Eine interessante Frage. Man sollte dazu schauen, an welchen Messern es üblicherweise
machi gibt. Ich beschränke mich dabei mal auf das traditionelle Trio aus
deba,
usuba und
yanagiba. Das
deba hat zumeist keinen Absatz,
usuba und
yanagiba hingegen schon. Damit scheidet der Erklärungsansatz "dicker Klingenrücken" aus; in der Tat macht die Dicke ein Fehlen des
machi erst möglich, aber dazu später mehr. Das mit der "Keilwirkung" ist ebenfalls nicht schlüssig: zum einen ist es kein Keil, der da wirkt und zum anderen würde der Absatz ja das erneute Hineintreiben in den Griff be-/verhindern. Mit Gleichgewicht kann es vielleicht auch etwas zu tun haben und Tradition spielt mit Sicherheit eine Rolle.
Das Argument mit dem "dicken Klingenrücken" ist - wie schon gesagt - nicht schlüssig, da
deba normalerweise kein
machi haben; die Angel verjüngt sich ohne Absatz. Das Gegenteil ist der Fall: durch ein abgesetztes
machi erfolgt der Übergang zwischen Klinge und Angel stufenweise und weniger abrupt und sorgt so für eine höhere Stabilität bei dünneren Klingen. Es ist sicher möglich, die Klinge soweit einzubrennen, dass der Absatz direkt mit dem Griff abschließt und ich habe auch schon solche Messer gesehen. Das erfordert jedoch sehr viel Erfahrung, damit die Klinge dann auch fest sitzt, zumal die Griffe traditionell nicht vom Schmied selbst gefertigt bzw. montiert werden. Bei der Hochzeit von Klinge und Griff kann einiges schief gehen: der Griff könnte durch ein zu weites Hineintreiben gespalten/gesprengt werden oder das Loch für die Angel könnte zu weit eingebrannt werden, so dass diese keinen ausreichenden Halt mehr hat. Man nimmt daher vermutlich einen kleinen Spalt in Kauf und geht dafür sicher, dass die Klinge 100%ig sitzt - kann man so auch bei einigen historischen Messern aus Skandinavien bzw. Finnland sehen, die eingebrannt wurden und bei denen ebenfalls ein Spalt zwischen Klinge und Griff ist.
Zudem sollte man sich die Verwendung der Messer und die entsprechenden Griffe anschauen. Das
deba ist ein Messer fürs grobe Zerlegen von Fisch; mit
usuba und
yanagiba hingegen verrichtet man eher feinere Arbeiten. Daher hat das
deba einen etwas dickeren Griff für eine bessere Kraftübertragung und die anderen beiden einen dünneren Griff, den man exakter führen kann. Bei den feineren Arbeiten gibt es auch spezielle Schneidtechniken, bei denen man den Mittelfinger an den Übergang zwischen Griff und Schneide legt, um mehr Kontrolle über die Klinge zu haben, bspw. beim Schneiden von
sashimi mit dem
yanagiba oder beim
katsuramuki mit dem
usuba. Damit haben wir eine weitere Erklärungsmöglichkeit für ein abgesetztes
machi: der Zwischenraum zwischen Griff und Schneide wird durch ein breiteres
emoto bzw.
tsukamoto ausgeglichen und ermöglicht eine bessere Kontrolle der Klinge. Manchmal ist dieser Bereich sogar - insbesondere bei teuren Exemplaren - ähnlich einem
finger choil halbrund ausgeformt.
Das
machi dient also sowohl der Stabilität als auch der Handhabung. Man sollte bei Bestellungen beachten, dass in Japan die Klingenlänge von Messern mit
machi ab dem
machi ansonsten ab dem
ago gemessen wird. Den Grund dafür konnte ich jedoch trotz Recherche nicht finden.
Ookami