Könige backen, oder Wootzbruzzeln

übrigens steht im Sicherheitsdatenblatt von Buehler (1907/2006/EG-DE) nur was von Ethanol, nix von Methanol,

Hallo Jokke,

ich habe auch nichs von Methanol geschrieben. Vergällter Ethanol wir üblicherweise mit 1 % MEK (Methylethylketon)vergällt. Dieses stört in der Nital-Lösung nicht.

Servus

Manfred
 
@mythbuster: danke für die aufmerksame Anmerkungen zur Sicherheit, werde ich beachten. Ansonsten ätzt das Nital deutlich langsamer als andere Lösungen, die ich sonst verwendet habe.
Denke aber, dass ich später die neuen Klingen mit Nital ätzen werde, wenn sie denn bald fertig werden

@Manfred: danke, das nächste Mal wirds sicher günstiger, so ist es halt, wenn man alles richtig machen möchte - und nicht gleich diejenigen fragt, die sich damit auskennen...

ist schön, ein paar Rückmeldungen zu bekommen...

04.08.:
war ein wenig krank, deshalb so wenig Neues,
werde die Tage noch Bilder einstellen, von ein oder zwei neuen Königen
und von den langsam entstehenden Erlen, die jeweils 20! Hitzen gebraucht haben um auch nur annähernd in die Form zu kommen (Gasesse und Handhammer) - ab jetzt sehen die fertigen Streifen nur noch diese...
und ich bin mal gespannt, wie der 1kg-Kuchen von gestern Abend aus Kleinenbremer-Luppe geworden ist. Den popel ich erst nach der Arbeit aus dem Tiegel und nehm ihn mit in die Werkstatt.

soviel Nachtrag...

liebe Grüße!
 
Last edited:
Hier ein paar neue Bilder,
zunächst mal die oben beschriebenen 20 Hitzen und deren "Auswirkung" auf die Erlgestaltung, ziemlich ernüchternd anzuschauen, oder?! -
dann die Bilder des neuesten Chromwootzkuchens mit über 2kg, mit Bild des Mittelschnitts, den Jens mal wieder mit Bravour geleistet hat. Er ist einfach viel besser mit der großen Flex (ein Blatt hats schon gekostet) als ich. Der König ist innen perfekt, ohne Löcher ganz glatt und sehr dicht, die Dendritenstruktur außen ist oben wie unten auch gut zu sehen.
der Versuch, aus der Luppe einen 1kg König zu schmelzen hat nur bedingt geklappt - sehr viele Lunker und kleine Löcher in dem Teil, das beim Anschmieden unter dem Hammer zerbröselt ist wie Hüttenkäse
dafür hatte Andreas viel Spass beim langsamen Ausschmieden seiner Hälfte des Chromwootz', der sich hervorragend bearbeiten lässt. Hier leider ohne Bilder...
dafür habe ich aus England eine tolle "Warensendung" über 3,9kg erhalten, von WALL COLMONOY LTD, ein Stück Wallex 20(kobaltbasiert). Dafür danke ich Herrn E. Bräuning sehr herzlich!!! Inhaltsanalyse des Wallex 20 siehe weiter oben!
Ich werde, nach meinem Urlaub, versuchen daraus einen rostträgen Wootz zu schmelzen, wobei ich dieses Material quasi als "Grundmaterial" nehmen werde.
Dass das geklappt hat ist ein sehr großes Entgegenkommen der Firma, die normalerweise erst ab Mengen von 1Tonne aufwärts produziert und verkauft. Der Schmelzpunkt diese Materials sei übrigens etwas über 1270°C - bin gespannt, wie es sich trennen lässt, mit der Flex
 

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so,
kurz vor dem Flug nach Finnland noch schnell drei Fotos,
das erste ist ein Querschnitt aus einer Luppe aus Kleinenbremen, aus dem dortigen Erz, das zwischen 20 und 35% Eisen enthalten soll - Rennöfen bringen also auch was, wenn das Material nicht "hochprozentig" ist,
dann ein kleiner Blick auf die Szene dort, der Ofen der Eisenwerker raucht schon (Gebläse, zwei Röhren), wärend die Jungs vom Bremecker Hammer noch am Aufbau ihres Dreimetersuperschornsteinzuges waren -der hat übrigens als Selbstzieher mit acht Röhren auch gut gefunzt...
und ein Bild als ich am Morgen meinen Wootzschmelzofen öffne und es Andreas geschafft hatte, diesen Yoghurt dort zu platzieren, ohne dass der noch mitgeschmolzen ist. Er war übrigens ganz lecker...
so in drei Wochen gehts hier weiter...
 

