Messerbaukurs bei Richard Kappeller

Obi Wan

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Hallo zusammen,

letztes Jahr war ich bereits zusammen mit einem guten Freund beim Richard Kappeller, in Salzburg, zu einem 2-tägigen Kurs für ein fixed. Das hatte uns so viel Spaß gemacht, wir waren sehr zufrieden mit der sehr gut organisierten Veranstaltung, der tollen Werkstatt und vor allem vom Know How und der tollen fachlichen Unterstützung bei der Umsetzung der Teilnehmer-Projekte, dass wir dieses Jahr unbedingt wieder hin wollten. Davon abgesehen sind wir seit 5, 6 Jahren Stammgäste in einem wunderbaren Hotel am Rand von Salzburg (Grünauerhof, in Wals) und fahren 1, 2 Mal im Jahr für ein verlängertes Wochenende dort hin. Der Kurs für fixed läuft Freitag und Samstag, ist also optimal in so einem verlängerten Wochenende unterzubringen.

Viele Teilnehmer der Kurse (so um die 12 Teilnehmer sind immer dabei) sind Neulinge im Thema "Messermachen", manchmal auch Neulinge im Thema "Messer" überhaupt. So einen Messerbaukurs per Gutschein zu verschenken scheint immer mehr Zulauf zu finden und so sind eben auch komplette Anfänger mit dabei. Macht aber nix, denn die 2 Tage sind gut organisiert und Richard mit seinen 2, 3 Mitarbeitern nehmen alle gut an die Hand und führen sie Schritt für Schritt durch den Bau eines Messers und greifen natürlich bei kniffligen Schritten ein, übernehmen Diese. Denn niemand soll mit einem Mißerfolg nach Hause gehen und ich denke das ist auch gut so. Alle haben ihr Erfolgserlebnis, haben Spaß gehabt und nicht Wenige kommen wieder. Das Konzept geht auf. Wenn man bei Richard auf der Homepage den Kursplan anschaut, dann bietet er den 2-tätigen fixed Kurs im Schnitt 3 Mal im Monat an und die Kurse sind fast immer ausgebucht.

Los geht's mit einer kleinen Vorstellungsrunde und dann erzählt Richard etwas zum Ablauf der 2 Tage, zu Messerstählen und Bauarten und führt die Teilnehmer einmal durch die Werkstatt und erläutert die Maschienen und Arbeitsplätze.

WIP 2018, 01 by Jedi, auf Flickr

Kurzer Rundblick in die Werkstatt (hatte ich beim letzten Mal schon gezeigt):

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Zweiter Raum, mit Arbeitsplätzen für Messerschleifkurse, Lederscheiden, Gravieren und Holzuschnitt:

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Zurück zu diesem Kurs. Ziel des ersten Tages ist es, bis ca. 17:00h die Klingen fertig zu haben, so dass sie gehärtet und am nächsten Morgen vor Beginn des zweiten Tages angelassen werden können.

Schablone auf den ausgesuchten Stahl übertragen. Ich hatte mich dieses Mal für das Muster "Thor" von Damasteel entschieden, den Richard für mich bestellt hatte.

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An der Bandsäge ausgesägt und grob am Bandschleifer in die Form gebracht. Dazu die Löcher für die ausgesuchten Mosaikpins gebohrt:

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Das Anbringen des Flachschliffes übernimmt der Meister, damit hier nix in die Binsen geht:

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Schaut dann so aus:

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Man erkennt die vertikalen Frässpuren des Bandschleifers, die nun durch eine fröhliche Runde Schleifen in Längsrichtung rausgebracht werden müssen:

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Griffmaterial auch ausgesucht und schon mal gebohrt für die Mosaikpins und etwas in Form gebracht. Denn den geschwungenen vorderen Teil kann ich ja nicht mehr gescheit in Form bringen, wenn die Griffschalen mit dem Erl verklebt sind.

Anmerkung 1: In der Regel werden die Griffschalen bündig mit dem Erl verarbeitet, so dass man die am Erl verklebten und gepinten Griffschalen dann am Bandschleifer bündig miteinander verschleift. Da ich aber im oberen Bereich filework gemacht habe, den man natürlich auch etwas von der Seite sehen sollte, konnten meine Griffschalen mit der oberen Kante des Erl micht bündig sein, sondern mussten ca. 2mm tiefer enden. Ergo musste ich auch die obere Seite/Kante der Griffschalen schon vorarbeiten, bevor sie mit dem Erl verklebt werden. Auf der Griffunterseite sollten die Griffschalen zu Gunsten eines angenehmen Griffes bündig mit den Erl verschliffen werden. Außerdem hat mein Zeit nicht gereicht auch noch an der Griffunterseite filework anzubringen.

