CPM Cru Wear Stahl, balligen Schliff nach Gebrauch wieder scharf machen

Da bin (nicht nur) ich eher gegenteiliger Meinung. Unter der Voraussetzung, daß Du manuell schärfst - wobei ich den Sharpmaker als manuell ansehe - kannst Du Dich mit einem V-Schliff ganz fabelhaft verhauen. Manche kriegen ein Messer in der Anfangszeit überhaupt nicht scharf, weil sie nicht an der Schneide sondern irgendwo dahinter rumeiern. Dafür gibt es dann die Hilfe, einen farbechten Filzstift zu nehmen und die Fase damit zu markieren. Man kann dann sehen, wo man schärft.

Beim Abziehen auf Schleifleinen und Mousepad schmiegt sich das Schleifmedium um die Schneide. Die Wahrscheinlichkeit für "Treffer" ist höher. Das kann aber auch schiefgehen. Dann nämlich, wenn der ballige Schliff suboptimal ausgeführt worden ist. Was bedeutet, daß es sich nicht um einen langgestreckten flachen Bogen handelt, sondern der ballige Schliff kurz vor der scharfen Schneide noch eine Kurve hinlegt. Man eiert dann beim Abziehen auf dieser "Beule" rum. Es hilft dann nur, diese wegzuschleifen. Kommt gar nicht so selten vor.

R'n'R
 
Oh. Danke für den Hinweis Rock'n'Roll :)
Ich gehe jetzt mal davon aus, daß der ballige Schliff bei meinem Wilderness optimal (ohne "Beule") ausgeführt wurde.
 
gast erklärt hier nichts wirklich umfassend, sondern behauptet eine von ihm festgestellte Überlegenheit geführter Schärfsysteme mit Druckkontrolle bei sehr dünn ausgeschliffenen Küchenmessern.

Was Physik und Expertise angeht, steht für mich nach wie vor Roman Landes mit dem oben zitierten Satz: „Die ideale Form für eine gleichmäßige Druckausübung - die wiederum bewirkt, daß die erforderliche Kraftausübung für einen Schnitt möglichst gering ist - entspricht einer quadratischen Parabel, d.h., einer balligen Schneide.“


Aus einem hier nicht zitierfähigen Forum dazu ergänzend die Meinung von „Master of Steel“ Achim Wirtz (2017):

„Der Vorteil der konvexen Schneide gegenüber einem Flachschliff liegt gleich in mehreren Punkten. Keine Primär- und Sekundärphasen, also auch keine "Kante" an der was hängen bleiben, Widerstand entstehen kann. Bei gleicher Masse hinter der Schneide weniger Fläche, auf der Friktion entstehen kann (oder eben bei mehr Masse gleich viel Fläche). Anlage festen Schnittgutes nur tangential. Konstruktionsbedingt, wegen der geschlossenen Oberfläche ohne Abbrüche/Übergänge viel weniger Angriffspunkte für Bruch.“
„… Für mich ist klar und auch physikalisch beweisbar, dass man die besten Schneidleistungen in jeder Hinsicht bei vorgegebenem Material, vorgegebener WB und vorgegebenem Schneidenwinkel nur mit einem konvexen Schliff hinbekommt. Das Gegenteil konnte mir noch nie jemand beweisen.“


Und eine Anmerkung von gast vom selben Ort (2017):

„Wieso nun haben die Xerxes Messer einen konvexen Schliff? (oder auch Walkschliff in dem speziellen Fall)? Weil es besser schneidet!“ .....


R’n‘R

Lieber R`n`R,

du erklärst hier aber auch nichts ausführlich!, was willst du denn wissen ?

Meine Anmerkung ist hier mal vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, und ausserdem handelt es sich dabei um den Klingenschliff von Xerxes an sich und nicht um die Schneidfase. Xerxes schärft auch eine V-Schneide an. Und die schneiden ja bekanntlich sehr gut.

Meine Anmerkungen bezogen sich vielmehr einzig und allein auf die unmittelbare Schneide, und da wird mir niemand erzählen können da man einen großartigen Unterschied zwischen V-U Schliff merkt (in der Schneidfähigkeit, denn diese wird einzig und allein von der Geometrie bestimmt, und da reicht natürlich auch eine Micromesh 12000 Schneide dicke!) . Sobald es aber zur vermehrten Nutzung der Messer kommt, unabhängig ob in Küche oder zum "Stöckchen" schnitzen wird bald auffallen das eine sauber geschärfte Schneide im V mit feinen Steinen auf einem dafür geeigneten Stahl (also keine einfachen C-Stähle, sondern sowas um das es hier geht!) einfach um ein vielfaches länger hält.

