Klingentest einer geschmiedeten Klinge

Uli Hennicke

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2,019
Die Testklinge wurde aus einer Rundfeile ca 15mm Durchmesser ausgeschmiedet. Die Komplette Wärmebehandlung erfolgte im Schmiedefeuer. Dreimal Normalisieren bis die Klinge nicht mehr magnetisch war, mit abkühlen dazwischen auf Raumtemperatur. Härten mit kurzer Haltezeit in warmen Öl. Das Anlassen erfolgte im Ofen wegen der besseren Kontrollierbarkeit. Erstes mal 180° C 45 min abschrecken in Wasser, Zweites mal 190°C abschrecken in Wasser.

Mit der Klinge wurden einige Test gemacht:
Nr1. Durchtrennen eines Kupferstabes 4mm = kein Problem
Nr2. Durchtrennen eines Baustahles 6mm = kein Problem
Nr3. Einschlagen mit der Spitze in ein Weichholz und drehen mit der Zange, da es von Hand nicht mehr ging = schönes konisches Loch.
Nr3. Einschlagen der Klinge, Spitze zuerst, in ein 1,5mm Stahlblech, das auf dem Weichholz auflag = Klinge lief sauber durch, die Spitze hat etwas gelitten.
Nr4. Abschlagen von Blechstreifen des 1,5mm Bleches = das klappte auch, aber ein Teil der Spitze ging dabei flöten. Durch die heftigen Hammerschläge und Vibrationen.
Nr5. Einspannen der Spitze bis zur roten Markierung und Anhängen eines Stahlgewichtes von ca. 30 kg. = Verformung im Elastischen Bereich und nach Abnahme des Gewichtes keine bleibende Verformung zu sehen.
Klingenbruch nach Belastung von 60 kg.
Die Klinge hat eine durchgehende Härte von ca. 62-63 HRC da sie hervorragend Glas ritzen konnte.
Ich finde das ist ein sehr schönes Ergebnis für eine Klinge von ca 70mm Länge ca. 18mm Höhe und einer Stärke von 5mm getapert bis zur Spitze.
Viele Grüße Ulrich Hennicke
 

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Da ich nur fünf Bilder anhängen kann, habe ich die anderen fünf als Antwort reingestellt.

Uli Hennicke
 

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Ja, Uli, das ist eine feine Sache. Ich habe die Klinge ja in Solingen gesehen. Ich bin mal gespannt, was die Gefügeaufnahmen zeigen.
Vielleicht sollte man noch eine Härtemessung HV machen, um alles rund zu machen.
Tja, Feile halt.

Und natürlich die erstklassige Wärmebehandlung, die das alles erst möglich macht. Es wurde ja nichts unversucht gelassen, das Optimum zu erreichen. Kompliment
 
Sehe ich es richtig (Bild 9), daß die Klinge nur ca. 3mm weit gehärtet wurde? Und wodurch die gelb/braune Verfärbung an der Härtelinie, durchgehend durch die gesamte Klinge?
Was ich an der Wärmebehandlung nicht verstehe, ist die höhere Temperatur beim 2. Anlassen. Begründung?
 
Guenter said:
Sehe ich es richtig (Bild 9), daß die Klinge nur ca. 3mm weit gehärtet wurde? Und wodurch die gelb/braune Verfärbung an der Härtelinie, durchgehend durch die gesamte Klinge?
Was ich an der Wärmebehandlung nicht verstehe, ist die höhere Temperatur beim 2. Anlassen. Begründung?

Halo Guenter,
die Klinge wurde komplett durchgehärtet, der Rücken ritzt genauso das Glas wie die Schneide. Wäre sie selektiv gehärtet, hätte ich das dazugeschrieben!
Die Verfärbung ist eine Spiegelung und Dreck, Kupferspuren, Metallspuren, sie hatte ja schon einiges durchgemacht.
Die höhere Temperatur sollte die Klinge noch etwas zäher machen als nach dem ersten Tempern. Ist doch irgentwie einleuchten oder?

Grüße Uli
 
Klasse Beitrag!
Es wäre schön wenn es mehr davon gäbe.
Es ist denke ich mal , für einen Messermacher leichter so etwas durchzuführen,da er nur den Materialpreis und seine Arbeit rechnen muß.Würde mir mit meinen schönen Stücken das nicht trauen,
da sie doch in der Anschaffung recht kostspielig sind. :D
Aber es ist dann gut zu wissen das daß Messer welches man z.B. aus dem Stahl womit der Test durchgeführt wurde besitzt,diese Eigenschaften hat .
Ich wünschte mir mehr solche Tests zu verschiedenen Stählen.
Da man dann eine bessere Entscheidung treffen kann, bezüglich Stahl und Verwendungszweck .


Holzwurm
 
Uli Hennicke said:
Die höhere Temperatur sollte die Klinge noch etwas zäher machen als nach dem ersten Tempern. Ist doch irgentwie einleuchten oder?

Hallo Uli, daß die Klinge etwas zäher werden sollte, ist durchaus einleuchtend. Nur entscheidet da im Allgemeinen eigentlich das erste Anlassen mit seiner Temperatur und Zeit darüber, wieviel von dem Restaustenit weiter umgewandelt wird. Das zweite Anlassen dient lediglich dazu, auch dieses jetzt umgewandelte Material anzulassen und wird deshalb mit niedrigerer Temp gefahren, um nicht die gesamte Klinge nochmals zu beeinflussen. Bei unlegierten Stählen ist dieses zweite Anlassen praktisch unnötig, da der Anteil von Restaustenit sehr niedrig ist.
 
Hallo Guenter,
meine Erfahrung und mein Prozedere ist ein anders, da ich die Klingen nur 30 bis 45 min anlasse. Da spielt das zweite oder dritte anlassen eine große Rolle.
Die Anlasstemperaturen brauchen nicht so hoch sein und die Zähigkeit nimmt mehr zu, als wenn man nur ein mal 120 min anlassen würde.
Gruß Uli
 
Tja, da sieht man mal wieder, was eine fachgerechte Härtung und ein passender Klingenschliff an der richtigen Klingengeometrie leisten können. :)
Den Test mit dem Baustahl durchhacken, hat Uli mal mit meinem Busse
Badger Attack probiert (für das er einen klasse Griff aus Goncalo Alvez gefertigt hatte!) und kam nicht besonders weit, da der ballige Anschliff einem zügigen Eindringen entgegen stand. Einem weiteren, hartnäckigeren Versuch stand dann die Vernunft entgegen, die Klinge nicht zu ruinieren!
Solche Tests sind sehr interessant und aufschlußreich und eigentlich auch eine tolle Werbung für gute "Handgemachte"! :super:

Gruß,
Wolfgang :)
 
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