Gotlandbeil - wie nun?

RenoRulez

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Hallo Leute

Neulich war ich wieder einmal unterwegs auf diversen Websiten von Shops, die Messer und andere Werkzeuge verkaufen.

Da ist mir das Gränsfors Gotlandbeil untergekommen:

http://www.dick.biz/cgi-bin/dick.storefront/DE/Product/701582?PID=DW

Habe selten sowas schönes erlebt. Mir hat´s das Teil total angetan :lechz:

Da der Preis für mich ein unüberwindbares Hinderniss darstellt, muss sowas selber gemacht werden.

Ich habe mich da schon im "Kunst des Schmiedens" schlau gemacht.

Ich gehe vom Arbeiten mit Zuschläger aus, diese Flachstahl-Falterei ist irgendwie nicht mein Fall...

Laut Herrn Bergland benötigt man ja einiges an Werkzeug dazu:

- 3 Dorne zum Aufweiten des gemeißelten Loches
- ein Haltewerkzeug, das man ggf. in´s Ambossloch stecken kann
- Ballhammer um den Schneidenteil abzusetzen

Alle 3 Werkzeuge sind nicht vorhanden. Haltewerkzeug zu bauen wird denke ich nicht schwer, E-Schweißgerät sei Dank. Einen Ballhammer könne ich bestimmt auch auftreiben.

Die Dorne sind das Problem. Erstmal sollte ich wissen, welches Material von Nöten ist - ich dachte St37 sollte reichen, oder?
Vielleicht kann mir auch jemand mit der Größe und genauen Form behilflich sein, beim Bergland sieht man sie ja abgebildet, recht vorstellen kann ich´s mir nicht. Fotos?

Und dann die wichtigste Frage: Ich will die Schneide einschweißen, soll ich den Grundkörper aus ST37 in passender Dimension machen, und die Schneide aus wegen mir 2550 ? C60? C75?
Das Teil soll eher zum Anschauen werden, aber dennoch sollte es ja auch was "taugen".

Vielleicht finden sich ja ein paar Beil-und-Axtschmiede ein.


Ein paar Beiträge dazu gab´s ja schon, was ich bis jetzt rausgelesen habe:

- Intressante Tätigkeit, aber ohne Zuschläger recht mühsam
- Härten, in sofern man nur den Schneidenbereich eintaucht, nur in Wasser, der Brandgefahr wegen

Ich hoffe einfach, dass sich hier ein Dialog um´s Beil-und-Axschmieden entwickelt und ein paar Tips rum kommen, von denen ich noch nichts weiß.

Ich danke euch
grüße
reno
 
Für die Dorne gehört sich auf jeden Fall was in Richtung C45. Als Schneidenstahl würde ich den C75 nehmen.
mfg
Moritz
 
Guten Morgen

Also c45 empfinde ich als zu schwach vorallen weil die Dorne gerne mal das Glühen anfangen.
Sollte kein augesprochener Warmarbeitsstahl zu bekommen sein sind Spiralfedern wohl das Beste.
Den zweiten Mann kann man sich sparen wenn man das Blatt in einen Schraubstock (der ggf um 90° verdreht angebracht wurde) einspannt und das Eisen auf einer Lochplatte oder zumindest einer Platte mit Loch aufliegt.
Da muss man sich halt was basteln.

Die Dorne sollten aber schon ein bisserl länger ausfallen weil es da gerne mal unangenehm warm wird.
Ich würde dir empfehlen erst mal nen Satz Aufdornhämmer zu schmieden oder zu kaufen, die nehmen dir einiges an Arbeit in Zukunft ab.

Servus
 
Hallo,

Vor ziemlich genau einem Jahr gabs hier in Luxemburg, ein Axtschmiedetreffen, dem auch H.Bergland mit seinem Zuschläger Ovind Clausen beiwohnte.
Die beiden haben während ein paar Tagen das Schmieden einer Axt vorgeführt, mit eingeschweisster Schneide.
Ich habe die ganze Aktion detailliert,inclusive Härten per Videocamera gefilmt.
Genauso das schmieden eines Beils von einem anderen Schmied.
Dieser stellte es nach einer anderen Methode her.
Wenn ich einen kennen würde der diese Videoaufnahme digitalisieren Könnte, würde diese Aufnahme gut hier im Forum machen.
Ich könnte sie dir allerdings auch erstmal auf Videoband kopieren und Zuschicken, kann aber etwas dauern.?
übrigens ist dieses Jahr ebenfalls wieder ein Schmiedetreffen auf
Burg Bourscheid angesagt am 22-23September Thema Werkzeug,Waffen und Fabelwesen.




Gruss unsel
 
Liebe Puristen, bitte entschuldigt, aber warum nicht z.B. eine Wetterlings Zimmermannsaxt zum Gotlandbeil umschmieden/umschleifen? Ich denke das spart bei gutem Ergebniss eine Menge Arbeit.
 