Die Mousepad Methode ist einfach, bzw. wirklich nahezu "foolproof".... Ähnlich wie Rasiermesserabzug auf Cromox Riemen etc... (führt zum Ziel ist aber nicht der Königsweg).
Also für Anfänger durchaus zu empfehlen...

Klar gibt es da viele Meinungen dazu aber Zitate von Könnern auf ihrem Gebiet, ohne dies selbst nachweisen zu können bzw. getestet zu haben sind auch nicht zielführend.

@Eva: Mach ruhig so, ist sicher nicht falsch, lass dich nicht verunsichern, es funktioniert so auch sehr gut! Ich möchte nur der Meinung entgegenwirken das es sich hierbei um die beste Methode handelt.

Wer mir das nicht glaubt, dem schärfe ich ein Messer.

Grüße wastl.
 
@gast
Jetzt bin ich als Anfänger wieder verunsichert. Ich dachte, durch den balligen Schliff ist mehr Material vorhanden. Dadurch mehr Stabilität (weniger feine Ausbrüche), aber weniger Rasiermesserschärfe. Was ist jetzt physikalisch korrekt? :confused::confused:

Die feinen Ausbrüche haben rein gar nix mit ballig oder V Schliff zu tun, einzig und allein mit der Wärmebehandlung und dem Stahl..... Dazu kommt dann der angeschliffene Winkel (auch ballige Schneiden haben sowas) und natürlich und vorallem das Nutzerverhalten.

Es gibt z.B. Japanische Sushiköche die ihr einseitig geschliffenes Messer (V-Schliff) mit nur 7-12 Grad (gesammter Schneidwinkel) sinnig einsetzen können, diese berühren aber nie das Schneidbrett (bzw. nur mit der Spitze). Ich kann das nicht obwohl ich Profi bin. Aber halt kein Sushimeister.....

Rasiermesserschärfe haben z.B. R`n`R Klingen sicher nicht, meine die ich in der Küchen nutze anfangs schon. Dieses Wort wird zusehr missbraucht, hat nix mit Schneidenwinkel etc. zu tun, es sollte halt möglich sein ein Freihängendes Kopfhaar ca. 1cm vor dem Haltepunkt zumindest mit nem leichten Geräusch zu kappen beim direkten Auflegen,... Das ist Rasiermesserschärfe... Das hat nix zu tun mit Armhaare wegschaben....

Braucht gerade bei Gebrauchsmessern/Outdoormessern aber kein Mensch.

Grüeß wastl.
 
„Sobald es aber zur vermehrten Nutzung der Messer kommt, unabhängig ob in Küche oder zum "Stöckchen" schnitzen wird bald auffallen das eine sauber geschärfte Schneide im V mit feinen Steinen auf einem dafür geeigneten Stahl (also keine einfachen C-Stähle, sondern sowas um das es hier geht!) einfach um ein vielfaches länger hält.“

Eine Behauptung, die ich nicht unterschreiben kann. Um es mal so auszudrücken: Nach extrem langen Tests :p

„Klar gibt es da viele Meinungen dazu aber Zitate von Könnern auf ihrem Gebiet, ohne dies selbst nachweisen zu können bzw. getestet zu haben sind auch nicht zielführend.“

Eine Unterstellung, da Du über meine Tests mit Messerklingen auf ihre Schneidfähigkeit hin aber auch überhaupt garnix weißt.

„Rasiermesserschärfe haben z.B. R`n`R Klingen sicher nicht, meine die ich in der Küchen nutze anfangs schon. Dieses Wort wird zusehr missbraucht, hat nix mit Schneidenwinkel etc. zu tun, es sollte halt möglich sein ein Freihängendes Kopfhaar ca. 1cm vor dem Haltepunkt zumindest mit nem leichten Geräusch zu kappen beim direkten Auflegen, …“

Ebenfalls eine Unterstellung ohne jegliche konkrete Kenntnis, zudem definitiv falsch. Es gibt in diesem Forum diverse Beiträge von mir, wo ich zeige, daß sich mit - von mir per Hand auf Schleifleinen geschärften Messern - freihängendes Haar kappen läßt.