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Hallo Jokke,

schön das Ergebnis aus Kleinenbremen zu sehen.
Es war für mich ein toller und informativer Sonntagnachmittag.
Einen erholsamen Urlaub in Finnland.

Jürgen
 
so hier zwei Bilder von den beiden Teilen von #23, nach ca 20 weiteren Hitzen. Ich konnte die Erle besser ausschmieden und auch eine Grundform anbringen.
beide Klingenrohlinge sind ca 5mm stark, der kleinere 30mm breit, die Länge lässt sich an dem Maßstab ablesen.
Am Wochenende will ich versuchen die beiden teile noch etwas auszuschmieden und bei DietmarC am Bremecker Hammer anzuschleifen.
Außerdem nehme ich noch Wootz mit um damit weiter zu arbeiten.
Weitere Bilder später.
 

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wie versprochen geht es heute ein wenig weiter. Ich konnte die beiden Klingen gut bearbeiten am Bremecker Hammer und zudem DSC von Markus Balbach, das ich als größeres Teil (466gr) vor längerer Zeit gekauft hatte, in einen Streifen umschmieden, eine kleine, eingekerbte Klinge daraus machen und den Streifen nach Andreas's Anregung ebenfalls jedoch deutlicher mit einer Schruppscheibe einkerben, danach unter dem Hammer glätten und auf 23cm ausrecken, 25mm breit. Ich muss sagen, das ist eine wesentlich "lohnendere" Aufgabe als Wootz zu schmieden, oder zu schleifen: hier zum Vergleich die Klingen
die DSc ist 11cm lang, 25mm breitund 4mm dick, der Erl ist 7cm lang
DSCgeschmiedet.JPG

ange_zt3.JPG

ein closeup auf den DSC, der sich übrigens hervorragend schmieden lässt :super:
DSCange_zt.JPG

und noch ein Blick auf das entstandene Muster:
ange_zt8.JPG


meine beiden Wootzklingen zeigen bereits, nach dem kurzen Anätzen, ein "nettes" Muster
die größere ist 12,5 cm lang, 34mm breit und 3mm dick, der Erl ist 7,7cm lang,
die kleinere Klinge ist 9cm lang, 30mm breit und am Erl 4mm dick, er misst 6,7cm,
beide Klingen verjüngen sich zur Spitze:
ange_zt6.JPG

ange_zt4.JPG

ange_zt7.JPG


ange_zt9.JPG

eine interessante Erfahrung war auch, dass sich die Schmiedemarke nur sehr schwer in das Material schlagen ließ, im Gegensatz zum DSC, so dass sie zum größten Teil wieder abgeschliffen wurde als ich die Schmiedehaut abgetragen habe. Werde ich wohl wiederholen müssen...
jetzt bleibt nur noch, die Klingen in die fertige Form zu schleifen, dann sollen sie noch durch die Wärmebehandlung um danach gehärtet zu werden - ich denke in Öl, bei ca 830°C, Anlassen will ich bei 190° zwei mal eine Stunde im Ofen.
Ich hoffe, dass nach der Politur und dem Schärfen das Muster noch etwas deutlicher zutage tritt

ach so: ich konnte noch ein paar Kuchen im großen Ölofen diffusionsglühen und für das weitere Schmieden vorbereiten

so, und jetzt gehts auf zur Schaumburg!
Grüße
 
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OK, die Klingen sind nochmals überschmiedet und im Erl etwas länger geworden, den DSC-Stab hab ich noch etwas geglättet und weiter ausgeschmiedet. Der wartet jetzt auf das weitere Vorgehen und die Idee, was für eine oder zwei/drei Klingen daraus werden soll.

