Mokume-Ring mit Selbstgemachtem Mokume (Tutorial)

jafi

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Da mir Günthers Tutorium zum Damastring so gut gefallen hat, habe ich mal ein paar Fotos gemacht, während ich einen Ring aus Mokume Gane hergestellt habe. Zuvor habe ich (zum ersten Mal) Shakudo legiert.

Zunächst habe ich Kupfer und Gold abgewogen, für ein 4% Shakudo.
Ein neuer 'Hessischer Tontiegel' wird vorgewärmt und mit Borax innen glasiert. Dann wird das Kupfer in den Tiegel gefüllt, etwas angewärmt, mit ordentlich Borax bestreut und geschmolzen. Nun gebe ich das Feingold hinzu. Umrühren mit Grafitstab und Ausgißen in einen auf ca. 100°C vorgewärmten von innen berußten Blecheinguß.
 

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Als nächstes wird das Shakudo in verd. Schwefelsäure gebeizt um Boraxreste und Oxid zu entfernen und etwas (kalt) ausgeschmiedet und anschließend gewalzt. Häufiges Zwischenglühen ist wichtig!
Als zweites Metall soll hier Feinsilber genommen werden, um den Kontrast zu maximieren. Ich habe eine 'Gedenkmünze' aus Feinsilber genommen, die bekommt man häufig für ziemlich genau Silberpreis, ohne Mindermengenaufschläge, Handlinggebühren etc. zu bezahlen, wie sie Scheideanstalten verlangen.
Die Münze wird ebenfalls ausgewalzt, zur gewünschten Dicke. Ich habe die Bleche hier auf 0.7mm ausgewalzt.
 

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Die Bleche werden zugeschnitten, gereinigt und gestapelt. Ich schneide einfach mit einer scharfen Blechschere und reinige indem ich mit Schwefelsäure Beize, mit Stahlwolle kratze und mit Aceton entfette.

Da ich noch nie Shakudo gemacht habe und etwas unsicher war, wie gut die Legierung gelungen ist und wie sie sich im Mokume verhält, habe ich zunächst einen winzigen Barren von ca. 10mm x 25mm gemacht. Fünf Schichten Shakudo, sechs Schichten Feinsilber

Da es flott gehen sollte, habe ich einfach mit der offenen Flamme gebrannt, was bei so kleinen Barren kein Problem ist. Speziell, da die Schmelztemperaturen von Feinsilber und Shakudo sehr weit über der des Ag/Cu Eutektikums liegen. Etwas 'Umbauung' um die Wärme zu halten ist jedoch sinnvoll.
Nachdem der Barren nicht mehr glüht, mit einigen Hammerschlägen auf die Zwinge leicht abflachen. Dadurch kann er entnommen werden, ohne die Schrauben lösen zu müssen. Abschrecken tue ich das Material in diesem Zustand nicht, es reißt sonst leicht.
 

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Nach leichtem Durchschmieden des Barrens werden die Kanten angeschliffen.
Dann habe ich den Barren geteilt. Es sollte gerade genug für zwei Ringe sein.

Die Kanten werden großzügig mit Flußmittel bestrichen und mit Silberlot überzogen. Ich habe diesen Schritt auch schonmal weggelassen, er ist nicht unbedingt nötig. Sollten jedoch irgendwann später Risse auftauchen, kann man einfach beizen, etwas Flußmittel auftragen und erhitzen. Das Lot fließt dann in den Riß.

Mit häufigem Zwischenglühen wird jetzt tordiert. Hier rächt sich, dass ich so geizig war und kaum genug Material zum Spannen übriggelassen habe...

So, jetzt muß ich weg. Morgen geht's weiter!
 

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Hallo Jafi,


wieder mal was Neues im Forum!
Sehr interessante Sache, vor allem wegen der Verwendung von Shakudo im Mokume.
Gut gemacht auch die Dokumentation der gesamten Prozesskette.

Ich drück die Daumen, dass das Material hält.

Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die nachträgliche Verwendung von Silberlot zum "Zulöten" irgendwann rächt.
Spätestens wenn das Material oxidiert und patiniert ist, fällt es doch auf.
Den Tiegel hab ich beim Schmelzen noch nie mit Borax vorbehandelt, durch die unterschiedliche Dichte schwimmt es eh später oben auf.
Dass die Schmelze am Tiegel klebt, bzw. diesen benetzt hab ich noch nicht festgestellt.

Lass uns mehr sehen!
 
@ Norbert
Das mit dem Silberlot ist richtig, es kann Probleme bereiten. Wenn man aber sehr streng fließendes Lot nimmt, ist das Problem geringer. Zudem steigt der Schmelzpunkt des Lotes mit jedem Glühvorgang, da die Diffusion weitergeht. Es gleicht sich dann immer mehr den zu verbindenden Metallen an. Das meiste des Lotes wird aber sowieso später wieder abgefeit. Ich verwende für solche Lötungen nur Lote die ausschließlich aus Ag/Cu bestehen.
Was das Lasieren des Tiegels mit Borax anbelangt: Der Ton ist bei den von mir verwendeten Tiegeln zunächst sehr porös. In diese Poren saugt sich das flüssige Borax hinein. Die Tiegel halten dann länger. (Hab ich mir sagen lassen...Hab's nie ohne probiert.)

Aber weiter gehts!
Nach dem Tordieren wird das Stück Material auf quadratischen Querschnitt geschmiedet. Es werden zwei kleine Bohrungen auf der Mittellinie angebracht und dazwischen aufgesägt.
Aufgespreizt wird zunächst mit kleinen Dornen, dann mit Zangen
 

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Sobald der Ring weit genug aufgespreizt ist, wird begonnen ihn auf dem Ringriegel rund zu schmieden. Ist er richtig rund, ziehe ich ihn zunächst auf einer mit Schleifleinen bezogenen Granitplatte auf beiden Seiten ab. Innen und Außen Schleifen und schon sieht das Ganze nach einem Ring aus!
 

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Da Kupferlegierungen die Finger verfärben, bekommt der Ring einen Innenring aus Feinsilber. Das hat zwar den Nachteil, dass das Mokume Muster auf der Innenseite nicht mehr zu sehen ist, aber was will man machen (wenn man es sich nicht leisten kann, z.B. Gold und Palladium zu benutzen...)
Es wird also ein genau passender Ring aus Feinsilberblech in den Mokume Ring eingesetzt.
Der Feinsilberring wird eingelötet. Dannach benutze ich zwei große Kugelpunzen, um den Innenring gleichmäßig etwas umzubördeln. Eng angelegt wird die Kante dann auf dem Bretteisen mit einem Planierhammer.
 

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Obwohl die Fuge nun bereits praktisch nicht mehr sichtbar ist, habe ich noch etwas Lot nachfließen lassen. Dannach habe ich die Außenseite des Ringes etwas Konvex gefeilt und verschliffen. Zunächst hatte ich den Ring auf Hochglanz poliert, aber dann wieder mit 1200er Papier mattiert, sah besser aus.
Patiniert habe ich in einer warmen, verdünnten Ammoniaklösung mit etwas Tafelsalz darin.
Fertig!!!
 

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Fertig???
Endlich, habe ja auch lange genug die Luft angehalten, um nicht dazwischen zu quatschen.

Super Tutorial mit tollen Bildern!!
Viel besser geht nicht.
Danke!
 
Glückwunsch zu diesem gelungenen Ring aus Mokume!
Einfach toll wie Du diese gar nicht so einfache Sache in den Griff bekommen hast!
Besonders die Herstellung von Shakudo, ist nicht so einfach.
RESPEKT!
WARUM KANN ICH DAS NICHT?
 
Super Beitrag!!!
Und genau das richtige Gegenstück zum Damastringtutorial.
Mit weitaus weniger maschinellem Aufwand, aber mindestens genau so schön!

