Fleckenmuster 1.2519 nach dem Härten

painless potter

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Wie kommt dieses Muster zustande? Es ist schon mehrfach bei 1.2519 aufgetreten auch bei verschiedenen Stahlchargen.

Härtung:
Ofen auf 840 Grad, Klinge eingelegt, Temperatur sinkt auf 800 Gtrad, Verweildauer ca. 5 Minuten, dabei fährt Ofen wieder auf knapp über 820 Grad hoch. Dann Abschrecken in 60 Grad warmem Öl. Klinge ritzt danach problemlos Glas.

Ich würde das Muster gern belassen, weil es diesmal schön gleichmäßig geworden ist. Wenn man es runterschleift, muss man schon richtig ran, es ist wirklich fest in die Klingenoberfläche eingebrannt.

Woher kommt das? Bei z.B. 1.2842 habe ich das noch nicht erlebt.

PP
 

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Hi Nils
Da will ich mal versuchen ein Statment abzugeben. Obwohl das sicher Schmiede besser könten. Vielleicht meldet sich ja noch einer?

Also ich habe solche Einbrände auch schon mehrfach nach Ölhärtung gehabt. Mein Schmied sagt, das die Kohle nur da abplatzt wo es richtig gehärtet ist. Wäre also ein gutes zeichen wenn überwiegend die Ölkohle weg ist.
Oder es ist was aus dem Stahl "raus gebrannt"? Endkohlte Randschicht?

Kann aber auch sein das ich mit dieser Aussage total daneben liege...
Mal sehen ob und wer es besser weis

Gruß Ulli
 
moin Jungs,

würde sagen, dass es sich um das Ergebnis der Zunderbildung handelt. Das mit dem Glasritzen ist so ne Sache ich verlass mich da lieber auf mein Härteprüfgerät :hmpf:

Ps. Sehr schöne Klingenform

Ja für Zunder halte ich das auch, weil es sich runterschleifen läßt ohne Spuren zu hinterlassen. Was mich nur wundert ist dieses gleichmäßig ungleichmäßige Muster, das ich nur bei dieser Stahlsorte sehe. Und zum Härteprüfgerät: "Mit voller Hose ist gut stinken", wie man bei uns so schön sagt. *NEID*

Und die Klingenform ist nicht von mir.:argw:

Gruß von der Arbeit:D
 
Ich mache ja schon einige Klingen aus 1.2519 und habe das so noch nie gehabt. Kann auch am Härteöl liegen, da habe ich schon gewaltige Unterschiede im Ergebnis gesehen.
 
Hallo, Nils, könntest Du mal probieren, wie man die beiden Bereiche mit einer Nadel anritzen kann? Ist eine der Komponenten weicher?
Wie ist das Ausgangsgefüge des Stahls? Da sind ja viele agressive Karbidbildner drin. Hast Du weichgeglüht? Und wie zuverlässig ist die Temperaturanzeige bei dem Ofen? Könntest Du an einem kleinen Stück einen Härteversuch in einem anderen Medium (Wasser) machen? Das muß natürlich die gleiche Wärmebehandlungsprozedur durchlaufen haben wie die Klinge.

Es könnte sich um entkohlte Stellen handeln (Nadeltest), oder um Restaustenit(?). So aus der Ferne ist das nicht so klar. Oder auch, wie AchimW vermutet, ein Einfluß des Härtemittels.

Sorry, eigentlich wolltest Du eine Antwort, statt dessen Fragen über Fragen..............
 
Mir ist klar, das Ferndiagnosen schwierig sind.
Zu den Fragen:

Nadelritzen ist schwierig, weil ich die Oberfläche vielleicht so lassen möchte, nur fein überschleifen. Aber ich kann es am Erl mal probieren. Glasritztest an der Schneide war unauffällig.
Ausgangsmaterial ist Flachstahl von Achim, so bearbeitet, wie er aus dem Paket kommt.
Temperatur Ofen ist mit Thermometer extern und Ortonkegeln überprüft, die Genauigkeit ist plus-minus 5 Grad etwa.
Härteversuch in Wasser werde ich beim nächsten mal machen.

Soweit Danke für euren Hirnschmalz!