Dann hab ich eine richtige Härtesession in der Gasesse mit Temperaturkontrolle mittels Pyrometer gemacht und in sehr warmem Öl, das mit Parafin versetzt ist, gehärtet. Angelassen wurde wie oben beschrieben.
Bild siehe unten, da war ich gestern dann doch zu "erschlagen", aber da hat sich die Arbeit gelohnt, die Klingen sind super gerade, keine Sprünge, kein Verlust (Nachtrag: das hab ich zunächst geglaubt, aber leider war dem dann doch nicht so, gerade bei der kleineren wootzklinge!!)
(hab gleich ne richtige "Härteorgie" abgehalten und alle Klingen, die sich angesammelt hatten gehärtet und angelassen).
Als nächstes steht also Schleifen, Polieren und Schärfen auf dem Programm...
hier das versprochene Bildchen: unten rechts die beiden Wootzklingen, darüber ein paar unterschiedliche (u.a. vom Bremecker Hammer mit Damast von DietmarC) Klingen, links ein paar Monostahlklingen vom Mittelalterschmieden auf der Schaumburg
frisch_geh_rtet1_1_.JPG
 
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AW: neue Klingen, geätzt und vorbereitet

hier die neuen Bilder:
drei_neue_KLingen_II.JPG


drei_neue_Klingen_poliert.JPG

die drei fast fertigen Klingen und dann das entdeckt:
H_rte-Riss_in_der_kleinen_Wootzklinge_II.JPG

hätte heulen können :jammer:

H_rte-Riss_in_der_kleinen_Wootzklinge.JPG

ein kleiner aber böser Härteriss in der kleineren Wootzklinge, große Enttäuschung nach langer Arbeit. Jetzt habe ich einmal mehr eine gute Vorstellung von den Verlustmöglichkeiten im Prozess der Wootzherstellung, neben zu viel C im Tiegel, falscher Wärmebehandlung und Zerbröseln wie Hüttenkäse, zu schnellem Ausschmieden und Rissen im Rohling, zu wenigen Wärmezyklen um ein klares Muster zu erbringen, falschem anätzen etc.. bis hin zu diesem Härteriss, Alles gehabt.
Das Zeug müsste unbezahlbar sein :glgl::glgl: :irre:
Aber dann hab ich mich ein wenig getröstet:
Damastring_und_Wootz.JPG

und hab den Ring, (der ganz zufällig genau auf meine Ringfinger passt) den ich zunächst mittels einer Kugel aus einem Kugellager und einem Dorn 90° umgestülpt hatte, das ganze ohne "Anke", geschliffen, poliert und mittels Schwefelsäure angeätzt. Das könnte, mit etwas besserer Materialaustattung was das Stülpen angeht, ein neues Hobby werden - wenn ich mir ein paar Kegel dazu besorgen oder herstellen kann - vielleicht tuts auch zunächst ein set Kugelpunzen und ne gute Anke...
Aber auch die größere Klinge hat ihren Reiz:
ange_zt6.JPG

so sah die große noch nach dem Polieren aus:
ge_tzt-poliert_zwei_Wootzklingen.JPG

übrigens geätzt in dem teuren aber effektiven Nital (s.o.)
die DSC Klinge ist in Eisendreichlorid geätzt und zeigt ein schönes Bandmuster, obwohl ich den Rohling nur leicht mit der Schruppscheibe eingekerbt hatte und dann ausgeschmiedet. Das Zeug ist wirklich besser zu empfehlen für relativ sichere Erfolgserlebnisse im Vergleich mit selbstgemachtem Wootz! :hmpf:
so sieht das dann aus der Nähe aus:
DSC_poliert_geh_rtet.JPG

melde mich wieder, wenn ich die Klingen mit Griffen versehen habe...
 
