Das Aufarbeiten und Härten eines Ambosses ist keine Kleinigkeit, aber auch nicht völlig unmöglich.
Gehen wir mal die Möglichkeiten durch.
Der erste Schritt ist die Sichtkontrolle. Eine aufgeschweißte Bahn ist in der Regel optisch deutlich zu erkennen.
Liegt eine aufgeschweißte Bahn vor, so gilt es festzustellen, ob sie noch gehärtet ist oder- ich frage mich wie- ausgeglüht ist.
Das stellt man durch Überfeilen einer sauberen Kante fest.
Greift die Feile leicht, ist die Härtung dahin und es muß neu gehärtet werden. Dazu später mehr.
Greift die Feile nur mit großem Druck oder kaum, so ist der Amboß hart genug und kann so verwendet werden.
Stellt man durch den ersten Schritt fest, daß keine Bahn aufgeschweißt ist, schließt sich wieder der zweite Schritt-Feilenprobe- an.
Stellt sich dabei heraus, daß keine brauchbare Härte mehr vorhanden ist, ist durch die Funkenprobe zu prüfen, ob das Material härtbar ist.
Das ist so vielfach erörtert worden, daß ich mir hier Ausführungen dazu spare.
Zeigt die Funkenprobe keine Sternchen und damit nicht härtbares Material an, so schließt sich der letzte Behandlungsschritt an: Begießen mit Tränen und Bier.
Wenn die Funkenprobe aber den erhofften Sternchenregen zeigt, steht fest, daß das Material härtbar ist.
Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Fachmann zu rate ziehen und diesen das Härten durchführen lassen-
Das hat den Vorteil, daß der Erfolg einigermaßen sicher ist, der Spaßfaktor allerdings etwas zu kurz kommt.
2. Das Härten selbst probieren.
Ich will nicht sagen, daß dabei der Mißerfolg sicher ist, aber so ganz einfach ist es nicht.
Der Lern- und Spaßfaktor sind dabei allerdings ungleich größer.
Wie sollte man vorgehen ?
Zunächst muß gewährleistet sein, daß man den Amboß sicher unter Kontrolle hat. Hat er die seitlichen Vierkantlöcher, müssen lange und ausreichend starke Stahlstangen darin sicher verkeilt werden, sodaß man den Amboß mit diesen Stangen bewegen und tragen kann.
Sind keine Vierkantlöcher vorhanden, so kann man durch die Löcher für die Hilfswerkzeuge starke Stahlkabel führen und in deren Schlaufen die Tragestangen anbringen. Es gibt dafür sicher noch viele andere Möglichkeiten, es muß aber sichergestellt sein, daß die Konstruktion sicher und haltbar ist.
Es handelt sich hier- wenn ich es recht erinnere- um ein Kinderambößchen von 75 kg. Gleichwohl sollte man das vom Gewicht und von der Wärmeabstrahlung nicht unterschätzen.
Das Feuer braucht auch ein bißchen Überlegung. 4-5 Festmeter Holz sollten schon ausreichen, die nötige Temperatur zu erzeugen. Macht man ein so großes Feuer aber einfach auf der Erde, ist die Hitzabstrahlung unangenehm. Da hilft es auch nichts, die Aktion in der Winterkälte zu machen. Das würde nur dazu führen: "Vorne werschde gebroht, unn hinne klapperschde mit de Zäh".
Das Feuer muß also so eingefasst sein, daß die Wärmeabstrahlung gemindert wird. Das läßt sich mit einfachen Hochlochsteinen machen, durch die man auch recht gut einen wirksamen Zug einstellen kann, oder mit einem passenden Loch in der Erde. Beide Konstruktionen ersparen eine Menge Brennstoff.
Bei dem Loch in der Erde ist eine wirksame Luftzufuhr erforderlich, bei oberirdischen Konstruktionen könnte der natürliche Zug ausreichen.
Der Amboß wird mit der Bahn nach unten in das Feuer gehängt. Er muß nicht bis zu den Füßen auf Härtetemperatur sein. Zwei cm der Bahn gleichmäßig auf Härtetemperatur sollten genügen.
Da der Stahl aller Wahrscheinlichkeit nach untereutektoidisch ist-weniger als 0,8 % C muß man mit der Härtetemperatur etwas heraufgehen, sagen wir mal auf 820 Grad.
Ist die passende Temperatur erreicht, wird der Amboß abgeschreckt.
Wegen der doch nicht ganz zu vernachlässigenden Masse genügen Pinkeln oder ein paar Eimerchen Wasser nicht.
Bei Refflinghaus läßt man angestautes Wasser darüberströmen. Durch die Bewegung des Wassers wird die Abkühlungswirkung erhöht, nicht nur weil immer frisches kaltes Wasser auf den Amboß kommt, sondern weil auch die Dampfblasen-Leydenfrostsches Phänomen- vermieden bzw. weggespült werden.
Sollte die Härtung funktioniert haben, so ist möglichst sofortiges Anlassen angesagt, am besten mit der Restwärme. Sollte an der blankgeputzten Bahn des Ambosses sich Anlaßfarbe zeigen, kann nachgekühlt werden. Da Amboßstähle in der Regel um 0,5-0,6 % C haben, sind sie von sich aus recht zäh und müssen nicht so hoch angelassen werden.
Wenn man sicher gehen will, daß bei der Arbeit keine Kanten splittern, kann auch höher angelassen werden, etwa auf 300-350 Grad.
Hat das alles funktioniert, kommt das Bier zum Einsatz.
Hat es nicht funktioniert und ein melodisches "Pling" zeigt an, daß es Risse gegeben hat, muß wieder das Bier als Balsam für die wunde Seele herhalten.
Es ist übrigens nicht so, daß das Amboßhärten bei den Profis wie das Bretzelbacken geht. Auch bei denen kann es Fehler und böse Überraschungen geben.
Freundliche Grüße
U. Gerfin
Ich habe gerade Beitrag 25 gelesen- Davon kann ich nur abraten. Eine nicht flächig aufgeschweißte Bahn klirrt und springt ab. Da macht es mehr Sinn, überhaupt nichts zu machen und den Amboß "weich" zu verwenden. Er zieht dann halt nicht, wie er sollte, verwendbar ist er aber jedenfalls.
Meine ersten Schmiedeversuche habe ich mit einem 5 kg Gewichtsstein gemacht, den ich auf einem Holzklotz festgeklemmt hatte.
Afrikanische Schmiede arbeiten oft auf winzigen Steckambößchen. Wenn es wirklich am Geld liegt, kannst Du mit vielen einfachen Mitteln arbeiten. Pfusch und "billig" sind aber immer teuer.