H1-Stahl Eigenschaften [aus:Carbon-Stahl generell nicht rostfrei?] [H-1]

Hallo Roman,

bei Taylor Cutlery, Frost Cutlery usw. hätte ich dein absolutes Mißtrauen verstanden; aber Firmen, wie Spyderco, Benchmade, usw. legen generell einen hohen Wert darauf, ihre Kunden nicht über den Tisch zu ziehen.

Zu H1 hättest du sicherlich einige Erfahrungsberichte gefunden, die dir zumindest Anhaltspunkte hinsichtlich der Leistung hätten liefern können, auch wenn sie nicht unter Laborbedingungen stattfanden.

Auch wenn du es anhand der Chemie nicht gesehen hast, was ja offensichtlich nicht so leicht ist, hättest du einfach auf der Herstellerseite nachsehen können. Denn dort steht ja eindeutig geschrieben, dass H1 ein Ausscheidungshärter ist => siehe Zitate.

Ich muß sagen, dass ich ein wenig enttäuscht bin, da ich deine Kommentare sonst immer mit Interesse verfolgt habe.

Gruß
Ookami
 
Na, dann wissen wir ja jetzt zumindest ungefähr, wie die Härte zustande kommt.

Ursprünglich ging es mir ja um die Frage, ob es nicht doch einen rostfreien (Messer-)Stahl gibt; hier hat jemand ein paar Tests gemacht: Klick


Selbst Bleichmittel+Salzwasser und cold gun blue (deutscher Begriff? Brüniermittel?) konnten keinen Rost verursachen.


Gruss, Keno
 
Auch wenn du es anhand der Chemie nicht gesehen hast, was ja offensichtlich nicht so leicht ist, hättest du einfach auf der Herstellerseite nachsehen können. Denn dort steht ja eindeutig geschrieben, dass H1 ein Ausscheidungshärter ist => siehe Zitate.

Nun Ookami,

da hasst Du sicherlich recht.

Ich geh bei solchen Anfragen aber nicht nach den Bezeichnungen der Hersteller, weil da erfahrungsgemäß viel Wunder und Schönheit reingebracht wird, sondern mein erster Anhaltspunkt ist bei solchen Fragen wenn dann nach Stahlschlüssel und Werkstoffdatenblatt des Stahlerzeugers und dann die einschlägige Fachliteratur.

Und natürlich wär das besser gewesen man hätte das Datenblatt vorher mal anschauen können, keine Frage, das passiert mir nich nochmal, man lernt eben immer dazu.

Trotzdem: Ich bleib dabei ich will ich das erst mal sehen ob das so stimmt, was da geschrieben steht oder getestet wurde. Ein Rohling (Materialprobe) bräuchte man.

Und verzeih mir die Pedanterie, selbst im Stahlschlüssel als auch in Datenblättern der Hersteller steht z.B. unter 1.4034 erreichbare Härte 55 HRC, man muss nur wissen warum?
 
Teachdair will, sofern er daran denkt, zumindest das Passaround Salt auf Härte testen lassen. Das wird aber sicherlich noch dauern, da er an letzter Stelle im Passaround steht. Bis dahin werden wir zumindest schon Berichte zu lesen bekommen, wie es mit der Schnitthaltigkeit et cetera im Alltag steht.

Ansonsten müsstest du auf das Angebot von Hob zurückkommen, Roman, ich kann nicht mit einem weiteren Salt dienen.

Trotzdem, schön, dass wir mal über dieses Stahl reden. Ich finde es sehr interessant, und habe bereits viel für mich gelernt. :super:

Danke, Roman, für die Diskussion.

Gruss, Keno
 
Sehr interessant, Roman, das beantwortet viele Fragen die ich zu dem Stahl hatte. Ich habe mich schon immer gefragt wie es mit der Z"ahigkeit von H-1 aussieht. :super:

In mancher Hinsicht verstehe ich ja dein Mi"strauen. Es wird schon manchmal seltsames behauptet in der Messergemeinschaft (sowohl von Herstellern als auch von Benutzern).

Was mich urspr"unglich stutzig gemacht hat war nur das Sal/Spyderco dem Benutzer einen Stahl/Lock/Design aufdr"angt sondern wie beim ZDP Caly gew"ohnlich immer wieder was neues anbietet und sieht, wie es von den Benutzern (ELU wie er uns nennt) aufgenommen wird. All die Informationen "uber die H"arte und Korrosionsbest"andigkeit ist erst bekannt geworden als die Salts schon lange auf dem Markt waren.

