Moin,
es gibt immer ein oder zwei Gründe, ein Messer zu kaufen oder eben auch nicht. Hier sind es ein paar mehr. Zunächst ist das SpydieChef eine Kooperation von Spyderco und Marcin Slysz. Die zwei, die es schon gibt - das Techno und das Slysz-Bowie - befinden sich seit längerem in meinem Besitz. Und das ist auch gut so! Es ist also nur konsequent, Nummer 3 unter die Lupe zu nehmen - was ich im Verlauf dieses Reviews gewohnt ausführlich tun werde…
Das SpydieChef wurde von Marcin mit der Intention designt, die ergonomischen Eigenschaften eines Kochmessers mit einem EDC zu verheiraten. Als Stahl kommt bei seinem Custom RWL-34 zum Einsatz. Spyderco hat sich dagegen für den höchst korrosionsbeständigen LC 200 N entschieden, der sich zudem durch eine sehr gute Zähigkeit auszeichnet.
Das Messerchen kommt extrem scharf aus der Box. Wie das Gayle Bradley I. Mit einem ähnlich angenehmen Gesamtschneidenwinkel, den ich bei rund 25 Grad verorte. Auch hinter der Wate mit 0,45 mm weniger als z.B. beim Para Millie 2. Völlig ohne Druck fliegen die Haare vom Arm oder Handrücken. Schnitte in labberiges Papier sind die reinste Freude.
Die Hand findet auf Anhieb die passende Haltung. Es ist reichlich Platz, der Griff sehr schlank mit rundum gebrochenen Kanten. Nur die Klinge ist scharf… Einziger Wehrmutstropfen - der Lock ist etwas sticky (und das ist bei mir wohl keine Ausnahme). Sehr ungewohnt für einen Klapper aus Taichung. Aber das gewöhne ich ihm schon noch ab.
Zunächst zur Geschichte des LC 200 N
Anfang der 90er Jahre wurde in einem gemeinsamen Forschungsprojekt der VSG Energie und Schmiedetechnik GmbH in Essen, der FAG AG, Schweinfurt und der Uni Bochum Cronidur 30 für Wälzlager in der Flugzeug- und Raumfahrtindustrie entwickelt.
Die Flugzeugindustrie verwendet das Material schon seit einigen Jahren, insbesondere in Verstellantrieben von Flugzeuglandeklappen und für Lager der Hauptantriebswellen großer Flugzeuge.
Quelle: Industrieanzeiger
Eine entscheidende Bewährungsprobe waren die Treibstoffpumpen der US-Spaceshuttles, wo nur flüssiger Sauerstoff bzw. Wasserstoff als Schmierstoff zur Verfügung steht. In Tests überstanden die CRONIDUR®-30-Lager mehr als vierzig Startzyklen, während die bisherigen Modelle nach jedem Start ausgetauscht werden mussten.
Auch in puncto Korrosionswiderstand sprechen die Tests deutlich für stickstofflegierte martensitische Stähle. Im Salzsprühnebeltest zeigte die Oberfläche des Stahls AISI 440C sichtbare Korrosionsnarben, während CRONIDUR® 30 keinen Korrosionsangriff aufweist.
Quelle: Energietechnik Essen
Spyderco und LC 200 N
Auf der Suche nach salzwasser-resistentem Stahl stieß Spyderco auf Cronidur 30, aber es gab Beschaffungsprobleme aus patentrechtlichen und Knappheits-Gründen (so gut wie der gesamte Bestand ging derzeit an die NASA). Stahl der Wahl wurde in der Folge zunächst H1, der zwar gut rostbeständig ist aber von der Schnitthaltigkeit her nicht sonderlich überzeugt.
Zapp brachte ein Derivat von Cronidur 30 mit dem Namen LC 200 N auf den Markt. Alpha Supply in den USA wurde darauf aufmerksam und bot ihn 2014 auf dem amerikanischen Markt an. Man einigte sich allerdings mit Zapp auf einen anderen Namen: Z-FiNit, (Zapp Fine grain Nitrogen steel).
