Wartung, Pflege und Aufrüstung einer Tormek Schleifmaschine

Julcaesar

Mitglied
Messages
56
Da ich eine ältere Tormek erworben habe, wurde es notwendig, einige Wartungsarbeiten durchzuführen. Da diese z.T. nicht in der Bedienungsanleitung aufgeführt sind, musste ich mir viele Details zusammensuchen. Für alle Interessierten, hier nun eine Zusammenfassung der Probleme und deren Lösung:


Eiernder Schleifstein (rechts-links-Bewegung über 1/2 mm)

- Dieses Phänomen liegt meist an der Hauptwelle der Tormek. Bei älteren Maschinen ist das Stück, das den Stein aufnimmt, meist verrostet. Wenn der Rost z.B. beim Wechsel des Steins entfernt wird, verjüngt sich der Radius der Welle und der Stein sitzt nicht mehr in Achse auf der Welle. Wird er nun mit der Schraube festgezogen, drückt er sich schräg auf der Welle fest. Das ist mit bloßem Auge an der Welle nicht zu erkennen. An der Scheiffläche ergeben sich aber aus dieser minimalen Abweichung über 1/2 mm Spiel.

- Eine neue Welle für die Tormek kostet ca. 20 Euro. Man sollte bei der Gelegenheit gleich die Lager auswechseln, da sie meist schon viel Spiel haben (ca. 2,50 p. Stück). Die Welle vor dem Einbau einfetten. Ich benutze Kettenfett vom Fahrrad. Das ist zäh und bleibt da, wo es hingehört. (Dabei kein Fett auf das Gummiantriebsrad oder die Motorwelle bringen!)

- Greift man auf einen Stein einer anderen Firma zurück (z.B. King Stone von Dick in 800er Körnung) sollte man darauf achten, dass die Unterlegscheiben auf beiden Seiten des Steins der Größe der Buchse im Stein entsprechen - oder um einiges größer sind, sodass sie flach auf der planen Fläche des Steins aufliegen. Bei mir waren die Unterlegscheiben genau so groß, dass der Rand mit dem inneren Rand des Stein zusammentraf. So verkantet sich die Unterlegscheibe am Stein und schiebt ihn nach oben/unten und der Stein läuft unrund.


Unwucht des Schleifsteins

- Bevor der Stein abgezogen wird, sollte man das Eiern des Steins abgestellt haben. Sonst muss man erneut abziehen.

- Gegen eine Unwucht des Schleifsteins hilft die Abziehvorrichtung (TT-50) der Fa. Tormek. Hier wurde eine neue Version entwickelt, die an der Stütze eingehängt und arretiert wird. Nun kann eine Diamantspitze mit einer Rändelschraube über den Stein bewegt werden. Bei starken Vertiefungen braucht das etwas Zeit. Lieber weniger als zu viel pro Durchgang abtragen.

- Um ein Ausbrechen und Splittern des Steins am Rand zu vermeiden, fährt man mit dem Abzieher nur von den Rändern des Steins zur Mitte. Also zwischendurch ausschalten und den Diamanten bei gelockerter TT-50 auf die andere Seite drehen und von dort aus wieder zur Mitte fahren.
Ein Ausbrechen des Steins kann auch an einem zu großem Abtrag liegen. Also besser 3 schnelle Durchgänge mit wenig Kraft, als einen einzigen Durchgang mit Gewalt. Der Diamant wird so auch weniger beansprucht.


Nachlassende Kraft der Maschine?

- Mit der Zeit wird das Antriebsrad der Maschine, welches an der Motorwelle rollt, immer glatter. Es sitzt unter der Abziehscheibe. Die Gummifläche kann mit einem Sackleinen, ganz grobem Stoff oder trockenem Scotch-Schwamm (Schmirgelfäche) wieder aufgeraut werden. Kein Lösemittel oder Benzin verwenden, da dadurch der Gummi spröde und noch glatter wird. Ein neues Antriebsrad braucht in der Regel nicht gekauft werden.

- Das Antriebsrad lässt sich leichter auf- und abstecken, wenn man es zusätzlich dreht.


Nachrüstung älterer Maschinen

- Besitzt man eine alte Tormek, z.B. 2000, ist das kein Grund, auf alle neuen Entwicklungen zu verzichten:

- Alle Ersatzteile (Welle und Lager) passen ohne Probleme.

- Eine Horizontalhalterung, um mit der Drehung des Steins zu schleifen (bei älteren Maschinen nicht vorhanden) lässt sich nachrüsten (Typ: XB 100). Es müssen lediglich vier Löcher in das Gehäuse gebohrt werden. Eine genaue Anleitung liegt der Halterung bei.

