Böhmische - 4. Pilz

Abu

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Das aktuelle Wissen über die Manufaktur von Julius Pilz beschränkt sich anscheinend auf wenige Daten seines Kataloges mit gut 200 Modellen und eines Briefbogens.

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Immerhin haben es bisher ein Messerchen......

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........und ein Messer in meinen Fundus geschafft, wobei das große Fuhrmannsmesser sogar im Katalog abgebildet ist.


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Was mich interessiert, ist die Funktion des kleinen, markierten Teiles. Ich meine, mal etwas über Aufzug von Uhren gelesen zu haben. Stimmt das, und wie muss ich mir die Verwendung vorstellen? Uhrensammler unter Euch haben sicher eine Erklärung.

Gruß
Abu
 
Was mich interessiert, ist die Funktion des kleinen, markierten Teiles. Ich meine, mal etwas über Aufzug von Uhren gelesen zu haben. Stimmt das, und wie muss ich mir die Verwendung vorstellen? Uhrensammler unter Euch haben sicher eine Erklärung.

Gruß
Abu

Hallo Abu,
wenn es ein Uhrenschlüssel ist, dann ist es meistens ein Innenvierkant.
Wenn also das Teil innen Hohl ist und ein Quadratisches Profil innen hat,
dann ist es zum Aufziehen von alten, dicken Taschenuhren.

Ist quasi wie bei alten Wanduhren oder auch Uhren auf den Schränken,
wo mit einem Vierkantschlüssel das Uhrwerk aufgezogen werden musste.

Analog auch bei alten Blecheisenbahnen, Schuco Autos und weiteres Blechspielzeug----meisten alles vor 1945.

Gruß
Michael
 
Moin Abu,

man müsste mal das Werkzeug von vorne sehen.
Wie Störtebeker schon geschrieben hat, wenns ein Aufzugschlüssel für 'ne Taschenuhr ist, dann wäre da ein Innenvierkant.
Hier mal Beispiele wie sowas aussieht.


Wobei ich meine Zweifel habe, ob die Vierkante bei den Uhren damals schon halbwegs genormt waren.
Wenn es tatsächlich ein Aufzugschlüssel ist, dann ist der evtl. speziell für den Käufer in der entsprechenen Größe gefertigt worden.
 
Last edited:
Also, eine Uhr mit so einem "Taschenmesserschlüssel" aufzuziehen, wäre mir ein Graus. Durch die vorhandene Hebelwirkung, wäre es leicht möglich die Uhr zu beschädigen. Aber ich lasse mich gerne belehren!
 
Hallo,
ich kann mich erinnern, dass mein Vater in seiner Werkzeugkiste ein solches Messer hatte, schon sehr stark verrostet.
Soweit ich mich erinnern kann hatte das besagte Werkzeug keinen Innenvierkant, daher bin ich seinerzeit davon ausgegangen, dass es sich um eine Art Rundlocheisen handelt.

p'itti
 
Danke, danke für die Beiträge zur Klärung des Werkzeugs. Hab leider kein Makroobjektiv mehr, aber per Lupe sichtbar wird...
1. hat keinen Vierkant
2. der Rand sieht aus wie geschärft, etwa wie eine Stanze

Das kleine Teil ist zudem konisch, oben offen, was das Auswerfen gestanzten Materials ermöglichen würde.
Jetzt ist wieder eure Hilfe in diese Richtung gefragt. Könnte das mit dem Bohrer für Pfeifen zusammenhängen? Es gab kürzlich diesen Beitrag, s. dort #9.
https://www.messerforum.net/showthread.php?137994-Englisches-coachman-s-knife-mit-Nussknacker

Gruß
Abu
 
Ich nochmal,
für mich sieht das aus, wie einer der Bastelbohrer, mit denen ich mal Löcher in Kastanien gebohrt habe?!
p'itti
 
Nur eine Vermutung, bin kein Fachmann: Ein Fuhrmann hat an seinen Pferden und seinem Wagen doch sicherlich eine Vielzahl von Lederriemen und entsprechenden Dornschließen, die eine Unmenge von Löchern erfordern, die gerne auch einmal nachgestanzt werden müssen - vielleicht diente das kleine Werkzeug dazu!?
Ahoi!
 
Nochmals meinen Dank für die rege Suche nach der Nutzung. Die Messerteile waren durchdacht, speziell und den damaligen Bedürfnissen des Mannes bzw. der Zielgruppe angepasst.