Ergo: Cronidur 30 = LC 200 N = Z-FiNit
Quelle: Alpha Knife Supply
Neben einigen Custom-Messerbauern nahm Spyderco LC 200 N ins Programm. Außer dem Mule Team 25 wurden bisher das Tusk, Carribean, Native 5 Salt und eben das SpydieChef mit Klingen aus diesem Stahl produziert.
Die Rückmeldungen von Messerbauern und Usern sowie die Einschätzungen der Stahl-Experten sind durchweg positiv.
Eigenschaften von LC 200 N
„LC 200 N ist ein druckaufgestickter Eisen-Chrom-Molybdän-Werkzeugstahl, der sehr korrosionsträge ist und überragende Zähigkeiten bei Härten bis zu 60 HRC besitzt. Durch die Kombination des DESU-Verfahrens (Druck Elektro Schlacke Umschmelzen) mit einer ausgefeilten Schmiedetechnik, wird ein extrem hoher Reinheitsgrad bei feiner und gleichmäßiger Gefügeausbildung erreicht. Dies bedeutet eine exzellente Zerspanbarkeit bei überragender Polierfähigkeit und hoher Maßstabilität nach der Wärmebehandlung. LC 200 N ist deshalb die ideale Lösung für biegebeanspruchte oder bruchgefährdete Werkzeuge und Maschinenkomponenten, die in Kontakt mit hoch korrosiven Medien stehen. Gegenüber den häufig verwendeten Werkzeugstählen 1.2316, 1.4112 und 1.4145 bietet LC 200 N neben einer deutlich höheren Korrosionsträgheit und Zähigkeit, eine Anlassbeständigkeit bis zu 500 °C bei Härten von bis zu 58-60 HRC.“
Quelle: Zapp
„At HRC 59 the steel performs well. The performance is better than 52100. Because it is a nitrogen stainless steel, the corrosion resistance is excellent, far surpassing 440C. The toughness is excellent. Do not be afraid to grind the blade edge very thin. In our experience, the edge does not chip.“
Quelle: Alpha Knife Supply
Roman Landes hat Cronidur 30 im Jahr 2006 hier im messerforum wie folgt charakterisiert:
„Well, Cronidur 30 is a nitrogen alloy steel.
After HT it has a very high (exceptional) corrosion resistance.
Due to the fine structure of the nitrides and carbides prior and after correct HT, it will take a rather fine edge and allow slim blade geometry and is easy to sharpen compared to the high alloy stuff, known.
HT has to be done professionally
The toughness potential is high, at maximum hardness for blades up to 57/ 58 HRC (medium) so there is also a good impact resistance given for blades
Resumee:
Where you need the high corrosion resistance, fine edges and blade geometries, Cronidur 30 preforms very well in the medium hardness sector.
So good kitchen knifes, diving knifes, camp knifes with low to medium impact loads seem most suitible applications.
In seinem Buch auf Seite 161 finden wir unter den Kennfeld-Datenblättern Cronidur 30. Im Vergleich mit anderen Stählen ist dessen
O Verschleißbeständigkeit besser als 1.3505
O Schneidkantenstabilität etwas geringer als 1.3505, aber besser als RWL-34
O Zähigkeit etwa auf dem Niveau von 1.3505 oder 1.2842
O Schärfbarkeit besser als RWL-34 & 1.2562
Zur Zähigkeit von Cronidur 30 aka LC 200 N aka Z-FiNit
Larrin Thomas schreibt in seinem Blog:
„… 14C28N, Nitro-V, and Cronidur 30 likely have significantly better toughness due to the small volume of very small carbides/nitrides. I have tested Cronidur 30 as Z-Finit and it did very well for toughness, and 14C28N is likely similar to AEB-L which is the highest toughness steel I have yet tested:“
Die folgenden Grafiken habe ich mit freundlicher Genehmigung von Larrin aus knifesteelnerds übernommen. Die erste zeigt auf der Basis verschiedener Härtegrade die Zähigkeit der von ihm untersuchten Stähle und wo Z-FiNit (LC 200 N) in Relation einzuordnen ist.
Um Mißverständnissen vorzubeugen - bei Cruwear handelt es sich hier um die erschmolzene Version, nicht um die pulvermetallurgische Variante CPM Cru-Wear, dessen Toughness deutlich höher angesiedelt ist.
