Wachs auf Schwertklingen (Korrosionsschutz?)

dcjs

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hallo freunde der langen eisen,
ich bin bei der lektüre der "Edda" im "Innsteinlied" auf eine interessante stelle gestossen. Es geht darum, dass eine heerschar von einem könig in einen hinterhalt gelockt wird, indem das gebäude, in dem sie nach einem gelage ihren rausch ausschlafen, in brand gesteckt wird.

Zitat:

"Um die Krieger qualmts
im Königssaal;
von den Schwertern schmilzt,
scheint mir, das Wachs.
..."

ich finde das hochinteressant. die formulierung legt auf jeden fall nahe, dass es durchaus nichts erstaunliches war, dass die leute wachs auf den schwertern hatten. es klingt geradezu danach, als sei das allgemein üblich und bekannt gewesen.

obwohl ich mir den schädel zerbrochen habe, komme ich auf keine vernünftige erklärung, warum die jungs wachs auf den schwertern haben sollten, ausser als korrosionsschutz.
überhaupt habe ich mich schon immer gefragt, wie früher das ganze eisenzeug in der nicht besonders trockenen witterung nordeuropas (die szene hier stammt aus norwegen) vor dem verrotten geschützt haben. wenn ich mir so eine horde wikinger vorstelle, die in schweden in see stechen, nur um dann in der normandie kurz vor dem angriff festzustellen, dass ihnen die klingen durch das seewasser in der scheide festgerostet sind... :irre:

gerade bei einem schwert, das ja kein werkzeug, sondern eine reine waffe ist, die nur selten eingesetzt wird, wäre eine dünne wachsschicht auf der klinge (durch eintauchen in flüssiges wachs) durchaus sinnvoll.

bei einem messer wäre eine solche schicht beim einsatz als werkzeug äusserst hinderlich, da sie ja beim eindringen ins schnittgut teilweise von der klinge abgelöst würde und dabei die reibung stark erhöht.
bei einem schwert aber, das sowieso mit grosser kraft (bei den hier in frage kommenden schwertern als hiebwaffe) geführt wird, fällt das vergleichsweise wenig ins gewicht.

hat irgend jemand da weitergehende infos/gedanken/spekulationen zu?

PS: mir ist gerade noch aufgefallen, das die leute in dem obenstehenden textbeispiel tatsächlich gerade mit ihren kriegsschiffenschiffen gelandet waren. die kamen also direkt von der see mit ihren korrosionsfördernden bedingungen.
 
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Hallo!
Also wegen Korrosion die Schwerter einwachsen... :confused:
Das ist mir bis nun noch nich untergekommen, aber es klingt plausibel.
Ich habe mal ein selbst geschniztes Holzschwert eingewachst (mit Kerze drauf rumreiben), damit Wasser abperlt.
Vielleicht damit Blut besser wegzuwischen ist oder die Klinge nicht einsaut.
Mal ausprobieren... :teuflisch
Schönen Abend noch!
 
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Hallo in meiner Lehre haben wir alle Oberflächen für drausen mit Bohnerwachs eingerieben, egal ob Patiniertes Kupfer, Messing, oder Eisen.
An ein Gebrauchsmesser dass ich auch zum essen nehme würde ich es nicht machen aber mann könnte als alternative ja auch Bienenwachs nehmen.
Für Schwerter und Äxte wäre Wachs ganz gut, die Alten Schmiede haben damit viele Sachen damit gegen Rostgeschützt, einfach auf die noch warmen Teile aufreiben und fertig.
 
Nach meinen Informationen waren die damaligen Schwertscheiden mit Schaffell "gefüttert", dieses Fell sonderte dan Fett ab, was ein rosten verhinderte. Die Idee mit dem Wachs klingt aber durchaus plausibel.
 
Bei Armbrustbolzen wurden damals die Spitzen gewachst, damit sie selbst im spitzen Winkel nicht abprallten und noch eine Rüstung durchschlagen konnten. Vielleicht war das bei Schwertschneiden ähnlich.

Ciao, Basti
 
Guten Tag,

wachs taugt gut als korrosionsschutz. Das wasser prallt ab und die klinge kann nicht rosten. Allerdings würde ich keine Kerze nehmen denn es gibt extra wachs zum einschmieren von leicht rostenden Klingen.
Aber Achtung: Das wachs ist schwer wieder zu entfernen.

MfG
Benjamin Ackermann
 
Interessant, kanst du mir den Titel des Buches nennen?

was ich mir vorstellen kann ist das es Kondensat war welches sich an den Kkalten Klingen samelte und abperlte, ähnlich wie Morgentau, aber nur eine Vermutung.

Das mit dem Wachsüberzug were zu recherchieren, sehr interessant :ahaa:

Schöne Grüße, David
 
Morgen,

Wachs ist auf alle Fälle ein guter Langzeitschutz. Habe mein erstes Messer so vor 20 oder 25 Jahren mit Fabrikwachs (Stearin oder so, kein Bienenwachs). eingemottet, als ich damals entrüstet feststellen mußte dass es nicht rostträge war. Das funktioniert. Für den alltäglichen Gerbauch aber doch eher ungeeignet. Für ein Gerät dass nur gelegentlich eingesetzt wird aber denkbar. Auf der anderen Seite war Bienenwachs damals mit Sicherheit sehr rar und wertvoll.

Gruß MIchael
 
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Eukalypt said:
Interessant, kanst du mir den Titel des Buches nennen?

was ich mir vorstellen kann ist das es Kondensat war welches sich an den Kkalten Klingen samelte und abperlte, ähnlich wie Morgentau, aber nur eine Vermutung.

Das mit dem Wachsüberzug were zu recherchieren, sehr interessant :ahaa:

Schöne Grüße, David

hallo,
das buch heisst "Die Edda" aus "diederich's Gelber Reihe",
ISBN 3-89631-433-5
ist eine sammlung nordischer götterdichtung, spruchweisheiten und heldenlieder.
das zitat stammt von seite 443 vers 16.

die damaligen dichter neigen zwar zu sehr gesuchten umschreibungen ("schwerttau" für blut :teuflisch , "wolf des helmes" für axt :irre: ),
aber dass es sich bei dem "wachs" was hier angesprochen wird um kondensat (und damit letztlich wasser) handelt, kann ich mir nicht vorstellen. da ist bienenwachs als korrosionsschutz doch naheliegender.
und wenn man bedenkt, dass ein schwert damals sowieso eine unglaublich teure angelegenheit gewesen sein muss, die sich nur reiche leute leisten konnten, ist es auch durchaus naheliegend, dass man diese investition entsprechend schützt.
 
Michael L. said:
Auf der anderen Seite war Bienenwachs damals mit Sicherheit sehr rar und wertvoll.

Gruß MIchael

Ich denke Schwerter aus Eisen waren damals sehr viel rarer und wertvoller als "Bienenschweiss"... :D
 
Hi David,

Danke, ich denk auch das es Wachs war, der Gedanke mit dem Kondensat war mir nur als erstes durch den Kopf gegangen:glgl:
Die alten Dichter wusten es Dinge zu umschreiben :super:


Schöne Grüße, David
 
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