Lederfarben selbst herstellen?

robbytobby

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Hallo Zusammen,

mein Problem ist, dass ich die üblichen Lederfarben alle zu teuer finde.
Dazu kommt, dass dieses teure Zeug auch noch die ausgesprochene Neigung hat, einzudicken, wenn das Behältnis einmal geöffnet wurde, weil das Lösungsmittel schnellflüchtig ist. Die Behälter sind einfach nicht dicht. Auch beim Transport kann es Probleme geben. Ich habe auch im Urlaub schonmal Scheiden gemacht und habe die Lederfarben mitgenommen, mit dem Ergebnis, dass der Karton, in dem ich sie transportiert habe, vollkommen versifft war. Sonst Gott-sei-Dank Nichts.

Jetzt zur Frage.

Hat hier schonmal jemand Alkoholbeizen für Holz benutzt und mit welchem Ergebnis?

Ich meine die kleinen Pigmenttütchen, die man selbst auflösen muss.

Mich interessieren keine Transport-Tips und kein Hörensagen.

Wenn also jemand etwas weiß, wäre ich sehr dankbar.
 
Also die Lederfarben, die ich bisher von Stefan Steigerwald gekauft habe

- sind nicht teuer
- dicken nicht ein
- werden in dicht schließenden Flaschen verkauft.

Also was?

Wenn Du unbedingt was selber machen willst, kann ich zumindest für dunkelbraun und schwarz mit zwei sehr, sehr klassischen Rezepten weiterhelfen: in Wasser gekochte Walnuß-Schalen (die weichen, nicht die harten) geben ein schönes Dunkelbraun und Stahlwolle in Essig (Eisenacetat) macht Leder nachtschwarz.

Achim
 
Hallo Achim,

die Steigerwald-Farben kenne ich auch.
M. E. decken die aber nicht so gut, bei mir waren
jedenfalls deutlich mehr "Durchgänge" nötig, als mit Fiebig.
Die Behälter sind dicht, das ist OK. Aber so richtig zufrieden
war ich damit auch nicht.

Ich habe im letzten Jahr Walnüsse gesammelt und die grünen Außenschalen mit Alkohol versetzt.
Bei einem Stück Walkleder mit Spieß ergibt das einen wunderschönen Braunton. Bei einem Anderen einen leichten Grau-/Grünton.
Also ziemlich unterschiedlich und deshalb nur eingeschränkt zu gebrauchen.

Na, werde ich mal warten, bis Herbst ist und wieder sammeln.

Den Trick mit der Stahlwolle kannte ich noch nicht, das werde ich
mal versuchen.

@ Alle

Hat denn doch vielleicht jemand Erfahrung mit Alkoholbeizen?
 
Hat denn doch vielleicht jemand Erfahrung mit Alkoholbeizen?

Moin.

Nö, aber mit in Wasser gelöster Beize von Clou.

Ich musste neulich ein paar schwarze Gürtel machen und hatte nicht genug Tieger-schwärze da. Also habe ich ganz normale selbstanzurührende kratzfeste Beize genommen.

Am nächsten Tag waren die Riemen trocken und haben beim Fetten noch ein bisschen Farbe abgegeben. Seit dem ist gut.
Diese Beize geht auch genauso schlecht wieder von den Fingern wie Fiebig:D

Gruß

chamenos
 
Hallo robbytobby,

ich hab die gleichen Erfahrungen wie chamenos gemacht.
Billig, gut mischbar und, nach dem wachsen, beständig.
Allerdings hab ich einige Färbdurchgänge gebraucht, bis die Oberfläche gleichmäßig gefärbt war.

Schöne Grüße, Jens
 
@ Gerd Sch.:

Hast du Erfahrung mit den Farben von Lederkram? Wie oft muss man färben, für einen gleichmäßigen Farbton?

Grüße,
Markus
 
@ Chamos

Guter Hinweis, ich wollte an die wasserlöslichen nicht so richtig ran.
Aber wenn Du sogar Gürtel damit einfärben konntest, ohne dass sie
nachträglich noch abfärben, scheint das ja OK zu sein.
Das werde ich auch versuchen. Danke!

@ Gerd

Bei denen habe ich vorgestern 4 Farben bestellt und schwupps waren 30 EUR weg, obwohl sie "preiswert" sind. Ich bin halt auf der Suche nach Alternativen, die funktionieren und günstig sind.

