Hat jemand Erfahrung mit 1.4116 ?

Amphibian

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Hallo Leute ,

Hat jemand von euch Erfahrungen gesammelt in der Praxis ?.
Ich meine keine Küchenmesser ! sondern Folder und Fiexd außerhalb den vier Wänden :steirer: .
Wie schlägt sich dieser Stahl beim gebrauch ? Hält er lange die schärfe (in etwa wie Aus8)?. Ausbrüche ? .

würde gerne ein paar Meinungen hier einholen:)
 
der 1.4116er ist laut Papierform in Etwa in der "Liga" 440A bzw. AUS6 einzustufen, die liegen allesamt irgendwo in der niedrigen 1.41er Stahlschlüssel-Gruppe bzw. wären dort einzuordnen - siehe auch http://www.messerforum.net/showthread.php?t=22792
Und diese Stähle geben sich in der Praxis deshalb auch nicht wirklich viel; da sind die Legierungstoleranzen manchmal höher...

In der Praxis ist dieser Stahl nicht ohne Grund zum Lieblingsstahl der Solinger Messerhersteller geworden - recht geringe Ausbruchanfälligkeit, eher ein Umklappen bei Überlastung der Schneide, gut schärfbar, aber nicht allzu schnitthaltig - eben genau so, wie mans auch von den Solinger Küchenmessern gewohnt ist. Und somit eher für größere Messer prädestiniert, als für kleinere, filigrane Folder, denen ein eher härterer Stahl gut zu Gesicht steht.

-ZiLi-
 
Danke ZiLi ,

Diesen Beitrag habe ich auch schon gelesen .Dachte mir das er in der 440 A/B angesiedelt ist ! .

Also könnte man sagen für große Messer (Outdoor) ist der Stahl OK , sehr Rosträge und biegsam, aber ich darf keine Wunder erwarten was die Schnitthaltigkeit angeht !Ok läßt sich wohl leicht schärfen....

Habe mir den CRKT Katalog 2008 runter geladen und Festgestellt das sie immer mehr Folder und Fixed aus 4116 machen.....und weniger mit AUS8.:confused:
 
Also dirket vergleichbar würde ich nicht sagen. Er erreicht eine wesentlich höhere Druckschärfe als 440A/AUS6 und auch als AUS 8, mit dessen Schnitthaltigkeit er sicherlich mithalten kann. Allerdings ist er als eher zäher Stahl mit nicht sonderlich hoher Härte rein von der Stabilität her (Hebeln, ...) dem AUS8 sicherlich unterlegen.

mfg, stubenhocker
 
Hallo

Erfahrungen haben sicherlich viele hier ohne es zu wissen. Der 1.4116 ist nach dem 1.4034 der korrosionsarme Standardstahl bei Solinger Messern und das nicht nur im Küchenbereich.
Meine Erfahrungen mit 1.4116 stammen allerdings Größtenteils, außer bei einem alten Puma, aus dem Bereich Fabrikküchenmesser :
Erreichbare Schärfe o.k. bis gut, die Schnitthaltigkeit, aber das ist wohl größten Teils auf die wärmebehandlungsbedingte geringe Härte von geschätzten 54-56HRC zurück zu führen, nicht wirklich gut aber dafür leicht zu schärfen und Ausbrüche sind bei der geringen Härte auch selten.
Bei einer weniger auf Sicherheit ausgelegten Wärmebehandlung, mit Cryobehandlung, ergibt das sicher ziemlich scharfe, korrosinsarme Outdoor-Messer mit einer halbwegs ordentlichen Schnitthaltigkeit wenn auch man in Richtung Abriebfestigkeit nicht zu viel erwarten darf und bei einer angepassten Geometrie sicher auch stabil genug.


Viele Grüsse Ulf
 
Mit dem Stahl habe ich Erfahrung. Ich habe daraus einen Dolch gefertigt, natürlich für die Vitrine und nur zum Anschauen. Der Stahl läßt sich gut bearbeiten, polieren etc. ist also für den Zweck absolut O.K!

:hehe:

OT gelöscht
 
Last edited by a moderator:
Ich habe seit zwei Jahren ein Poket Bushman aus dessen Klinge auch aus 1.4116 ist.

Ich bin eigentlich was die Alltagstauglichkeit angeht begeistert.
Wird schnell ziemlich scharf , o.k die Standzeit ist nicht die Beste.
Aber es ist nun mal auch kein Wolframlegierter Werkzeugstahl.
 
Man muß es immer wieder betonen: Wenn man sich kompetent über die Eigenschaften korrosionsbeständiger Messerstähle informieren will, sollte man die Ausführungen von Verhoeven durchlesen.
Da wird nicht geschwätzt, sondern begründet.
Es handelt sich allerdings um ca. 200 Seiten auf Englisch.
Deshalb hier eine Kurzbeschreibung, wobei ich mir die Aufzählung der Legierungselemente erspare-man kann sie im Stahlschlüssel nachlesen.