Das andere ist, das die Salts (ich habe gerade gestern nochmal nachgefragt) schon seit "uber 2 Jahren auf dem Markt sind, inzwischen mit 4 Vollproduktionsmessern und sie sind alle ziemlich g"unstig. Es sind also schon jede Menge Salts im Umlauf und w"arend ich in den letzten zwei Jahren immer wieder von Problemen mit S30V z.B. gelesen habe, kann ich mich nicht an einen einzigen Thread erinnern wo sich jemand wirklich "uber H-1 beschwert h"atte....was sicherlich aber auch daran liegt das H-1 eingef"uhrt worden ist, ohne das jemand "uberzogene Erwartungen gehabt h"atte (wie gesagt, das mit der H"arte hat Sal nur irgendwann, um genau zu sein in dem Thread "How do I get H-1 to rust?" auf Bladeforums, mal eher nebenher fallen gelassen.)

Was die H"arte selber anbelangt, ich meine mich zu erinnern, das Sal erw"ahnt hat, das die Rc Messung dicht an der Schneide nicht eben trivial ist und sich da jemand was hat einfallen lassen m"ussen. Kann mich aber nicht mehr genau erinnern. Selbst wenn es nicht zu 68 Rc rauskommt, mittlere 60iger finde ich schon beeindruckend genug.

Mein Angebot dir ein Salt mitzubringen, steht "ubrigens. Du m"u"stest dich aber bis Mitte Juli entscheiden. Da ich es eh von NGK ordere kannst du dir aussuchen ob du das Salt I, Pacific Salt, Atlantic Salt oder das Tasman ausprobieren wollen w"urdest. Und wenn du es nicht leiden kannst und nicht behalten willst, schenke ich es meinem Bruder, der ist Segler. Was die Klingengeometrie anbelangt ist sie Spyderco typisch: Deutlich besser als die meisten Produktions Taschenmesser, Klingenst"arke 3 mm, Hohlschliff zu ca. 0.55 mm hinter der Schneide mit 15 grad Anschliff auf beiden Seiten (alles f"ur die PE Version). Also nicht schlecht aber sicherlich nicht am Limit des Stahls. Ich habe meins erst mal ausged"unnt und Cliff hat seins bis zu sowas "l"acherlichem" wie 7 grad inklusive geschliffen :staun: .
 
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Mein Angebot dir ein Salt mitzubringen, steht "ubrigens. Du m"u"stest dich aber bis Mitte Juli entscheiden.

Danke für das Angebot,

was wirklich was bringen würde, wäre ein Stück Rohmaterial.
Das kann ich dann in die Geometrieform bringen die ich vergleichen kann.
So ist mir das alles viel zu derb von der Geometrie und damit nur wenig sinnvoll und aussagekräftig.
 
Ich fuerchte dass ich dir damit nicht dienen kann. Soweit ich weiss ist H-1 ein japanischer Stahl und selbst Spyderco hat keinen H-1 Barstock verfuegbar. Irgendwie scheint der Import von Stahl finanziell unguenstiger als der von kompletten Messern.
 
Nun die exakte Chemie dabei kenn ich auch nicht vollständig.

Grundlegend ist das so, dass sich der N bis zu einem bestimmiten Löslichkeitsgrad sowohl im Ferrit, Austenit als auch im Martensit halten kann. Dies hängt ab von den Austenitisierungsbedingungen und der Menge des eingebrachten Stickstoffes, also dessen Konzentration.

Je mehr vom Stickstoff gelößt wird desto höher ist auch dein günstiger Einfluss auf die Korrosionseigenschaften.

Unter entsprechenden Bedingungen kann man sogar eine geschlossene Oberflächenschicht (Nitrierschicht) erzeugen die wenn sie richtig erzeugt wurde sogar Seewasserbeständig ist.

Die Chemie der Schicht ist abhängig von vielen Parametern der Legierung und der Erzeugungsbedingungen und kann nur durch eine ganze Reihe von Untersuchngen (GDOS) wirklich sauber analysiert werden.
Für uns wesentlich es ist eine hoch Stickstoff angereicherte Schicht, die absolut korrosionsbeständig extrem verschleisfest ist. (Allerdings nicht geeignet für feine Schneiden)

Im Falle von Stählen wie dem Cronidur 30 x15tn usw. ist dies aber nicht der Fall. Die wurden mit einem spezeielln Verfahren Druckaufgestickt. Hier liegt der N gelößt in der Grundmasse (Mischkristall) vor.
Also je nach Beahndlungszustand und Legeirung in Austenit, Ferrit oder Martensit.

Die günstige Wirkung (Passivierung) auf die Korrosionsbestängkeit ist bekannt, welcher Mechanismus (chemisch) dahinter steckt, muss ich noch ein wenig nachlesen.
Einer der wesentlichen Effekte ist die Stabilisierung des Austenits speziell bei Cr Stählen und damit auch des Restaustenits was für uns wiederum ein Gefüge ist, was wir mit allen Mitteln beseitigen wollen, da es für Messerschneiden abträglich wirkt.

