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Moin,

Larrin Thomas - der Sohn von Damast-Schmied Devin Thomas - hat sich im Lauf seiner Jugend zum Messer-Nerd entwickelt. Wen wundert’s! Über seinen Vater Kontakte zur gesamten Szene …

„I wanted to know who was telling the truth! I began reading everything I could on steel metallurgy and that culminated in a PhD in Metallurgical and Materials Engineering at the Colorado School of Mines. I now work professionally developing steels for the automotive industry, but I still love the high carbon steels used in knives. So to feed that passion, I write about knife steel related topics on my blog here, Knife Steel Nerds, where we can all nerd out on steel together.“

Auf den Spuren von Roman Landes unterwegs also. Ich geriet per Zufall auf der Suche nach tiefergehenden Infos über die modernen Stähle (CPM 3V, 4V, Cru-Wear, M4, Maxamet …) auf den Blog von Larrin und dort auf den folgenden Artikel:

Maximizing Edge Retention – What CATRA Reveals about the Optimum Edge

„Cutlery and Allied Trades Research Association (CATRA) makes an edge retention tester that measures slicing of cardstock impregnated with 5% silica (sand).“

Es gibt ein Video, das die Arbeitsweise des Testers zeigt. Mit diversen speziell dafür angefertigten Klingen aus 154CM und CPM-154.

Untersucht wurde der Einfluß von Edge angle, Hardness, Edge thickness, Cryo, Grit, PM/Ingot auf Edge Retention.

Das Ergebnis war für mich sehr überraschend. Ich nehme mal die Spannung nicht raus. Es ergeben sich für mich daraus sehr interessante Schlußfolgerungen.

Es gibt desweiteren diverse Artikel mit ähnlich spannenden und vor allem top-aktuellen Untersuchungen. Der obige Artikel z.B. stammt aus Mitte 2018.

Es finden sich Bilder der Mikrostruktur von z.B. SB1. Man kann besser einschätzen, wo SB1 etwa angesiedelt ist (bei 19C27 beispielsweise).

Ein sehr schöner Beitrag zu Toughness.

Und dieser hier: „Is Blue Super Steel Actually Super? The Facts about Tungsten-alloyed Steels“ Hier finden sich auch 1.2442 und 1.2519 sowie 1.2562 wieder.

Alles in allem ist der Blog eine wahre Fundgrube.

Kick and bass you

R’n‘R
 
Last edited:
Toller Lesestoff, eine echte Fundgrube an Informationen-vielen Dank.

Freundliche Grüße

Markus
 
Ich höre überhaupt nicht mehr da zu stöbern. Echt cooles Zeug alla „was Sie schon immer über Stahl wissen wollten“

Gruß Thomas und DANKE
 
Da ist einer mit fundiertem Fachwissen unterwegs, dem es offensichtlich Freude bereitet, es auch unter die Leute zu bringen. Und er kann verständlich und sauber strukturiert schreiben. Sehr hilfreich dabei die zahlreichen Links, mit deren Hilfe man kreuz und quer durch den Blog lesen kann, um konkrete Fragestellungen zu vertiefen. Ohne dabei den Faden zu verlieren. Eine echte Bereicherung für Messer-Junkies …

R’n‘R
 
Super!
das ist genau mein Ding! Da werde ich wohl öfter unterwegs sein.
Danke für den Hinweis, Rock 'n Roll
 
Tolles Video, wollte eigentlich nur mal kurz reinschauen, konnte dann aber nicht aufhören, obwohl ich morgen echt früh aufstehen muss.
Danke fürs Teilen.
Freundliche Grüße und gute Nacht
Markus
 
Der Catra Test ist halt echt total daneben (mit extrem Praxisfremden Ergebnissen), aber sonst echt schöne Sachen kennt man ja aus dem KKF.

