Messer ohne Härten

Algiz

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Heyho, ich bin Anfänger im Messerbau und habe einiges vor.

Kürzlich bin ich auf ein abgenutztes Nasschneiderblatt gestoßen. Es besteht aus ca. 2mm dickem gehärtetem Stahl. Trotzdem lässt es sich gut mit der Flex bearbeiten.
Nun meine Frage: wenn ich es schaffe den Stahl (durch dauerndes Abkühlen mit Wasser) unter meiner üblichen Anlasstemperatur von 200°C zu halten, meint Ihr ich könnte ohne Härten brauchbare kleine Messer bauen?
 
Mahlzeit Algiz

Sicher das es gehärtet ist?
Ich arbeite seit 30 Jahren im Straßenbau und mir ist noch keins untergekommen. Spaßeshalber hab ich vor etlichen Jahren mal solche Blätter testen lassen..knapp über 0,2 % Kohlenstoff...das wird nichts.

Gruß Ralf
 
Hi Ralf,


Danke für deinen Einwand.
100%ig sicher bin ich nicht.
Der Stahl ist wie gesagt nur 2mm dick, trotzdem wesentlich schwerer zu verbiegen als das gleiche Format 4mm dicken Baustahls (was wohl heißt, dass es auch angelassen ist, da er nicht bricht).
Mit nem Körner konnte ich auch nur sehr flache Spuren hinterlassen.
Und ich weiß nicht ob es was zu sagen hat, die Funken beim Flexen sind mir deutlich feiner, zahlreicher und "roter" erschienen als bei anderen Stählen, mit denen ich bisher gearbeitet hab.

Gruß Algiz
 
Die Biegesteifigkeit hat nichts mit gehärtet oder nicht gehärtet zu tun sondern ist abhängig vom E-Modul. Der wird durch härten nicht verändert.
Auch die Farbe der Funken ist kein Indiz dafür ob das Material gehärtet ist oder nicht.
Läsdt sich das Material miy einem normalen HSS oder HSSCo Bohrer bohren? Oder feilen?
 
Ich hab gerade keinen HSS Bohrer da. Das mache ich derzeit meistens in der Wekstatt eines Freundes.

Meine Feile trägt etwas Material ab, indes deutlich weniger als von Baustahl, mit dem ich zuvor experimentiert hatte.
Wobei ich sagen muss, dass ich Tests mit der Feile nicht mehr ganz vertraue.

Kleiner Schwank aus meiner jüngeren Geschichte:
[Bei meinem letzten Messer (O2-Stahl) hab ich nach dem Härten mit der Feile geprüft, ob ich spuren auf dem nackten Stahl hinterlasse - habe ich ganz deutlich. Trotzdem habe ich die Klinge 2x mit 60min mit Abschrecken auf 200°C angelassen und auf 800 grid geschliffen. Anschließend habe ich geschaut, ob mein Mora mit der Spitze einen Kratzer hinterlässt - nichts. Anders herum ganz deutlich!
Weiß nicht, ob mein beschränktes Wissen und meine wenige Erfahrung für ein Urteil ausreichen, nur ist mein Vertauen in den Feilentest etwas erschüttert]



Ich nehme an, dass Ralf mit 30 Jahren Erfahrung eher Recht hat, als ich mit meinem kürzlichen Gebastel.

Dazu noch eine kleine Frage: Ich habe im Forum des Öfteren gesehen, dass Messer aus Kreissägeblättern gebaut werden.
Warum sind die härtbar und Nassschneiderblätter nicht?

Ich möchte das alles besser verstehen.
 
Ok ich habe mit Nassschneidblättern Messer gemacht und man kann nicht generell sagen, dass sie alle nur 0.2 % Kohlenstoff haben. Also probier es doch einfach aus, in jedem fall ist es Übung, dann mach nen schnippel Test und schnitze etwas...
Wenn man den stahl nach dem Härten Kratzen und etwas Feilen kann dann ist es (wenn man alles richtig gemacht hat) mit Sicherheit Entkohlung. Das passiert häufig wenn man es in der Schmiede macht (ich meine das Härten) und den Stahl nicht vor Entkohlung schützt. Da reicht es schon mit Seife, aber auch Schlicker, den Stahl zu schützen.
Im Net findest du zum Thema Funkenprobe ne menge Bilder und Filmchen. Ansonsten lass dir den Spaß nicht verderben und fürchte dich nicht vor Fehlern, den ich habe oft mehr aus meinen Ruinierten Werkstücken gelernt als aus denen die am anfang irgendwie heil Blieben.
OH, nimm doch ein Reststück und mach eine Bruchprobe, wenn es sich nur verbiegt ohne zu brechen dann ist es nicht gehärtet...oder nur vergütet...
 
Ein Blatt das am Umfang Hartmetall- oder Diamantbestückt ist muss nicht aus härtbarem Stahl sein, ein unbestücktes Sägeblatt dagegen schon.
 