- Seit einiger Zeit gibt es zudem eine Universalstütze mit Feineinstellung. Hier kann mit einer Rändelschraube der Abstand minimal und genau eingestellt werden. Dieses Teil lohnt sich auf jeden Fall, da erst hier genaues Arbeiten möglich wird. Auch um den Diamanten beim Abziehen Stück für Stück tiefer zu senken, ist dieses Teil fast Bedingung (Typ US 105).​


Zu großer King Stone? Schleifender Wassertank?

Fremdhersteller wie King Stone liefern den Stein ein klein wenig zu groß aus. An einer alten Tormek 2000 lässt sich der Wassertank so nicht mehr einhängen.

Lösung: Einfach den Rand des Kastens rechts und links um ein paar Millimeter abfeilen oder mit einer feinen Säge absägen. Schon kann er eingeängt werden.


Der Stein macht zu?

Schleift man größere Flächen, setzt der Stein recht schnell zu.
Dagegen hilft folgendes:

- Schleift man gegen die Drehrichtung des Steins, macht der Stein in der Regel nicht zu, da der Schlamm von der Stahlkante abgehoben und so abgespült wird. Allerdings wird so auch mehr vom Stein abgetragen.

- Einen Magneten in den Wassertank legen!
So wird der metallische Abrieb im Wasser gesammelt und gelangt nicht mehr auf die Schleiffläche des Steins.

- Durch minimales Abziehen mit dem Diamanten oder durch Aufrauhen mit einem flachen Stein (normaler Sensenstein genügt) wird die Schleiffläche wieder geöffnet und scharf.

- Eines sollte noch erwähnt werden:
Die Tormek ist generell eigentlich zum Schärfen gedacht. Deshalb ist der Abtrag sehr gering und der Vorgang z.B. mit dem 800er KingStone langsam und immer kontrollierbar. Der Stein der Maschine läuft nur ca. 90 u/min. Die Verletzungsgefahr ist somit auch sehr gering.
Für die richtige Formung von Klingen oder ein Anbringen von neuen Hohlschliffen ist die Maschine eigentlich nicht ausgelegt. Der Stein nutzt sich unnötig ab und die Sache ist sehr sehr langwierig. Man sollte hierzu andere Maschinen (Bandschleifer oder schnellere Trockenschleifmaschine) nutzen und die Tormek nur für das Finish verwenden.
Viele Anwender der Tormek sind deswegen unzufrieden, weil ihnen der Scheifvorgang "zu lange dauert". Die Maschine ist aber einfach nicht für diesen Anwendungsfall konstruiert. Sie ist darauf getrimmt, bei genauestem Schleifwinkel minimalsten Materialabtrag zu erreichen, um die Lebensdauer des Schneidwerkzeugs zu verlängern.


Lederabziehscheibe

- Mit der Zeit wird das Leder etwas abgenutzt. Die Leimstelle des Lederbands "hubbelt" unter der Klinge. Mit einer feinen Feile können wir die Leimstelle wieder abflachen und die Scheibe läuft rund.

- Das Lederband hält länger, wenn es geölt wird. Die Schleifpaste trocknet sonst auch zu schnell und staubt die Umgebung ein.

- Günstigste Variante zum Abziehen:
Etwas Öl auf die Lederscheibe, dann einen Block rosa Schleifpaste an die Scheibe halten. Nun wird die Schneide blitzblank.
(Block Schleifpaste bei Dick ca. 2,50 Euro)


King Stone 800

Der japanische Wasserstein von Dick für die Tormek ist genial. Er schleift so fein, dass man sich das Abziehen sparen kann. Allerdings ist er nicht billig: 173,- Euro.

Ich habe beide Steine (Tormek und 800 King Stone) nehme den King Stone nur für das Finish. ein Polieren der Schneide wird so fast überflüssig.


Neue Winkellehre (WM 200)


- Mit der neuen Winkellehre lässt sich der exakte Schleifwinkel noch besser einstellen. Die Lehre wird mit einer Stellschraube auf den tatsächlichen Durchmesser des Steins geeicht. So wird der exakte Winkel möglich - auch mit abgenutzten Steinen mit kleineren Durchmessern.
Außerdem besitzt sie von 15 bis 75 Grad alle Winkelschablonen, um den Schneidenwinkel exakt zu kontrollieren. (ca. 16 Euro).


Falls jemand noch etwas ergänzen möchte, sei er herzlich dazu aufgefordert!
 
Back