Zum Vergleich - bei einer Härte von 60 HRC beträgt der Wert bei CPM 4V 50, CPM Cru-Wear 60 und CPM 3V 70 ft-lbs.
Gefügebilder und Salzsprühtest
Diese beiden Gefügebilder von Cronidur 30 und 440B zeigen sehr anschaulich den Unterschied der Karbid- / Nitridgrößen, die sich förderlich auf die Zähigkeit, Schneidkantenstabilität und gute Schärfbarkeit von Cronidur 30 auswirken.
Weitere Gefügebilder von Cronidur 30 im weichgeglühten sowie gehärteten und angelassenen Zustand (59 HRC) finden sich auf Seite 11 dieses sehr umfangreichen und informativen Datenblatts der Werkstofftechnik Essen. Auf Seite 14 dazu eine eindrucksvolle bildliche Gegenüberstellung von Cronidur 30 und 440C nach Salzsprühtest.
Stickstoff als Legierungselement
„Typical carbon-chromium steels are difficult to design with both high hardness and high corrosion resistance because carbon and chromium tend to form carbides. Those carbides reduce hardness and corrosion resistance because the carbon and chromium need to be “in solution” to improve hardness or corrosion resistance. Nitrogen also increases hardness of steel in a similar way to carbon but is not as likely to form a compound with chromium and therefore steels with high hardness and corrosion resistance can be made. Conventional air melting of steel is limited in terms of how much nitrogen can be added because nitrogen has low solubility in liquid steel. There are still a few steels with <0.2% nitrogen made with air melting such as 14C28N, BD1N, N680, and Nitro-V. Pressurized Electroslag Remelting allows the alloying of steel under high pressure which allows more nitrogen to be added to steel and Cronidur 30 was designed to utilize this technology.“
Quelle: Knifesteelnerds
Das SpydieChef im Gebrauch
Am ersten Tag habe ich mir ein paar Eukalyptus-Hölzchen genommen, Rinde abgeschält, angespitzt, kleine Äste weggeschnitten. Das geht gut von der Hand. Keine Hotspots und insgesamt gut tauglich für solcherlei Angelegenheiten. Auch der Schärfe tut es keinen Abbruch. Am nächsten Tag mal bissi was eingekauft: Möhren, harten Apfel, rote Paprikaschote, Cheddar-Käse, Koreander. Für einen Salat - die Möhren als Testobjekte.
Apfelschälen ist nicht unbedingt das Metier des SpydieChef. Es spritzt zwar so gut wie nicht oder bremst sonderlich, aber die für das Schälen erforderliche Handhaltung und die bauchige Klinge machen es eher krampfig. Das Halbieren, Vierteln und Würfeln geht deutlich besser von der Hand und hinterläßt erfreuliche Resultate.
Auch das Aufschneiden und Würfeln der Paprika kein Problem. Zugschnitt auf dem Brett geht prima. Und dann Wiegeschnitt und Hacken beim Koreander. Hier ist das SpydieChef in seinem Element. Den sehr zähen Cheddar schneidet und würfelt es einwandfrei ohne steckenzubleiben. Fertig ist der Salat!
Zum Schluß der Möhren-Test. Sie werden sauber mit glatter Schnittfläche geschnitten und nicht gespalten. Es knallt leicht auf dem Brett. Es sind ja auch 3 mm am Ende und 0,45 mm hinter der Wate. Insgesamt meistert das SpydieChef seinen Küchenauftrag problemlos. Die Rasurschärfe ist nach wie vor unverändert. Der Schneide auch bei senkrecht aufscheinender Sonne absolut nichts anzusehen.
So weit für heute …
Spyderco SpydieChef LC 200 N
Zapp LC 200 N: C: 0,30 Cr: 15,00 Mo: 1,00 Mn: 1,00 max. Ni: 0,50 max. N: 0,50 max.
Gesamtlänge: 198 mm
Länge geschlossen: 115 mm
Klinge: Zapp LC 200 N, Flachschliff, Distal Tapered Blade
Klingenlänge: 83 mm (88 mm scharf, die Schneidfase entlang gemessen)
Klingendicke: 2,95 mm
Klingenhöhe: 32 mm max.
