Anlassen mit dem Gasbrenner?

Algiz

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Hallo,

für mein nächstes Projekt muss ich Stahl härten und auf mindestens 370°C (~50HRC) anlassen. Das schafftt mein normaler Ofen (ich hab keine richtige Messerbauerwerkstatt) nicht.
In einem Video (https://www.youtube.com/watch?v=SY0tGnoaXJY) ab 10:35 lassen die ihre Schwertklingen mit dem Gasbrenner an. Dass das geht, widerspricht dem, was mir früher erzählt worden ist. Nähmlich, dass beim Anlassen die Temperatur mindestens 40min (oder so) gehalten werden muss, damit überhaupt was passiert.

Hat jemand ne Ahnung?


Gruß
Algiz
 
Anlassen ist im wesentlichen vom Werkstoff, von der Temperatur und der Zeit (resultiert u.a. aus dem Querschnitt) abhängig.

Von welchem Werkstoff reden wir denn?

Die Methode mit dem Gasbrennerchen würde mir wiederstreben,
weil man dabei mit Sicherheit nicht den gesamten Querschnitt erwärmt, sondern nur die Oberflächen.
Das wäre genau das Gegenteil von dem was man üblicherweise erreichen möchte. (Schneide hart, Kern weich und Zäh)
Es kann natürlich sein, dass bei der Härterei im Video auch schon versehentlich mit der Restwärme aus dem Inneren angelassen wurde.
Dies geht allerdings nicht bei allen Stählen und ich bin mir nicht sicher ob der Querschnitt dafür nicht zu klein ist.
Dies macht man z.B. wenn man eine Axt aus C45 schmiedet.
 
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Dass das geht, widerspricht dem, was mir früher erzählt worden ist. Nähmlich, dass beim Anlassen die Temperatur mindestens 40min (oder so) gehalten werden muss, damit überhaupt was passiert.
Zumindest für kleine Werkstücke gilt das nicht unbedingt. In alten Filmen und Büchern wird beschrieben, dass z.B. Messer, Schraubenzieher und Punzen direkt nach dem Härten mit der Restwärme angelassen werden. Also nur die Spitze (die hart werden soll) abschrecken, dann sofort mit Schmirgelpapier blank schleifen und warten, bis die Spitze gelb angelaufen ist. Dann das ganze Stück ins Öl oder Wasser werfen.

Das funktioniert natürlich so nicht mit einem Schwert, aber es widerspricht immerhin der Aussage, dass eine lange Haltezeit unbedingt und immer erforderlich ist.

Vorsichtiges Erwärmen mit dem Brenner bis zum blau anlaufen müsste aber schon funktionieren. Du könntest ja das Werkstück vorher im Ofen schon mal bis auf ca. 250° durchwärmen und dann anschliessend noch weiter heizen. Und dann zum langsamen Abkühlen in ein Aschebett legen und mit Asche zudecken.
 
Danke für die bisherigen Antworten!

Also, wir reden von 1.2235 (L2) ~6.8mm dick.
Mit dem Stahl habe ich am meisten Erfahrung und glaube, dass er sich eignet.
Ich möchte einen leichten (+/- mittelalterlichen) Armbrustbogen bauen. Es ist bisher nur eine grobe Idee (ich weiß, es ist gefährlich und nicht wirklich schlau, und es gibt schon verwandte Themen im Messerforum). Also kein Messer, und eher in Abspanmethode. Ich dachte nur, dass sich im Schmieden-Forum die meißte Erfahrung mit Wärmebehandlung findet.

Bisher habe ich meine Messer immer im Ofen angelassen.
Das vorherige Anlassen im Ofen 'so gut es geht' und anschließendes Anlassen mit dem Gasbrenner ist schon mal ein guter Ansatz.
 
Hallo, ich werde demnächst vor dem Problem stehen eine 160cm Schwertklinge anzulassen, dafür habe ich mir eine Heissluftpistole mit einstellbarer Temperatur besorgt. Als weiteres Bauteil habe ich ein langes dickwandiges Eisenrohr mit zehn cm Durchmesser. In beide Enden steckt man ein Metallrohr mit passendem Durchmesser und stopft Glaswolle aussenrum, das eine Rohr ist der Eingang (u sollte somit auf das Mundstück der Heissluftpistole passen) , das andere ist der Ausgang. Auf diese Art hab ich schon mal ein Schwert angelassen, das ging eigentlich ganz gut, fürs Nächste werde ich das ganze reeller bauen , mit Isolierung ausserum und Endverschlüssen aus Metall und so, ein selbstgebauter Anlassofen sozusagen. Beim ersten Mal hatte ich nur eine dreistufige Heissluftpistole, mit der neuen einstellbaren funktioniet das bestimmt super glaub ich. Wenn man das ganze noch mit einem Thermometer versieht müsste die Temperatur eigentlich ziemlich exakt regulierbar sein. So jedenfalls die Theorie :rolleyes: Viel Spass und Erfolg beim Probiern u Grüsse aus Schweden
 
Also, ohne jetzt auf die Sinnhaftigkeit des Projektes eingehen zu wollen,
nimm besser eine alte Blattfeder oder einen anderen Federstahl!!!

Aus dem 1.2235 kannst du dann immer noch ein Messer (kein Schwert) bauen.
 
Wieso kein Schwert ?????
der 1.2235 ist hervorragend für Schwerter und Messern aller Größen geeignet!!! Er ist einfach zu verarbeiten und vergibt viel, gerade für Anfänger.
Was das anlassen mit Gasbrenner und dergel betrift, kein Problem.Gerade niedrig legierte und unlegiert Stähle, müssen nicht stundenlang angelassen werden, aber es schadet natürlich nicht. Ich habe mehrere Messer und Schwerter nur über Holzkohlen angelassen, das braucht natürlich etwas Übung und dauert auch seine Zeit ;)
Der 1.2235 ist auch nicht sooo teuer und aus Fehlern lernt man viel :steirer:
Was den Bogen betrifft, glaube ich, war hier schon mal jemand der das selbe machen wollte!? Da würde ich auch einen 55 si 7 verwenden oder sogar einen einfachen c45 stahl. Wenn man gleichmäßig anlassen will dann kann man auch einen geeigneten Behälter mit Sand füllen, über eine Feuer/Gasbrenner stellen und ein Ofenthermometer reinstecken...mit dem Gasbrenner wird man wahrscheinlich die beste kontrolle haben...nur so als Idee

viel Spaß und Glück und zeig mal was dabei raus gekommen ist
 
1.2235 würde ich nicht für Schwerter (oder Bögen) nehmen die extrem auf Schlag oder Biegung beansprucht werden,
weil es 0,4 bis 0,6 % Cr enthält. Ist jetzt sicher nicht so das er völlig ungeeignet ist,
aber ich halte einfach Federstahl (halt 55Si7, C45, C60 ) für besser Wahl.

Für Messer ist er mit Sicherheit eine gut Wahl, und das habe ich auch nicht bezweifelt. :hmpf:
 
Ja naja, da hat eben jeder seinen eigenen Geschmack, und Cr verbessert sogar die Zähigkeit bis hmmm??? glaube sogar 3- 4 % kann auch mehr sein; aber alles ohne Gewehr (oder Pistole):steirer:
 
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