Nils
 
Hi Nils,

hast du Pflanzenöl genommen?
Dann könnte das eingebranntes und teilweise wieder abgeplatztes Öl sein.

Kannst es ja mal in einem Topf Wasser mit etwas Kaiser-Natron kochen oder es (ausnahmsweise mal) in den Geschirrspüler tun.

Ciao Sven
 
Ja, Härteöl wa Pflandenöl vom Discounter, das gute...

Jetzt habe ich einmal eine andere Klinge (gleicher Stahl, gleicher Härteablauf, gleiche Flecken nach dem Ölhärten) bearbeitet. Zuerst wirken die Flecken, als seien sie eingebrannt, also unter der Lupe wie kleine Dellen. Das spräche evtl. für Entkohlung (?). Bei Damast kommt das ja auch vor, dass nach dem Härten einige Linien tiefer liegen als die anderen. Diese Dellen habe ich mit 280er herausgeschliffen, dann immer feiner bis micromesh 6000. Gegen das Licht sieht man bis zuletzt spiegelnde Wellenmuster, ich weiß nicht wie ich es sonst beschreiben soll. Dann habe ich kurz, ca. 30-45 sek. in Eisen-III-Chlorid geätzt. Und dann schaut das so aus:
 

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Nach der Behandlung nach dem Härten kann es nichts sein, was nur die Oberfläche betrifft.
Es könnten Karbidseigerungen sein.
Da der Stahl von Achim kommt, könnte er mit dem Wootz-Virus infiziert sein.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Wootz-Virus - hmmm - das könnte natürlich sein. vielleicht hat der Stahl bei Achim im Lager über lange Zeit unter hohem Druck unter einem Wootzstreifen gelegen, ähnlich wie beim Erdöl oder Diamantentstehung. Dabei müssen die Wootzpartikel wohl in den 1.2519 diffundiert sein. Eine andere Erklärung gibts nicht. Übrigens eine sehr preisgünstige Wootzvariante wie ich finde...

Wobei das mit der Seigrung auch ganz plausibel klingt.

PP
 
Ich denke, das gescheiteste wäre, man würde ein kleines Stück von dem Stahl härten und zu einer Untersuchung schicken. Vielleicht ist hier im Forum ja jemand, der das kann. Oder wir legen zusammen, machen einen Fonds auf für ungeklärte Gefügefälle, so ne Art Stiftung, und wer einzahlt, kann seine Probleme listen, das wird gesammelt, vieles kann man ja mit einer Untersuchung erschlagen, dann macht man einen Untersuchungsplan und läßt es professionell machen?
 
Wir haben wieder zur Ernsthaftigkeit des Themas zurückgefunden :D

Also so eine Lawine wollte ich nicht lostreten. Da ich z.B. dieses Fleckenmuster auch schon bei meinem PA-Messer "Jack" hatte (nur habe ich die Flecken rausgeschliffen und satiniert) und es im Test und Gebrauch keine Schelte gab, denke ich nicht, dass der Effekt relevant für Härte und Oberflächengüte ist. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es keine stahlspezifische Anomalie ist, sondern durch meinen Härteablauf und das Rapsöl vom Aldi verursacht wird. Ursachen wie Erdstrahlung oder die Dunkle Seite der Macht schließe ich einfach mal aus.

Hübsch ist der Effekt allemal, demnächst zeige ich die Fleckenklinge am fertigen Messer. Feingeschliffen bis 1000er Körnung und durch Ätzung verstärkt.

Warum hat er dann das Thema überhaupt gestartet, fragt sich manch einer. Na weil ich mir erhofft hatte, das einer der Stahlweisen hier, die sich übrigens dankenswerterweise alle zu Wort gemeldet haben, sofort eine eindeutige Erklärung parat gehabt hätte. Aber wie so oft ist eine Ferndiagnose leider eben nicht möglich.

Danke trotzdem an alle!

