Hamon/Härtelinie: Vorbereitung, härten, sichtbar machen

Nidan

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Härtelinie sichtbar machen, wie ?

Also ich hab nen netten Tanto-Rohling den mir Claymore mit Hamon gehärtet hat, nur sieht man da jetzt nach dem Satinieren un Polieren natürlich nix mehr davon.

Ich hab hier gelesen durch ätzen kann man den wieder rausbringen, also hab ich mir jetzt mal Eisen3chlorid besorgt.

Wie lang soll man den Rohling da drin lassen und wie kriegt man den nachher wieder sauber ohne daß auch der Hamon wieder weg ist ?

Und wie entsorge ich denn die Säüre ?
 
härtelinie

hi,

falls du eine japanische härtelinie willst, die ist nicht geätzt!

normalerweise solltest du nach dem härten und polieren die härtelinie schon sehen, bei japanischen messern ist die dann noch mit einem speziellen "schleifstein" nachgearbeitet, damit die härtelinie besser zu sehen ist!
 
Ob du die Härtelinie grundsätzlich mit EisenIIIChlorid sichtbar machen kannst, kann ich nicht sagen, aber du solltest aufpassen, den Stahl nicht zu lange drinzulassen, sonst wird er komplett dunkler.

Ich hab die Klinge danach einfach mit viel Wasser abgespült und mit ner weichen Bürste etwas geschrubbt.

Die angesetzte Lösung kann man meines Wissens nach mehrfach benutzen, also würde ich sie nicht gleich entsorgen, kostet schließlich Geld...
 
Politur

Nidan, nach einer Politur mit der Poliermaschine ist der Hamon futsch (optisch zumindest). Das liegt daran, dass das das eine "geschlossene" Politur ist, weil beim Maschinen-Polieren die Oberfläche verwischt und zugedrückt wird.

Die Japaner polieren offen mit Steinen und Schleifmitteln. Daher sieht man sozusagen in den Stahl hinein und sieht die Härteunterschiede und die Zwischenzonen.

Also entweder Du polierst noch mal neu mit Steinen und feinen Poliermitteln oder Du ätzt die Oberfläche an. Dazu genügt ein sehr kurzes Bad der entfetteten (!!!!!) Klinge in FeCl3-Lösung. So 10 bis 20 Sekunden in einer frischen 20% Lösung sollten lange ausreichend sein. Nachher neutralisieren mit Ammoniak oder reichlich Wasser und Seife und erst mal dick mit Ballistol einseiern. Nach einiger Zeit (mindestens 30 Minuten) Ballistol abwischen und die Oberfläche von Hand mit einem feinen Poliermittel reinigen. Wieder Ballistol drauf, fertig.

Wohin mit dem FeCl3? Einfach in ein Schraubglas und behalten. Kann man viele male Wiederverwenden. Entsorgung nur über Schadstoffentsorgung.

Achim
 
Das Küchenmesser (2842)welches ich für Herbert gemacht habe hat auch einen Hamon (auch von Peter gehärtet) ich hab dem Messer ledigkich ein 1200 Satinfinnish gegeben, die weicheren Stellen oberhalb des Hamons sind matt geworden, der harte Bereich sieht aus wie poliert, man konnte den Hamon so gut sehn.

freagle
 
Danke an alle und speziell an Achim !

Ich hatte grad ne Stunde Zeit und hab rumgeätzt. Hat alles prima geklappt, der Hamon ist wieder da und Sauereien hab ich auch keine gemacht. ;)

Eine Frage hätt ich aber noch : Nach dem Ätzen hab ich die Klinge soweit mit Polierpaste poliert, daß sie jetzt eine leicht unregelmäßige graue Oberfläche hat. Dieses Finish gefällt mir eigentlich recht gut, aber kann man das so lassen oder könnte es da gesundheitliche Probleme damit geben, wenn man Essen schneidet ?

Übrigens nen Damast-Rohling (schon vorgeätzt beim Schmiedetreffen und dann noch mal mit Essigessenz)) hab ich auch noch reingeworfen und so 20 Minuten dringelassen. der hat jetzt ne richtig tiefe Damaststruktur, schaut klasse aus !! :super:
 
Hi Nidan,
ich schleife die klinge mit feinem Schmirgel(800-1200)
und ätze dann in Fe3 Cl mehrfach für kurze Zeit. Ich habe eine stark verünnte Lösung. Ich setze das Fe3 Cl nur mit destilliertem Wasser an.
Zwischen dem Anätzen spüle ich mit Wasser ab und entferne die entstandenen Oxide mit 2000 Naßschleifpapier. Wenn ich mit dem Ergebnis zufrieden bin neutralisiere ich mit Natriumtriphosphat und entferne die letzten Oxide mit Flizz.

