CPM Cru Wear Stahl, balligen Schliff nach Gebrauch wieder scharf machen

Die Klinge ist nicht rostfrei und vom regen Gebrauch patiniert. Die Schneidfase und die nähere Umgebung - also so 1 mm aufwärts - glänzt. Was bedeutet, daß hier geschärft wurde. Und NUR hier. Hätte ich die Klinge poliert, hätte sie nicht mehr die dunkle Patina. Ich hatte mal angenommen, daß man das erkennen kann.

Gemacht habe ich das im wesentlichen mit der Absicht, Dir an einem weiteren Beispiel zu zeigen, daß es - ohne Probleme - möglich ist, ein Messer mit balliger Klinge auf Schleifleinen abzuziehen (von mir aus auch auf einem Wasserstein) - also es zu schärfen - ohne daß man dabei die gesamte Klingenflanke touchiert / verkratzt / versaut ...

R'n'R
 
Danke für das anschauliche Beispiel!
Wolframstahl 1.2442 kann ja eine Härte von bis zu 66 HRC haben. Da ist das schärfen mit Schleifleinen sicher noch einen Sprung schwieriger als bei meinem Cru Wear.

Ich hoffe, daß mein Schleifleinen morgen ankommt und ich endlich am Opinel üben kann(! Da werde ich dann sicher wieder viele Fragen stellen :p )
 
Hallo Eva,

es kommt weniger auf die Härte an als vielmehr auf den Stahl.
Um Dein Messer aus CPM Stahl zu schärfen, bedarf es (deutlich) mehr Aufwand als man bei einer Klinge aus 1.2442 benötigt.

Grob verallgemeinert kann man sagen... je mehr Legierungsbestanteile - um so aufwändiger ist das Schärfen.
Oder: rostende Messer gehen einfacher als "rostfreie".

Gruß
Mr. T
 
Zwischenbericht:
Gestern ist endlich das Schleifleinen per Post angekommen :hehe:

Das Opinel habe ich schon en bissi zerkaratzt (am Messerrücken). Das wird wohl noch einige Zeit brauchen, bis ich mich an mein Barky herantraue.
Hatte auch ein sehr freundliches und kompetentes Gespräch mit Herrn Schrägle. Der ist wirklich sehr zuvorkommend und hilfsbereit!
 
Das Opinel habe ich schon en bissi zerkaratzt (am Messerrücken). Das wird wohl noch einige Zeit brauchen, bis ich mich an mein Barky herantraue.

Zerkratzte Messerspiegel kenne ich auch. Bei einfachen Küchenmessern finde ich es nicht so schlimm, bei anderen Messern ärgert es mich durchaus. Ich schärfe allerdings nicht mit Schleifleinen.
Ich kann dir das ans Herz legen, was mir hier auch geraten wurde: Vor dem Schärfen den Klingenspiegel abkleben. Geht gut mit Tesa. Bis knapp über die Schneide, ein Stückerl musst du unten natürlich frei lassen. Dann gibt es keine zerkratzten Klingen mehr und du erhälst dir so bei deinen guten Messern die schöne Optik.
 
Vor dem Schärfen den Klingenspiegel abkleben. Geht gut mit Tesa. Bis knapp über die Schneide, ein Stückerl musst du unten natürlich frei lassen. Dann gibt es keine zerkratzten Klingen mehr und du erhälst dir so bei deinen guten Messern die schöne Optik.

Danke für den Ratschlag. Da hätte ich ja selber draufkommen können :rolleyes:
So werde ich das in Zukunft machen :super:
 
Was für Materialien muß ich mir kaufen, um den balligen Schliff am "Wilderness" zu erhalten und noch schärfer zu machen, als es ab Werk ist?

Entschuldigung, ich weiss ich wiederhole mich und es langweilt manche. Aber *warum* muss man den balligen Schliff erhalten?

Pit"ich schleife alles auf Fase um weil mir das Geschisse zu arg ist. Ja ich kann wenn ich nur wollte"ter
 
Aber *warum* muss man den balligen Schliff erhalten?

Die Frage sollte hier lauten: Warum kaufe ich mir ein Messer mit balliger Klinge, wenn ich damit nicht umgehen kann oder will ...

