Messer Bacher Tuttlingen

Jonas Bacher

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Hallo zusammen,

mein Name ist Jonas Bacher, ich komme aus Tuttlingen (BW) und hoffe hier einigen Sammlern interessante informationen liefern zu können.

Die Begriffe „Tuttlingen“ und „Bacher“ sind hier in diesem Forum in vier Threads von @boogerbrain und @störtebeker bereits gefallen, durch welche ich auf dieses Forum aufmerksam geworden bin. Es wurden alte Bacher Bauernmesser vorgestellt und diskutiert.

Da in den genannten Threads nicht nur auf Bacher Messer aus Tuttlingen eingegangen wurde, möchte ich die geschichtlichen Hintergründe die ich von meinem Vater, meinem Onkel und meiner Oma (allesamt Bacher) erfahren habe, zusammentragen.


Messerproduktion spielte in der Familie Bacher lange vor dem zweiten Weltkrieg eine wichtige Rolle. Es existierten vier Brüder: Paul, Ernst, Max und Karl, die alle mit Messern ihren Lebensunterhalt verdienten.
Paul Bacher zog 1929 von Tuttlingen nach Rottweil und eröffnete dort das Stahlwarengeschäft Paul Bacher.
Max zog nach Schramberg um dort Messer zu verkaufen.
EDIT: Karl Bacher ging in die Schweiz zur Firma Victorinox bis er für den ersten Weltkrieg eingezogen wurde und verstarb dort.
Ernst Bacher war zu dieser Zeit in Tuttlingen als Messerschmied tätig. Dieser würde zu späterer Zeit von meinem Opa, Bruno Bacher, unterstützt. Bruno Bacher gründete dann dass Stahlwarengeschäft „Messer Bacher“ in Tuttlingen, welches er zusammen mit meiner Oma führte.

Von hier kommen auch die vorgestellten Messer von boogerbrain und Störtebeker. Die dort vorgestellten Bacher Bauernmesser, wurden von Frau Matthes aus Dürbheim hergestellt und sowohl in Tuttlingen als auch in Rottweil verkauft.
Die auch genannten Gustav Branner Messer, kamen großteils ebenfalls von meinem Opa. Gustav Branner hat zu der damaligen Zeit keine Messer selbst gefertigt, sondern diese im Auftrag fertigen lassen. Mein Opa hat diese dann mit dem entsprechendem Logo versehen.

Im Folgenden möchte ich euch Einblicke in die übrig gebliebenen „Messer-Bacher“ Messer geben. Als Rostfrei gekennzeichnete Messer stammen von meinem Opa, Bruno. Messer die noch nicht rostfrei sind, sind ältere Exemplare, die sowohl von Ernst als auch Bruno Bacher gefertigt sein konnten.

Messer "Normal-Stahl":
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Messer Rostfrei:
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Weitere Messer:

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Wenn Interesse besteht, kann ich auch gerne Detailaufnahmen oder weitere Bilder einzelner Messer hier Posten.

Beste Grüße
Jonas
 
Last edited:
Hallo Jonas,

vielen Dank für die Infos und die tollen Bilder! Daß Frau Matthes irgendwie daran beteiligt war, hatte ich schon läuten hören ... aber nun habe ich die Bestätigung. Auch der Einblick in die große Varianz der angebotenen Messer damals ist sensationell!

Da werden Wünsche wach ... :lechz:

Gruß
Kai
 
Hallo Jonas,
Herzlichen Dank für den Blick in diese Schatzkiste wunderbarer Messer, die Ausdruck der exzellenten handwerklichen Fertigkeiten Deiner Familie sind. Selten sieht man eine dermaßen schöne und vielseitige Sammlung aus einer Hand. Besonders hervorzuheben die iedlen Multifunktionsmesser, absolut top.

Evtl. könntest Du nochmals Bilder einzelner Messer mit ggf. besonderen Werkzeugen machen. Weiter fallen mir mehrere Stempel auf, davon einer mit einer Art Äskulapnatter und verzierte Ahle. Ein Bild dieses Messers mit allen Werkzeugen würde mich ebenfalls freuen.

Wie gesagt: einfach klasse!!!::super:

Gruß
Abu
 
Vielen Dank für die informativen Erläuterungen, Jonas Bacher!

Zu Messerschmieden in und um Tuttlingen gibt es leider nur wenige Informationen.
Dies ist insbesondere unverständlich, da Karl Dominik Elsener als Messerschmiede-Geselle in Tuttlingen tätig war und offenbar nach der Gründung seiner Firma in der Schweiz auch aus Tuttlinger Betrieben Fachleute bei Victorinox ihre Erkenntnisse dort eingesetzt und erweitert haben:

Bacher, Karl Tuttlingen.jpg

Grüße
cut
 
Hallo zusammen,

vielen Dank für das rege Interesse an der Geschichte und an den Messern.