Literaturtipp: Nitrieren und Nitrocarburieren, Ruth Chatterjee-Fischer (Expert Verlag)

Zudem bildet N Metallverbindungen, Nitride. Diese werden ebenfalls in Abhängigkeit von den anderen Legierungspartnern (in der Reihenfolge der Affinität: W, Mo, Mn, Cr, Nb, V, Ti) den Austnitisierungsbedingungn und den Anlassbedingungen in ihrer Form Zusammensetzung und Menge bestimmt.

Im Zusammenhang mit dem H1 der ja zu den Chromstählen zählt bindet der Stickstoff, Chrom an sich. Dadurch wird das Austenitgebit erweitert.

Im wesentlichen denke ich begünstigt der N hier die Ausscheidungsvorgänge und damit die Umwandlungsfähigkeit der Legierung.
Was genau dabei abgeht und bis zu welchem Grad er die Korrosionsbeständigkeit günstig beeinflusst, kann man so aus der Ferne nicht sagen, da müsste mal das Stahlwerk ran die den Stahl machen.

Nachtrag: Lueg, Stickstofflegierte Werkzeugstähle, Rurhuniversität Bochum:
Gilt jetzt nur für das Thema gelößter Stickstoff im Stahl und nicht Nitrierschicht.
... Die Verbesserungen resultieren aus einer Erhöhung des Lochfraßpotentials (9-mal größer als Mo), einer tieferen kritischen Passivstromdichte und einem größeren Passivierungsbereich. Neben der Lochfraßkorrosion werden auch die Spannungsrisskorrosion und die interkristalline Korrosion durch Zulegieren von N in austenitischen Stählen uterdrückt.
 
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AW: H1 Stahl Eigenschaften [aus:Carbon-Stahl generell nicht rostfrei?]

Da ich hier beim Lesen drauf gestoßen bin:

Ich hab hier noch eine Klinge aus H1 rumliegen, und würde damit einmal bei uns an der Uni ins Werkstofftechnik-Institut gehen, und schaun, ob man da mal ein paar Härteprüfungen über verschiedene Bereiche der Klinge machen kann.

Wenn Interesse besteht. Vickers, Brinell, Rockwell wären möglich.
Wie gesagt, ich werd da mal fragen. Sollte aber eigendlich kein Problem sein

Gruß
Micha

(Mist...schon wieder eine Leiche ausgegraben :glgl:)
 
AW: H1 Stahl Eigenschaften [aus:Carbon-Stahl generell nicht rostfrei?]

Moin..

war auf der Suche nach Informationen zum H1-Stahl..
habe ich gebannt diese Beiträge gelesen! Sachlich, fachlich.. einfach Klasse!
Hochachtung!
Hoffe, ich finde im MF noch mehrere Beiträge dieser Art.

Gruß.. albrecht
 
AW: H1 Stahl Eigenschaften [aus:Carbon-Stahl generell nicht rostfrei?]

Wenn Interesse besteht. Vickers, Brinell, Rockwell wären möglich.
Wie gesagt, ich werd da mal fragen. Sollte aber eigendlich kein Problem sein


Nimm HRC, da kann man am besten mit anderen (Messer)stählen vergleichen. Mit Brinell wirst du sicher auch nicht weit kommen.
 
AW: H1 Stahl Eigenschaften [aus:Carbon-Stahl generell nicht rostfrei?]

H steht technisch für hitzebeständigen Stahl.

Wenn es sich um einen amerikanische Stahl handeln würde. Tut es aber nicht, H1 ist ein japanischer Stahl.

Und zwar ein "precipitation hardening steel". Auf diese Weise wird auch Aluminium und Titan gehärtet.

mfg, stubenhocker
 
AW: H1 Stahl Eigenschaften [aus:Carbon-Stahl generell nicht rostfrei?]

Wenn es sich um einen amerikanische Stahl handeln würde. Tut es aber nicht, H1 ist ein japanischer Stahl.

Und zwar ein "precipitation hardening steel". Auf diese Weise wird auch Aluminium und Titan gehärtet.

mfg, stubenhocker

Großartiger Beitrag.

Du hast schon bemerkt, dass die Diskussion um den H1 mittlerweile geklärt ist, dass Roman weiß, dass H1 ein Eigenname ist, und dass das Thema ziemlich alt ist? :rolleyes:

Antwort nicht nötig.

Keno
 
Möchte keinen neuen Thread aufmachen.

Ist dieser Stahl inzwischen käuflich erwerbbar?

Gibt es dazu eine Werkstoffnummer? - 1.4512 dürfte es ja nicht sein oder?
 
Zitat: "Er rostet doch."

Brrrr, schüttel, ich bin zwar kein echter Spyderco-Fan, aber da tuts einem doch leid um das gute Stück. Freie Chlordämpfe, sowas fieses :(

Grüße
Hoss
 
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