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Na du Wootzer

Un ich sach noch lad dat sein aber er machts doch......:glgl::hmpf:

Dieses Zeug hat zuwenig Aha für die Menge an Arbeit die man reinstecken muss.
Hab das Stück von dir noch mal probiert aber ...............knack.......:teuflisch

Riesen Gruss vom B-Hammer
DietmarC
 
naja, Dietmar, Du weisst doch,
dem einen sein.. ist dem anderen sein Himmelreich
bei mir musste es halt Wootz sein,
Damaszenerstahl kann ja (fast) jeder :rolleyes:

ich mach trotzdem weiter
und hoffe, dass wir das nächste Mal am Hammer wieder was gemeinsam machen
(vielleicht die nötigen kleinen Kegeldorne für die Stülpringe am Fallhammer?) :hehe:
liebe Grüße!!!
 
am Wochenende hab ich wieder Zeit für ein paar Bilder - habe die kleinere Kinge nochmals normalisiert, kurz über AC1 geglüht und langsam erkalten lassen um zu sehen, was mit dem Muster geschieht (sieht soweit ganz vielversprechend aus), später mehr:

außerdem war ich auf der Suche nach ein paar hilfreichen Texten zum leidlichen Thema,
hier ein paar der wenigen deutschen Texte...:p
hier zB von Dipl.-Ing. Norbert Bahls:
http://klingenundmehr.de/grafx/tech/Damaszener Stahl.pdf

zum Thema Härten aus 2001, von den üblichen Verdächtigen:
http://www.damaszener.de/forum/read.php?f=1&i=119&t=117&v=f
und hier mal Thorsten Pohl, wie er sein Hobby vorstellt, im Mai 2009:
http://www.unimog-community.de/index.php?name=PNphpBB2&file=printview&t=47781&start=30

viel mehr zum Thema Schmieden von wootz gab es nicht bei onkel "g"
hatte in einem anderen thread diese links gestellt,
sind für alle Interessierte, die sich nicht scheuen, ihr Englisch zu üben...
Stichwort bei Onkel Google: "forging of Wootz"
hier die Links und viele Bilder (auf English, my friends):
eine Verbeugung vor Allen, die hier ihr Wissen bereitstellen:
http://www.stopstart.btinternet.co.uk/sm/notworthy.gif

Ein Text von Dr. Ann Feuerbach als PDF, über 6MB, von 2005:
http://www.ucl.ac.uk/iams/jour_25/iams25_Feuerbach.pdf
The Wootz Process of Ric Furrer, Darstellung in Bildchen:
http://www.dfoggknives.com/photogallery/wootzprocess_files/wootzprocesscontent.htm
Whatz Wootz? By Robert K. Nichols, PE, Houston Area Blacksmith Association, ein PDF einer Powerpointdatei:
http://www.habairon.org/Aug09/Whatz Wootz.pdf
Torsten Almén von der Gustafsbergs Smide in Schweden:
http://www.wootz.se/default.asp?Language=en
aus einer Veröffentlichung "Reproduction of Damascus steel (wootz), patterns and blade forging."
By Torsten Almén, Gustafsbergs Smide and Göran Svensson, Mälardalens University.
Oct-2007. (Swedish version,May-2007):
http://zoomin.idt.mdh.se/course/Gor...us_steel_wootz_patterns_and_blade_forging.pdf

http://www.wootz.se/default.asp?HeadPage=315&SubPage=88

klassischer Text von Emily Yocom, Colorado School of Mines, July 1, 2005:
THE ANCESTRY, ARTISTRY,AND METALLURGY OF WOOTZ DAMASCUS STEEL
http://www.forging.org/fierf/pdf/damascus_steel.pdf

Bilder vom Machen und von Klingen –Kurs mit Ric(hard) Furrer in England (Welling, Kent):
http://forums.dfoggknives.com/index.php?showtopic=13414

mehrere Videos mit Ric:
http://www.doorcountyforgeworks.com/Wootz.html

Bilder von Greg Obach, Mustergestaltung in Wootz (>-cut) von 2006:
http://www.knifenetwork.com/forum/showthread.php?t=39374

Bilder eines Monsterkuchens (anklicken):
http://forums.swordforum.com/showthread.php?t=56855&highlight=wootz

ein Wootz-Schwert von Owen Bush, dessen Muster auch sehr "dendritisch" aussieht:
http://www.myarmoury.com/talk/viewtopic.php?t=19757