Grüße Wastl.
 
ich bin jetzt öfter da unterwegs, und ich muß sagen, dass keine Wünsche offen bleiben. Qualitativ hochwertig und wissenschaftlich, aber verständlich.
er hat ja auch das Buch von Verhoeven über Damast rezensiert, ich habe das mal bestellt, sollte gegen Ende Februar aus Amiland da sein (Blitzversand kostet soviel wie das Buch (ca. 35 USD), war keine Option. What's worth having is worth waiting for.

Was die Schneidtests angeht, so halte ich es mit Fabsel. Man kann trefflich streiten, wie man das testen soll. Aber das ist reproduzierbar.
Meine Lieblingsmethode bleibt jedoch das Gummischnipsen:

Messer in die Hand, Gummi (die dünnen Verpackungsdinger) um das Messer (Klingenrücken zeigt von mir weg, dann Gummi spannen und gegen die Schneide flitzen lassen. Ist in keiner Weise reproduzierbar oder wissenschaftlich, aber extrem juxig.
 
Ich möchte herbert da gern zustimmen. Erstklassige Lektüre der Blog. Und der Catra-Test untersucht lediglich einen Teilaspekt der ganzen, insgesamt komplexen Materie: „Slicing edge retention“ verschiedener Stähle. Also, wie lange kann ich Karton schnippeln, bevor ich nachschärfen muß (Messer schneidet kein Papier mehr, rasiert nicht mehr oder ähnlich).

Was für mich als sehr interessantes Ergebnis bei dem beschriebenen Test herausgekommen ist, ist die Tatsache, daß der Gesamtschneidenwinkel derart entscheidend ist für die „slicing edge retention“.

Der CATRA-Test ist in etwa die selbe Prozedur wie der Schnippeltest von Achim Wirtz mit 1.2442, nur eben „wissenschaftlicher“. Der Mensch ist aber keine Maschine und insofern kann man sich fragen, ob CATRA eine verwertbare Aussage macht hinsichtlich dem Einsatz eines Messers von Menschenhand.

Larrin Thomas hat sich diese Frage auch gestellt und in einer aufwändigen Untersuchung die Ergebnisse verglichen mit Schnippeltests von Menschenhand: Cedric and Ada Youtube channel, Jim Ankerson reports on BladeForums, Pavol Šandor on Youtube. Hier werden Messer von Menschenhand getestet indem Manila rope und Sisal-Hanf solange geschnitten wird, bis nachgeschärft werden muß.

Es treten andere Kräfte auf wie im CATRA-Test. Die Klinge kann verkanten, seitlicher Impact etc. können das Material stressen. Larrin hat Korrelationsrechnungen angestellt und es zeigt sich, daß die vom CATRA-Test her zu erwartende Standzeit mit den Standzeiten der händisch ermittelten Seilchen-Schneidetests bezogen auf ein und denselben Stahl gut korreliert.

Kann (und sollte ;)) man hier in aller Ausführlichkeit nachlesen: „Can CATRA predict Rope Cutting Performance?

Ich halte die Arbeit von CATRA und Larrins Blog für eine sehr gute Orientierungshilfe, wenn man sich für Stahl und seine Eigenschaften interessiert. Ich bin sicher, wir werden noch eine Menge wertvolles Material zu sehen und lesen bekommen.

R’n‘R
 
Super Thread, habe ich direkt abbonniert, da ich sktuell wenig Zeit habe.
Vielen Dank fürs Teilen!
 
@Herbert,

Ich habe das Buch von John Verhoven heute inhaliert.
Sehr gut geschrieben mit guten Ilustrationen.
Für einen Maschinenbauer ( 6 Semester Werkstoffkunde) und Messerliehaber eine schöne Abendlektüre.

Gruß

Ulli
 
Last edited:
Korrektur, das sind keine Gefügebilder ,sondern Bilder von einem Elektronenstrahl Mikroskop.
Dazu braucht man spezielle Kenntnisse. Ich find normale Schliffbilder bis 1000fach hilfreicher und aussagefähiger.
Gruss Fritz
 
Moin,

Neuigkeiten aus der Volkshochschule für Metallurgie ;). Larrin arbeitet unermüdlich und hat vor 1 Woche einen sehr interessanten Artikel über Niob als Legierungsbestandteil geschrieben. Welche Auswirkungen es beispielsweise bezüglich Niolox, S35VN oder S110V gibt, warum man jeweils Niob dem Stahl hinzulegiert hat, die Auswirkungen auf Wear Resistance, Toughness, Corrosion Resistance ...

