passung des vorderen Abschlussstücks an die Klinge. Die Oberfläche (von vorn gesehen) ist zwar nicht 100%ig perfekt, der Klingendurchgang sollte aber dicht sein. Das ist ja immer so eine kritische Stelle bei vielen Skandinaviern. Die Messingteile weisen leichte Bearbeitungsspuren auf. Am Griffende ist der Spitzerl zu sehen, nehme an, dass er vernietet wurde. Ist sauber überpoliert.
Insgesamt liegt der Griff gut und angenehm in meiner mittelgroßen Hand. Ob der Klingenlänge ist das Messer natürlich etwas vorderlastig, aber auf angenehme Weise. Der Schwerpunkt liegt direkt vorm angedeuteten Handschutz. Dieser gibt ein gutes Gefühl, bis wo man sicher greifen kann, wirklichen Abrutschschutz bietet er nicht. Optisch ist diese Mittelwegslösung etwas gewöhnungsbedürftig, find ich.
zur Scheide
Die Lederscheide ist sehr gut gemacht und gerade so breit, wie sie sein muss. Sie hat einen Holzkern im Klingenbereich, die Gürtelschlaufe ist an einem massiven Ring angebracht. Das Messer sitzt ziemlich tief und sicher darin, sieht gut aus. Es gibt ein vertrauenerweckendes Klack, wenn der Handschutz auf den Holzkern trifft. Im Bereich des ausgeformten Handschutzes kann man das Leder etwas eindrücken, hier füllt der Griff die Hülle nicht ganz aus. Ich fänd´s schöner, wenn der Griff 2-3 cm weiter rausschaute, erleichterte das Ziehen am recht glatten Griff.
Griff und Scheide passen farblich gut zusammen. Dennoch finde ich es schade, dass die Scheide nicht diesen Rot-schwarz-Kontrast aufweist, wie er auf den Netzbildern zu sehen ist.
Insgesamt gefällt mir das Messer sehr gut! Bin froh, dass ich zugeschlagen habe, so oft kommen einem die Dinger ja auch nicht unter. Ich werd noch zum Scandi-Fan.
Um noch mal auf die Preisfrage zurückzukommen: Das Messer kostet auf der Herstellerseite 370 bis 400 Euro je nach Ausführung. Das ist schon verdammt viel Geld. Schwer abzuschätzen, wie viel Handarbeit wirklich drinsteckt. Wenn die Klingen tatsächlich einzeln geschmiedet, Griffe und Scheiden von Hand gemacht werden, kann das den Preis natürlich rechtfertigen. Trotzdem müsste dafür die Verarbeitung - die ja schon sehr gut ist - in meinen Augen noch eine Spur besser ausfallen, die kleinen Mängel wurden genannt. Die kleineren Messer derselben Serie kosten z.T. weniger als die Hälfte. Gleiche Qualität vorausgesetzt finde ich das wiederum sehr fair!
Was mir außerdem gut gefällt, ist die Möglichkeit, sich zu ähnlichen Preisen die einzelnen Modelle als Custom zusammenzustellen.
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