@Abu: Die Bilder werde ich die nächsten Tage nachreichen. Es handelt sich hierbei um eine Klinge des Medizintechnik Unternehmens Aesculap aus Tuttlingen. Laut meiner Oma hat man nach dem zweiten Weltkrieg das verarbeitet, was man bekommen konnte. In diesem Fall auch Klingen der Firma Aesculap.

@cut: Danke für diesen Zeitungsartikel! Ich habe auch soeben meinen Beitrag korrigiert.:encouragement:
Hier habe ich mich vertan. Nach Rücksprache mit meiner Oma, ging Karl Bacher (wie es auch in diesem Artikel steht) in die Schweiz zu "Victorinox", also in die Fabrik von Karl Elsener.
 
....Es handelt sich hierbei um eine Klinge des Medizintechnik Unternehmens Aesculap aus Tuttlingen. Laut meiner Oma hat man nach dem zweiten Weltkrieg das verarbeitet, was man bekommen konnte. In diesem Fall auch Klingen der Firma Aesculap.

.

Danke Dir für die Erläuterungen. Das sind die Geschichten, die für mich so schöne Messer erst richtig wertvoll machen. Ein Stück festgehaltener Geschichte, die mit der zugehörigen Generation verloren gegangen wäre! :super:

Gruß
Abu
 
Danke für das positive Feedback. Es freut mich sehr, dass solch ein Interesse besteht :)

Folgend die versprochenen Bilder:

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Ich habe gestern erfahren, dass der Vater des Onkels eines guten Freundes von mir, Pius Lang war.
Pius Lang dürften einigen hier auch ein Begriff sein.


Viele Grüße
Jonas
 
Danke für die Bildnachträge. Einfach wunderbar, dieses Handwerk.:super:
PL ist sicher allen bekannt, die Tuttlinger / Bauernmesser kennen und schätzen.

Gruß
Abu
 
Guten Abend zusammen, habe gerade mal wieder die Bilder der Familiensammlung von J.Bacher bewundert. Dabei ist mir aufgefallen das Bacher's ja offensichtlich auf für Gustav Branner produziert und geliefert haben. Bei einem Hirschfänger mit Korkenzieher und Säge ist mir auf den Bildern aufgefallen das die Messingbleche unter den Hornschalen eine Riffelung an den Stirnseiten aufweisen. Was ja vermutlich der besseren Griffigkeit und der interessanten Optik dient. Jetzt meine Frage, war das ein Merkmal von Bacher Messer oder für solche vom Branner??
Ich komm drauf weil mir letzte Woche ein Schmuckes Teil aus Konstanz in die Finger gefallen ist. Würde mich noch mehr dran freuen wenn ich wüsste das es aus Tuttlingen stammt.

5 new items by Nuit Hudle (https://photos.app.goo.gl/cugHq95o5k7GRmJf7)
 
die Messingbleche unter den Hornschalen eine Riffelung an den Stirnseiten aufweisen. Was ja vermutlich der besseren Griffigkeit und der interessanten Optik dient.
Sog. „Milled Edge“ bzw. Münzrandverzierungen der Platinen fand man früher bei hochwertigeren Messern, reine Zierde und Optik. Gerade bei den kleinen, feinen Herrenmessern, da kam es auf Griffigkeit sicher nicht an.

Abu
 
Ahh ja, dass macht Sinn! Münzrandverzierungen und Platinen waren wohl die wörter die mir gefehlt haben. Danke für die Hilfe. Kann man das zeitlich eingrenzen wann das so hergestellt wurde?
 
Ohne Marke ist es kaum möglich zu sagen, WO das hergestellt wurde, noch schwieriger WANN. Ggf kann man sich annähern.
Dein Messer zeigt mehrere interessante Merkmale. Qualitativ: der genannte Münzrand und auch die Mulde zum Öffnen des Kapselhebers - alles zusätzlicher Aufwand, der sich bei 08/15 Serie sicher nicht findet.
Technisch: besonders die übergroße, tief gezogene Schneide des Dosenöffners. Der stabile Bügel und die Art der Befestigung, sieht eher französisch aus.
Anhand der techn. Merkmale würde ich eine Herstellung in den großen Zentren wie Solingen etc. schon mal ausschließen. Süddeutsch bzw. F oder CH gut möglich, sogar Einzelfertigung mit Blick auf die Qualität.

Abu
 
😍😍😍 Jetzt gefällt mir das Messer nochmehr, ich hab auch größte Hochachtung vor deiner Expertise. Klingt nach sehr erfahrenen Augen!😉👍 Dankeschön
Was hier noch auffällt das die Platinen wohl aus Aluminium sind, was ich mit Gewichtsersparnis rechtfertige. Macht sich aber auch am Lauf und Reibverhalten beim öffnen und schließen der Werkzeuge bemerkbar. (Edel)-stahl und Alu frisst und reibt halt aneinder, trotz sorgfältiger Ölung.
Hat für dieses Luxusproblemchen noch jmd eine Lösung parat? Natürlich ohne das Messer zerlegen zu müssen??
 
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