Convex vs. Scandi - Ein Feldversuch …

Moin porcupine,

Deine Aktivitäten bringen mich noch dazu, mich auch mal mit einem Stapel Stöckchen und diversen Kligengeometrien hinzusetzen und rumzuprobieren

Was mich das freut :super:!!


Nochmal zum WM1. Habe nachgemessen. In der Klingenmitte - da, wo das Foto im vorausgehenden post den Klingenverlauf zeigt - sieht es so aus auf den gemessenen Höhen:

1 mm oberhalb der scharfen Schneide = 0,3 mm
4 mm = 1,16 mm
1 cm = 2,12 mm
1,3 cm = 2,6 mm
1,6 cm = 3 mm
1,9 cm 3,3 mm
2,2 cm (Klingenrücken) = 3,35 mm

Geht also kontinuierlich schlank ballig runter auf Null. Oben dezent und dann zunehmend.


Heute war ich wieder unterwegs. Nicht ganz dem Titel dieses threads gehorchend - aber fast. Im Rucksack mein kleinster balliger Klapper - der „Thai Breaker“ von Daniel Boll mit Vorzeige-Geometrie: 2,3 mm 1,2442 ballig auf Null, 0,3 mm hinter der Wate, Gesamtschneidenwinkel unter 20 Grad.

Dazu mein kleinster "skandinavischer" Klapper - das Spyderco Lil‘ Nilakka (3 mm RWL-34). Ebenfalls mit Vorzeige-Geometrie. Kein Scandi aber ein von oben auf so gut wie Null laufender Flachschliff (0,16 mm hinter der winzigen Mikrofase, Gesamtschneidenwinkel unter 20 Grad). Von Pekka Tuominen designt.

01 DSC08207.jpg 02 DSC08211.jpg


War einfach neugierig, wie das ausgeht. Schilfrohr machen beide Klapperchen mit links …

03 DSC08214.jpg 04 DSC08216.jpg


Auch beim Abschälen einer Schicht und Verrunden der entstehenden Nahtstellen gibt es keinen spürbaren Nachteil für einen der beiden.

05 DSC08219.jpg 06 DSC08218.jpg


Beim Anschneiden und Kürzen einer dickeren Stange tut sich das Lil‘ Nilakka etwas schwerer. Der Flachschliff verursacht stärkere Reibung.

07 DSC08221.jpg 08 DSC08225.jpg


Auch bei den Feathersticks liegt der Thai Breaker vorn. Bleibt besser in der Spur und macht die schöneren Löckchen ;)

09 DSC08226.jpg 10 DSC08233.jpg


Beim Einschneiden ins harte Eukalyptusholz liegen beide wieder gleichauf.

11 DSC08245.jpg


Abschließend habe ich noch ein Weile Hölzer in Form gebracht und feinpoliert. Also immer bissi was wegsäbeln und feinste Abhebungen. Das machen beide Klapper gut. Der Thai Breaker brilliert. Wie schon bei den Scandis ist der Schnitt mit dem Lil‘ Nilakka ganz leicht kippelig. Die Klinge des Thai Breaker „ruht“ in der vorgegebenen Position …

12 DSC08235.jpg 13 DSC08242.jpg 14 DSC08247.jpg 15 DSC08253.jpg


Hier noch die Draufsicht von oben auf die Messer und auf die nach oben gestellten Schneiden.

16 DSC08274.jpg 17 DSC08264.jpg 18 DSC08270.jpg


Bom fim de semana

R’n‘R
 
Die bisher zu diesem kleinen Feldtest herangezogenen Messer dienten ja im wesentlichen dem profanen Schneiden.

Wenn es ums wirkliche Schnitzen geht, weitet sich der Horizont. Zwischen mehr als 1000 verschiedenen Holzbearbeitungs-, Schnitz- oder auch Bildhauerwerkzeugen hat man die Qual der Wahl.

Für das Schnitzen kennt man Flacheisen, Rundeisen, Balleisen, Hohleisen, Bohrer, Geißfuß (V-förmig), Blumeneisen, Kanaleisen. Gerade, gebogen, gekröpft, U-förmig in diversen Breiten und Radien, kurze und kürzeste Klingen, halbkreisförmig, ein- und beidseitig geschliffen usw. und so fort.

Z.B. hier, hier oder hier kann man sich einen Überblick verschaffen.

Man findet auch convex geschliffene Klingen - die sogenannten Schaller. In diesem kleinen Schnitzmesser-Set von Pfeil befinden sich zwei Canard (groß und klein) und zwei Schaller (groß und klein). Die beiden Schaller (rechts) sind convex geschliffen und haben dazu einen verrundeten Rücken.

Hier noch ein gutes Bild, auf dem man die Geometrien besser erkennen kann.