Gruß Cyrus
 
Poliert mit Polierscheiben werden meine Klingen normalerweise nie.
Ich schleife mit Steinen/Papier bis zur gewünschten Oberfläche.
Dann kann man auch ohne Ätzen mden hamon meist gut erkennen.
 
@freagle: genau, kann man prima sehen. Leider läßt sich das nur sehr schlecht fotographieren. Schade. Aber ich hab jetzt ein paar bessere Bilder, die mail ich Dir mal zu.
Das Messer verrichtet übrigens prima Dienste in der Küche, wird aber nur von mir benutzt, und sorgfältig behandelt. Ne Geige schmeißt man ja auch nicht nach Gebrauch einfach in ne Schublade.
Bin immer noch begeister.
 
@Herbert

war auch überrascht, dass durch einfaches Satinieren bis K1200 der Hamon sichtbar wurde. Stell ich mir auch vor das es schwer ist es zu fotografieren, das spiegelt schon sehr.

Über Bilder würd ich mich freun, ich hab selbst vergessen welche zu machen.

freagle
 
Hamon oder nicht Hamon?

Hallo,

ich habe mir ein Messer von Ron Clark zugelegt, ein ähnliches hat Pitter hier mal vorgestellt.

Meine Frage ist jetzt, wie verhält es sich mit dem Hamon, der Härtelinie?

Ich hab schon gesucht :steirer: und weiss, wie so was hergestellt wird ... Klinge mit Lehm abdecken und dann härten ... aber warum?

Bei Schwertern macht es Sinn, dass die Schneide hart und der Rest relativ weich ist wegen der Härte und der damit verbundenen Bruchfestigkeit ... aber bei einem Messer? Das Ding ist doch eh so kurz, das kann doch eigentlich nicht brechen, oder?

Alles nur Show (allerdings recht hübsche) oder Sinn drin?

Danke an die Fachleute und

weihnachtliche Grüße

Alex
 
Re: Hamon oder nicht Hamon?

Original geschrieben von tombi99
Alles nur Show (allerdings recht hübsche) oder Sinn drin?

Es ist halt huebsch, mehr nicht. Praktisch eher ein Nachteil, weil man das schoene "Finish" natuerlich schnell verhunzt. Aber was fuer Biege- oder Schockbelastungen sollen denn bei einem Messer - noch dazu in der Groesse - auftreten, was durchgehärteter Stahl, egal ob legiert oder Kohlenstoff, nicht aufnehmen kann. Bei einem grossem Haumesser kann man das vielleicht noch begruenden, aber auch da wuesste ich nicht, was bei einer richtig dimensionierten Klinge aus dem richtigen Stahl passieren soll.
IMO eine alte Technik, mit der man die Unzulänglichkeiten der damaligen Stähle und Verfahren ein wenig aufbessern konnte. Heute genauso unnütz wie das Schmieden. Und wie vieles unnütze genau deshalb interessant :)

Gruesse
Pitter
 
Moin Pitter,

danke für die Antwort, ich hab noch ne Frage: Warum lässt sich nur bestimmter Stahl differentiell härten und nicht etwa ATS 34 oder sowas?

Schöne Feiertage
Alex
 
Niedrig legierter Stahl verlangt sehr hohe Abkühlgeschwindigkeit und benötigt nur kurze Haltezeit auf Härtetemperatur.
Dies lässt die beiden hauptsächlichen Arten des partiellen oder differentiellen Härtens zu.
Bei der ersten wird nur die Schneide auf Temperatur gebracht und die ganze Klinge schnell abgekühlt; dies funktioniert, weil der Rest der Klinge nicht die Zeit hat, ebenfalls auf Härtetemperatur zu kommen.
Bei der zweiten wird die gesamte Klinge erhitzt, aber nur die Schneide ins Kühlmittel getaucht; dies funktioniert, weil der niedrig legierte Stahl eine hohe Abkühlgeschwindigkeit verlangt, der langsamer abkühlende Teil wandelt sich nur unvollständig um.
Dies beides sind partiell gehärtete Klingen.
Bei tatsächlich differentiell gehärteten Klingen kann z.B. erst eine Härtung der gesamten Klinge auf Federhärte vorgenommen werden und dann nach Methode 1 die Schneide hoch gehärtet werden oder man härtet die ganze Klinge richtig und lässt dann vom Rücken her die Klinge so hoch an, das der Rücken gegenüber der Schneide wesentlich weicher wird.
Diese Effekte sind mit hochlegierten Stählen nur unter sehr hohem Aufwand (gleichzeitig kühlen und erhitzen bestimmter Bereiche)zu erreichen, weil diese Stähle erstens sehr lange Haltezeiten auf Härtetemperatur verlangen (> 20 min), bei denen die gesamte Klinge die Endtemperatur erreichen würde, und zweitens auch schon mit sehr niedrigen Abkühlgeschwindigkeiten, zum Beispiel bei einigen Stählen in ruhender Luft, schon ihre Endhärte erreichen. Außerdem ist auch bei hohem Aufwand die Gefahr recht groß, dass zwischen den beiden gewollten unterschiedlichen Bereichen eine breites Band mit undefiniertem Kristallzustand entsteht. Dieses Band entsteht zwar auch bei niedrig legierten Stählen und ist die eigentliche Härtelinie, ist dort aber recht schmal.
 