Die Abhandlung von gestern befaßt sich mit dem Härten von Stahl. Und zwar differenziert nach seiner individuellen Härtbarkeit und die dadurch bedingten Ansprüche an Abkühlzeit und -medium (Öl, Wasser, Luft): How Fast Do You Have to Quench?

Hier lernt man zunächst sehr schön nachvollziehbar die verschiedenen Zustände kennen, in denen sich Stahl in den unterschiedlichen Aufwärm- und Abkühlphasen befindet - Martensit, Austenit, Perlit etc. ….

Es wird anspruchsvoll, geht tief ins Detail, bleibt aber insgesamt auch für Metallurgie-Laien nachvollziehbar. Man bekommt einen sehr guten Eindruck von der Komplexität der Materie und den Problemen, mit denen Messerbauer sich herumzuschlagen haben, auch, warum sie möglicherweise manchen Stählen lieber aus dem Weg gehen.

Während Lufthärter D2 beispielsweise 1000 Sekunden Zeit für die Abkühlung an der Luft hat, um seine volle Härte zu erreichen, muß das bei Wasserhärter W2 in 3 Sekunden erledigt sein.

R’n‘R
 
Last edited:
Sehr interessanter neuer Artikel: „All about AEB-L“. Larrin hat die Entstehungsgeschichte von Uddeholm AEB-L im Zusammenhang mit den Sandvik-Stählen 12C27, 13C26, 19C27 und 14C28N recherchiert und geht ins Detail, was das Design der Stähle angeht. Warum und wofür wurden sie entwickelt.

Speziell 12C27 ist mir schon sehr früh als exzellent tough aufgefallen. Es wundert mich immer wieder, wie belastbar die dünn ausgeschliffene Klinge meines Fred Perrin Neckbowies ist.

Larrins tiefgehender Blick ins Detail macht das eindrucksvoll nachvollziehbar und vergegenwärtigt die Zusammenhänge wie gewohnt in sehr aufschlußreichen Grafiken. Sehr schön vor allem gegen Ende seiner Ausführungen die Klassifizierung von Toughness und Edge Retention im Vergleich mit anderen gebräuchlichen Stählen wie 52100, M390, M4, Elmax, S35VN …

Sehr bemerkenswert beispielsweise, in der direkten Gegenüberstellung zu sehen, daß AEB-L bei besserer Edge Retention als 52100 fast doppelt so zäh ist.

R’n‘R
 
Ja, das ist wirklich eine Fundgrube, vor allem für Metallurgie-Lastigen in unserem Metier.
Alles top erklärt, nachvollziehbar.
Das dort rezensierte Buch von Verhoeven ist letzte Woche gekommen, ich habe es erst mal durchgelesen und werde darüber noch berichten. Obwohl es sehr dünn ist (64 Seiten) fand ich das sehr interessant und erhellend. Aber dazu später.

Vielleicht kommt Larrin auch noch mit einem Artikel über wootz? Wäre nicht verkehrt....
 
Wir erleben es ja immer wieder, daß die Klinge eines neuen Messers nach den ersten ernsthaften Schneidversuchen Mikro-Ausbrüche zeigt. Es heißt, das wäre eine Ursache des maschinellen Schärfens. Weil die Klinge überhitzt und die Anlaß-Temperatur erreicht oder überschritten wurde. Weiter heißt es, man solle das Messer dann zur Hand nehmen und manuell nachschärfen. Das Problem lege sich dann.

Ist das so?? Larrin Thomas hat sich in seinem Blog dem Thema angenommen und berichtet darüber: „Does Sharpening with a Grinder Ruin Your Edge?

R’n‘R
 
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