In Japan findet sich beispielsweise das convexe Michihamono Specialised Wood Carving Tool.

Oder dieses schöne Kiri Dashi von Zubeng Forge. Und dieses kleine Schmuckstück :).

Convex geschliffene Schnitzmesser findet man auch in Neuseeland. Z.B. die Chip Thwitel Whitler von Svörd mit Klingen aus dem schön zähen 15N20.

Ein insgesamt weites Feld an Möglichkeiten, den ein oder anderen Schliff mal aufeinander loszulassen. Mich reizt der kleine 4-teilige Schnitzmessersatz von Pfeil mit den beiden convexen Schallern, auf den ich oben schon verwiesen habe. Mal sehen …

R’n‘R
 
Last edited:
AW: Convex vs. Scandi - Ein Feldversuch … conv.Beim von Tempsky Bowie eher schwierig

Das Von Tempsky Bowie Ist oder war zumindest Zeit lang ein sehr hochgelobtes Messer mit convexem Klingenschliff. Die Schärfe hielt bei mir nicht sehr lang und war dann mit einfachem Stropping auch nicht wieder scharf zu bekommen. Ich vermute das geht letztlich nur mit einem Bandschleifer. Bei scandi knives wie einigen meiner Karesuando dagegen funktioniert es sehr gut.
Für mein VTB von Svord brauche ich wohl Hilfe vomProfi, hat jemand einen Tipp? Am besten im Raum Hannover?
Mein Fazit Messer: mit convexem Schliff können bezüglich ihres Schleifverhaltens auch mal zur „Diva“ werden. Den Scandischliff dagegen bekommt auch der Laie zuverlässiger wieder scharf.
 
Last edited:
Moin goldbeere,

kleine convexe Messer, die ich so gut wie nur benutze und wie ich sie in meinen Beispielen gezeigt habe, lassen sich mit Stroppen mit ein wenig Übung ohne großen Aufwand sehr gut auf exzellente Schärfe bringen. Dazu ist es empfehlenswert, sie gar nicht erst stumpf werden zu lassen, sondern regelmäßig - nach Gebrauch - kurz abzuziehen.

Bei einer so großen Klinge wie der des Von Tempsky Bowies (28 cm) funktioniert das auf einem kleinen Schleifleinen natürlich weniger leicht. Außerdem wird ein solches Messer wohl auch deutlich stärker belastet, wenn man es „artgerecht“ einsetzt. Was dazu führt, daß die Klinge nach ausgiebigem Austoben deutlich mehr Kampfspuren zeigen dürfte als ein kleiner Whittler nach einigen Schnitzereien. Und sich dann entsprechend als Diva aufführen beim Schärfen …

Beim Von Tempsky Bowie kommt dazu, daß es hinter der Wate ordentlich Material aufweist, was einem erfolgreichen Stroppen grundsätzlich abträglich ist. User, die hier für Abhilfe gesorgt haben, berichten von sehr guten Erfahrungen.

Daß die Schärfe bei 15N20 nicht übermäßig lange hält, ist ja auch nicht verwunderlich bei C 0,75 und Ni 2,0 und sonst fast nix drin. Dafür ist die Klinge schön zäh.

Grundsätzlich sollte auch respektable Größe einer convexen Klinge kein Hinderungsgrund sein, sie durch Stroppen auf eine gute Schärfe zu bringen. Wenn man sie nicht stumpf werden läßt …

Ich bin btw auch lange um Von Tempsky rumgeeiert. Allerdings um das Ranger. Bisher habe ich widerstanden …

R’n‘R
 
Was den Schleifservice angeht, würde ich das Bowie zu Jürgen Schanz schicken. Der kann dann ja gleich auch hinter der Wate für Abhilfe und einen durchgehend gestreckten Kurvenverlauf der Klinge sorgen.

R’n‘R
 
Das sind schon tolle Messer von Svord mit ganz eigenem Charakter. Das häufige Kümmern um die Schärfe der Klinge war vermutlich kontraproduktiv.
Bzw meinem VTB war meine Unerfahrenheit sicher auch einTeil des Problems. Beim Stroppen hat das Messer auf der Seite liegend ja schon ein erhebliches Eigengewicht so dass es allein dadurch zu tief ins das Leder einsinkt. Dazu habe ich teils im Wald einen Gürtel eingesetzt, also am Ast eingehängt diesen diesen straff gezogen um mal eben nachzuschärfen.
So ist es mir wohl passiert dass ich es auch ohne zusätzlichen Druck die Schneide eher rundgeschliffen habe. Sehr blöd von mir. Trotzdem muss ich auch sagen dass ich das Messer gegen solche Misshandlung doch auch viel robuster eingeschätzt hätte. Auf einem Arkansas Stein habe ich dann versucht wieder eine scharfe Fase zu ziehen. Hat auch geklappt aber die Schärfe ist schnell wieder weg und bei so einem schönen Messer hätte ich letztlich gern auch eine gleichmäßigere Optik.
Im Nachhinein hätte ich es mir wohl eher als Kuriosum MonsterBowie in die Vitrine gelegt und gut.
Danke für den Tipp. Wie funktioniert das mit Jürgen Schanz? Da gibt es doch bestimmt eine lange Warteliste.
Ach und vielen Dank für diesen sehr interessanten Thread.
 