Ciao, Basti
 
@jafi Ich bin echt sehr begeistert und ich werde dier versprechen ich werde den Ring in den nächsten Monaten nach basteln mal gucken was da rauskommt aber wirklich ein sehr schöner Beitrag von dir . :staun:


Liebe Grüße Santino
 
Hallo jafi, sehr nettes Tutorial.

Was den Kommentar von Norbert angeht, so sollte ich noch ergänzen, dass wir für unsere Schmelzen ausschließlich Graphittiegel verwenden und da hat man die Probleme mit der Porosität nicht.

Hingegen stehe ich mit den Blecheingüssen echt auf Kriegsfuß und verwende mittlerweile lieber Stahlrohr (quadrat oder rechteck) auf einer dicken Stahlplatte für das Gießen meiner Shakudo- und Shibuichi-Blöcke. Da habe ich nie ein Problem mit gehabt.

@Ikarus: das Herstellen von Shakudo ist gar kein großes Problem. Allerdings ist die Verarbeitung mit Vorsicht zu genießen, da das Material sehr schnell dazu neigt wegen Sprödigkeit zu reißen. Also entweder warm ausschmieden oder, wie schon von jafi erwähnt, oft zwischenglühen.
 
Hi Jafi,

Gratulation, hat ja super geklappt!
Du bist goldschmiedetechnisch auch ganz nett ausgestattet, kommst Du aus der Branche?
Die Idee mit den Kugelpunzen finde ich sehr gut, das erleichtert die Arbeit beim Umbördeln ungemein.

Ich muss aber Achim widersprechen, obwohl wir viel zusammen machen, meinte ich durchaus hessische Tontiegel,
auch bei denen konnte ich keinen Schwammeffekt feststellen.

Jafi, mit dem Lot hast Du natürlich Recht, je näher die Legierung am Grundwerkstoff dran ist und je mehr Diffusion möglich ist,
desto weniger tritt der Effekt auf, den ich beschrieben habe.

Was benutzt Du als Flussmittel? Ich hab manchmal Probleme mit dem Standardflussmittel für Hartlote aus dem Baumarkt.
Darum habe ich mir Boraxin besorgt,
um es bei nächster Gelegenheit mal auszuprobieren.

Lass uns mehr Mokumeschmuck sehen!
 
Vielen Dank für die positiven Kommentare!

@AchimW
Was hast du für Probleme mit Blecheingüssen gehabt? Ich habe meinen vor etlichen Jahren selbstgemacht und komme gut damit klar. Er ist ebenfalls unten offen und ich stelle ihn auch auf eine ebene Stahlplatte.

Du bist goldschmiedetechnisch auch ganz nett ausgestattet, kommst Du aus der Branche?
Lass uns mehr Mokumeschmuck sehen!

Nein, aber ich mache das schon lange genug mit gewissem Anspruch als Hobby. Darum bin ich ziemlich komplett ausgestattet.


Was benutzt Du als Flussmittel? Ich hab manchmal Probleme mit dem Standardflussmittel für Hartlote aus dem Baumarkt.
Darum habe ich mir Boraxin besorgt,
um es bei nächster Gelegenheit mal auszuprobieren.

Ich benutze verschiedene Flußmittel, je nachdem in welchem Temperaturbereich ich löten möchte und um welche Metalle es sich handelt.
Im Goldschmiedebereich ist 'Fluoron' wohl der Standart. Das funktioniert aber nur im Bereich 600-700°C gut.
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit 'Hartlötpast Typ HS' gemacht, das wird z.B. von Degussa (bzw. BrazeTec) vertrieben. Es ist für Schwermetalle gedacht und arbeitet von 550°C bis 800°C.
Ein gutes Flußmittel kann man leicht selbst machen, indem man Borax und Borsäure 1:1 mischt und mit dest. Wasser zu einer Paste anrührt.

viele Grüße, Jan.
 
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