Ich hatte unter anderem eine längere Diskussion mit güNef zu dem Thema „geführtes System mit Druckkontrolle“, wo es darum ging, daß eine mit einem solchen System sorfältig geschärfte Klinge länger scharf und insbesondere stabil bleibt. güNef hat diverse Mikroskopbilder von der Schneide gezeigt. Ich habe im Gegenzug - ebenfalls mit dem Mikroskop angefertigte - Fotos meiner handabgezogenen Klingen diverser Messer gezeigt. Auf Anhieb wirst Du da keinen Unterschied feststellen können. Es sind alles saubere geschlossene Schneiden. Ich verfüge über sehr zufriedenstellende manuelle Schärffähigkeiten, die Du hier ohne Kenntnis in Abrede stellst.

Ich habe zudem diverse Klingen von V-Fase auf ballig auf Null umgeschliffen (unter anderem Benchmade 701, Strider SNG, Zsolt Silverstar Kompakt, Emerson Mini A-100, Spyderco Para Millie 52100 …). Immer mit dem Ergebnis größten Schneidfreudegewinns. Kann man alles hier im Forum ausführlich nachlesen.

Es interessiert mich dabei übrigens in keinster Weise, ob diese oder jene Klinge 50 Essen, 20 Hölzchen oder sonstiges länger schneidet. Das einzige, was mich dabei interessiert, ist die Schneidfähigkeit, die sich bei all diesen Messern dramatisch verbessert hat.

Eine spürbare Verschlechterung der Klingenstabilität habe ich bisher bei keinem der Messer feststellen können. Wenn ich mit einem Messer gearbeitet habe, ziehe ich es anschließend grundsätzlich kurz wieder ab und gut iss. Sollte ich länger unterwegs sein, stecke ich mir ein paar Schleifleinen und einen Bogen Naßschleifpapier ein. Für den Fall der Fälle. Ist bisher noch nicht nötig gewesen. Die Zeiten, daß ich 14 Tage Indianer spiele, sind für mich eh vorbei …

Am Ende kommen wir wieder zum Ausgang dieses threads zurück. Der TO sollte halt - wenn er denn will - sein balliges Messer nach Gebrauch regelmäßig auf Schleifleinen und Mousepad abziehen. Es ist eine einfache und artgerechte Methode ohne Nachteil …

R’n‘R
 
Last edited:
Das hat sich hier zu einer wirklich schönen Diskussion entwickelt, gefällt mir.
Ich kann da nur etwas Erfahrung aus dem Outdoorbereich einbringen....
Wenn wir mal davon ausgehen das Ballig in etwa gleichzusetzen mit Beilschneide ist, also
ein Beil einen balligen Schliff besitzt, dann ist mir im Praxisbetrieb aufgefallen das , wenn man
mal daneben haut, die Schneide stumpf in Sinne von platt gedrückt wird. Das dann draußen wieder
zu richten stellt sich für mich oft schwierig dar, man muss in dem Bereich einfach viel Material an der
Schneide abtragen um das zu reparieren.
Bei einer Schneide mit Fase legt sich diese oft nur um und es fällt mir leichter diese dann wieder aufzurichten,
sprich zu glätten...ich bevorzuge deshalb tatsächlich draußen eher einen gut gemachten Flachschliff.

Gruß, Tino
 
Eine Behauptung, die ich nicht unterschreiben kann. Um es mal so auszudrücken: Nach extrem langen Tests :p …



Eine Unterstellung, da Du über meine Tests mit Messerklingen auf ihre Schneidfähigkeit hin aber auch überhaupt garnix weißt.



Ebenfalls eine Unterstellung ohne jegliche konkrete Kenntnis, zudem definitiv falsch. Es gibt in diesem Forum diverse Beiträge von mir, wo ich zeige, daß sich mit - von mir per Hand auf Schleifleinen geschärften Messern - freihängendes Haar kappen läßt.

Ich hatte unter anderem eine längere Diskussion mit güNef zu dem Thema „geführtes System mit Druckkontrolle“, wo es darum ging, daß eine mit einem solchen System sorfältig geschärfte Klinge länger scharf und insbesondere stabil bleibt. güNef hat diverse Mikroskopbilder von der Schneide gezeigt. Ich habe im Gegenzug - ebenfalls mit dem Mikroskop angefertigte - Fotos meiner handabgezogenen Klingen diverser Messer gezeigt. Auf Anhieb wirst Du da keinen Unterschied feststellen können. Es sind alles saubere geschlossene Schneiden. Ich verfüge über sehr zufriedenstellende manuelle Schärffähigkeiten, die Du hier ohne Kenntnis in Abrede stellst.