Anmerkung 2: Wie lautet dieser Spruch ich glaube eines amerikanischen Generals? In dem Moment wo man auf dem Schlachtfeld auf den Feind trifft, ist der Schlachtplan hinfällig. Das geht einem auch bei so einem Kurs so. Wie Ihr an meiner Zeichnung erkennen könnt, wollte ich eigentlich auch unten am Griiff filework machen. Siehe oben, das war dann zeitlich nicht umsetzbar. Außerdem wollte ich Griffschalen aus Kamel- oder Giraffenknochen und hab mich dann vor Ort für Thuya umentschieden.

WIP 2018, 09 by Jedi, auf Flickr

Abends dann das Härten. Hier noch mal Bilder vom letzten Kurs:

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Das war Tag 1. Jetzt Entspannen:

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Das Schnitzel mehr als verdient.
 
Am nächsten Morgen schaut es dann so aus:

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Also, Ihr ahnt es, wieder ne Runde schleifen. Dieses Mal am gehärteten Messer .... Auch das obere filework muss gereinigt/beschliffen werden:

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Griffschalen weiter anpassen, wie oben beschrieben, Vorder- und Oberseite bereits in Form bringen und Oberflächen fein schleifen:

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Kleiner Sprung durch den Time Tunnel. Griffschalen mit Pins wurden mit dem Erl verklebt. Halbe Stunde warten. Teilnehmer machen am Bandschleifer das grobe bündig schleifen der Griffschalen mit dem Erl. Bei mir wie beschrieben nur die Griffunterseite, weil die Schalen oben nicht bündig mit dem Erl stehen. Dann übernimmt wieder Richard und macht am Bandschleifer die Feinarbeit. Gibt dem Griff die richtigen Rundungen, an den richtigen Stellen und schaut, das alles stimmig ist. Bin immer wieder begeistert, wie virtuos er das Messer samt Griff am Bandschleifer "tanzen" lässt, es dreht und hin- und herwiegt, bis die Formen stimmen. Die Teilnehmer übernehmen jetzt wieder die Feinarbeit:

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Wenn alles fertig und der Messergriff zum Handschmeichler gestriegelt wurde, werden bei den Damastmessern die Griffschalen mit einem lack eingepinselt, der sie beim Ätzen vor der Säure schützt. Man sollte bereits beim Auftragen mit dem Pinsel sehr exakt arbeiten, weil Schutzlack der auf den Damast kommt an den Stellen eben das Ätzen des Damast verhindert und somit letztlich des Hervortreten des Damastmusters. Man lässt den Schutzlack 10 Minuten trocknen und dann kann man die Schutzlackreste an versehentlich am Damast bestrichenen Stellen vorsichtig mit der Klinge eines Teppichmessers abkratzen. Dann geht es in das Säurebad:

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So kommt das Messer dann aus dem Säurebad:

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Die Griffschalen werden mit Reiniger eingesprüht, der etwas einziehen darf und dann kann der Schutzlack abgewischt werden:

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Nun wird nur noch mit sehr feinem Schleifpapier gearbeitet und ganz vorsichtig das Damastmuster herausgearbeitet sowie ggf. letzte Stellen an den Griffschalen beschliffen. Dann macht Richard an jedes Messer am Bandschleifer eine Schneidfase und seine Mitarbeiter schärfen die Messer dann auf Steinen. Am Ende noch den Griff geölt und fertig ist das mit Unterstützung eines erfahrenenen Messermachers gebautes Messer. Ich sage bewusst nicht "mein selbstgebautes Messer". Das wäre anmaßend. Denn ohne die tatkräftige Unterstützung und das Übernehmen der kritischen Arbeitsschritte durch Richard würde ich das nicht hinbringen.

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Die Bilder sind vom Handy, hier im Hotel auf dem Balkon. Ich werde das Messer dann noch mal "richtig" abfotografieren und dann vorstellen.

Ich hoffe es hat etwas Spaß gemacht. Freue mich über Feedback.

Viele Grüße,
Stefan
 
Habe damals schon den ersten Bericht sehr gerne gelesen und finde diesen hier genauso toll.
Kamel oder Giraffenknochen hätte mich schon der Bearbeitung wegen sehr interessiert, das Thuja
harmoniert aber sehr schön mit dem Damastmuster, gute Entscheidung..!
Wie ist das mit einer Lederscheide, bietet Richard da auch was an?

Gruß, Tino
 
Danke. Einige Teilnehmer entscheiden sich ja für ein Modell von Richard Kappeller und da hat er für die Meisten fertige Lederscheiden verfügbar, die bei Bedarf gekauft werden können. Aber bei individuellen Entwürfen ist es eher unwahrscheinlich, dass er eine passende Scheide hat. Aber dafür gibt es ja kompenten Leute, wo man so etwas anfertigen lassen kann. Richard bietet auch Lederscheidenbau-Kurse an.

Ich hatte dann doch etwas Respekt vor dem Material Knochen, bin aber auch mit der Wahl Thuya sehr zufrieden.

Viele Grüße,
Stefan
 
Ein schöner Entwurf, sehr gut umgesetzt!
Auch wenn es Hilfestellung gab, RESPEKT fur die Leistung! :super:
 
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