@ Alle

Jetzt bin ich schon ein ganzes Stück weitergekommen, aber zu den Alkoholbeizen hat noch niemand etwas gesagt.

Weiß da Keiner mehr?
 
@ Gerd Sch.:

Hast du Erfahrung mit den Farben von Lederkram? Wie oft muss man färben, für einen gleichmäßigen Farbton?

Grüße,
Markus

Ich habe bis jetzt meine Scheiden immer nur mit Fett oder Öl behandelt, da ich lieber die natürlichen Brauntöne habe. Schwarz auch nur in seltenen Fällen mit Wasserbeize.

Gerd
 
Hallo

Das mit der Stahlwolle in Essig wollte ich gerne einmal ausprobieren.

Habe einen kleinen Bausch feine Stahlwolle mit Essig bedeckt und warte

nun seit 3 Tagen ob eine Reaktion stattfindet.

Aufgelöst hat sich noch nichts,an einem Stück Testleder gabs noch keine

Färbung.Nur der Geruch hat sich geändert.Riecht jetzt nicht mehr nur nach

Essig,sondern wie ein Glas mit Rollmops.

Wie lange könnte das dauern,bis sich Eisenacetat bildet?


Gruß William
 
Hallo William,

ich habe das mal gemacht und mehrere Wochen stehen lassen. Zwischendurch habe ich immer mal wieder geschüttelt. Irgentwann hatte ich eine fast schwarze Flüssigkeit, die Leder und Holz gut färbt. Allerdings kann ich damit kein tiefes Schwarz erziehlen. Das Holz (Buche) wird dunkelbraun und das Leder fast schwarz. Ich nutze es hauptsächlich um die Buchenholzgriffe meiner Herder Messer zu beizen.

Tschüss
Tobias
 
.....aber zu den Alkoholbeizen hat noch niemand etwas gesagt.....

Der Alkohol entzieht dem Leder "lebenswichtige" Fette, dadurch wird es ziemlich spröde und neigt leicht zum Brechen. Färben lässt es sich damit gut, die Nebenwirkungen sind aber nicht zu vernachlässigen...


...so, jetzt hat jemand was zu den Alkoholbeizen gesagt...


Badger

:)
 
Hallo Badger,

mhmm, das macht mich ein wenig stutzig, soweit ich weiß sind die mit am meisten benutzten Farben die von Fiebig und die sind auf Alkoholbasis. Ich meine auch, dass die Farben von Steigerwald auf Alkohol basieren.

Ich wüsste jetzt auch nicht, wie sie dem Leder noch Fett entziehen sollten, Schließlich wird das Leder darin ja nicht "gebadet". Mag sein, dass Fette - sofern nach dem Gerben überhaupt noch vorhanden - angelöst werden. Der Alkohol verfliegt allerdings innerhalb kurzer Zeit und dabei nimmt er das Fett ja wohl nicht mit.

Na und die Vorgehensweise Leder unter Benutzung von Spiritus zu formen und zu bearbeiten, wie manche es auch machen, wäre dann vollkommen abwegig?

Mir ging es jetzt auch nicht um den Alkohol, da fühle ich mich auf der sicheren Seite, sondern eher um die Qualität der Beizen. Es kommt ja wahrscheinlich auf die Feinheit der verwendeten Pigmente an.
Ich denke, irgendwann muss ich mir die Zeit nehmen es auszuprobieren.
Hätte ja sein können, dass doch jemand etwas weiß.
 
.....soweit ich weiß, sind die mit am meisten benutzten Farben die von Fiebig und die sind auf Alkoholbasis. Ich meine auch, dass die Farben von Steigerwald auf Alkohol basieren.

Ich wüsste jetzt auch nicht, wie sie dem Leder noch Fett entziehen sollten, schließlich wird das Leder darin ja nicht "gebadet". Mag sein, dass Fette - sofern nach dem Gerben überhaupt noch vorhanden - angelöst werden. Der Alkohol verfliegt allerdings innerhalb kurzer Zeit und dabei nimmt er das Fett ja wohl nicht mit.