Ein Tutorial über wootz crucible steel von 2003
von Greg Obach (http://primalfires.yuku.com/topic/1950/t/Tutorial-on-making-wootz-crucible-steel.html)
und zum weitersuchen:http://primalfires.yuku.com/forums/4/t/Wootz-and-Pattern-Welding.html

und hier die aktuellen Sachen bei Don Fogg:
http://forums.dfoggknives.com/index.php?showforum=25&


viel Spass bei der Lekture
 
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das wollte ich euch nicht vorenthalten:
aus:
http://www.polytechnischesjournal.de/fileadmin/data/30130090Z/editura/30130090Z.html

Ueber Stahl-Legierungen. Von J. Stodart und M. Faraday. Vorgelesen in der Sizung der koenigl. Gesellschaft zu London dd. 21. Maerz 1822.
Auszug aus den Philosophical Transactions fuer das Jahr 1822 in den Annales de Chimie. September 1822. S. 62.
[Kolumnentitel: Stodart und Faraday ueber Stahl-Legierungen.]

Nachdem die in dem Laboratorium des koenigl. Institutes im Kleinen angestellten Versuche ueber Stahl-Legierungen erwuenschte Resultate gaben, und sowohl in England als im Auslande allgemeines Interesse erregten15), so wurden wir dadurch aufgemuntert, diese Versuche mehr im Großen anzustellen, und wir haben das Vergnuegen zu versichern, daß die dadurch erhaltenen und zu Kunstarbeiten verwendeten Produkte nicht nur den frueheren im Kleinen gewonnenen nicht nachstehen, sondern dieselben vielleicht noch uebertreffen. Ehe wir indessen im Großen zu arbeiten anfingen, wiederholten wir die ersten Versuche mit aller moeglichen Sorgfalt, und stellten sogar neue Verbindungen dar, wie Stahl mit Palladium, Stahl mit Iridium und Osmium, und endlich auch noch Stahl mit Chromium. In dieser lezteren Reihe von Versuchen waren wir vorzueglich glueklich, indem wir aus Erfahrung das Feuer gehoerig zu regieren gelernt hatten. Indessen stießen wir doch auch hier oefters auf viele Schwierigkeiten, unter welchen das Springen der Tiegel die groeßte war. Wir haben noch keinen Tiegel finden koennen, der im Stande gewesen waere, der zur vollkommenen Reduction des Titanerzes noethigen Hize zu widerstehen, und wir glauben, fragen zu duerfen, ob man jemals das Titanerz auf diese Weise reducirt hat. Unsere Oefen sind vielleicht mehr als irgend andere hiezu geeignet: bis jezt konnten wir jedoch keine hiezu brauchbaren Tiegel finden16).

Die Metalle, welche mit dem Stahle die beßten Legierungen geben, sind: Silber, Platinna, Rhodium, Iridium, Osmium und Palladium. Alle diese Legierungen wurden jezt, mit Ausnahme der lezteren, im Großen verfertigt. Indessen hat man auch von lezterer vier Pfund Stahl mit 1/100 Palladium auf einmal geschmolzen, und diese Legierung ist wirklich sehr gut, zumal fuer Instrumente, die die hoechste Zartheit in ihrer Schneide fodern.

Unsere Versuche im Großen wurden in einem Stahl-Ofen zu Sheffield angestellt, und da wir dieselben nicht selbst leiten konnten, ueberließen wir die Aufsicht hierueber einem sehr geschikten Werkmeister, auf welchen wir uns verlassen konnten. Wir ueberschikten ihm den Stahl mit dem Metalle, mit welchem die Legierung vorgenommen werden sollte, in dem genauesten Verhaeltnisse, und er hatte den Auftrag, beide in den Ofen zu sezen, und unter seiner Aufsicht lange Zeit in dem vollkommensten Fluße zu erhalten, ehe sie gegossen wurden. Er mußte bei dem Gusse die Aufsicht fuehren, und das gegossene Stuek wurde bei einer Hize, die eben hinreichte, dasselbe unter dem Hammer haemmerbar zu machen, in Stangen von gehoeriger Groeße geschmiedet. Bei der Rueksendung wurde das Product chemisch und mechanisch untersucht, und mit den frueheren aehnlichen Producten des Laboratoriums verglichen. Nach dem aeußeren Ansehen sowohl, als nach dem Gefuege des Bruches, konnten wir so ziemlich die Eigenschaften desselben im Allgemeinen, erkennen; seine Haerte, Feinheit und uebrigen Eigenschaften wurden, nachdem es gehoerig verarbeitet, gehaertet und angelassen wurde, auf verschiedene Weise geprueft.

