Flohmarktfund: Altes Carbonstahl-Küchenmesser

Meik

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Am Wochenende hatte ich dreifaches Glück auf dem Flohmarkt: Für nur drei Euro bekam ich einen neuen Tischschraubstock (WABECO 911 90mm), einen urigen Hohlgriffhammer mit aufgeschraubtem Kopf und Steck-Werkzeugspitzen (den ich zu einem Niethammer machen will) und folgendes Messer:

Kuechenmesser1.jpg

Kuechenmesser2.jpg

Kuechenmesser3.jpg

Kuechenmesser4.jpg


Gesamtlänge 30cm, Klingenlänge 17,5cm, Klingenstärke 2,5mm (ab der Hälfte sich verjüngend auf 1,5mm 3cm vor der Spitze), Klingenbreite 25mm, Griffstärke 15mm am Ricasso sich verbreiternd auf 25mm am Griffende, Griffbreite 20mm am Ricasso sich verbreiternd auf 25mm am Griffende.
Griffmaterial scheint Eiche zu sein. Die Messingpins scheinen zweiteilig zu sein (siehe Bilder)!
Der Griff liegt sehr gut in der Hand. Leider ist die Vernietung aber nicht mehr fest, der Erl hat einen knappen Millimeter (schwergängiges) Spiel im Griff (Spiel ist parallel zum Untergrund bei liegendem Messer).

Jetzt bin ich am Überlegen, was ich mit dem Messer machen soll:

- Genau so belassen und als Antiquität an die Wand hängen;
- Aufarbeiten und Benutzen: Griff abschleifen, Klingenfinish neu machen, eventuell noch zwei dünne Nieten durch den Griff, damit er wieder fest ist;
- Neuen Griff dranbauen.

Benutzen möchte ich es eigentlich schon (der Stahl scheint ziemlich hart zu sein, das Probeschärfen mit dem Keramikwetzstab war deutlich schwieriger als bei meinen neuen Küchenmessern) und ich tendiere zur Aufarbeitung. Was meint ihr? Soviel Wert, dass ich es lieber in Ruhe lassen sollte, wird es ja wohl nicht haben, oder? ;)
 
Hi

also ich find alte Küchenmesser schreien nach Benutzung

hab vor kurzem auch ein altes Brotmesser gefunden und etwas aufgearbeitet (war jedoch noch besser in Schuss)

altkitch.jpg
 
schließe mich da kanji voll an. Griff runter, schönes Holz besorgen, Olive wär nicht schlecht. Aus hygienischen Gründen schon, und ich würde dann den Griff noch mit Epoxy verkleben, das macht alles dicht. Der Erl ist nicht komplett über die Griffbreite und Grifflänge, da muß man entweder einsägen, oder zwei Schalen machen und ausarbeiten. Dann kann man natürlich auch etwas Fiber dazwischenlegen, als Ausgleich, ja und die Klinge vorsichtig schleifen (Schleifpapier, Stahlwolle), dann kriegst Du ein tolles Messer. Brot schneiden sollte damit wunderbar gehen.
 
Ich habe einige alte Kuchenmesser "gerettet"... die mesiten davon dienen treu bei uns in der Küche. Ein oder das andere warten noch auf überarbeiten. Mein Motto dabei ist so wenig wie möglich machen. Versuche mal das messer nur instandzusetzen und ein Griff zu machen, welches die alte Form noch respecktiert. Sieht schön aus!!
 
Hi Meik,

Klinge und Griff mit Schleifpapier aufarbeiten, anschließend das Holz und den Spalt zur Klinge mit dünnfließenden Sekundenkleber (z.B. Starbond 02) tränken bzw. zufließen lassen. Ergebnis: Klinge hält bombenfest, Spalt ist versiegelt und Holz wasserfest gemacht.
 
Hi!
Ich sehe es ähnlich wie Camig!
Lass den Spalt um den Erl mit dünnflüssigem Kleber zulaufen.
Schleif den Griff mit feiner Stahlwolle (0000) ab und lass ihn mit Leinöl ein.
Die Klinge würde ich nur mit einem weichen Lappen und etwas Chrom-Politur bearbeiten.

Und dann: Benutzen!

Zorro
 
Ich würde den Griff auch nicht ersetzen. Scheint doch noch ganz gut in Schuss zu sein. Lass dem alten Messer seinen alten Griff.
Abschleifen, neues Finish, benutzen!

stay rude
braces
 
Hallo Meik!

Ich würde auch zur Aufarbeitung tendieren. Ich habe am Wochenende auch ein altes Küchenmesser bekommen (ein etwas mehr als 30 jahre altes Sabatier-Messer mit 30 cm C-Stahl-Klinge), das die letzten 10 Jahre im Keller verbracht hat. Es war das erste gute Küchenmesser meines Vaters und trotz Rost und Patina ist es noch gut in Schuss. Dieses werde ich mit Sicherheit auch aufarbeiten und benutzen.