Keine lange Warteliste beim Schleifservice von Jürgen. Das Messer einpacken, einen Zettel reinlegen mit eindeutiger Anweisung, was getan werden soll, Versandadresse dazu und weg damit. Kommt alsbald wieder zurück. Ich würde es in einem langgestreckten Bogen ballig auf Null schleifen lassen - shallow convex down to zero ...

R'n'R
 
R‘n‘R yepp
Das klingt richtig gut:
shallow convex down to zero.
Danke für die Detaillerten Marschplan!!!

Wie aber kontaktiere ich denn den JS Schleifservice? Reicht es ihm eine Mail zunachreiben? Finde auf der Schanz Homepage nothing und auch hier im Forum keine Adresse zum Messer hinversenden. Auch nichts Ablauf oder Hinweise zur Abwicklung eines Schleifauftrages und wie die Bezahlung läuft.
Würde meinen „Stahlbarren“ mit den entsprechenden Hinweisen dann gern in absehbarer Zeit vom Meister Schanz veredeln lassen.

Danke nochmal und Grüße
 
Also, wie gesagt, Messer ins Paket, Zettel mit detailliertem Bearbeitungswunsch dazulegen und hierhin schicken:

Jürgen Schanz
Schneidwerkzeugmechanikermeister
Karlsfeldstrasse 13
D-76297 Stutensee
Tel: +49-(0)7249-95 25 09
Fax: +49-(0)7249-43 79

Du wirst eine Rechnung bekommen.

Im Zweifelsfall einfach vorher anrufen ...

Viel Erfolg, R'n'R
 
RˋnˋR Der Tipp mit dem flachen convex war gut. Da hast Du mich auf den richtigen Pfad gebracht. Der Bogen ist nun seeehr flach ausgefallen. Das Schneidergebnis spricht jedoch für sich.
Mit bloßem Auge sieht es ja fast aus wie ein Scandi mit Abgerundeter Sekundärfase. Die Rundung sieht man nur bei entsprechendem Lichteinfall.

Habe dann doch noch in Hannover eine sehr gute Schleiferei gefunden und es dort machen lassen.
Das Traditionsunternehmen heißt Hugo Hoppe
Adresse Am Marstall 13, 30159 Hannover
Die Schleiferei kann ich nun sehr empfehlen.
Machen sehr gute Arbeit und hat nicht die Welt gekostet.
 
Vielen Dank für Deine Rückmeldung. Freut mich, daß Dir der schlank ballige Anschliff zusagt. Ist mein definitiver Favorit :) ...

R'n'R
 
Erstmal hallo alle, seit 2016 lese ich mit, aber sehe gerade, dass ich noch nie einen Beitrag gemacht habe :hororr:
Das kommt davon, wenn man in anderen Foren überaktiv ist.

Hier steckt viel Arbeit drin, danke an R&R.

Ich bin auch schon länger am Testen.

Unter anderem habe ich schon viele Messer (für mich, wenig für andere :) ) mit Bandschleifer auf Convex umgeschliffen, da ich das einfach schneidiger finde.
Unter anderem mehrere M1 und M4 von Lionsteel. F1 Pro (viel verschiedenes probiert), S1 Pro und S1X.
Flachschliff habe ich dann auch immer mal wieder getestet, weshalb auch die Klingenhöhen bei mir dann immer weniger wurden :blue:

Bei meinem Garberg habe ich den Scandi auf Convex umgeschliffen (aber Klingengeometrie sonst beibehalten).
Beim Batonen habe nicht sehr viel Unterschied gemerkt, es beißt aber nicht mehr so ins Holz, dafür gehen aber Feathersticks besser von der Hand.
Im Moment habe ich das F1 COS und dieses Garberg im Einsatz.
Bin aber zwischen den beiden immer hin und her gerissen.
Den Griff usw. außen vorgelassen.
Es ist einfach ein anderes Schneidverhalten und das was du da beschrieben hast, kann ich so unterschreiben.
Mal sehen, vl mache ich für meine derzeitigen EDCs mal einen Vergleich:
Garberg (Scandivex), F1 COS, BRK FOX RIVER
 
Back