Die Stahleigenschaften werden durch den C- und Chromgehalt bestimmt.
Sie sind am ehesten mit dem 1.4034 zu vergleichen. 1.4116 ist als Ergänzung zum 1.4034 in die Palette der industriellen Messerhersteller aufgenommen worden, weil er etwas bessere Korrosionsbeständigkeit hat, was am Anfang der Entwicklung der korrosionsbeständigen Messerstähle weniger Bedeutung hatte, nach dem Aufkommen und dem Mißbrauch der Spülmaschinen aber wichtiger wurde. Dies wurde durch den erhöhten Chromgehalt und zusätzlich durch die Spritzer Molybdän und Vanadium erreicht, die C in Karbiden binden, also wie eine Erhöhung des Chromgehalts wirken.
Sehr ausführliche Abhandlungen über die Eigenschaften der beiden Stähle findet man bei Esselborn und Stüdemann.

Wenn ich die Frage richtig verstehe, soll aus der Stellung zwischen 1.4112 und 1.4125 geschlossen werden, daß der Stahl auch in den Eigenschaften zwischen diesen beiden Stählen liegt ??????.
Dazwischen liegt z.B. auch Stahl 1.4113 mit ca 0,06 % C. Daß der mit den beiden andern Stählen in keiner Weise vergleichbar ist, liegt wohl auf der Hand.

Zur konkreten Frage: 1.4116 hat weder mit 1.4112 noch mit 1.4125 große Ähnlichkeiten. Bei beiden handelt es sich um ledeburitische Stähle mit unvermeidlichen Riesenkarbiden. Sie sind bei relativ stumpfer Klinge ungleich verschleißfester als 1.4116 und Konsorten, die aber auch trotz ihres scheinbar niedrigen C-Gehalts übereutektoidisch sind.
Zur Erinnerung: Legierungselemente wie Chrom verringern den Platz, der für den Kohlenstoff im Austenit zur Verfügung steht und wirken daher wie eine Erhöhung des C-Gehalts.

1.4116 wie auch 1.4034 entsprechen daher in der Verschleißfestigkeit einem unlegierten Stahl mit ca. 0,8 % C, obwohl sie wegen des Restaustenits bei weitem nicht so hart werden wie ein solcher Stahl.

Kurz ein Wort zur praktischen Erfahrung: Meine Mutter hatte für irgendwelche Bonuspunkte beim Einkaufen ein Messer von Zwilling in einer angenäherten Santokuform bekommen und hat es mir "geschenkt"-zu deutsch- sie wollte es selbst nicht haben.
Es ist billig gemacht, knapp 2 mm Klingenstärke durchgehend mit Flacherl, vorn mit einem recht derben Anschliff versehen.
Nachdem ich den ersten Abscheu überwunden hatte, habe ich es dünner und ballig ausgeschliffen und jetzt schneidet es ganz vorzüglich. Es läßt sich natürlich weder mit meinen Dreilagenklingen noch mit meinen Damastklingen vergleichen. Es wird nicht ganz so extrem scharf und ist empfindlicher. A b e r :Es tut seine Dienste in beeindruckender Weise, ist leicht nachzuschärfen und wird von mir im Alltag gerne benutzt.

Mit Messern aus diesem Stahl kann man bei Laien nicht protzen, beim Fachmann kann man damit andeuten, daß man Sinn für vernünftige Kompromisse hat.

Freundliche Grüße

U. Gerfin

Nun den Ausführungen von Ulrich ist aus Stahlseite nichts hinzuzufügen. Ich möchte jedoch nicht versäumen das Thema um die Angesprochene Geometrie nochmals zu betonen.

Im Großen und ganzen ist die Stahldiskussion und die Frage seiner Wärmebehandlung zwar wichtig aber kaum was Wert wenn man nicht die Geometrie auch mit einbezieht. Ich halte diese aus Erfahrung wichtiger als die Werkstofffrage. Die Teilnehmer meiner Schärfkurse können das glaube ich recht gut bestätigen.

1.4116 ist wie Ulrich schon schreibt der Standardstahl der Solinger Klingenindustrie. Er wird millionenfach verarbeitet zu Klingen. Vom Grundprinzip her wäre er in der Lage durchaus feine Schneiden gut zu halten Voraussetzung ist allerdings die korrekte Wärmebehandlung. Und hier wird teilweise massiv geschlampt, aus Unkenntnis falsch oder aus Kosten-Gründen unzureichend behandelt. Auch liegen oft erhebliche Zugeständnisse an die "moderne" Klingenfertigung zugrunde, sodass ich es noch nicht gesehen habe, dass man mehr als 56-57 HRC (meist noch mit viel Restaustenit drin) aus dem Stahl herausbekommen hat, obwohl er ca. 60HRC könnte. Das führt dann natürlich zwangsweise zu niedriger Schneidkantenstabilität.

Damit sind auch die Ausführen der Schneidenwinkel und die Dicke des Ausschliffes an der Warte, mit gut 45° und weit über 0,4mm, alles andere als einem Leistungsgedanken folgend. Die Daten folgen der angesprochenen Missbrauchstauglichkeit und der Angst der Hersteller von zu viel Reklamationen.

Aber genau da liegt die Leistung begraben. Und es ist schade dass man da den Japanern nicht Paroli bietet und die alten "singenden Klingen aus Solingen wieder in den Markt bringt.

Fazit: Der Stahl kann durchaus einiges leisten, wird aber aus verschiedenen Gründen nicht voll in seine Fähigkeiten geführt. Wie Ulrich bereits sagte, ist die Einteilung zwischen 1.4125 und 1.4112 falsch

was soll noch dazu gesagt werden?

Grüße Willy
 
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