Das beßte Verhaeltnis, Silber mit dem Stahle zu verbinden, ist zu 1/500; nimmt man mehr, so bleibt ein Theil des Silbers mechanisch mit dem Stahle verbunden, wie man sich durch Behandlung dieser Legierung mit verduennter Schwefelsaeure ueberzeugen kann.

Mit Platinna und Rhodium laeßt der Stahl sich aber in den verschiedensten Verhaeltnissen verbinden, und eben dieß scheint auch mit Iridium und Osmium der Fall zu seyn. Man hat die Platinna von Einem Hundertel bis zu 80 Hunderteln mit dem Stahle zu einem Korne von 500 bis 2000 Granen, und das [Seite 77] Rhodium von Einem Hundertel bis zu 50 vollkommen verbunden. Gleiche Theile Stahl und Rhodium gaben ein Korn, welches, poliert, eine Oberflaeche von seltener Schoenheit darboth. Diese Farbe ist die schoenste, die man sich an einem Metall-Spiegel denken kann; es wird, auch wenn man es noch so lang der Luft aussezt, nicht matt. Die Dichtheit dieser schoenen Legierung ist 9,176. Platinna und Stahl gaben, in demselben Verhaeltnisse, ein sehr schoenes Korn; seine sehr stark krystallinische Oberflaeche macht es aber zu Metall-Spiegeln untauglich. Wir haben uns in dem Laboratorium ueberzeugt, daß, mit Ausnahme des Silbers, das beßte Verhaeltniß, in welchem man das Metall einem Stahle, der zu schneidenden Instrumenten bestimmt ist, und durch Legierung besser werden soll, zusezen kann, ungefaehr ein Hundertel ist. In diesem Verhaeltnisse wurden auch alle verschiedenen Metalle dem Stahle im Großen zugesezt. Wir mueßen hier bemerken, daß man bei dem Schmelzen der Legierungen im Laboratorium keinen Fluß zusezte, und daß nie ein solcher noethig schien.

Eine Legierung von 8 Pfund guten indischen Stahles mit 1/500 Silber, die zu Sheffield verfertigt wurde, zeigte an ihrer Oberflaeche und auf dem Bruche ein sehr schoenes Ansehen. Sie war haerter, als der beßte Gußstahl, selbst als das indische Wuz (wootz), und ohne alle Neigung unter dem Hammer und bei dem Haerten Risse zu bekommen. Man ließ mehrere Gegenstaende zu allerlei Gebrauch daraus verfertigen, und alle waren von vorzueglicher Guete. Wahrscheinlich wird man diese Legierung nicht nur zu allen Messerschmied-Arbeiten, sondern auch zur Verfertigung von Griffeln oder Meißeln verwenden koennen: der unbedeutend hoehere Preis wird der Einfuehrung derselben nicht im Wege stehen koennen. Man kann sich dieser Legierung ueberall, wo man guten Gußstahl noethig hat, mit Vortheil bedienen.

Eine Legierung von 10 Pfund desselben Stahles mit 1/100 Platinna, zu Sheffield in Stangen gearbeitet, zeichnete sich durch die glatte Oberflaeche und die Schoenheit des Bruches aus. Unserer Beobachtung zu Folge, so wie jener der Arbeiter, die verschiedene Messerschmied-Waaren daraus verfertigten, war diese Legierung zwar weniger hart, hatte aber viel mehr Koerper; eine Eigenschaft, die sie in allen jenen Faellen, wo Zaehheit eben so [Seite 78] nothwendig ist als Haerte, sehr schaezbar macht. Der hoehere Preis, den die Platinna verursacht, wird die Anwendung dieser Legierung in den Kuensten nicht hindern; denn die hoeheren Kosten werden durch die Vortheile, die sie gewaehrt, reichlich ersezt.

