Schnitthaltigkeit so schlecht?... ist das normal?

dertom

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Hallo zusammen,
ich bin Jäger. Dem Thema Messer habe ich nie viel Aufmerksamkeit geschenkt, man spricht schließlich vom Aufbrechen, so sahen auch meine Messer aus und der Name war Programm.
Jetzt habe ich mir eine Nassschleifmaschine gekauft und erziele damit auch recht passable Ergebnisse. Am Wochenende habe ich einen Überläufer gestreckt und mit einem Carbon-Mora aufgebrochen das ich vorher noch ordentlich geschärft habe. Zumindest konnte ich mir damit den Unterarm rasieren. Wie aussagekräftig dieser Test ist könnt ihr vielleicht auch direkt mitbeantworten.
Zurück zum Überläufer. Eigentlich habe ich das Mora nur zum Abschärfen des Pinsels verwendet und den Rest mit dem Victorinox Hunter XT gemacht. Zuhause habe ich beide Messer nochmal abgespült und festgestellt, dass das Mora sehr viel seiner Schärfe eingebüßt hat. Armhaare ließen sich nur noch unter viel Druck abschaben.
Jetzt mal die Frage... ist das normal? Wäre das auch bei einem teureren Messer so? Das Mora soll ja bezüglich des Stahls zumindest brauchbar sein.
Bitte klärt mich mal auf.

Viele Grüße Thomas
 
Hallo,

um die Frage kurz zu beantworten: ja das ist normal. Gerade bei Schwarzwild. Und erst recht bei einem Mora.
Zweifelsohne, tolle Teile für den Preis.
Die Carbon Versionen von Mora werden sehr scharf, aber durch die wenigen Legierungszusätze und nicht allzu hohen Härte, ist nicht viel da, das dem Dreck im Fell widerstehen könnte.

Aber ich durfte erleben was z.B. ein extra fürs Aufbrechen gemachtes Messer von Jürgen Schanz aushält. Da reden wir von einem Faktor 3 an Tieren die aufgebrochen wurden. Teils mir zerwirken.

Kostet dafür aber auch das 20 Fache.

Gruß
 
Super, das ist ja eine klare Antwort mit der ich was anfangen kann. Wie schlägt sich denn wohl ein Messer mit balligen Schliff in der Situation? Ich denke da beispielsweise an ein Fällkniven oder Bark River?

Viele Grüße Thomas
 
Wie schlägt sich denn wohl ein Messer mit balligen Schliff in der Situation? Ich denke da beispielsweise an ein Fällkniven oder Bark River?

Der VG-10 Kern der Fällkniven mag Sand und Dreck auch nicht wirklich.

Die Bark River gibt es in unterschiedlichen Stählen.

Für die Arbeit, die du da vor hast gibt es zwei Möglichkeiten:

erstens: bleib beim Mora und kauf dir was Kleines zum Scharfmachen für unterwegs.

zweitens: besorg dir ein Messer mit einer Klinge aus einem hochlegierten Stahl mit gartsigen Karbiden .... das wird dann aber in einem so stumpfen Winkel geschliffen, dass das mit dem "ballig" relativ egal ist .. bzw. schwer wird, weil du da dann eh mit Diamantplatten rangehst ;)

Gruß
chamenos
 
Zur relativ geringen Schnitthaltigkeit von Kohlenstoffstahl kommt ja noch der Scandischliff bei den Moras. Der erzeugt nun einmal eine sehr feine und damit entsprechend empfindliche Fase. Mit einer kleinen Microfase könnte man das verbessern, aber es bleibt trotzdem wenig Material hinter der Fase. Ein balliger Anschliff ist da widerstandsfähiger.
 
Mehr als ein Scandivex ist ja bei einem Mora eh nicht möglich, wenn man die Klinge nicht komplett umschleifen will. Es ging darum, dass ein Messer mit balligem Schliff in dem Fall eher geeignet sein dürfte als ein Mora mit Scandi. Ansonsten wurde ja schon ein kleines Tool zum mobilen Nachschärfen empfohlen. Ein DC4 oder etwas vergleichbares von Eze-Lap oder DMT ist auf jeden Fall sinnvoll. Dazu noch ein kleines Abziehleder auf einer Holzlatte. Damit ist das Mora notfalls wieder in kurzer Zeit scharf. In Schweden werden mit Mora 2000s (oder dem Nachfolger Kansbol) ja auch seit vielen Jahren erfolgreich Elche versorgt. Das 2000 gilt ja als meißtbenutztes Jagdmesser in Schweden - ob es stimmt ...
 
Servus,
wir benutzen Mora's oft ganz woanders, auf dem Achterdeck von Hochseeschiffen mit sogenanntem 'towed equipment'.
Das können Tauchroboter sein, Airgun Arrays etc.
Leider hängt in diesen Teilen immer öfter irgendwelcher Müll drin, und bringt die Hydrodynamik ins Schleudern. Dann mussen natürlich die Geräte freigeschnitten werden, das kann alles sein, vom (leider) Plastikmüll bis zu Seil- und Netzresten, und meist müssen die Operationen schnell gehen. Auf ein Messer achtet da niemand.
Auf vielen dieser Schiffe sind an den Relingstützen Mora's festgetaped.
Es ist ganz eindeutig, und auch nicht überraschend, daß die Standzeit dieser Messer, die beim Shipchandler 100 Stück - weise gerade mal 10€ kosten, geringer ist, als die meines Reinhard Müller Messers aus CPM Stahl. Egal, was da wie geschliffen ist.
Auf den Schiffen geht regelmäßig ein Crewmitglied rum, und tauscht die Messer aus, geschliffen wird in der 'Maschine' nach Auge, aber gerade philippinische Seeleute kriegen das gut hin. :) Der andere große Vorteil der Mora's - wenn mal eins über die Kante fällt, ist nix kaputt.
Rudi
 
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Hallo Wildschweingemeinde,
wenn wir schon beim Thema ``Sand und Dreck in der Schwarte`` sind

welchen Stahl würdet Ihr empfehlen?