PP
 
Hallo Nils -
wie alt ist denn das Härteöl?
Bei mir wurden solche Flecken mehr, je älter das Öl war.
Bei mir steht es in der Schale rum und scheint Wasser aufzunehmen -
jedenfalls beobachte ich Bläschenbildung beim Eintauchen.
Ist semioptimal - aber in der Tiefe gleicht sich das aus.
Mit Häteschutzlack hatte ich das noch nicht.
Herzliche Grüße,
Jost
 
Naja, wurde ja schon eine Menge gesagt und spekuliert (der mit dem "Wootz-Virus" war echt gut :glgl:), aber ich für meinen Teil hatte nur mal ähnliches auftreten bei C45, Härtemedium war auch Pflanzenöl.
Aber nun gut, macht optisch was her und scheint die Eigenschaften nicht nennenswert zu beinflussen, eine wissenschaftlich-metallurgische Untersuchung wäre spannend aber nicht zwingend notwendig ("nur" zur Befriedigung der Neugierde :ahaa: ) .

Ach ja, ....schöne Klingenform.... :)
 
Weil das Problem unter verschiedenen Schlagwörtern häufiger hier im Forum auftaucht, z.B. als Wölckchenmuster, vermeintliche Seigerungen oder einfach dubiose Flecken auf Monostählen, die in Öl ohne Schutz gehärtet wurden:

Bei mir ist das Problem nach Umstellung auf sythetisches Härteöl, DURIXOL W 25 (von Angele) verschwunden. Beim Eintauchen fällt auf, dass es deutlich weniger Blasen gibt, außerdem läßt sich bei sonst identischem Vorgehen, also gleiche Haltezeiten und Härtetemperatur (hier aktuell für 1.2519) die Zunderschicht einfach wegwischen und die Oberflachen sehen deutlich glatter und homogener aus als bei der Härtung durch Rapsöl.
Für mich ist das Problem damit eindeutig durch das Rapsöl verursacht. Es funktioniert auch aber eben mit deutlichen Nachteilen, zumindest bei mir. Ich rate daher allen, die diese Probleme haben, mal anderes Härteöl zu probieren.

PP
 
Hallo PainlessPotter!
Zuerst mal vielen Dank - ich hatte mit dem Rapsöl ähnliche Probleme und Dein Hinweis hilft mir sehr weiter.
Wie lange ist das Härteöl verwendbar?
Danke und beste Grüße
Rainer
 
Also im technischen Datenblatt geben die Hersteller von Durixol W25 an, dass es "unbegrenzt" haltbar ist. Wenn man nicht jeden Tag 100 Klingen härtet, dann geht das SEHR lange mit. Nur ganz billig ist es natürlich nicht.
 
Klar, der 5 Literkanister um die 50 Euro. Dafür ist die Oberfläche VIEL einfacher zu glätten nach dem Härten und kein Frust mehr wegen Dellen oder Lunkern. Meine beiden Kursteilnehmer am letzten WE wussten das zu schätzen.
Außerdem riecht die Werkstatt auch nicht mehr nach Frittenbude, sondern nach Autowerkstatt!
 
* Nur ganz billig ist es natürlich nicht *...genau so sehe ich das auch, Achim - daher meine Frage nach der Haltbarkeit. Schön zu hören, dass es länger hält.

Und das Frittenbudenargument zieht natürlich auch - ich denke, ich werde es mal probieren.
Nochmals danke für die Informationen!
Beste Grüße
Rainer
 
Nochmal ein paar laienhafte Überlegungen zur unbegrenzten Haltbarkeit:

Das Härteöl wird ja nicht wie ein Schmierstoff verwendet, d.h. Verunreinigungen durch Abrieb scheiden schonmal aus. Man sollte das Härtegefäß abdecken, damit kein zusätzlicher Schmutz, Staub etc. hineingelangt. Der Zunder, der immer entsteht ist schwer genug, er setzt sich am Boden des Behältnisses ab und sammelt sich dort. Den könnte man tätsächlich von Zeit zu Zeit abfiltern, evtl. durch ein Sieb gießen oder so. Ob das nötig ist sei dahingestellt.
Ich habe im Netz mal kurz nach Haltbarkeit von Motorölen geschaut, da wird diese durch die Additive limitiert, sobald eine Dose geöffnet wurde, weil die wohl mit Luftsauerstoff reagieren. Ich glaube aber nicht, dass in dem Härteöl irgendwelche Zusätze beigegeben sind. Daher verspricht der Hersteller ja auch nahezu unbegrenzte Haltbarkeit.

PP
 
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