Wenn man ein wenig Arbeit investiert, bekommt man ein prima Küchenmesser - also warum potential verschenken und an die Wand hängen? :D

Grüße, Robert
 
Der Rat von Camig ist gut. Mit Starbond läßt sich das alles regeln, und dicht ist es dann auch. Da könnte man in der Tat den "alten Charme" erhalten.
 
hi Meik,
wird mit sicherheit ein schönes teil. die klinge würde ich auch nur mit lappen und chrompolitur (für autos aus dem baumarkt z.B.) überarbeiten. das ursprüngliche schliffbild bleibt dabei erhalten. auch geht ein streifen leder auf eine leiste geklebt und dann politur (die weiße aus dem üblichen baumarktset geht) aufgestrichen und damit polieren.
gruß,
xtorsten
 
Ich hab auch so ein altes Schätzchen. Ich kenn es seit den fünfziger Jahren; es ist aber wohl noch älter.

Meine Oma soll sich damit einmal, bei der damaligen Brotschneidetechnik nicht ganz unmöglich (quer vor der Brust) in den Busen geschnitten haben. Es kann aber auch sein, dass jede Familie, bei der diese Schneidetechnik üblich war, die gleiche Geschichte erzählt ;)

Ich werd versuchen, den Charakter des Messers zu erhalten, damit es seinen Charme nicht verliert. Ich benutze es gern.
Gruß Heinz

brotmesser_.jpg
 
1. Akt

So - dann will ich mal erzählen, wie die G'schicht weiterging:

Ich besorgte 000'er Stahlwolle (0000 habe ich nicht bekommen), womit ich den Griff bearbeitet habe. Danach sah er schon viel besser aus. Nur noch wenige dunkle, speckige Stellen in Vertiefungen, die Nieten wieder blank. Die Klinge wurde mit WENOL (meine bevorzugte Metallpolitur) poliert, was ziemlich gut ging. Es blieben dunkle Stellen, aber das soll ja auch so sein, schließlich soll man der Klinge ja gerade das Alter noch ansehen können.
Dann besorgte ich Epoxy und Härter L aus einem Modellbauladen.
Und hier nahm das Unheil seinen Lauf. Erstens war das Zeug ziemlich zähflüssig, so dass es kaum in die Ritzen gekrochen ist. Und zweitens habe ich beim Mischen (per grober Küchenwaage) irgendwie etwas verkehrt gemacht, wie ich Tage später feststellen musste, als das Zeug am Griff immer noch nicht fest war... Ein Blick auf die reste in den Flaschen zeigte dann: Ich hatte viel zu wenig Härter hineingemischt.
Hier ein Bild von diesem "Versuch":

Kuechenmesser_trocknet.jpg


Tja - Was nun? Aufgeben und das Teil wegwerfen? Freuen, dass der Griff nicht aus der Hand rutschen kann und es so benutzen? STAY TUNED FOR THE SOLUTION! :cool:
 
2. Akt

Neee - der Griff musste runter! Ich hatte noch Holz aus einer Tischlerei liegen (keine Ahnung, was es ist - vielleicht weiß es ja einer, der dies liest!), das sollte es werden:

Kuechenmessergriffholz.jpg


Also flugs die alten Nieten entfernt (reingetrieben und dann auf der anderen Seite den Kopf abgesägt und dann rausgezogen), den Erl abgeschliffen und grob die neuen Schalen (und das "Erlverlängerungsstück" - scheinbar meine Spezialität... Das zweite beim zweiten Messer...) zurechtgesägt. Stirnseiten fertiggemacht, mit UHU Endfest 300 raufgeklebt und zuletzt noch die Löcher für die 2,5mm Bronzenieten durch alles durchgebohrt...

Kuechenmessemontage.jpg


Tja, dann wurde nur noch vernietet, eine Menge gefeilt und geschliffen (bis 1000er) und am Ende mit "Außenöl" (normalerweise für Teak-Möbel) behandelt. Mr. Lansky verpasste ihm dann noch eine rattenscharfe neue Schneide.
And here it is:

Kuechenmesser_und_Originalgriff.jpg


Weitere Bilder (auch von der Seite) stelle ich gleich noch in die Galerie.

Abschließend kann ich nur sagen: Es hat sich gelohnt! Der Griff fühlt sich einfach nur genial an und sieht genauso aus (Auf den absolut fehlerunverzeihenden Scans kommt das nicht so raus...).
Ich kann nur jedem, der noch ein solches Messer liegen hat, raten, es auch zu versuchen - es lohnt sich.

Also, Puppal (die ja hier einen ähnlichen thread am Laufen hat) & Co. - traut euch! :p
 
Re: 2. Akt

Original geschrieben von Meik
Also, Puppal (die ja hier einen ähnlichen thread am Laufen hat) & Co. - traut euch! :p

Jajajaja, ist schon gut ;)

Also zuerst einmal finde auch ich, dass der Charakter des Messers sehr gut erhalten blieb. Es sieht aus, als läge es wunderbar in der Hand und das Holz (was auch immer es für eines sein mag) sieht wirklich schön aus.

Ich habe mein Brotmesser schon einige Male sehr schief angesehen und mir vorgenommen, den Griff endlich zu restaurieren, aber gegen Faulheit ist leider kein Kraut gewachsen. Das bisschen Material zu kaufen ist nicht das größte Problem - Platz, überneugierige Katzen und Muße schon eher.
Vielleicht schaffe ich es ja über die Weihnachtsfeiertage und kann dann auch ein hoffentlich annähernd so gelungenes Ergebnis vorstellen.

Liebe Grüße
Puppal
 
Hallo, Meik, das sieht klasse aus. Ich werde auch gleich mal in die Werkstatt gehen.....
 
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