Last edited:
Hallo,
so ein Sägeblatt, egal woher, kann auch von der Handkreissäge stammen ist nicht gehärtet und auch nicht härtbar.
Es besteht aber aus einem ordentlichen Stahl aus dem man schon ein Messer bauen kann.
Allerdings ist es dann nicht sehr schnitthaltig und muss des Öfteren nachgeschärft bzw. nachgeschliffen werden.
Für den Anfang billig und gut. Da macht man zunächst einmal nichts falsch,

dermike
 
Moin

Da macht man zunächst einmal nichts falsch,

Doch.... eigentlich macht man dann alles falsch.

Du empfiehlst hier ernsthaft einem Anfänger (der sich mit dem Gedanken trägt ein Messer ohne es zu härten anzufertigen) dass er irgendein Sägeblatt nehmen kann.... und wenn es dann nicht härtbar ist, dann muss er halt öfter nachschärfen.... echt jetzt?

Ein Meter C75 in reichlich guter Abmessung fürs Messermachen kostet keine 20,-€.

Das reicht für 3-5 Messer und man findet hier reichlich Tips zum Umgang mit dem Stahl und auch zum Härten.
 
Mahlzeit

dass Messer aus Kreissägeblättern gebaut werden
Mach ich persönlich immer wieder gern.
Wie Achim schon schrieb...schau nach Sägeblättern ohne Hartmetal-oder Diamantbestückung.Blätter mit Wolfsverzahnung findet man gelegentlich noch bei Opa im Schuppen oder liegen in irgend einer vergessenen Ecke in ner Schreinerei ( dürfen da nicht mehr verwendet werden)
Würde dir trotzdem zu einer Wärmebehandlung raten...das Gefüge ist teilweise erschreckend grob.

Gruß Ralf

p.s.der Vorschlag von chamenos ist natürlich nicht von der Hand zu weisen...
 
Moin



Doch.... eigentlich macht man dann alles falsch.

Du empfiehlst hier ernsthaft einem Anfänger (der sich mit dem Gedanken trägt ein Messer ohne es zu härten anzufertigen) dass er irgendein Sägeblatt nehmen kann.... und wenn es dann nicht härtbar ist, dann muss er halt öfter nachschärfen.... echt jetzt?

Ein Meter C75 in reichlich guter Abmessung fürs Messermachen kostet keine 20,-€.

Das reicht für 3-5 Messer und man findet hier reichlich Tips zum Umgang mit dem Stahl und auch zum Härten.



Zum Versuchen macht man mit einem Sägeblatt wirklich nichts falsch.
Zum eine Wurst schneiden ,Apfel schälen, Stock schnitzen geht das immer. Muss ja nicht ewig scharf bleiben.

dermike
 
Das Problem ist geeignetes Material zu finden. Machen kann man das schon, das haben schon ein paar Leute gezeigt. Suntravel hat ein Messer aus HSS-E geschliffen, das soll ziemlich gut sein. Ich wäre von allein nie darauf gekommen aus so einem Stahl ein Messer zu schleifen, aber einige Legierungen scheinen geeignet zu sein.

Dieser Thread zeigt aber wie schwer es ist geeignetes Material zu finden. Falls dann wirklich was Gutes dabei rauskommt kann man das Material vielleicht nicht wiederbeschaffen, hat keine Ahnung wie dieses Ergebnis zu Stande kam.

Aus meiner Sicht spricht einiges dafür Messer mit WB zu machen. Mir hat meine selbstgebastelte Schmiede jedenfalls einen Heidenspaß bereitet und das ist überhaupt nicht schwer:)

Gruß Holger
 
Also vor etwa 3 Jahren sprach ich mit einem Bekannten, der an einer Berufsschule Handwerker ausbildete, und der sagte, er hätte da ein paar russische Emigranten, die sich über sein tolles Messer amüsiert hatten. Die hatten gesagt, dass sie mit der Flex aus einem Sägeblatt ratz-fatz ein taugliches Messer machen würden. Statt Griff einen Lappen drum und eine Kordel, und fertig wäre ein gutes Messer mit tollen Schneideigenschaften.

Da mein Bekannter meine Messerverrücktheit kennt, hat er sowas machen lassen. Ich habe es leider versäumt, Fotos von dem Rohling zu machen, aber das kennt jeder, das abgerundete Ende mit dem großen Loch.

Ich hab dann einen Griff aus Buchenholz dran gemacht, der ist breit und klobig, passend zum Messer, keine große Mühe, nur um mal zu sehen. Ist mir auch ein Missgeschick mit dem Holz passiert, hab ich halt einen Mosaikpin eingesetzt (zugegebenermaßen an merkwürdiger Stelle). Das Messer wird nie einen Schönheitspreis gewinnen, aber es ist überraschen tauglich.