Ich habe zudem diverse Klingen von V-Fase auf ballig auf Null umgeschliffen (unter anderem Benchmade 701, Strider SNG, Zsolt Silverstar Kompakt, Emerson Mini A-100, Spyderco Para Millie 52100 …). Immer mit dem Ergebnis größten Schneidfreudegewinns. Kann man alles hier im Forum ausführlich nachlesen.

Es interessiert mich dabei übrigens in keinster Weise, ob diese oder jene Klinge 50 Essen, 20 Hölzchen oder sonstiges länger schneidet. Das einzige, was mich dabei interessiert, ist die Schneidfähigkeit, die sich bei all diesen Messern dramatisch verbessert hat.

Eine spürbare Verschlechterung der Klingenstabilität habe ich bisher bei keinem der Messer feststellen können. Wenn ich mit einem Messer gearbeitet habe, ziehe ich es anschließend grundsätzlich kurz wieder ab und gut iss. Sollte ich länger unterwegs sein, stecke ich mir ein paar Schleifleinen und einen Bogen Naßschleifpapier ein. Für den Fall der Fälle. Ist bisher noch nicht nötig gewesen. Die Zeiten, daß ich 14 Tage Indianer spiele, sind für mich eh vorbei …

Am Ende kommen wir wieder zum Ausgang dieses threads zurück. Der TO sollte halt - wenn er denn will - sein balliges Messer nach Gebrauch regelmäßig auf Schleifleinen und Mousepad abziehen. Es ist eine einfache und artgerechte Methode ohne Nachteil …

R’n‘R

Ja bei solchen Antworten muss ich leider darauf verweisen das du nur Stöckchen schnitzt. ;) . Das hört sich komisch überheblich an ist aber leider so.

Wenn du einen Gewinn an Schneidfreude feststellst nach deinem Balligen Schliff so verwundert mich das... Und dies ist sicher kein Grund dafür auf balligen Schliff um zu steigen. Viel mehr bedeutet das nur das du suboptimale Geometrien an der teils richtigen Stelle etwas dünner machst.

Bei der Mikroskopie kann ich selbst verständlich sofort einen Unterschied feststellen, denn man sieht bei deinen Fotos das die Schneide ballig ist!, Unterschied genug ?

Ich möchte nochmals betonen das für Anfänger so ein balliger Schliff durchaus praktikabel sein kann, aber sicher nicht der Weißheit letzten Schluss darstellt.

Im Gegensatz zur Mouspad Methode (die ja wie gesagt für Anfänger durchaus fruchtbar sein kann!) ist ein gezielter Schliff auch per Hand auf Banksteinen (natürlich muss man hier dazu sagen das sowas nicht billig ist und sehr viel Übung erfordert), dem "balligen" Schliff mit dieser ungenauen Methode immer vorzuziehen ist, wenn man auf einen qualitativ hochwertigen Schliff Wert legt.

Die von mir angewandte "Schärfmethode" beinhaltet einen Schliff bis min. 0,5my (z.B. Lapping Film oder Shapton 30k meist noch feiner!) im Anschluss dann je nach Stahl ein Naturstein Finish. Nur zu deiner Information.

Ich lege desweiteren keinen Wert darauf mich darüber zu streiten, weil ich für mich nachgewiesener Maßen eh recht habe. Und wie schon gesagt ich biete dir an ein Messer von dir mal anständig so zu behandeln.. Dann wirst du den Unterschied spüren.

Alles andere führt zu nichts!, Genauso wie du R`n`R... war ich mal einer ähnlichen Meinung habe mich aber eines besseren belehren lassen.

Grüße wastl.
 
Kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich davon ausgehe, daß gleiche Bedingungen herrschen - also der Gesamtschneidenwinkel gleich groß ist - sollte sich das Verhalten der Schneide beim "Draufkloppen" nicht wesentlich unterscheiden. Da dürfte dann eher die Wärmebehandlung oder der Stahl ausschlaggebend sein.