12519 ; N 690.....
 
Hallo,
Wie oben geschrieben stimmt es dass ich mir einen Tormek-Clon gekauft habe. Ich habe aber auch explizit nach der Standzeit eines konvexen Schliffs für diesen Einsatzzweck gefragt. Nur weil ich die Maschine habe heisst das nicht dass ich nicht auch noch anders schleifen kann. Naja, zugegeben, mit dem Können ist es nicht so weit her, aber es wäre ein Grund es nochmal zu versuchen :D Also, vielen Dank für die Antwort!
Vom Thema Messer bzw. Messerstahl bin ich irgendwie etwas...naja...enttäuscht. Es ist schon ernüchternd dass es bezüglich der Leistungsfähigkeit nicht mehr viel oberhalb eines 15 Euro Moras gibt.
 
Es gibt schon gewaltig Luft nach oben. Bei "Superstählen" kannst du unter Laborbedingungen locker die 5-10fache Standzeit der Klinge eines Messers mit C100 / 12C27 (die typischen Morastähle) erreichen. In der Realität spielen aber auch die Klingengeometrie, der Anschliff und vor allem das Schnittgut eine gewaltige Rolle. Dazu muss die Stahlsorte und die Wärmebehandlung zum Anwendungszweck passen. Es nutzt dir ja nichts, wenn die Klinge zwar theoretisch 50 Wildsäue verarbeiten könnte, aber beim ungewollten Auftreffen auf einen Knochen sofort Ausbrüche bekommt.
 
Wenn ballig in Ordnung geht, würde ich mich an Deiner Stelle mal bei Bark River um ein Messer mit CPM 3V kümmern. Hat eine gute Standzeit. Und was die Toughness (Zähigkeit) angeht, ist das Oberliga :super: ...

Hier gibt es ein paar interessante Vergleichs-Graphiken zu dem Thema.

Hier die Herstellerseite mit Details.

EDIT: Nach meiner eigenen guten Erfahrung empfehle ich von Bark River das Fox River LT CPM 3V wegen seiner sehr guten Geometrie (nicht zu fett hinter der Wate). Gibt gerade noch eins bei Klingenwelt.

Ebenfalls zu empfehlen ist das Gunny Hunter CPM 3V. Zwei gibt es hier noch.


Was die Schnitthaltigkeit angeht, wäre auch der CPM M4 gut geeignet. Darin dem CPM 3V überlegen. Dafür aber leider auch weniger zäh. Hier eine vergleichende Grafik von Bark River.

Als Messer von Bark River käme dazu das Bravo EDC CPM M4 infrage. 181 mm Gesamtlänge und 83 mm Klinge (3,5 mm).


R'n'R
 
Last edited:
Servus,
wie auch der Harry schon geschrieben hat, ist da viel Luft drin.
Wie oben beschrieben, arbeite ich ab und zu an Deck, da müssen durchaus auch mal
sanddurchtränkte Leinen/Taue/Netze aus unseren Geräten rausgeschnitten werden.
Dazu benutze ich ein Reinhard Müller MSP Outdoor.
Hergestellt in Maniago, Italien aus dem CPM Stahl 420V (heißt heute S90V)
http://www.mueller-messer.de/jagdmesser-msp.html
CPM Stähle sind auf Deutsch pulvermetallurgisch
hergestellte Stähle, m.E. das Beste überhaupt.
Aber da gibt's ebensoviele Ansichten wie Messerfreunde,
ich habe auch Opinel's mit Carbonstahl - Klinge.
Nachdem ich mir beim Nachschärfen des MSP einen abbreche,
gebe ich das dem Reinhard zum Schärfen, da unsere Tochter
zufällig in Schwabach wohnt.
Kostet allerdings leicht oberhalb von 15€ :)
Rudi
 
M390 dürfte auch ein guter Kandidat sein, vermutlich auch ZDP-189. Problematisch ist bei diesen extrem schnitthaltigen Stählen aber das Nachschärfen unterwegs. Da könnten Stähle wie CPM-154 ein Mittelweg sein, immer noch deutlich schnitthaltiger als einfache Stahlsorten, aber noch gut nachzuschleifen. Aber beim Thema Jagd fehlt mir die Erfahrung, wie sich die verschiedenen Stähle da so schlagen, insbesondere bezüglich der Toughness. Ein Knochen ist schnell mal erwischt.
 
Hallo in die Runde,

Es gibt auch Klingen aus M15 X Stahl. Ist ein Stahl der auch in der Medizin und für Uhrenlaufwerke genutz wird.

Viele Grüße
 
Du hast die Anmerkung von Achim doch gelesen :p ...



R'n'R

Yo. Zudem ist da auch noch nichts drin, das dem hier diskutierten Sand im Unterfell der Schwarzröcke etwas entgegenzusetzen hat. Ich persönlich würde da auf Wolfram(karbide) setzen. Damit befinden sich für mich M390 und ZDP-189 auch eher auf der schwachbrüstigen Seite. Die hohen C-Gehalte helfen da auch nix. Ich würde mit 1.2695 arbeiten wenns halbwegs korrosionsbeständig sein soll.
 
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