Alles schon da gewesen

Sam Hain

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Es ist zum Verzweifeln. Seit Stunden sitze ich hier über einem Entwurf und versuche einen Griff zu gestalten. Kaum ist einer fertig, erkenne ich eine Form, die schonmal da war. Egal wie ich es anstelle, irgendeinem Desgin sieht der Griff immer zu ähnlich.
Wenn es ergonomisch sinnvoll sein soll, dann scheiden viele Möglichkeiten der Gestaltung von vorn herein sowieso schon aus. Was übrig bleibt, gabs schon bei zig Messern.

Was bleibt einem da noch zu tun? Den hundersten Griff à la Busse & Co. machen? Will ich nicht. Und nur durch Materialien setzt man sich nicht genügend ab.

Das hier soll definitiv nicht eine überflüssige Diskussion über Kopien werden, also bitte nichts in der Hinsicht, sonst ist das sicher nicht lange offen.

Ich wollte eher wissen, wie die anderen Macher (v.A. Hobbymacher) mit diesem Problem umgehen.
Bei Klingen sehe ich das weniger schlimm, hier kriegt man noch was eigenständiges hin, aber bei den Griffen wirds duster.

Was meint Ihr dazu? Mir gehen langsam die Ideen aus. Da mach ich lieber einen geraden 0815 Standardgriff.

sam
 
Ich mache das was mir gefällt. Ich baue bewußt nichts nach, aber wenn es irgendeinem anderen Messer ähnlich sieht ist mir das völlig egal. Ich baue sowieso nur für mich oder Menschen in meiner Nähe und da werden Sachen wie der Griff maßgeschneidert, da muß das fertige Messer längst nicht mehr wie der Entwurf aussehen. Vielleicht kennst Du einfach nur zu viele Messer :argw:
 
HankEr said:
Vielleicht kennst Du einfach nur zu viele Messer :argw:
Das kann sein :D

Interessanter Standpunkt. So eine Art gesunder Egoismus sozusagen. Damit tu ich mich etwas schwerer... Sicher ist das Produkt nur für mich selbst, aber ich habe trotzdem ein blödes Gefühl, wenn ich weiß, es sieht nach Pirela oder sonstwas aus. Auch wenn´s nur Zufall ist.

Mich ärgert einfach grundsätzlich, daß das Designspektrum schon weitgehend ausgeschöpft ist. Selbst die Idee, die man für superoriginell hält, sieht man dann -kaum daß man sie zu Papier gebracht hat- auf der Seite eines anderen Machers, der das schon seit Jahren so baut.
Das ist dann zwar kein richtiges Plagiat, aber es ist halt trotzdem schon einem Anderen vorher eingefallen. Das wurmt mich immer.


sam
 
Ich halte das so wie Hanker, du wirst mit höchster warscheinlichkeit nie ein Design ,sei es Griff oder Klinge entwerfen was nicht schonmal irgendwo in irgeneiner Form da gewesen ist.
Also ich kombimiere öfters auch mal Griffe die ich schonmal in ähnlicher Weise gebaut habe,indem ich einfach eine andere Klingenform zu den schon dagewesenen Griff entwerfe ,oder umgekehrt.

Wie auch immer ,mach dir nicht so einen großen Kopf darüber ,sondern Bau was dir gerade so einfällt.

Gruß Murat
 
Das Problem, dass mein Entwurf einem schon gebauten Messer ähnelt, umgehe ich ganz einfach. Ich entwerfe einfach nicht. Wie das Messer ungefähr aussehen soll, habe ich meist im Kopf.
meist male ich direkt auf den Stahl auf und schneide dann aus.
Wenn es dann um die Handlage geht, kann man das am fertig ausgeschnittenen Rohling eh am besten testen.
Allerdings baue ich Messer für mich und kaum für andere. Bei Messermachern, die ihre Messer verkaufen, geht dieses "aus dem Kopf heraus bauen" natürlich nicht. Irgendetwas müssen die ihren Kunden im Vorfeld ja präsentieren.

Gruß Tobi
 
Eine Klinge und einen Griff braucht man für ein Messer fast immer ;)
Insofern sind der Designfreiheit schon mal Grenzen gesetzt.
Wenn das Ganze dann noch eine akzeptable Handlage haben soll, die Klinge soll zum Schneiden geeignet sein und nicht unbedingt 'nen Designerpreis für noch nie dagewesene Formen gewinnen können, bleibt nicht mehr soviel übrig was noch nie dagewesen ist.

