Besten Dank für die vielen Meinungen zu diesem Thema. Auch ich finde es ganz nett, wenn ein Brötchen nicht immer so genannt werden muss, ist ja eintönig. Aber die Begegnungen im Bäckerladen finden nicht schriftlich statt, und wenn man die so zahlreichen Missverständnisse und Korrekturen im Austausch hier im Forum sieht, kommt einem schon mal die Idee, dass ein möglichst einheitlicher Sprachgebrauch zu deren Vermeidung beitragen könnte. Und Einwände beispielsweise von Sascha, dass alles bereits gesagt worden sei, lasse ich schon für die langjährigen Experten und Profis hier im Hause gelten. Für Neulinge gilt das keineswegs, und mit uns werdet Ihr schon immer und ewig zu tun haben.
Jedenfalls habe ich mithilfe der obigen Beiträge und deren Hinweise folgende überarbeitete Liste der Teilbereiche einer Messerklinge zusammengestellt. Dabei stelle ich mir ein Bild vor, in dem das Messer nach links (natürlich Westen) zeigt und der Rücken oben ist, also im Norden.
1. Spitze (engl. point).
2. Rücken bzw. Rückgrad (engl. spine; in diesem Bild die „Nordwand“, das üblicherweise nicht geschärfte Gegenstück zur Schneidekante; und ja, selbst er braucht einen Namen).
3. Blatt (die üblicherweise größeren Flächen beidseits der Klinge, beginnend mit dem Rücken und nach Süden verlaufend, auf der z. B. ein Firmenlogo zu finden wäre).
4. Fehlschärfe bzw. das Ricasso (engl. ricasso; ein nicht geschliffener Teil der Klinge beginnend direkt westlich des Griffs; eine Fehlschärfe ist erst dann als solche zu bezeichnen, wenn sie eine Funktion erfüllt, z. B. dort, wo ein Daumen auf einem ungeschärften und wenig verletzungsträchtigen Teil der Klinge ruhen könnte, um mehr Druck beim Schneiden auszuüben; vgl. bitte die Definition bei Wikipedia, deutsch und englisch, die dieser entspricht).
5. Falsche Schneide bzw. Schor (ein angeschliffener, jedoch nicht scharf geschliffener Bereich einer Messerklinge, meist an der Südkante zwischen der geschärften Wate und dem Griff; vgl. bitte Wikipedia: Fehlschärfe).
6. Fase (engl. grind; die Flächen beidseits der Klinge, die beim Schleifen den Hauptkontakt zum Stein haben, also die hauptsächlichen Angriffsflächen eines Schleifsteins).
7. Wate (engl. edge; die Schneidekante und nur die Schneidekante ist damit gemeint, das, was als Erstes die Haut einer Tomate durchtrennt).
8. Schneide. Ich schlage vor, diesen Begriff für den Bereich zu reservieren, der Fase und Wate gemeinsam umfasst, also beides zusammen, was ohnehin oft im Sprachgebrauch vorkommt. Das macht dann einen Sinn, wenn von einem Grad an der Schneide die Rede ist, der mithilfe eines Wetzstahls begradigt wird. Solche Unregelmäßigkeiten betreffen nicht immer ausschließlich die Schneidekante, sondern auch einen Teil der Fase.
Ich weiß, man kann auch andere Bereiche ausfindig machen, wie „blood grooves“ bei Jagdmessern. Für heute genügt mir diese Liste.
Widersprüche, ja selbst Klagen des Duden-Verlags, werden mit Gelassenheit entgegengenommen.
Gruß
MPS