Die Legierungen des Stahles mit Rhodium sind vielleicht die trefflichsten unter allen; allein die Seltenheit des Rhodiums erlaubt keinen sehr allgemeinen Gebrauch derselben. Auch die Legierung mit Osmium und Iridium ist sehr brauchbar; allein aus demselben Grunde im Großen nicht anwendbar. Vielleicht kann man sich aber einst eine hinlaengliche Menge dieser Metalle verschaffen, um feine Instrumente oder Gegenstaende des Luxus daraus zu verfertigen.
...
Um zu sehen, ob der Stahl sich mit der Platinna gehoerig verbunden hat, loest man einen kleinen Theil dieser Legierung in verduennter Schwefelsaeure auf. Die Aufloesung geschieht mit Heftigkeit, und es bleibt ein schwarzer Bodensaz, der aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Eisen und Platinna besteht. Durch Ausgluehen verschwindet der Kohlenstoff und Wasserstoff; man entfernt das gebildete Eisen-Oxid mittelst Kochsalzsaeure, und loest den Ruekstand in etwas Koenigs-Wasser auf. Wenn man mit dieser Aufloesung ein Stuek Glas befeuchtet, und dieses dann mittelst einer Weingeist-Lampe und eines Loethrohres erhizt, so reducirt sich das Platinna-Oxid zu einem metallischen Ueberzuge auf dem Glase.

Die Stahl- und Silber-Legierung wird mittelst sehr verduennter Schwefelsaeure analysirt, in welcher man das ueber bleibende Pulver kochen muß, und nachdem sich dieses zu Boden gesezt hat, kocht man es in concentrirter Hydrochlor Saeure. Das Eisen und das Silber sind nun aufgeloest, und, wenn man diese Aufloesung mit Wasser verduennt, so schlaegt lezteres sich als Silber-Chloruer nieder. Man kann auch das Pulver in Salpetersaeure [Seite 79] aufloesen, und dann mit Hydro-Chlorsaeure und Ammonium niederschlagen.

...Wir haben nur zwei Versuche angestellt. 1600 Gran Stahl wurden mit 16 Gran reinem Chromium in einem der besten Tiegel geschmolzen [Seite 84] und der Hize eines der beßten Windoefen ausgesezt; die Metalle flossen, und man hielt sie einige Zeit ueber im Flusse. Man fand das Korn gut, und es ließ sich gut haemmern; es war zwar hart, zeigte aber keine Neigung zu Rissen; seine Oberflaeche boht, nachdem sie poliert und etwas von schwacher Schwefelsaeure angegriffen wurde, ein krystallinisches Ansehen dar. Nachdem die Krystalle unter dem Hammer verlaengert und die Oberflaeche wieder frisch poliert wurde, erhielt man durch Anwendung von Saeuren eine sehr schoene Damascirung. Bei einem zweiten Versuche, wo man 1600 Gran Stahl mit 40 Gran Chrom legierte, erhielt man ein viel haerteres Korn, als das vorige; es war indessen haemmerbar, wie Eisen, und gab gleichfalls eine sehr schoene Damascirung.
....

Wir mueßen hier noch bemerken, daß die beßte Weise, den Stahl in diesen Legierungen anzulassen, in der Anwendung eines heißen Metall-Bades besteht, das ungefaehr 20 bis 40 Grade (70–100 Fahrh.) ueber der fuer den beßten Gußstahl noethigen Temperatur erhizt ist. Wir mueßen ueberdieß noch wiederholtes Anlassen empfehlen, d.h., das erste, wie gewoehnlich, vor der [Seite 85] ersten Operation zum Polieren; das zweite unmittelbar nach der lezten Politur. Dieses zweite Anlassen wird vielleicht Manchem ueberflueßig scheinen; allein die Erfahrung hat sehr bald gezeigt, daß es hoechst nuezlich ist. Wir haben dieses Verfahren nach der Analogie bei Verfertigung der Uhrfedern gewaehlt.

für 1822 ganz nett, finde ich...
 