R'n'R
 
Ich beziehe mal noch die Meinung eines Experten ein in diese nette Runde - Chris Reeve. Sebenzas haben ja eine convexe Fase. Chris hat das auf Nachfrage so begründet:

„The convex edge is part of the whole edge retention quest. A convex edge will hold a better edge than flat bevels. A convex edge allows one to use a more acute cutting primary bevel and yet still have a rugged cutting edge. This is not a new idea or only one method of sharpening. I was one of the few who introduced this method to manufactured knives around 11 years ago. There are many companies out there that buff the cutting edge but there are none that do it quite like we do. I spent about 6 months perfecting this method and it works very well.“

R'n'R
 
Das hat sich hier zu einer wirklich schönen Diskussion entwickelt, gefällt mir.
Ich kann da nur etwas Erfahrung aus dem Outdoorbereich einbringen....
...... einen balligen Schliff besitzt, dann ist mir im Praxisbetrieb aufgefallen das , wenn man
mal daneben haut, die Schneide stumpf in Sinne von platt gedrückt wird. Das dann draußen wieder
zu richten stellt sich für mich oft schwierig dar, man muss in dem Bereich einfach viel Material an der
Schneide abtragen um das zu reparieren.
Bei einer Schneide mit Fase legt sich diese oft nur um und es fällt mir leichter diese dann wieder aufzurichten,
sprich zu glätten...ich bevorzuge deshalb tatsächlich draußen eher einen gut gemachten Flachschliff.

Gruß, Tino

Gibt es dazu noch weitere Erfahrungen aus der Praxis?

Was mich wundert: weshalb liefert Bark River bei einem Outdoormesser einen balligen Schliff, wenn dieser Schliff gar nicht so praktikabel ist?
 
Gibt es dazu noch weitere Erfahrungen aus der Praxis?

Was mich wundert: weshalb liefert Bark River bei einem Outdoormesser einen balligen Schliff, wenn dieser Schliff gar nicht so praktikabel ist?

ich finde dass das so gar nicht richtig ist. Bark River hat viele erfahrene Nutzer die mit dem balligen Schliff sehr zufrieden sind. Es ist aber auch eine Frage von welcher Seite aus man kommt. Und welche eigenen Erfahrungen man mitbringt.

Rock'n'Roll schnitzt gern viel mit dem Messer rum und freut sich über die Schnitthaltigkeit mit den verhältnismäßig einfachen Mitteln. Ob er jetzt derartig krasse Anforderungen an das Messer hat, dass es auch z.B. Batoning aushält, was mit dem balligen vermutlich besser geht (siehe Äxte), weiß ich grad nicht.

gast kommt aus dem Küchenmesserbereich (ist halt auch Berufskoch) und hat dementsprechend andere Anforderungen. Von ihm weiß ich, das er und viele andere es auf das Extreme abgesehen haben, wenn es um erreichbare Schärfe geht.

Ich für meinen Teil würd mich dazwischen ansiedeln. Ballig ist ganz nett, ja. Aber wenn ich draußen alleine oder mit Kursteilnehmern mehrere Tage unterwegs bin, fällt es mir mit einem kleinem kompakten Schleifstein eben einfacher die Schärfe wiederherzustellen.

und wie Bastl schon gesagt hat, diese wissenschaftlich übertriebene Laborschärfe ist für draußen gar nicht so wichtig bzw. interessant.

Ich bleib dabei: Probier beides aus und finde heraus was dir zusagt.

Gruß
 
Kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich davon ausgehe, daß gleiche Bedingungen herrschen - also der Gesamtschneidenwinkel gleich groß ist - sollte sich das Verhalten der Schneide beim "Draufkloppen" nicht wesentlich unterscheiden. Da dürfte dann eher die Wärmebehandlung oder der Stahl ausschlaggebend sein.

R'n'R

Genau so ist das! Heureka. Aber eine Ballige Schneide ist niemals nicht korrekt/perfekt geschärft das funktioniert auch mit geführten Systemen nicht, weil das Schärfmedium zwangsweise nachgibt und somit der Winkel nicht 100% kontrollierbar ist. Ausnahme eine mit Manko System geschärfte ballige Schneide (aber auch die liefert keine nennenswerten Vorteile).

