Katana
Warum China? Die werden doch in Deutschland hergestellt. Außerdem kostet das schon ne ganze Menge, da wird man doch was Anständiges erwarten dürfen.
Die Säbel werden in China eingekauft. Fa. WKC verwendet zwar viel Mühe darauf, den Eindruck einer Fertigung in D zu erwecken, aber dennoch ist die Fernost-Herkunft inzwischen klar.
Die Qualität einer japanischen KATANA-Klinge aus traditioneller (manueller) Herstellung (modern oder alt) lässt sich überhaupt nicht mit einer Monostahlklinge aus moderner Fertigung vergleichen. Das wäre so, als wolltest Du die Lackqualität eines Rembrandt-Gemäldes mit der einer modernen Pulverbeschichtung an einem Auto oder Fahrradrahmen vergleichen.
Die Kriterien und die Möglichkeiten sind völlig andere; während die Haltbarkeit und Leistungsfähigkeit einer echten alten Klinge nicht selten über das Leben oder Sterben ihres Besitzers entschied, reicht es uns heute, wenn ein P. Chen-Säbel so ähnlich wie ein KATANA aussieht (wer hat denn schon wirklich eine Vergleichsmöglichkeit?) und eine Badematte zerteilen kann. Das ist kein wirklicher Test für ein KATANA, sondern Spiel und Spaß, und soweit ja auch völlig in Ordnung.
Die Anforderung, dass eine Klinge elastisch, aber dennoch sehr scharf und schneidhaltig sein sollte, beim Schlag auf eine leichte, etwas elastische Stahlrüstung nicht etwa brechen durfte, sondern sie nach Möglichkeit durchtrennen sollte (samt SAMURAI darin), war für den japanischen Schmied des Mittelalters nur auf diese traditionelle Weise (Raffinierstahl mit differentieller Härtung und Composite-Innenaufbau) zu lösen.
Wir haben heute weder den Bedarf an solchen Qualitäten noch sind wir auf die beschränkten technischen Möglichkeiten des Mittelalters reduziert. Das ist gut oder bedauerlich, je nach Standpunkt. Vor allem aber könnten 99% unserer Mitmenschen den Aufwand für die traditionelle Herstellung einer KATANA-Klinge überhaupt nicht bezahlen. Wenn man sich vorstellt, dass ein wohlhabender SAMURAI mit einem großen Besitz ein Jahreseinkommen (!) für ein hochwertiges Schwert ausgab (um einmal einen Blick in das Sozialgefüge des mitellalterlichen Japan zu werfen), dann kann man vielleicht ermessen, welchen hohen Wert man den KATANA beimaß! Sicher gab es auch billigere Klingen für weniger bemittelte SAMURAI, aber die waren natürlich nicht so gut und konnten es auch nicht sein, weil sie mit weniger Kompetenz und Mühe und sicher mit nicht so hochwertigem Material gemacht wurden. Aber die € 6.000.--, die da im Gespräch waren, sind im Vergleich ein Witz und entsprechen - wenn überhaupt - nur den minderwertigsten Klingen des alten Japan.
Die Wertschätzung, die heute den echten japanischen KATANA von kenntnisreichen Sammlern entgegengebracht wird, hat überhaupt nichts mehr mit den technischen Qualitäten und Eigenschaften zu tun. Es ist völlig selbstverständlich, dass solche Klingen sehr scharf sind; niemand erwähnt so etwas! Es geht um das Können und die handwerkliche Kunst, die man in den Klingen entdecken kann, wenn man durch jahrelanges Studium von Formen und Dimensionen, von Farben, Strukturen und winzigen Details in der YAKIBA und in dem Zusammenspiel all dieser Faktoren Harmonien und Zusammenhänge erkennen kann.
So wie es Kenner und Experten gibt, die ein künstlerisches Bild interpretieren und erklären können, das sich dem weniger Interessierten oder Gebildeten völlig verschließt, gibt es eben auch Experten, Kenner und Sammler dieser japanischen Schwerter, die sich für deren Schönheit begeistern können. Den Kunstexperten wird als Maßstab der Qualität nicht interessieren, wie groß das Bild ist oder wieviel Kilogramm Farbe verwendet wurden. Ebensowenig wird ein Schwertkenner sich daran berauschen, wieviele Konservendosen oder Telefonbücher man mit einem Schwert zerhacken könnte.
Insofern kann man sich die immer wieder gestellte Frage, was denn ein 600.--, 2000.-- oder 6000.-- € billiges/teures modernes Industrieschwert taugt oder leistet, eigentlich sparen. Es sind sehr lange Messer, für die wir eigentlich keinen rechten Bedarf mehr haben, mit denen es sich aber trefflich spielen und träumen lässt!
Gruß
sanjuro