Zigarrenlocher hätte es sein können, aber mit 3 mm Durchmesser zu klein. Was ich gelesen hab, gehen die bei rd. 7mm los.

Kutschermesser/ Dt. Armeemesser (WK1), mit Hufkratzer etc., da liegt eine Nutzung rund ums Pferd nahe, wie Ivk ebenfalls vermutet. Das könnte ich mir auch vorstellen, Löcher für Pferdeleine der Kutscher oder Zügel/Trense bei der Reiterei. Die Lochgröße entspricht denen an meinen normalen Gürteln.

Abu
 
Nur eine Vermutung, bin kein Fachmann: Ein Fuhrmann hat an seinen Pferden und seinem Wagen doch sicherlich eine Vielzahl von Lederriemen und entsprechenden Dornschließen, die eine Unmenge von Löchern erfordern, die gerne auch einmal nachgestanzt werden müssen - vielleicht diente das kleine Werkzeug dazu!?
Ahoi!

:super:

Wie bei diversen anderen Funktionsteilen an Taschenmessern gerät der Verwendungszweck schnell in Vergessenheit, sobald der Gebrauchsnutzen im Alltag von untergeordneter Bedeutung ist und das Teil schließlich obsolet wird.
Bedauerlich ist dann natürlich, wenn zwar einschlägige historische Abbildungen vorhanden sind, sie aber keine Erläuterungen aufweisen.

Einige Messerhersteller haben jedoch ihre Produkte hinreichend beschrieben ... "Lederbohrer"

https://picload.org/image/doooodal/armeemesserdt..jpg

Grüße
cut
 
@cut: alle raten, einige ahnen, einer WEIß - cut, sogar mit Bild; abermals herzlichen Dank. Und wieder was gelernt.


Interessant, was man über den Weg "Taschenmesser" alles lernen kann :)

Stimmt! Und für mich ist es das Interessanteste bei den Vintages, hinter die vielfältigen Facetten zu schauen. Messer waren und sind ja nicht nur Werkzeuge, sondern auch Kulturgüter und Teil ihrer Zeitgeschichte. Mittendrin die Hersteller, bei den Böhmen dazu die dramatische europ. Geschichte.

„Lederbohrer“ war mir neu und laut Abbild des Prospektes der „Rückhaken“ ebenfalls. Bisher ging der als „Hufkratzer“ durch. Der Rückhaken macht aber nmM viel mehr Sinn. Es waren Kutschermesser, womit jener ganz sicher auch Transportgut und Gepäckstücke bewegt hat. Mit dem „Armeemesser“ fand sich dann eine neue Zielgruppe.....

Gruß
Abu
 
Prima, dann hätte ich meinen Beitrag ja lassen können. Das es ein Werkzeug zum Stanzen sein könne,
hatte ich geschrieben. Aber dann die Überlegung, dass man zum Ausstanzen kräftig drauf hauen müsste.
Das schien mir zu absurd, auf nachbohren/reinigen bin ich nicht gekommen.
 
Abu - tolle Messer in Deiner Böhmen-Serie, allesamt. Leider - ich spreche da nur für mich - muß man sich irgendwie einschränken ... es gibt so viele tolle (alte) Messer, und ganz ehrlich: Ich könnt' bei jedem aus Deiner Vorstellungsliste schwach werden :)

Vielen Dank für's Zeigen und für das "die Wahrnehmung schärfen", was die alten Schätzchen angeht. Solange man drüber redet (und Bilder zeigt), geht das Wissen (und/oder das Interesse) nicht so schnell verloren.

Top. Vielleicht kann Pitter Dir einen neuen Status verleihen, "Vintage-Influencer" oder sowas in der Art ... "MF-Mitglied" ist zu wenig. :cool:
 
Das aktuelle Wissen über die Manufaktur von Julius Pilz beschränkt sich anscheinend auf wenige Daten seines Kataloges mit gut 200 Modellen und eines Briefbogens.

...
Gruß
Abu

Durch eine Recherche zu ungewöhnlichen Funktionsteilen an Taschenmessern bin ich erneut auf diesen thread gestoßen.
Es gibt zu Julius Pilz Söhne durchaus weitere historiche Dokumente als den beanannten Katalog und einen Briefbogen, z.B. diese Werbung in einer deutschen Zeitschrift 1926:

Pilz, Julius Söhne 1926.JPG


Grüße
cut
 
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