R'n'R
 
Anders formuliert:

Wie wir ja wissen, bestimmen 3 Sachverhalte die Schneidfähigkeit einer Klinge - der Stahl, die Wärmebehandlung und die Geometrie. Nehmen wir geeigneten Stahl und entsprechende Wärmebehandlung als gegeben an und konzentrieren uns hier auf die Geometrie:

Sie wird - nach Roman Landes - "bestimmt durch den Schneidenwinkel. Die ideale Form für eine gleichmäßige Druckausübung - die wiederum bewirkt, daß die erforderliche Kraftausübung für einen Schnitt möglichst gering ist - entspricht einer quadratischen Parabel, d.h., einer balligen Schneide; der Schneidenwinkel selbst ist wesentlich abhängig vom Werkstoff - wobei ein kleiner (möglichst spitzer) Schneidenwinkel (geringstmöglich etwa 10 Grad) zu einem besseren Eindringungsvermögen in das Schnittgut bzw. besserer Schneidfähigkeit führt."

Wie käme ich also dazu, beipielsweise eins meiner exzellenten, hochwertigen, schlank ballig auf Null geschliffenen Messerchen von Daniel Boll oder Thomas Froberg mit ihren Gesamtschneidenwinkeln von 20 Grad zur Hand zu nehmen und - anstelle sie auf bewährte Art auf Schleifleinen abzuziehen - eine Bremse in Gestalt einer 40-Grad-V-Fase dranzupappen …

R’n‘R
 
Servus,

Wie käme ich also dazu, beipielsweise eins meiner exzellenten, hochwertigen, schlank ballig auf Null geschliffenen Messerchen von Daniel Boll oder Thomas Froberg mit ihren Gesamtschneidenwinkeln von 20 Grad zur Hand zu nehmen und - anstelle sie auf bewährte Art auf Schleifleinen abzuziehen - eine Bremse in Gestalt einer 40-Grad-V-Fase dranzupappen …

wenn man schon ein Messerchen aus der Schachel mit besten geometrischen Vorraussetzungen bekommt, dann sollte man das auch erhalten, da bin ich ganz deiner Meinung. Allerdings muss das Interesse an einem konzeptionell max. leichten Schnitt gegeben sein, was nicht bei jedem Käufer der Fall ist. Wer aus anderen Gründen kauft, dem ist eine exzellente Schneidengeometrie so wichtig, wie das gelbe Rad, dass in China gerade umfällt! ;)

Du darfst und beide schon als Exoten betrachten, die max. Wert auf eine möglichst feine Schneide legen, selbst bei beeidruckenster Machart mancher Messer, weil wenn's nicht angemessen oder wie vorgesehen schneidet, dann ist es als Messer in seiner Funktion "beeinträchtigt", wie ein Sprinter mit einer leichter Zerrung! ;)

Das ist halt eine individuell zu bewertende Sicht der Dinge!

Gruß, güNef
 
Moin güNef,

bin da ganz bei Dir. Aber speziell in diesem thread zählt noch etwas Anderes. Jemand ohne große Erfahrung fragt, wie er einen balligen Schliff nach Gebrauch wieder scharf kriegt. Und demjenigen sollte man doch - weil Fachforum - raten, das auf "artgerechte" Weise zu tun. Und das wäre halt Abziehen auf Schleifleinen und Mousepad als die einfachste Methode. Oder auch Leder mit Paste.

In jedem Fall Schärfen unter Beibehaltung der ursprünglichen Geometrie. Im Falle, daß jemand damit überhaupt nicht klarkommt, wird er halt in den - nach meiner Auffassung "sauren Apfel" beißen und eine V-Fase anlegen müssen. Das Messer schneidet dann ja selbstverständlich immer noch - nur nicht mehr so delikat ...

Zunächst sollte sich aber doch jeder Anfänger mal mit dem "artgerechten" Schärfen auseinandersetzen. Üben muß man bei der Arbeit mit einem Sharpmaker ja auch, bis man da schärft, wo es paßt. Ein gutes Ergebnis mit einem Sharpmaker zu erzielen, ist für einen Anfänger sicher nicht einfacher als Stroppen. Nicht jeder hat ein geführtes System in der Ecke liegen.

Strop it, R'n'R
 
Entschuldigung, ich weiss ich wiederhole mich und es langweilt manche. Aber *warum* muss man den balligen Schliff erhalten?

Danke für diese Frage und für die daraus entstandene aussagekräftige Diskussion! Mir werden die Feinheiten eines Messers durch die Beiträge immer klarer.