Linerlock
Griffmaterial: 3,1 mm Titan
Griffstärke: 10 mm (max. 15,5 mm inkl. Clip)
Griffhöhe: Max. 27,3 mm in der Griffmitte
Bronze Washer
Deep Carry Clip: Tip up (rechts und links montierbar)
Spyderhole: 12 mm
Fangriemenöse: 5 mm
Gewicht: 109 Gramm
Design: Marcin Slysz
Produktionsdatum: Januar 2019
Made in Taichung Taiwan
Zur Tribüne hier entlang ...
Die Jukebox mit Rory Gallagher – „Bullfrog Blues“
Aus sunny Monte Gordo, R’n’R
Geändert von Rock'n'Roll (13.02.19 um 18:35 Uhr)
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann,
was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.
Jean-Jacques Rousseau
Tolles Messer, das werde ich mir mal etwas näher ansehen müssen.
Vielen Dank auch für Deinen gewohnt umfangreichen und interessant geschrieben Bericht.
Es ist mir immer eine Freude Deine Beiträge zu lesen.
Herzlichen Grüße aus dem Ruhrpott,
Martin
Moin Martin,
freut mich, daß Dir Messerchen und Bericht gefallen. Ich habe es schon länger „beobachtet“, da es ein Slysz-Design ist und ich vom Slysz Bowie und Techno sehr überzeugt bin. Aber es war immer irgendetwas Anderes wichtiger. Den aktuellen Anstoß hat letztenendes mein starkes Interesse an den Stählen gegeben.
Der LC 200 N ist ein äußerst interessantes Material. Nicht so überragend schnitthaltig wie die Superstähle, aber im mittleren Bereich irgendwo bei RWL-34 oder VG-10 ist man ja auch nicht schlecht unterwegs. Insbesondere, wenn man dafür mit ausgezeichneter Zähigkeit belohnt wird.
Dazu die überragende Rostträgheit und die Küchentauglichkeit. Der man dank der Toughness des Stahls noch weiter auf die Sprünge helfen kann, indem man an der Schneide ein wenig ausdünnt. Was diverse User erfolgreich unternommen haben.
Einige haben für ihre speziellen Bedürfnisse dazu noch die Klinge etwas verändert. So z.B. Surfingringo, der ständig am und im Wasser unterwegs ist und Langzeiterfahrung als Dauer-User hat. Hier kann man ihn 2016 mitsamt seinem SpydieChef auf seinem Kajak sehen. Etwas runterscrollen …
Nach längerer Zeit der Nutzung hier eine umfassende Einschätzung von ihm im Mai 2018.
Das Messer ist IMHO eine gelungene Anschaffung für jemand, der angelt/fischt, Wassersport betreibt, ein Reisekoch-Klapp-Messer sucht oder alles zusammen. Oder einfach nur für Slysz-Fans, Knife Nuts und Steel Junkies…
Piotr Ma hat ein erstklassiges Review zum Messer abgeliefert und seine reichhaltigen Eindrücke vom SpydieChef wie folgt formuliert: „In summary, I can say the SpydieChef is easily one of the most advanced and EDC optimized “pocket food processors” on the market today.“
R’n‘R
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Jean-Jacques Rousseau
Servus,
es ist schon genau so bequem wie unterhaltsam, deine Beiträge zu lesen. Da liest man, schlürft Kaffee, folgt einem Link und lernt wieder was dazu. Ganz spannende Sache mit dem Cronidur 30.
Das Messer ist natürlich auch ein interessantes Teil um das ich schon herumgeschlichen bin. Ein Sticky-Lock ist natürlich eines Spaßbremse beim Spielen und Graphit vom Bleistift bleibt auch nicht dauerhaft an Ort und Stelle.
Danke für die aufwendige Vorstellung.
Gruß, güNef
Moin güNef,
sticky geht mir auch bissi auf die Nerven, das muß ich schon zugeben. Aber ich hatte das Problem bereits bei einer Menge Messern. Und es bei so gut wie allen in den Griff gekriegt. Erfahrungsgemäß schleift sich das bei regem Gebrauch oder Bespielen ein. Anfangs etwas Graphit und dann nicht beirren lassen.
