Nadellager und Knopfmechanik - Real Steel Griffin

porcupine

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Eigentlich interessieren mich ja nur noch rostfähige Carbonstähle und Handarbeit.
Eigentlich. Ausnahmen bestätigen die Regel. Interessante Technik kann mich gelegentlich auch entzücken.

So bei diesem Folder, dem Griffin von Real Steel.
Dass er äußerst präzise gemacht ist und dabei sehr budgetfreundlich, hätte mich nicht zum Kauf verleitet. Dafür sind mir die neuen chinesischen Designs, auch wenn es keine Kopien sind, irgendwie zu sehr mainstream, und die Fülle der ständig neu den Markt flutenden Modelle macht sie beliebig. Hast du eins, hast du eigentlich alle. Geht mir übrigens auch bei anderen wie z.B. ZT so, nach ein paar erworbenen Exemplaren war Schluss: immer gleiche Technik, gleiches Hightechmaterial, gähn…
Ok, Schluss mit lang(weilig)er Vorrede. Ich hatte Gelegenheit, das Griffin etwas näher in Augenschein zu nehmen, und Button-Lock-Verschlüsse sagen mir sehr zu, weil a. interessant und b. die Finger beim Schließen nicht erst in Sicherheit gebracht werden müssen.

Um dieser Technik willen wurde es dann ein Spontanerwerb, ungeplant, so im Vorbeigehen.

Zum Messer:
Der Griff besteht aus gefrästem und schwarz eloxiertem Aluminium, die Klinge Real-Steel-typisch aus 14C28N. Unter der Modellnummer E 775 rechnet RS das Messer zu den Gentleman-Foldern.
Der Griff ist kein Ergonomiewunder. Er liegt nicht schlecht in der Hand, aber auch nicht wirklich gut. Er ist recht glatt. Die schwungvoll geführte Facettierung macht ihn einigermaßen bequem.
Die Optik – hmm, geht so. Beim geschlossenen Messer ragt der Klingenfuß aus dem Griff, wurde aber großzügig gerundet, sodass er in der Hosentasche wenigstens nirgends aneckt.
Das Klingenfinish ist ein sanftes Stonewash. Geöffnet wird einhändig mittels Klingendurchbruch.
Eine Auffälligkeit ist die Form dieses Lochs. Was soll das? fragt man sich. Ach so, ja, das Öffnungsloch greift die Form des ebenfalls ungewöhnlich gestalteten Clips auf. Und der Clip – mit ein bisschen Fantasie wiederholt der die Form des Griffs. Schau an, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Lobenswert ist das allemal.
Vor der Schneide gibt es so etwas wie eine Zeigefingermulde. Die ist aber eher Design als praktisch - der Zeigefinger gerät zu nah an die beginnende Schneide. Mit etwas Vorsicht kann man die Mulde aber nutzen.
Der Clip, das sei noch angemerkt, hat eine ideale Spannung, die Öffnungsweite vorn und der Abstand zum Griffkörper hinten erlaubt das Tragen auch über dicken Taschennähten.
Befestigt ist der Clip in einer gefrästen Tasche mittels „Mono-Schraubismus“ á la Sebenza. Nur an einer Position. Das hat Nachteile, da man ihn z.B. als Leftie nicht umsetzen kann. Aber auch vorteile, weil die Griffschalen nicht weiter verunziert werden.
Außerdem – dank §42a kann man den Folder ohnehin nicht öffentlich spazieren führen.

Jetzt zur Technik, die begeistert:
1. Die Klinge dreht über ein Nadellager, also kleine radial angeordnete Rollen statt Kugeln. Über Sinn oder Unsinn solcher Lagerung hatten wir schon mal diskutiert. Strenggenommen müssen die Rollen konisch sein, weil der Rollweg außen länger ist als innen. Sonst wird ein Ende der Rollen immer leicht schleifen. Ich habe den Folder jetzt nicht zerlegt, um das zu überprüfen. Im Netz findet man Fotos der zerlegten Mechanik, die das aber auch nicht deutlicher machen. Wenn es zylindrische Rollen sind - vielleicht war man bei RS der Meinung, bei so kleinen Dingern, gut gefettet, sei das zu vernachlässigen. Die Klinge liegt jedenfalls absolut zentriert, geht mäßig leicht (gefühlt weniger leicht als mit Kugellager, aber das kann Einstellungssache sein. Ist ja auch kein Flipper) und sitzt absolut spiel- und wackelfrei.
2. Der Button-Lock ist sehr präzise und arbeitet sauber, ohne Kratzen und Knirschen. (Gegenbeispiel: ich habe ein Klötzli Tighe 06, dessen Buttonlock kratzte deutlich, weil der Klingenfuß sehr rau geschliffen war. Ich musste die Klinge rausnehmen und die relevanten Stellen glätten) Und er sieht gut aus durch identisches Design des Knopfs und der Abdeckung gegenüber.
3. Schließlich gibt es noch ein gerändeltes Drehrädchen, mittels dessen man die Sicherung zusätzlich blockieren kann. Das Rädchen dreht nicht rund, sondern rastet sauber in zwei Stellungen ein.

Alles in allem ein leidlich gut aussehendes, technisch interessantes, budgetfreundliches, leider nicht §42a-konformes Messer im eigenständigen Design.

edit: beim Fotografieren sind ein paar Fusseln auf den Griff geraten.
edit 2: ich hoffe, die japanischen Schriftzeichen im Hintergrund bedeuten nichts Anstößiges. 'Ne Teenagerbastelei vom Sohnemann.
 

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