Tja,

geschmiedete Messer und Messer mit einer echten Härtelinie (Hamon) sind in der Tat so unnötig wie handgefertigte Messer oder Customs an sich unnötig sind. !!!
Warum das ganze, wenn man zu einem Bruchteil des Preises ein Serienteil aus einem Passablen Stahl bekommt. ????

Abgesehen von der 'Unnötigkeit' der ganzen geschichte kann man mittels Schmieden Klingen und anderes herstellen die anders nicht zu bewerkstelligen sind. !!

Oder hat schon mal jemand einen Dreilagenstahl zusammengeschliffen ???
Auch ganz kurze Klingen < 10 cm können bei entsprechender Belastung brechen, haben die einen Hamon, brechen sie nichtg so schnell, bzw. man kann die SChneide höher härten als beim durchhärten.

Peter
 
Hammon, härten, Klingenvorbereitung

Liebe Härtefachleute im Forum,

ich möchte eine 6mm starke Klinge aus 1.2552 härten und zwar so, das am Ende der Bearbeitung die Härtelinie zu sehen ist. Soweit ich das verstanden habe, geht das entweder so, das ich die Schneidkante erwärme und dann bei der notwendigen Temperatur kurz halte und in Öl abschrecke. Dann ist doch aber der Rest der Klinge ungehärtet, oder?
Die zweite Variante wäre, die Klinge in Lehm einzupacken bis auf die Schneide, warm machen und in Öl abschrecken, ist ja im Forum oft genug beschrieben worden. Soweit habe ich das (hoffentlich) verstanden.
Nun meine Fragen:
1. wenn ich in Öl abschrecke wird die Klinge doch schwarz. Dann muß ich erneut polieren und dann kommt die Härtelinie zum Vorschein, oder wie?
2. Wenn ich nur die Schneide härte, dann bleibt der Rest weich und die Schneide wird trotzdem schwarz?

Also wer kann helfen?

Vielen Dank für Eure Unterstützung

Paulus
 
Hallo Paulus,

Ich mach´s bei der differentiellen Härtung so:

Ich umwickle die Klinge mit Drat und bestreiche sie dann an einer Seite mit Feuerzement so weit, wie die Klinge zäh bleiben soll und nach dem trocknen das selbe mit der anderen Seite.

Dann Härten.Dabei wird die ganze Klinge mehr oder weniger dunkel.Man kann aber die Härtelinie erkennen.

Wenn man dann poliert kennt man die Linie nicht mehr.Dazu müßte man ätzen,das hab ich allerdings bis jetzt noch nie gemacht.

Grüße, Günther.

[luftauge: 3 verwandte threads zusammengeführt]
 
Last edited by a moderator:
Nach dem Härten und dem Entfernen der Isolierschicht kann man den Verlauf der Härtelinie in etwa erkennen.
Von der Beschichtung bedeckte Klingenpartien werden heller sein, als die Bereiche, die direkt mit dem Öl in Verbindung kamen. Die Trennlinie läßt den Verlauf der Härtelinie erkennen. Die Hitze die vom Lehmmantel abstrahlt wird je nach dicke der Schicht die Härtelinie von der nach dem Härten sichtbaren Linie weiter in Richtung Schneide verschieben.
Nach dem Abschleifen ist die Härtelinie erstmal nicht mehr zu sehen.
Je feiner ich schleife, desto eher habe ich die Chance die Härtelinie bei entsprechendem Lichteinfall zu erkennen.
Ganz plastisch wird Sie dann nach dem Ätzen.
Man kann durch stärkeres Ätzen und anschließendes vorsichtiges 'Polieren' sogar eine Härtelinie sichtbar machen, die plastisch hervortritt.
Am besten geht das bei reinen C-Stählen.
Je mehr Legierungselemente vorhanden sind, desto schwieriger wird es eine deutliche zeichnende Linie zu erhalten.



gruß
Peter
 
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