Na, und die Vorgehensweise, Leder unter Benutzung von Spiritus zu formen und zu bearbeiten, wie manche es auch machen, wäre dann vollkommen abwegig?....
Nach meiner Erfahrung hast Du mit allen Deinen Einlassungen Recht; genau so sehe ich das auch. Es gibt allerdings halbfett- und fettgegerbtes Leder (Sämisch-Leder), die die Alkoholbeizen nicht gut annehmen und natürlich auch nicht spröde werden. Bei allen anderen Ledersorten, die ich bisher verwendet habe, gab es mit der Lederfarbe von Stefan Steigerwald niemals Probleme; selbst der Auftrag mit dem Pinsel brachte eine streifenfreie Deckung. Angenehm fand ich, dass diese Farben so dosierbar sind, dass auch zartere Tönungen gut gelingen.

Übrigens wird hochwertiges Leder durch den Alkohol auch nicht spröde, habe ich festgestellt.

Die Vermutung, dass die Feinheit der Pigmente entscheidend sein könnte für deren Verwendbarkeit als Lederfarben, teile ich. Da die "Tütchen"-Holzbeizen recht preiswert sind, könnte man sogar ein paar Versuche machen, ohne sich finanziell zu ruinieren.

Ich würde dabei auch einen Versuch mit Kunstmalerpigmenten machen, die man fein gemahlen bekommen kann.

Gruß

sanjuro
 
Ich verwende schon immer Lederfarben von Fiebing und auch die sog. Spritusbeizen (Spritzbeize) und wusste aber auch schon von Anfang an, die Probleme des Lederbrechens zu umgehen: Noch auf die "nasse" Oberfläche packe ich eine passende Menge gutes Sattelfett und massiere dieses ins Leder ein. überschüssiges Fett wird abgewischt.
Vielleicht liegt es auch daran, daß ich nicht nur die Oberfäche anpinsele, sondern auch die Farben ordentlich auftrage und auch das Leder etwas in die Tiefe färbe, so daß leichte Kratzer nicht nicht gleich sichtbar werden.

Nach meiner Erfahrung hast Du mit allen Deinen Einlassungen Recht; genau so sehe ich das auch. Es gibt allerdings halbfett- und fettgegerbtes Leder (Sämisch-Leder), die die Alkoholbeizen nicht gut annehmen und natürlich auch nicht spröde werden.
Sämisch gegerbtes Leder ist eine Trangerbung, bei der der Tran mit einer Art "Hammerwerk" in das Leder eingewalkt. (klickst Du Hier) Durch seine Eigenschaft Wasser hervorragend aufsaugen zu können (Fenster- bzw. Autoleder) nimmt Sämischleder hervorragend wasserflüssige Farben an und lässt sich problemlos durchfärben. Allerdings werden in der traditionellene Färbweise i.d.R. Erdfarben auf die Oberfläche gebürstet.

Als fettgares Leder wird i.d.R. Leder bezeichnet, das nach dem Gerben in Eichlohe (lohgares Leder) noch komplett mit Fett durchgearbeitet wird um es wasserundurchlässig zu machen (Juchtenleder)

Übrigens wird hochwertiges Leder durch den Alkohol auch nicht spröde, habe ich festgestellt.
Wie schon erwähnt, vielleicht verwende ich zuviel von der Farbe....

Die Vermutung, dass die Feinheit der Pigmente entscheidend sein könnte für deren Verwendbarkeit als Lederfarben, teile ich. ...
...Ich würde dabei auch einen Versuch mit Kunstmalerpigmenten machen, die man fein gemahlen bekommen kann...
Da die Pigmente im Normalfall aus Mineralien durch feinste Mahlungen gewonnen werden, können diese Pigmente normalerweise auch nicht in das Leder einziehen, sondern bleiben nur auf der Obefläche haften und lassen sich dort relativ wieder abwischen. Die Farben der Kunstmaler die mit diesen Pigmenten hergestellt werden haben spezielle Haftmischungen unter die dann die Pigmente gemischt werden. Diese Haftmischungen können auf Eiweißbasis oder Harzen hergestellt werden. Gut beraten ist man hier bei Kremer
Lederfarben haben in der Regel keine Pigmente im herkömmlichen Sinne sondern sind Farben, bei denn die Farbstoffe in Lösung mit dem Lösungsmittel gegangen sind. Beim Auftragen dringen die Farbstoffe mit dem Lösungsmittel ins Leder ein und beim Verdunsten des Lösungsmittels bleiben dann die Farbstoffe zurück.

Badger
 
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