nach der theoretischen Info hier die versprochenen Bilder,
zunächst die gehärtete Klinge, heute auf Wassersteinen haarscharf abgezogen, allerdings dauert die Ätzung deutlich länger (Nital) und ist noch nicht so gut zu sehen, im Original zum Glück etwas deutlicher
wootzzeichnung_geh_rtet.JPG

und hier die zweite Klinge, die ich nach dem Härten, wegen der Risses erneut in den Ofen legte und wieder "weich" glühte,
liess sich gut ätzen, zeigt ein deutliches Muster und : ist auch gut scharf
Wootzzeichnung_ungeh_rtet.JPG


fand gerade einen Vergleich zu einer alten Klinge aus Afghanistan hier:
http://www.oriental-arms.com/photos.php?id=130

viel mehr Neues ist noch nicht

Grüße
 
Last edited:
neuen König gebruzzelt

habe für Andreas einen kleinen König aus dem Rennofenmaterial aus Kleinenbremen geschmolzen, wollte gezielt unter 1%C bleiben, hab noch Bilder mit der Kamera gemacht.
Das Teil ist schön grau geworden und hat ziemlich genau 997gr.
Morgen soll, wenn das Wetter es zulässt noch eine Schmelze mir rostträgem Material erfolgen,
angedacht waren etwas über 1kg vom kobaltgebundenem Wallex 20 (2,5%C, 33% Cr, 18% Wo und etwas Si in einem großen Rest Kobaltmatrix) mit 800gr Eisenpulver

nee heute (Sonntag) nix mehr...(Family geht vor, prinzipiell!!!)

hier die neuen Bilder
der Ofen bei über 1600°C,
und man muss ja zwischendurch mal was anderes machen,
Danke an Jörg (The Blade) für den neuen Griff zum Japaner,
wenn der dann mal wieder richtig scharf ist, zeig ich Bildchen

apropo: Jürgen, willste nicht ein oder zwei Bildchen einstellen?
 

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hier noch schnell ein paar Vergrößerungen um die dezente Dendritenstruktur des neuen Königs zu zeigen. War etwas überrascht, dass diese in der Vergrößerung, mittels Lupe, sehr fein zu sehen sind und ich davon ausgegangen war, dass zu wenig C in der Schmelze war um daraus wootzähnliches Material entstehen zu lassen, eben Tiegelstahl...
aber schaut selbst:
 

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außerdem hab ich in der letzten Woche angefangen, zwei Könige auszuschmieden,
nach dem ausführlichen Diffusionsglühen bei etwas über 1200°C
habe ich ca 30 Hitzezyklen ohne Schmieden durchgeführt, bevor ich angefangen habe, die zwei Teile mit dem Hammer zu bearbeiten.
Das Teil, an dem eine Ecke "fehlt" hatte ich am Bremecker Hammer bereits einmal angefangen zu schmieden, dabei ist gleich ein riesen Riss entstanden, an dem das Material zerbröseln wollte, weshalb ich es abgeflext habe. Jetzt scheint es zu gehen:
 

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Hallo Jokke,

nach einem langen Schmiedevormittag am Samstag, ca. 30 x in der Gasesse auf Schmiedetemperatur erhitzt, weichglühen, zumindest griff eine Kettensägenfeile, ein paar Stunden am Bandschleifer konnte ich am Sonntag endlich härten.

Ich bin glücklich über das Ergebnis. Kein Härteriss, das Material ist nicht zerbröselt und kann auch nach dem Anlassen noch Glas ritzen.

Danke für das Material, ein Stück für ein oder zwei Messer habe ich ja noch.

Ich hoffe, wenn die Experten die Klinge betrachten, dass ich nicht zuviel falsch gemacht habe.

Jürgen
 

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Mensch Jürgen,
sieht doch super aus :super:
freut mich für Dich!
Interessant finde ich, dass das Muster wirklich ganz ähnlich ist wie bei meinen Klingen, offensichtlich wird das "Grundmuster" doch bereits im König angelegt und über die Abkühlgeschwindigkeit und damit das Wachstum der Dendriten mit- und vorbestimmt.
Du kannst stolz sein, denn Du warst somit erfolgreicher als zwei andere Mitstreiter :steirer:
bei diesem Material heisst es einfach nur "Geduld", laangsaam und nochmal laangsaam, jede Hektik fällt dann zwangsläufig von Dir ab :D

lieben Gruß
und sieh zu, dass Dich der Wootzvirus auch wieder loslässt :cool:
 
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