Beim SpydieChef habe ich jetzt genau zwei Tage Nutzererfahrung und mit Graphit und Spielfreude die Stickyness - sagen wir mal - um gute 70 % reduzieren können. Man spürt es kaum noch. Eigentlich hört man eher ein leichtes Knacken, wenn sich der Lock löst. Trotzdem vermisse ich den geschmeidigen Gang der anderen beiden Slyz. Taichung soll sich was schämen ...
Greetz, R'n'R
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Jean-Jacques Rousseau
Ein festsitzender Framelock ist in letzter Zeit öfters aus der Szene zu hören, das ist wirklich unschön. Eine Stellungnahme dazu von Spyderco steht noch aus.
Hat dein Stück auch die Verfärbung auf der Kontaktfläche?
Da war ja bereits die rostende Detentkugel ein Thema, nun ersetzt durch eine aus Keramik. Klingt alles nach Kleinigkeiten, die einen jedoch, gerade bei sachgemäßem Gebrauch, schon zusetzen.
Für mich leider ein Zeichen, dass die Geschwindigkeit, mit der Spyderco, unter der neuen Führung, neue Modelle raushaut, mit vermeidbaren Nebengeräuschen verbunden ist.
Geändert von Peter1960 (14.02.19 um 12:45 Uhr) Grund: Rechtschreibung
Moin Peter,
mein Chef hat keine Verfärbung auf der Kontaktfläche. Aber den Keramik-Detent. Die übrige Hardware (Distanzhalter) ist natürlich immer noch korrosionsfähig. Was aber wohl nur bei sehr sorglosem Umgang eine Rolle spielen soll. Wird bei mir kein Problem werden, da ich nur noch sehr selten "unter Wasser" unterwegs bin
...
R'n'R
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Jean-Jacques Rousseau
Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann,
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Jean-Jacques Rousseau
Heute eine gute Stunde an Hölzern rumgeschnitten. Rinde runterraspeln, kleine Verästelungen weghobeln, anspitzen …
Das SpydieChef zeigt null Regung. Es rasiert wie gehabt, die scharfe Schneide zeigt bei aufscheinendem Sonnenlicht keinerlei Reflektion.
Mit bloßem Auge und gefühlt also alles top bisher. Sicherheitshalber habe ich dann mal den Unbestechlichen ausgepackt. Unter dem Lichtmikroskop sieht die Klinge auch nicht schlecht aus.
güNef würde "bogdanisieren"- ich bin mit dem aktuellen Zustand (Fabrikanschliff nach etwa drei Stunden Gebrauch am Holz und auf dem Brett) zufrieden. Und werde erst dann zu Micro Cloth und Mousepad greifen, wenn das Messerchen nicht mehr rasiert.
R’n‘R
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Jean-Jacques Rousseau
Servus,
schaden würde es nicht, die grobe Facette in eine feinere zu verwandeln, muss aber nicht sein, wie man an deinem Nutzverhalten sieht. Passiert ja gar nix damit.güNef würde "bogdanisieren" -Die paar Spydie-Schneiden, die ich unters Mikro gelegt habe, waren aller sehr ordentlich geschliffen, also absolut gebrauchstüchtig und scharf.
Verfeinern und verbessern kann man immer. Du schleifst dir eine ballige Fase mit Schleifleinen zur dauerhaften Pflege und ich richte den Winkel aus und zieh einen geraden und glatten Strich.Beide Methoden können nebeneinander bestehen und sind reine Ansichtssache, gegründet auf persönlicher Erfahrung und bevorzugtem Schleifzeugs.
Einen Seilschnittwettbewerb veranstalten wir ja nicht, da hätte ich den theoretischen Vorteil mit meiner Methode, wie's mit den Stöckchen ausschauen würde, weiß ich nicht, das ist dein Metier.
Gruß, güNef
Apropos Seilchenschneiden - Pete vom Cedric and Ada Youtube Channel testet seit Dezember 2016 regelmäßig Klingen vermittels Seilchenschneiden. Er ermittelt die Anzahl Cuts, bis die Klinge nicht mehr sauber Papier schneidet. Auch LC 200 N hat er gecheckt. Video ist hier.
Liste der getesteten Stähle nebst Messer mit den Ergebnissen in Kurzform hier.