Also der vorderste Winkel zählt. Schärfe ich eine Schneide perfekt Winkelgeführt mit sagen wir 15 Grad pro Seite und ziehe diese dann mit egal welchem weichen Schärfmedium (Mousepad + Schleifpapier, oder Leder + Paste) ab erhalte ich eine subjektiv stabilere Schneide, aber nicht weil diese Ballig ist sondern weil diese einen stumpferen Winkel aufweist.

Also hat, und das sollte logisch sein immer die V-Fase auch einen Schnittigeren Charakter weil zwangsläufig der Winkel geringer ist. (auch wenn das nur marginal ist).

Grüße wastl.
 
.... wenn dieser Schliff gar nicht so praktikabel ist?

Eva, so darfst du das auch nicht sehen..das ist eine kleine Glaubensfrage, ein Skandischliff zb. ist auch praktikabel.
Bark River setzt den balligen Schliff ein weil es deren Meinung nach die beste Lösung für das jeweilige Anwendunggebiet
ist...wenn ein Hersteller einen rostenden Stahl fürs Outdoormesser verwendet und der nächste wiederum rostfrei , heißt das
auch nicht das eins der Messer nicht praktikabel ist.
Überhaupt, ich würde dir empfehlen das ganze nicht zu sehr zu verkopfen...am Ende bist du nämlich so verunsichert das dir das
ganze keinen Spaß mehr macht.
Benutz das Ding einfach mal und im Gebrauch wird sich dann zeigen ob und wie es passt...und das schärfen bekommst du auch hin,
irgendwann musst du es einfach mal machen und fertig....ist alles kein Hexenwerk, glaub mir.
 
Gibt es dazu noch weitere Erfahrungen aus der Praxis?

Was mich wundert: weshalb liefert Bark River bei einem Outdoormesser einen balligen Schliff, wenn dieser Schliff gar nicht so praktikabel ist?

Das machen die meisten Firmen so, weil es einfacher geht und damit billiger ist... ("Schärfen" am Bandschleifer). Währen die per Hand auf einem Stein abgezogen würde das einfach viel mehr kosten.... Gerade bei so schneidunfreundlichen Outdoorgeometrien reden wir hier von einem enormen Zeitaufwand... Auch so einen balligen Schliff zu begradigen dauert bei solchen Stählen sehr lange. Das würde vermutlich (wenn es anständig ausgeführt werden würde) bei nem 100€ Messer gut 25€ Aufschlag bedeuten....

@Fabsel: Ein balliger Schliff kann ebenso scharf sein wie ein V-Schliff, das ist nicht das Problem, es geht darum sowas exakt zu machen und das geht ballig einfach nicht bzw. sehr viel schwerer. Und ich schärfe z.B. auch Drechseleisen für ein paar Bekannte und selbst da Zeigt sich unabhängig vom Stahl, gerade aber bei HSS Eisen das diese enorm viel Schnitthaltiger werden, wenn diese mittels ultra feinen Schleifmitteln+ Naturstein abgezogen werden, und somit ist auch das Schnitzen in Holz sicher keine Domäne der balligen Schneide.

In Russischen Foren werden ja Kilometerweise Seile geschnitten, wie finishen die ? Ganz klar mit ner V-Fase und Naturstein (Jaspis, Arkansas) nach weich gebundenen Diamantschleifmitteln.

Grüße wastl.
 
@Fabsel: Ein balliger Schliff kann ebenso scharf sein wie ein V-Schliff, das ist nicht das Problem, es geht darum sowas exakt zu machen und das geht ballig einfach nicht bzw. sehr viel schwerer.
wobei du das jetzt unter der Prämisse meinst das man ein assistiertes Schleifsystem hat, oder? Denn selbst ein geübter Schleifer hat ohne so ein System recht schnell leichte Wackler drin. Du weißt ja was ich meine.
 
Das machen die meisten Firmen so, weil es einfacher geht und damit billiger ist... ("Schärfen" am Bandschleifer).

Es ist eher anders. Mike Stewart von BRKT ist absolut überzeugt von der Leistungsfähigkeit einer balligen Klinge. TROTZ HOHEM AUFWAND des manuellen Schleifens am Bandschleifer, das zudem eine ausgesprochene Fertigkeit verlangt. Nur 3 Mitarbeiter neben ihm selbst schleifen die 60.000 Messer, die etwa jährlich den Betrieb verlassen. Mit den damit verbundenen Abweichungen bei den einzelnen Exemplaren.