Also das mit dem Video wäre ja eine richtige Bereicherung für´s Forum.

Wenn man MIR eine gute Kopie schicken würde, könnte ich´s meinem Onkel weitergeben, der es digitalisieren könnte (SVCD) und ich könnte es dann ja noch weiter komprimieren...

Was war das für ne Videokamera? Zufällig ne Hi8? Dann könnte ich´s direkt über Firewire saugen, habe nämlich so eine da :super:

Zum Kernthema:

Schon mal gut zu hören, bzw zu wissen, dass Eisen dann wohl nichts ist für die Dorne.
Ich habe weder die Ahnung von Warmarbeitsstahl noch eine Bezugsquelle. Ja okay, Stahlschlüssel - aber da gibt´s auch viele verschiedene.

Okay, dann werde ich erstmal das nötige Werkzeug herstellen.

Für weitere Tips, Bilder vom Werkzeug etc bin ich immer dankbar!

Und umschmieden? Nanana wer macht denn sowas? *wurde das hier nicht schon mal genannt*? :D

Grüße und danke
reno
 
Doch es ist eine Canon Hi8, dann schicke ich dir eine Kopie, wäre nett wenn du den Film hier ins Forum setzen würdest.

Danke unsel
 
Der Film von Oyvind und Havard wird sicher die meisten Fragen beantworten. Deshalb hier nur ein paar kleine Tips: Wenn man alles von Anfang an machen will, ist ein einfacher Baustahl als Grundmaterial vernünftig. Für die Schneide ist C 75 vorzüglich. Je nach dem Einsatzzweck kann man noch variieren- für eine Fällaxt mit dünnem Blatt ist die Stahlwahl heikler, als für eine derbe Spaltaxt.
Für den Arbeitsvorgang ist es günstig, sich eine Haltefeder für den Amboß zu machen. Das ist einfach eine kräftige Feder in der Form ähnlich wie ein Fragezeichen. Das untere Stück kommt ins Amboßloch und wird dort hineingeschlagen. Dadurch bekommt es Spannung und klemmt auf der andern Seite das Material auf dem Amboß fest. Wenn man zu zweit arbeitet, kann man auf diese dritte Hand verzichten.
Zum Formen des Ohrs ist es am einfachsten, den späteren Axtkopf am Anfang und Ende des Ohrs zu durchbohren. Damit ist Anfang und Ende sauber festgelegt.
Zwischen den aufgebohrten oder durchgedornten Löchern wird dann mit einem Meissel durchgetrennt. Havard hatte, als ich ihn das letzte Mal sah, einen erstaunlich schlanken und flachen Meissel aus Schnellarbeitsstahl. Das hat den Vorteil, daß kurzes Erwärmen auf 600 Grad die Härte nicht beeinflußt. Ich würde einen solchen Meissel ohnehin zur Verbesserung der Zähigkeit auf 600-620 Grad anlassen. Die modernen lufthärtenden Meissel aus Chrom-Vanadin-Stahl sind ebenfalls gut geeignet und eine billige und sichere Alternative. Die Meissel müssen unbedingt mit einer exakt passenden Zange gehalten werden, damit sie bei einem nicht ganz exakten Schlag nicht durch die Gegend saußen. Besser ist es, ein Stück Federstahldraht von ca 6 mm mehrfach um den Meissel zu wickeln- natürlich warm- und die beiden freien Enden als Griff zu verwenden. Ich verschweiße sie zu einer Schlaufe, an der man sie bequem halten kann und sich nicht an Drahtenden schneidet.
Beim Durchdornen wird der Meissel regelmäßig gekühlt und in die Meisselkerbe zwischendurch immer wieder Holzkohlepulver gestreut.
Das erleichtert das Herausziehen des Meissels. Da durch die Löcher am Anfang und Ende des Axtohrs die Lage des Schlitzes festgelegt ist, kann man von beiden Seiten arbeiten, was das Herausziehen des Meissels ebenfalls erleichtert.
Ist der Schlitz fertig, wird das Axthaus geformt. Dafür würden es dann in der Tat passende Baustahlstücke tun. Die professionellen Axtschmiede hatten ein Formstück, das etwa wie ein V aussah, natürlich hinten geschlossen und vorn abgerundet. Dieses Werkzeug verjüngte sich zur Spitze hin, so daß es im Bereich der Spitze für Beilköpfe geeignet war, im Bereich des Endes dagegen für Axthäuser.
Beim Formen des Ohrs auf diesem Formstück zieht sich automatisch die Seite des Ohrs in die Länge. Das kann man so lassen- es sieht nicht schlecht aus und gibt dem Stiel seitlich noch mehr Stütze. Man kann es auch wegschmieden oder später abtrennen.
Das Aufspalten für das Einsetzen des Stahls ergibt sich nach dem oben Gesagten recht einfach. Man muß nur schön sauber in der Mitte bleiben und tief genug einspalten. Da die Schneide insgesamt wesentlich ausgedünnt wird, genügen aber sicher 4 cm.
In den entstandenen Spalt wird Schweißpulver eingestreut und das Stahlstück für die Schneide eingelegt. Dann kommt die Feuerschweißung nach den üblichen Regeln und dann geht es ans Ausschmieden.
Die Reihenfolge der Schritte kann auch umgekehrt werden-also zuerst Schneide einschweißen und dann das Haus schmieden.
Ein Wort noch als Warnung: Das hat jetzt vermutlich recht einfach geklungen. Die Arbeit setzt aber schon einige Geschicklichkeit und einiges Wissen voraus. Die Schwierigkeiten beginnen schon mit den zu bewältigenden Massen. Eine Axt von gut ein kg oder mehr setzt der Verformung schon einiges an Widerstand entgegen. Ohne Vorschläger sollte man da einigermaßen kräftig und im Umgang mit dem Hammer geübt sein. Da man den Corpus aus Baustahl formt, ist die Versuchung groß, mit hoher Temperatur zu arbeiten. Das erleichtert die Verformung, ist aber für den Stahl schädlich. Bei der Handarbeit wird man eine ganze Anzahl von Hitzen brauchen, was auch wieder ungünstig für die Qualität ist. Sorgfältige Wärmebehandlung ist daher gerade hier ein Muß. Die einzelnen Schritte dafür sind schon vielfach besprochen, sodaß ich hier darauf verzichten will. Man sollte sie aber wirklich ernst nehmen, weil es doch schade wäre, mit großem Aufwand
ein Werkstück zu fertigen, das nicht einmal die Qualität einer Chinaaxt für 5 Euro erreicht.
MfG U. Gerfin
 