Die Ergebnis-Übersicht mit detaillierter Auswertung aller Tests hier.
R’n‘R
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Jean-Jacques Rousseau
Moin,
gestern noch etwas am selben Hölzchen „weitermeditiert“ - etwa eine halbe Stunde. Heute dann habe ich mir ein mehr als gut abgehangenes und durchgetrocknetes Stück Olivenholz mitgenommen und das SpydieChef darauf losgelassen. Ohne Rücksicht.
Die Rinde war nur in kleinen Portionen runterzubekommen. Alles was an kleinen Verästelungen störte, scheibchenweise weggeschnitten. Von allen großen Schnittstellen vor Kopf einen Teil weggehobelt. Es hat mehr geraspelt als geschnitten. Und es ging auch reichlich um die Ecke mit Verkantungen.
Unter der Rinde tritt eine zweite knüppelharte Schicht von etwa einem Millimeter Dicke zutage. An den beiden Kopfenden gut zu sehen jetzt. Dann habe ich aufgehört. Eine Stunde war mir erstmal wieder genug.
Bin zurück ins Roadhouse, Klinge säubern, Rasurtest, Papierschneidetest, optischer Test. Keine spürbaren Beeinträchtigungen. Dann mal über den Daumennagel laufen lassen die scharfe Schneide. Da war die erste Regung - hätte mich nach der Tortur auch gewundert: Mini-Ruckler …
Also mal nachsehen. Unter dem Lichtmikroskop kann man die Spuren auf der Klingenflanke sehen, wo ich das Messer malträtiert habe. Und ein, zwei Macken (Bilder 06 und 07). Um deren Dimension zu sehen, habe ich die Klinge genau 10 Mal je Seite auf Micro-Cloth 2.400 abgezogen. Bild 08 zeigt das Ergebnis. Die „dicke“ Macke ist bereits so gut wie verschwunden. Der Rest der Klinge sieht durchgehend gut aus.
Ich habe dann, damit Ruhe ist, einmal die ganze Palette rauf abgezogen. Je Seite 10 Züge auf 1.800, 2.400, 3.600, 4.000, 6.000, 8.000 und 12.000. Das hat genau zwei Minuten in Anspruch genommen und zu dem Ergebnis auf Bild 09 geführt.
Insgesamt bin ich gut zufrieden: Die Klinge kann ordentlich was ab und Nachschärfen wäre grundsätzlich noch nicht nötig gewesen. Das Schärfen geht mehr als einfach vonstatten und führt im Ergebnis zügig zu einer feinen geschlossenen Schneide…
R’n‘R
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Jean-Jacques Rousseau
Servus,
da sieht man wie im Lehrbuch, das die groben Riefen vom Serienschliff bis in die Schneidenspitze reichen. Die Schleifleinen-Methode poliert und schließt wirklich nur die Tür direkt über der Wate. Ich hab das ja auch schon probiert, aber erstens folgt man dann (ich) dem bestehenden Winkel, was ich nicht immer möchte und zweitens verrunde ich mir immer die Schneidenspitze, weil sich kein abreißender Grat gebildet hat. Ist halt nicht meine Methode und deshalb habe ich das auch nie verbessert oder so ausgereizt wie du.
Interessant wäre, mit geschlossener Schneide nochmal die gleichen Aufgaben für das Messer. Da sollte die Schneidenspitze dann nicht mehr an einigen Stellen kollabieren.
Danke für die interessante Schneidendoku.
Gruß, güNef
An diesem Beispiel ist gut nachzuvollziehen, warum es bei Werksanschliff / neuem Messer immer wieder mal zu Mikroausbrüchen kommt, die dann gern dem Stahl zugeschrieben werden. Ich habe anfangs selber auf z.B. CPM S30V geschimpft.
Nach dem ersten oder mindesten zweiten, dritten einwandfreien Schärfen ist das Problem dann oft - oh Wunder - verschwunden, weil die Schneidenspitze geschlossen ist. Klappt nicht immer, es gibt ja auch Stähle, die tatsächlich sehr empfindlich reagieren, wenn man sie quält. Oder die Wärmebehandlung war daneben.
R'n'R
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