Ich hatte nie vor, mir ein Messer mit "balligem" Schliff zu kaufen. Bin ja kein Experte. Ich habe mich für die Form und den Stahl zu diesem günstigen Preis für dieses Messers entschieden. Das dieses Messer gar nicht sooo scharf ist, ist mir erst später bewußt geworden. Und weil ich denke, daß der Hersteller (und Entwickler) seine Gründe für genau diesen Werksschliff hat, würde ich das Messer nie verschlimmbessern wollen. Der Hersteller ist ja der Experte! Ein Hersteller dieser Qualität wird das Messer sicher mit dem tauglichsten Schliff versehen. Da bin ich mir sicher.

Für den Einsatzzweck dieses Messers wäre eine sehr dünn auslaufende Schneide doch gar nicht so erstrebenswert. Oder? Ein grobes hacken auf Holz ist mit dem balligen Schliff doch "sicherer". Ich bin Laie und betrachte dieses Thema "von aussen". Daher fehlt mir vielleicht das Urteilvermögen.
 
Die Frage ob ballig oder V-Fase ist neben den unterschiedlichen Schneideigenschaften vor allem eine der persönlichen Vorliebe. Für ballige Schliffe gibt es eben keine geführten Systeme, sondern nur Gefühl und Handarbeit. Viele scheuen den Lernaufwand, bis man das Schärfen einer balligen Klinge einigermassen beherrscht. Wenn man es beherrscht, ist das Scharfhalten (zumindest meiner Meinung nach) mindestens genau so "einfach" wie bei einer V-Fase.

Nur kann man eine ballige Klinge eben nicht mal eben "nebenbei" schärfen - man kann sich nicht auf ein geführtes System (und dazu zähle ich schon den Sharpmaker) verlassen und nur noch die rein mechanische Bewegung ausführen und sicher sein, dass nichts schief geht. Man muss sein Gefühl arbeiten lassen, sich zurückziehen und konzentrieren. Das dauert eben länger oder, wie es neudeutsch heißt, es entschleunigt. Was ja auch nicht das Schlechteste ist. Sollte man generell öfter tun, nicht nur beim Schärfen.

Im Gegensatz zu Pitter habe ich wiederum angefangen, einige meiner Messer auf eine ballige Fase umzuschleifen. Nicht zuletzt durch die vielen Diskussionen zwischen R'n'R und güNef habe ich den balligen Schliff schätzen gelernt und möchte ihn nicht mehr missen.
 
Ich denke, es tut mir auch gut, mein Messer gut "im Griff" zu haben. Durch das schärfen "mit Gefühl" stelle ich einen ganz anderen Bezug zu diesem Werkzeug her. Ich persönlich sehe ein solches Messer als sehr gefährliches Werkzeug an. Daher hilft die Beschäftigung mit der Klinge beim balligen schärfen dem "kennen lernen" des Messers mehr als bei der ja nur mechanischen "Spyderco Bewegung".
 
Die Frage ob ballig oder V-Fase ist neben den unterschiedlichen Schneideigenschaften vor allem eine der persönlichen Vorliebe. Für ballige Schliffe gibt es eben keine geführten Systeme, sondern nur Gefühl und Handarbeit. Viele scheuen den Lernaufwand, bis man das Schärfen einer balligen Klinge einigermassen beherrscht. Wenn man es beherrscht, ist das Scharfhalten (zumindest meiner Meinung nach) mindestens genau so "einfach" wie bei einer V-Fase.

Nur kann man eine ballige Klinge eben nicht mal eben "nebenbei" schärfen - man kann sich nicht auf ein geführtes System (und dazu zähle ich schon den Sharpmaker) verlassen und nur noch die rein mechanische Bewegung ausführen und sicher sein, dass nichts schief geht. Man muss sein Gefühl arbeiten lassen, sich zurückziehen und konzentrieren. Das dauert eben länger oder, wie es neudeutsch heißt, es entschleunigt. Was ja auch nicht das Schlechteste ist. Sollte man generell öfter tun, nicht nur beim Schärfen.

Im Gegensatz zu Pitter habe ich wiederum angefangen, einige meiner Messer auf eine ballige Fase umzuschleifen. Nicht zuletzt durch die vielen Diskussionen zwischen R'n'R und güNef habe ich den balligen Schliff schätzen gelernt und möchte ihn nicht mehr missen.