Guten Abend Herr Gerfin,
und alle Anderen.

Ich habe das geschriebene mehrfach gelesen und denke, dass nun (fast) alles Wichtige genannt ist.
Ich wäre noch froh über ein paar Bilder dieser Dörner. Bis jetzt kenn ich nur Beschreibungen und Skizzen - wenn man mal diese Teile neben einem Beilkopf sehen könnte (also die verschiedenen Größen) wäre das noch eine große Hilfe.
Mich würde auch interessieren wo ich denn diese großen Mengen Baustahl herbekommen. Wie groß sollte denn das Ausgangsstück für das Gotlandbeil sein?

Dann wäre ja fast alles gesagt, auch nochmal ausdrücklichen Dank an unsel, der mir den Film schickt (ich werde ihn dann digitalisieren/schneiden und hochladen)

Danke nochmal

Reno
 
Hallo

Also die Dorne sind im Prinzip nix anderes als sich zur Schneide hin verjüngende Meißel.
Flex(schmiede) dir einfach nen passenden Stahl zurecht. Wärmebehandlung und los gehts.
Visualisieren kannst du sie so vielleicht am besten http://www.angele-shop.com/catalog/...et-f%FCr-10-mm&cName=schmiedewerkzeug-gesenke

Wenn du erst mal durch bist wird aufgeweitet mit http://www.angele-shop.com/catalog/...ber-rund-10-mm&cName=schmiedewerkzeug-gesenke oder ähnlichen Dornen. Bei E b ey Artnr 220149882269 findest du auch hübsche alte Exemplare.


Servus
 
Hallo nochmal,

ich wollte nur sagen, dass das Video gut angekommen ist - und es läuft sogar auf meiner Sony-Cam. Freut euch dann mal - würde noch allerdings ein paar Tage dauern, bis ich damit fertig bin...


grüße
reno
 
Hallo
Ihr könnt das Hintergrundgespräch evtl. bis auf verschiedene Erklärungen
von Meister Bergland ausblenden, rep. durch Musik ersetzen.

Ausserdem, hab ich irgendwo in der Mitte das vorbereitete Ausgangsmaterial, mit Zollstock daneben, gefilmt.
Das würde auch besser am Anfang machen, wenn möglich.
Macht das Beste draus, bin kein Profi.

Gruss unsel
 
Hi,

das Video ist am Rechner und eigentlich von gute Qualität. Ob ich da noch rumschneiden soll dran? Ich weiß auch nicht so recht ...

Leider hat's mir bei meinem geliebten Golf 2 das Getriebe zerstört, und da ich auf den Bock angewiesen bin, dauert's noch ein wenig.

Aber ich mach's ganz sicher, auch wenn's mal ein wenig dauert :)

grüße
reno
 
Moin Reinhold,

Wenn du glaubst man sollte es so lassen, ok.
Ist halt nur relativ viel Gespräch im Hintergrund, das alles wird wohl niemand wirklich stören ,ist halt ein Amateurvideo;) setz es rein.

Gruss unsel
 
Nahhh???

Getriebewechseln an einem Golf dauert, mit einem Mann der die Schlüssel reicht, und anschliessendem vernichten eines Kasten Bier`s "EIN" Samstagnachmittag.:argw: :ahaa::p

unsel in Erwartung der da hinkenden Dinge
 
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