Hallo Leute
Hm, soviel ich weiß, dürfte der Vorgang bei längerer Hitze nahe dem Schmelzpunkt und kurzer Hitze noch näher am Schmelzpunkt doch eigentlich derselbe sein. Stichwort Diffusionsschweißung. Bitte korrigiert mich, wenn ich Unsinn erzähle.
Eine Diffusionsschweißung setzt sich, wie beim "Coin Mokume" (Video) schon gesagt, aus einer Mischung aus Druck, Zeit, Temperatur und Oberflächenbeschaffenheit zusammen. D.H. im Klartext, man kann auf ganz unterschiedliche Weise zum selben Ergebnis kommen: Wenig hitze, viel Druck, wenig Druck, viel Hitze, kurze Haltezeit viel Druck, wenig Temp, längere Haltezeiten, sehr saubere Oberfläche, wenig Temp aber lange Zeiten etc...
Was auch gerne propagiert wird, ist das sofortige Schmieden im noch warmen Zustand. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, das auch das nicht unbedingt nötig ist und finde es, je nach Paketgröße, auch ziemlich schwierig, das Teil überhaupt schnell genug aus der Presse zu bekommen.
Deshalb bevorzuge ich die schnelle und meiner Meinung nach sicherste Methode: Viel Druck, viel Hitze. Hätte ich einen Ofen zur Verfügung, hätte ich wahrscheinlich als erstes auch die langsame Methode ausprobiert, da hier auch noch eine Lange Haltezeit hinzu kommt. Wobei ich dazu sagen muß, dass das heiße Material in der Presse so stark verformt wird, dass man ohnehin schon nach dem ersten Erreichen der nötigen Temp. die Schrauben teilweise mehrere Umdrehungen nachziehen kann, was bedeutet, dass ab diesem Moment eigentlich kein/kaum noch Druck auf dem Paket ist! Achtet mal drauf. Da der Druck aber nur einer der besagten Faktoren ist, ist das nicht weiter schlimm.
Noch ein Gerücht:
Bei der Arbeit in der Gasesse oder dem Feuer heißt es ja immer, man solle auf die ersten "Schweißtropfen" warten und diese als Zeichen für das Erreichen der richtigen Temp. werten. Das ist am Anfang auch sehr sinnvoll. Wenn man aber mit einer Presse, also mit viel Druck arbeitet, konnte ich feststellen, das man so warm gar nicht zwingend arbeiten muß. Festgestellt habe ich das bei dem besagten Goldmokume. Da hat man nämlich mächtig Muffe, dass einem das Paket in die Esse läuft und ist entsprechend vorsichtiger. Bei mir gab es nur einen, ganz winzigen Tropfen an einer Kante des Barrens und fertig war das Material.
Was ich auch schon feststellen konnte ist, dass sich manchmal sogar kleine Bindefehler, die ja gerade an den Rändern gerne mal auftreten, beim Schmieden wieder schließen lassen. Das ist aber eher Zufall, denn dabei braucht man beim Erwärmen eine absolut reduzierende Atmosphäre und muß zufällig auch noch so mit dem Hammer Treffen, dass sich fast nix streckt. Mit Absicht habe ich das noch nicht geschafft, es ist also keine Reperaturmethode, aber interessant finde ich es schon. So bekommt man nämlich manchmal aus Abfallstücken doch noch was Brauchbares zusammen. Ist halt Glücksache.
Die einfachste Kombi ist meiner Meinung nach übrigens Silber/Kupfer. Da liegen beide Schmelzpunkte sehr nah beieinander und beide Metalle sind in einem ganz ähnlichen, recht großen Temperaturbereich wie Butter zu schmieden.
Als Trennmittel für die Presse verwende ich übrigens, außer dem Papier, gerne Graphitspray oder, noch besser, Kokillenschlichte aus dem Gießereibedarf (auch Graphit, aber als Paste), weil ich die als Gußkerntrennmittel sowieso da habe. Das hat auch den Vorteil, dass es als "Hochtemperaturschmierstoff" und Trennmittel für die Schrauben funktioniert, die können sich nämlich auch ganz gut festfressen.