Natürlich kann man mit Edge Pro, Wicked Edge oder auch nem Bogdan Manko System (hier sogar auf normalen Banksteinen) einen balligen Schliff anbringen!
Einfach Schleifmittelträger mit weicher Unterlage+Micromesh oder Lapping Film ausstatten und fertig.

Nur was bringt ein ballige Schneide ?
-mehr Stabilität, nein. (was bringt mehr? - mehr Material hinter der Wate, und sehr feine fehlerlose Schneiden (durch passende Schleifmittel und exakte Winkelführung), Druckloses schärfen)
-mehr Schärfe, nein. (was bringt mehr? - feinere Schleifmittel, Druckloses schärfen, exakte Winkelführung)
-mehr Schnitthaltigkeit, nein. (was bringt mehr ? Druckloses schärfen, exakte Winkelführung, passende Schleifmittel, eine fehlerlose Schneide)

Extrem lange getestet mit Küchenmessern und Rasiermessern und Holzwerkzeug.

Aber das ist für Hobbyaufgaben vollkommen ohne Belang, also wenn es für euch funktionert schärft weiter ballig.

Grüße Wastl.
 
@gast
Jetzt bin ich als Anfänger wieder verunsichert. Ich dachte, durch den balligen Schliff ist mehr Material vorhanden. Dadurch mehr Stabilität (weniger feine Ausbrüche), aber weniger Rasiermesserschärfe. Was ist jetzt physikalisch korrekt? :confused::confused:
 
Was ist jetzt physikalisch korrekt?

gast hats schon ganz gut zusammen gefasst. Beim ersten Spiegelstrich bin ich zwar anderer Meinung (da ist halt mehr Material, also "mehr stabil"), aber das ist eine eigenen wissenschaftliche Ausarbeitung vermutlich.
Pitter sagte es ja auch schon, ich hau auch alles auf V Fase um.

Mein Vorschlag ist dennoch, probiere für dich aus, was du am besten findest.
Nicht ohne Grund sind da soviele verschiedene Meinung zu vorhanden, weil eben jeder auf andere Sachen wert legt.
 
gast erklärt hier nichts wirklich umfassend, sondern behauptet eine von ihm festgestellte Überlegenheit geführter Schärfsysteme mit Druckkontrolle bei sehr dünn ausgeschliffenen Küchenmessern.

Was Physik und Expertise angeht, steht für mich nach wie vor Roman Landes mit dem oben zitierten Satz: „Die ideale Form für eine gleichmäßige Druckausübung - die wiederum bewirkt, daß die erforderliche Kraftausübung für einen Schnitt möglichst gering ist - entspricht einer quadratischen Parabel, d.h., einer balligen Schneide.“


Aus einem hier nicht zitierfähigen Forum dazu ergänzend die Meinung von „Master of Steel“ Achim Wirtz (2017):

„Der Vorteil der konvexen Schneide gegenüber einem Flachschliff liegt gleich in mehreren Punkten. Keine Primär- und Sekundärphasen, also auch keine "Kante" an der was hängen bleiben, Widerstand entstehen kann. Bei gleicher Masse hinter der Schneide weniger Fläche, auf der Friktion entstehen kann (oder eben bei mehr Masse gleich viel Fläche). Anlage festen Schnittgutes nur tangential. Konstruktionsbedingt, wegen der geschlossenen Oberfläche ohne Abbrüche/Übergänge viel weniger Angriffspunkte für Bruch.“
„… Für mich ist klar und auch physikalisch beweisbar, dass man die besten Schneidleistungen in jeder Hinsicht bei vorgegebenem Material, vorgegebener WB und vorgegebenem Schneidenwinkel nur mit einem konvexen Schliff hinbekommt. Das Gegenteil konnte mir noch nie jemand beweisen.“


Und eine Anmerkung von gast vom selben Ort (2017):

„Wieso nun haben die Xerxes Messer einen konvexen Schliff? (oder auch Walkschliff in dem speziellen Fall)? Weil es besser schneidet!“ .....


R’n‘R
 
Last edited:
Danke für die verschiedenen Meinungen und Zugänge zu diesem Thema.
Das einzige Problem was ich noch habe (den balligen Werksschliff werde ich wohl beibehalten): meine physikalische Betrachtungsweise gilt natürlich nur dann, wenn ich den balligen Schliff optimal hinbekomme. Fehler beim schärfen werden sich bei einem V-Schliff wahrscheinlich weniger stark bemerkbar machen :hmpf:
 
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