Bis 1900 hatten übrigens ALLE Messer eine ballige Fase. Selbst die Scandis. Weil es schlichtweg unmöglich ist, manuell auf egal was für einem Medium einen exakten Winkel einzuhalten und z.B. eine präzise V-Fase zu erzeugen. Der Mensch ist schließlich keine Maschine.

Mit deren Auftreten kamen dann Flachschliff und V-Fase ins Spiel. Weil das mit Maschinen einfach und billig zu machen war und nach wie vor ist.

R'n'R
 
Rock'n'Roll hat mir den Tip "Schleifleinen" gegeben. Er hat wahrscheinlich erkannt, daß damit das "schärfen" meines Messers für meine Bedürfnisse am unkompliziertesten ist. Durch die vielen unterschiedlichen Informationen, habe ich Einiges lernen können.

Nachdem ich dem Alter "2 Wochen im Wald überleben" leider auch schon entwachsen bin, reicht mir wahrscheinlich der Schliff so wie er eben ist. Wenn ich nach 2 oder 3 Nächten aus dem Wald heimkomme, werde ich eben sofort nachschärfen - und fertig.
Sollte ich mit dem Schärfen nicht mehr zu Rande kommen, dann würde ich hier wieder nachfragen :D

Die beiden Verwarnungen, die ich bekommen habe, habe ich noch immer nicht verstanden und verdaut. Aber ich wurde eh nicht gesperrt.

Noch einmal vielen, vielen Dank für Eure Ausdauer und Hilfsbereitschaft. Ich habe echt was mitgenommen für mich!
 
Die Frage sollte hier lauten: Warum kaufe ich mir ein Messer mit balliger Klinge, wenn ich damit nicht umgehen kann oder will ...

R'n'R

Hmm. Weil ich zB einige Messer von Bark River oder Fällkniven cool finde. Und das kauf ich nicht wegen sondern trotz des balligen Schliffes. Genauso, wie ich bei Messern, die ab Rücken auf Null geschliffen sind, ne Fase reinschleife. Du darfst das gerne anders machen - gibt ja auch gute Gründe dafür. Anderen Unvermögen zuzusprechen ist allerdings etwas unlässig.

Natürlich hat Achim Recht, ist ja nicht die Frage. Die Frage, die ich mir stelle und für mich beantwortet habe ist, was ist es mir wert. Und die kann und sollte sich halt auch Eva stellen. Wenn sie gute Gründe hat, nen PM Stahl ballig zu schleifen, dann kann man das ja tun.

Pitter
 
Ich beziehe mal noch die Meinung eines Experten ein in diese nette Runde - Chris Reeve. Sebenzas haben ja eine convexe Fase. Chris hat das auf Nachfrage so begründet:

„The convex edge is part of the whole edge retention quest. A convex edge will hold a better edge than flat bevels. A convex edge allows one to use a more acute cutting primary bevel and yet still have a rugged cutting edge. This is not a new idea or only one method of sharpening. I was one of the few who introduced this method to manufactured knives around 11 years ago. There are many companies out there that buff the cutting edge but there are none that do it quite like we do. I spent about 6 months perfecting this method and it works very well.“

Hmm. Das war 2000, ok. Habe kein Seb aus 2000, meins ist aus 2003 oder so. Ich zitiere mal Reeve anno 2018: https://www.chrisreeve.com/sharpening.html

"SHARPENING
We recommend using the Spyderco Triangle Sharpmaker to maintain the edge on all of our folding knives"

Und wie schleift man mit dem Sharpmaker eine konvexe Fase?

Ich mein, der weiss genau was er sagt. Ein Seb ist einigermassen dünn ausgeschliffen. Das dann flach übern Sharpmaker gezogen und man kann es, ohne viel Abtrag, recht einfach scharf halten. Ok, gilt nicht für die, die mit dem Sharpmaker nicht zurecht kommen und rumeiern, ja. Das Ding ist ja nicht one-fits-all sondern *eine* Möglichkeit. Anyway, Reeve hat ne sehr pragmatische Sicht - mal mit Ihm unterhalten? Sehr bodenständiger Typ - der kennt halt seine Pappenheimer = Kunden. Bevor eher lange über theoretisch optimale Schneidgeometrien philosophiert, empfiehlt er das, womit die meisten Leute zufrieden sind und womit sie zurecht kommen.

Wer statt 90% zwingend 100% will, muss anders ran gehen, ja.


Pitter
 
Last edited:
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