Die Klinge war "von Haus aus" mit der Flex leicht ballig zugerichtet, erstaunlich gut sogar, hab dann ein bisschen mit Schleifpapier gearbeitet, und siehe da, ein taugliches Messer, dünne Klinge, balliger Anschliff, sehr gute Schneideigenschaften.

Da ich es doch im Garten häufig benutz habe, habe ich dann eine Scheide dafür gemacht, das Sicherungsriemchen kann man auch rausziehen und in die Hosentasche stecken, wenn man das Messer häufig braucht. Hab die Scheide dann nochmal ein bisschen nachgearbeitet, alles ist grob, aber funktioniert. Hab ich im Garten dabei. Ich könnte mich jetzt ärgern, dass ich mir nicht mehr Mühe gemacht habe. Aber taugen tuts.

Der Stahl ist ein Schnellarbeitsstahl, und da der im Sekundärhärtemaximum um 550°C oder mehr angelassen wurde, ist ein Härteverlust durch das Flexen minimal, da man eine über diese Temperatur hinausgehende über eine lange Zeit wieder aufwenden müßte, um die Sonderkarbide aufzulösen.

also, mit HSS Sägeblättern gehts.
 

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Moin

auch wenn man sich sagt, dass man nur mal so ein Messer ohne viel Mühe und Aufwand und ohne Härten herstellen möchte, am Ende gehen doch so einige Stunden des eigenen Lebens ins Land und die Zeit ist viel zu schade für ein unbefriedigendes Erlebnis. Zum Butterschmieren kann man sich auch einen Holzspachtel schnitzen.

Ich sekundiere Herberts Hinweis auf Hss. Die Metallsägeblätter verzeihen auch eine Bearbeitung am Doppelschleifer und man hat am Ende etwas, was gut schneidet. Wenn ich darf, reihe ich mich hier auch mal mit meinem Beispiel ein. Altes Metallsägeblatt, brutal am Bandschleifer mit 24er Korn in Form gebracht.
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Die Löcher wurden mit Hartmetallbohrern gebohrt und waren nicht einfach. Die ersten Versuche erfolgten an einer Bohrmaschine, die etwas geeiert hat, da bröselten mir zwei Bohrer direkt weg.
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Was ich unbedingt empfehlen würde ist ein balliger Anschliff. In meinem Fall auch am Bandschleifer vollzogen mit abschliessender Chromoxidpolitur.
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Unterarmrasur hat bestimmt 1,5 Jahre gehalten. Bis mein hässlicher Schwager sich die Machete zum Angeln ausgeliehen hat, um den Angelplatz etwas auszulichten. Und um dann im Suff wild auf Steinen rumzukloppen, so ein Honk. Seitdem habe ich noch nicht den inneren Ruck verspürt, das Messer zu restaurieren, es hängt an der Werkstattwand als Mahnmal, Dummheit nicht zu unterschätzen.

Viel Spaß beim Probieren
alex
 

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Tolle Griffform.
Raff Dich auf und überarbeite es. Das Teil sieht gut aus und hat es verdient wieder auf "Vordermann" gebracht zu werden.
Und: dein Schwager ist ein Vandale.

Grüße

dermike
 
Nach dem Umbau unseres Hauses lagen ein paar Stichsägeblätter rum, auch größere von einem Elektrofuchschwanz. Ich habe mit dem Bandschleifer eine Klingenform herausgearbeitet, mit der Flex Kerben dort, wo später die Griffbefestigung sein wird gemacht, und meine Frau hat Holzgriffe angepasst.

Das sind nun kleinere Messerchen als auf den Bildern oben, aber wir benutzen sie seit 5 Jahren in der Küche (Gemüseschnippler usw, Klingenlänge ca. 8cm halt), und so schlecht sind die Klingen nicht!
 
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Ich finde die Idee mit der Handkreissäge gar nicht so abwägig. Schau mal in diesem Artikel steht, dass die Handkreissäge auch Kunststoff, Holz, etc. durchscheiden kann: https://www.meisterbob.de/handkreissaege-test/ Warum dann nicht auch als Messer benutzen? Ob ich das tatsächlich nachmachen würde, wahrscheinlich nein. Interessant es trotzdem!
 
Ich hab auch mehrere HM Baukreisägeblätter geerbt und mit dem Plasma die Form eines Messers grob ausgeschnitten. Nach der Feinarbeit bei der Formgebung habe ich dann die Schneide gefeilt. Die Feilerei ging relativ leicht von der Hand deshalb hadere ich auch mit mir, ob ich noch versuche den Stahl zu härten oder ob ich ihn so lasse.
Ein Reststück habe ich im Schraubstock mal mit Hammerschlägen gebogen. Kurz vor den 90° ist das Stück dann gebrochen....
Ich bin mir immer noch nicht sicher was ich machen soll.

Bild vom Rohling
 
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