Grade aus dem kopf heraus bauen bringt oft die Interessantesten und brauchbarsten Formen zustande.
Geht man streng nach Plan vor, bekommt man die Skizze zu Papier die man sich mühsam zusammenreimt.
Geht man mit einer gewissen Intuition an die Sache ran, entstehen oft interessante Formen, auf die man durch noch so angestrengtes Nachdenken nicht gekommen wäre.

Ist die Form gelungen kann man diese ja auch mal nachbauen.

Das funktioniert grade beim Schmieden ausgezeichnet, man erkennt im rohen Stück plötzlich eine Form an die man ursprünglich nicht dachte, die es aber weiterzuverfolgen lohnt. Beim Stockremoval geht das evtl. nicht, weggeschliffen ist weggeschliffen, und kann nicht duch ein Paar Hammerschläge wiede in Form gebracht werden.

gruß

Peter
 
Sam Hain said:
Was meint Ihr dazu? Mir gehen langsam die Ideen aus. Da mach ich lieber einen geraden 0815 Standardgriff.

Ich bastel ja nix, aber wenn ich bastel wuerde ;) dann wuerde ich mir einfach das bauen, was mir gefällt. Bei mir wärs die Klinge vom Brend, der Griff vom Terzuola, der Lock und die Konstruktion vom Kevin. Das wäre so aus dem Bauch raus *meine* Kombination. Und dann wuerde ich noch solange mit Versatzstücken bekannter Messer rumspielen, bis ich nach dem 100sten, wenn ich Gleuck habe, mein eigener Stil entwickelt.
Imo gehts den meisten Messermachern so. Mir gehts/gings beim Fotografieren so. Ist immer das gleiche Schema.

Da ist auch nix dabei, jeder Künstler, und ich denke auch jeder Messermacher, hat erst einmal mehr oder weniger nachgebaut, was er kennt und was ihm gefällt. Allemal besser, als zum Teufel komm raus was eigenes, dass dann ausschaut wie..das sag ich lieber nicht :).

Die Plagiats/Kopie Diskussion wird doch erst dann ein Thema, wenn Nachgebautes als eigenes dargestellt wird und/oder damit Geld verdient wird.

Gruesse
Peter
 
Ja darüber hab ich mir auch schon Gedanken gemacht. Ich denke es ist so wie Du sagst Sam, vernünftiges Design wird durch die Funktion vorgegeben, da gibt es nicht soo viel Spielraum. Deshalb ist das alles schon mal dagewesen.
Was hat man da noch, wenn man ein Messer entwirft / baut und später sieht man ein ähnliches beim Händler?

1. Materialien, 2. Qualität der Ausführung, 3. Kombination verschiedener Komponenten. Harmonie in der Form.

Alles in allem kann man Messer bauen, die genau den eigenen Vorstellungen entsprechen. Mir ist es trotz der Vielfalt auf dem Markt bis jetzt noch nicht gelungen mein Traumfixed zu finden, also werd ich versuchen das Ding mal selbst zu bauen. Ob da dann Eigenschaften wiedererkannt werden, die es woanders schon gibt/gab.. pfft.. egal.
Als ich mein zweites Messer gezeichnet hab und dann das Modell mit Knete gebaut hatte, war ich sowas von stolz, vorallem auf das Griffende, dann hab ich Wochen später bei einem Messermacher aus USA sehr ähnliche Griffe gesehen, mit nem ähnlichen Griffende.... :staun:
Was hab ich erwartet? Ich zeichne ´nen Griff und den gabs noch nie? Jahrzehnte Messermacherei von vielen Tausend Leuten und keiner kommt auf die Idee? Kann nicht sein.. deshalb: für den Hausgebrauch oder so: einfach loslegen. Alleinstellungsmerkmal durch stimmiges Gesamtkonzept. Ich seh das Messer als Ganzes, nicht nur den Griff oder die Klinge.

Habe fertig.
 
Hallo,

also ich gehe immer davon aus, was mir gefällt. Und diese Vorlieben haben ihren Ursprung in den Messern anderer Leute. Das meiste kommt entweder aus der frühen Kindheit, als ich die ersten messer in der Hand hatte oder von ein paar Messermachern, deren Designs mir besonders gefallen. Beim Basteln mische ich unbewußt verschiedene Elemente oder wandle diese nach "Lust und Laune" ab. Von allen Messern, die ich bis heute gemacht habe, sieht nur eins dem Vorbild ähnlich aus, was auch gewollt war. Bei den anderen habe ich frei entworfen.
 
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