Man muß es immer wieder betonen: Wenn man sich kompetent über die Eigenschaften korrosionsbeständiger Messerstähle informieren will, sollte man die Ausführungen von Verhoeven durchlesen.
Da wird nicht geschwätzt, sondern begründet.
Es handelt sich allerdings um ca. 200 Seiten auf Englisch.
Deshalb hier eine Kurzbeschreibung, wobei ich mir die Aufzählung der Legierungselemente erspare-man kann sie im Stahlschlüssel nachlesen.
Die Stahleigenschaften werden durch den C- und Chromgehalt bestimmt.
Sie sind am ehesten mit dem 1.4034 zu vergleichen. 1.4116 ist als Ergänzung zum 1.4034 in die Palette der industriellen Messerhersteller aufgenommen worden, weil er etwas bessere Korrosionsbeständigkeit hat, was am Anfang der Entwicklung der korrosionsbeständigen Messerstähle weniger Bedeutung hatte, nach dem Aufkommen und dem Mißbrauch der Spülmaschinen aber wichtiger wurde. Dies wurde durch den erhöhten Chromgehalt und zusätzlich durch die Spritzer Molybdän und Vanadium erreicht, die C in Karbiden binden, also wie eine Erhöhung des Chromgehalts wirken.
Sehr ausführliche Abhandlungen über die Eigenschaften der beiden Stähle findet man bei Esselborn und Stüdemann.
Wenn ich die Frage richtig verstehe, soll aus der Stellung zwischen 1.4112 und 1.4125 geschlossen werden, daß der Stahl auch in den Eigenschaften zwischen diesen beiden Stählen liegt ??????.
Dazwischen liegt z.B. auch Stahl 1.4113 mit ca 0,06 % C. Daß der mit den beiden andern Stählen in keiner Weise vergleichbar ist, liegt wohl auf der Hand.
Zur konkreten Frage: 1.4116 hat weder mit 1.4112 noch mit 1.4125 große Ähnlichkeiten. Bei beiden handelt es sich um ledeburitische Stähle mit unvermeidlichen Riesenkarbiden. Sie sind bei relativ stumpfer Klinge ungleich verschleißfester als 1.4116 und Konsorten, die aber auch trotz ihres scheinbar niedrigen C-Gehalts übereutektoidisch sind.
Zur Erinnerung: Legierungselemente wie Chrom verringern den Platz, der für den Kohlenstoff im Austenit zur Verfügung steht und wirken daher wie eine Erhöhung des C-Gehalts.
1.4116 wie auch 1.4034 entsprechen daher in der Verschleißfestigkeit einem unlegierten Stahl mit ca. 0,8 % C, obwohl sie wegen des Restaustenits bei weitem nicht so hart werden wie ein solcher Stahl.
Kurz ein Wort zur praktischen Erfahrung: Meine Mutter hatte für irgendwelche Bonuspunkte beim Einkaufen ein Messer von Zwilling in einer angenäherten Santokuform bekommen und hat es mir "geschenkt"-zu deutsch- sie wollte es selbst nicht haben.
Es ist billig gemacht, knapp 2 mm Klingenstärke durchgehend mit Flacherl, vorn mit einem recht derben Anschliff versehen.
Nachdem ich den ersten Abscheu überwunden hatte, habe ich es dünner und ballig ausgeschliffen und jetzt schneidet es ganz vorzüglich. Es läßt sich natürlich weder mit meinen Dreilagenklingen noch mit meinen Damastklingen vergleichen. Es wird nicht ganz so extrem scharf und ist empfindlicher. A b e r :Es tut seine Dienste in beeindruckender Weise, ist leicht nachzuschärfen und wird von mir im Alltag gerne benutzt.
Mit Messern aus diesem Stahl kann man bei Laien nicht protzen, beim Fachmann kann man damit andeuten, daß man Sinn für vernünftige Kompromisse hat.
Freundliche Grüße
U. Gerfin