Böhmische - 2. Franz Frenzel

Abu

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Kennst Du Grohmann Knives Canada und was die mit Frenzel zu tun haben? Nun, ohne die böhmische Vorgeschichte kein Grohmann & Russell Messer! Grohmann und Familie waren (Mit-?) Inhaber der Manufaktur Franz Frenzel, gegr. 1870. Vertrieben, enteignet, siedelten sie nach dem 2. WK nach Kanada über und begannen dort neu. So eng hängt das zusammen.

F. Frenzel war einer der Großen unter den Böhmischen. Ein Musterbuch (20erJahre?) zeigt rund 500 Modelle! Von trivial, Werbung, Souvenir bis zum komplexen Luxus-Multimesser. Wobei meine „Messerchen“ da noch nicht repräsentativ sind, aber immerhin repräsentabel.

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Seine Patenturkunden sind beredte Zeugnisse jener Epoche, mal in tschechisch, dann in deutsch, je nach hoheitlicher Zugehörigkeit. FF agierte bereits sehr global, daher auch seine Kontakte nach Kanada. Ein hübsches Muster damaliger Handelsabwicklungen über die Dt. Bank Stamboul (Istanbul) habe ich in meinem Bestand.

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1903 wurde FF zur Aktiengesellschaft, die Wortmarke FRENIX kam zum etablierten Logo der beiden gegenständigen FF mit Anker. Eine weitere Marke war SOLIDUS, ab wann, ist mir nicht bekannt. Logo und Marken, mal mit Kennung Cechoslovakia, dann wieder ohne, bieten ein schönes Puzzle für die zeitliche Zuordnung.

Selten finden sich zusätzlich solche kleinen Besonderheiten, die ein Sammlerherz erfreuen:D

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Auf dem Rikasso dieses Winzlings findet sich vorn das Anker-Logo. Völlig untypisch (und nie gesehen) wurde auf der RS auch noch ein „Frenzel“ eingehauen. Ergänzt um die Ätzung „Made in .......“, um das ganze komplett zu machen. Ich denke, Altbestände bis 1918, die Anfang der 20er Jahre nachbearbeitet wurden, als Böhmen tschechisch wurde.

Mein FRENIX ARMEE MODELL lässt sich dagegen sehr gut identifizieren: 1939-1945, der Zeit deutschen Protektorats.

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Es hat auch einen „Korkzieher“, scheint 1941 ja zu Engpässen gekommen zu sein.

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Ob und wie lange FF nach 1945 noch operierte und mit welchen Marken, ist schwierig zu beurteilen. Den tschech. Kollegen nach war die Firma zumindest noch bis 1947 aktiv. Auffällig ist z.B. das nachfolgende 3-Nietenmesser SOLIDUS, das alle Merkmale von Solingern der 60er Jahre hat.

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Gruß
Abu
 
Sehr interessant zu sehen, wie sich so eine Firma entwickelt, bzw. ihre Handelsbeziehungen entstanden sind.
Auch die gezeigten Messer sind nicht gerade alltäglich und Du wirst sicher Deine Freude daran haben.

Sehr schön recherchiert und dokumentiert, vielen Dank. :super:
 
Moin Burghard,

hochinteressant und hervorragend recherchiert! Danke für den Beitrag.

Gruß,

Nick
 
Danke für die Bilder.
Solche Taschen habe ich noch nicht gesehen.
Stellt Jemand noch solche Taschen her?
 
Hallo,

....und danke für Eure Rückmeldungen zu den beiden Themen böhmischer Messer.

Eine Kuriosität in der Kuriosität habe ich glatt erst jetzt entdeckt, als ich mich mit weiteren Böhmen beschäftigt habe. „Cechoslovakia“ gab es anscheinend so gar nicht, immer „Cz.....“. Haben sich die deutschsprachigen Böhmen beim 1. Übergang in die Tschechoslowakei mit der neuen Staatlichkeit offensichtlich schwer getan.

@geonohl: Meinst Du das Etui? Bei alten Messern gab es das so öfter, heute findet man es ähnlich noch für Brillen.

Gruß
Abu


PS: Ein ebenso kundiger wie freundlicher Mitleser hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es im Versailler Vertrag DOCH ein Cecho-Slovakia gab, also mit „C“ - aber dafür mit Bindestrich. Auch diese Schreibweise scheint bei den tschech. Böhmen jener Jahre nicht bekannt gewesen zu sein. Naja, gab ja auch sicher größere Aufgaben.
 
Last edited:
[...]
@geonohl: Meinst Du das Etui? Bei alten Messern gab es das so öfter, heute findet man es ähnlich noch für Brillen.

Gruß
Abu

Ja, diese Tasche meinte ich, die für Brillen sind allerdings viel größer.
 
Danke für deine Recherchen, sehr interessant! Es ist immer wieder erstaunlich, welche Zusammenhänge da ans Licht kommen!

Gruß, Claus
 
Frenzels Riesenklapper

Vom kürzlichen Vintage-Sammlertreffen bin ich aus dem Schwarzwald nicht ganz ohne Beute heimgekehrt. U. a. konnte ich dieses Riesen-Klappmesser meinen „Böhmischen“ hinzufügen. Höchst erfreulich, denn im letzten Jahr ist es mir um Minuten noch durch die Lappen gegangen.

Allein wegen seiner schieren Größe von KL 13,5 cm, GL 29,5 cm schon interessant, dürfte ich vmtl. nun beide Pole minimaler und maximaler Klappmesser aus dem Hause FF vereint haben (mal abgesehen von Verlängerungsmessern).

Das Messer arretiert geöffnet, Klingenlöser per Druck hinter den Hebel. Der achteckige Abschluss der Backen traf den Geschmack der Jahrhundertwende und wirkt mit dem langen Griff zeitgenössisch wie eine neugotische Säule.

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Die dezente Firmenprägung FF fällt erst beim zweiten Blick auf. Der Händler „Fettkötter Osnabrück“ hat sich auf der Klinge stolz bereitgemacht.

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1856 gründete der seinen Stahlwarenladen, der später auf ein Jagdgeschäft mit Büchsenmacherei erweitert wurde. Immerhin bemerkenswert, dass er bei der preußisch-solinger Dominanz habsburg-böhmische Messer im Programm hatte.

Noch einen Blick in den Messerkatalog von Franz Frenzel...

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Gruß
Abu
 
Für Liebhaber von alten Taschenmesser (Solinger,Böhmische,Tuttlinger,Sheffield usw.) hat ein Sammler von "Korkenziehern" jetzt ,zu meiner Meinung nach sehr fairen Preisen,eine tolle Auswahl anzubieten. http://www.bullworks.net/bullsale/

Besonder unter den Rubiken Knives (Horn), (Ivory,Bone),( Mother-of-Pearl,Tortoise Shell) usw. gibt es wundervolle Taschenmesser. Hoffentlich hat es etwas für euch dabei...!

Leider ist für mein Sammelgebiet,Schweizer Bauernmesser ,leider nur "tote Hose"....

Gruss weico
 
Das Netz lebt, und es gibt nicht nur Fakes. Ab und zu lohnt sich die Durchsicht bekannter Quellen, dann findet man ggf für den Sammler Neues. Wie diese Karte an den Osnabrücker Händler Fettkötter, s. auch oben #8.

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(Nicht neu scheinen Lieferprobleme zum Weihnachtsgeschäft zu sein, wie wir sie auch aktuell erlebt haben.)

Abu
 
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