Monster-Review "Moosschmiede" Gyuto 210mm

güNef

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Servus,

Vorwort…..

Ich bin durch private Käufe, Passarounds, Leihmesser und Forentreffen so ziemlich aktuell am Stand der Dinge, was den globalen Markt an Kochmessern betrifft, wobei die Orientierung schon deutlich zu Manufakturmesser, kleinen Schmieden und Custom_Makern tendiert. Am Fließband produzierte Serienmesser interessieren mich nicht mehr ernsthaft.

Ich lege extremen Wert auf ein hochwertiges Finish und makellose sowie mangelfreie Fertigungsqualität. Mit sorglosem Finish und sichtbaren Überbleibsel von Bearbeitungspuren habe ich wenig Freude und wenn ich mal Lust auf ein wirklich rustikales Messer habe, dann möchte ich mir ein solches auswählen und nicht einfach damit beglückt werden.

Ein cleanes Finish ist gut und schön, kann aber auch mal daneben gehen. Aus meiner Sicht ist die hohe Kunst im Messerbau, einer Klinge aus dem Feuer Teile ihrer Schmiedespuren zu belassen und Naturmaterialien wie Holz und Horn nicht ihre Ursprünglichkeit zu nehmen, aber im Zusammenschluss der Einzelteile eines Messers höchste Genauigkeit walten zu lassen.

Solche Anforderungen erfüllen Messer aus der Moosschmiede. Ich konnte mir vor meinem Kauf, bei einem Forumstreffen ein Bild davon machen und wusste ab diesem Zeitpunkt, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis ein für mich passendes Messer die Moosschmiede verlässt und ich meinen treuen Goldtopf bemühen muss…;)

Vor einigen Tagen war es dann soweit….. ;)

Vorstellung: Moosschmiede Gyuto 210mm……

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Beschreibung und Herstellung…..

Die Klinge ist aus 80CrV2/1.2235 geschmiedet und von der Spitze bis zur Zwinge 215mm lang und 47mm hoch, davon 205mm scharf. Der Rücken misst am metallbunt angelassenen Erl 2,7mm, in der Mitte 2,11mm und 5mm vor der Spitze 0,28mm!!! Aufgrund der Rückenstärke von rund 3mm ist es keine klassische Lasergeometrie im herkömmlichen Sinn. Hier liegt eher eine latente WH-Geometrie vor, wenn gleich der Verlauf an die Länge angepasst und der schnittgutauftreibende Teil der Klinge leicht unterdimensioniert ist, so dass sich eine dennoch ein merkbare Schnittgutfreisetzung ergibt, ohne übertrieben bremsende Keilwirkung im Bereich des Kehl’s, man sieht das auch am Kehlbild. Das ist ein sehr subtiler Bereich einer Klingengeometrie, der viel Fingerspitzengefühl vom Schmied/Macher erfordert. Ist die Stelle zu dick oder zu konvex, dann spaltet das nur mit viel Druck und schneidet schwer, ist sie zu dünn, dann gibt es keine oder nur mangelhafte Schnittgutfreisetzung und die angepeilte Wirkung bleibt aus. Der Anschliff selbst ist aber durchaus auf den feinen Schnitt getrimmt. Am Kehl noch spürbar konvex, wird die Geometrie zur Spitze hin immer behutsam flacher und endet in einem fast rasierklingendünnen Spitzenbereich der einer kundigen Hand bedarf. Ein Florett ist kein Schwert! Die Schneide ist sehr dünn ausgeschliffen und buckelt über die ganze Länge. Die Sekundärfase ist nur 1/10mm breit und mit Naturstein 8k abgeschlossen. Rücken und Kehl sind verrundet. Der optisch ansprechende Zunder ergibt einen attraktiven Kontrast zu den längssatinierten Flanken. Der tiefschwarz-glänzende Griff aus Grenadill mit einer aufgesetzten Zwinge aus Bronze komplettiert diesen Crossover aus rustikal und elegant! Die Messwerte genau über der 1/10mm breiten Facette betragen am Kehl 0,16mm, in der Klingenmitte 0,15mm und 5mm vor der Spitze 0,15mm. Genau 10mm über der Schneidenspitze manifestiert sich die beschriebene Geometrie als ein in Zahlen gegossener Schliff: 10mm vor der Spitze 0,84mm, damit wird ein leichter Schnitt eröffnet, in der Mitte 1,35mm, hier wird der „food release“ eingeleitet und am Kehl 1,58mm, das treibt auf und setzt frei! So funktioniert Geometrie an einem Kochmesser! Keine Low-oder Highspots zu sehen oder zu spüren. An einem knackigen Apfel als Testobjekt spielt die Geometrie ihr Klasse aus. Die feine Spitze lässt sich beim Schälen exakt unter der Schale führen und beim Vierteln treibt im Schubschnitt das hintere Klingendrittel den Abschnitt mit Wucht weg vom Kerngehäuse.

Moosschmiede und Yusuke zum Vergleich.....

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Der Griff samt Zwinge misst 125mm. Der Griff verjüngt sich leicht von hinten nach vorne. Das Holz steht etwas über, um einem möglichen schrumpfen vorzubeugen. Durch die Dübelkonstruktion und die eingesetzten M3 Madenschrauben hält alles bombenfest. Mechanisch wie auch handwerklich ist das souverän gelöst und umgesetzt. Vorne hat das Holz eine helle Stelle und einen kleinen Riss, der aber nur oberflächlich ist und gut mit Tru Oil versiegelt wurde. Diese "Fehlstellen" hätte man auch wegschneiden können, da der Holzkantel ausreichend lang war. Ziel war es aber, diese Unvollkommenheiten der Natur stehen zu lassen und sie sogar bewusst auf der Schokoladenseite des Messers zu platzieren. Das gibt dem Ganzen einen besonderen Charakter. Die Zwinge hat eine 45° Fase und ist von Hand gefeilt und satiniert. Das Messer wiegt 175g und der Schwerpunkt liegt genau am Anfang der Schneide/Kehl. Das gesamte Messer ist von einem Mann von Hand „old school“ geschmiedet, gefeilt, gebohrt, gesägt und geschliffen worden.

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Um diese Präzision beim Zusammenbau von Griff-Zwinge-Klinge zu erreichen, wurden Bohrhilfen und Lehren angefertigt. Die Passungen und Details werden einem Uhrmacher gerecht. Jeder der eine Ahnung von Kochmesser hat, weiß um die Schwächen im Detail viele Messer aus Japan und auch aus anderen Herren Länder. Dieses Messer spielt in seiner eigenen Liga der Genauigkeit! Die Klinge ist zu 100% zentrisch eingepasst, es gibt keinerlei Spalten, jedes Detail, wie das abgesetzte Holz, der Riss, die Zunderoberfläche, die klar definierten Griffkanten, der völlig symmetrisch geschliffene Griff, dass ist alles so gewollt und nichts ist zufällig oder einer Sorglosigkeit geschuldet, wie es eben japanische Schmiede gerne machen und uns Europäern rudimentäre Verarbeitung als Wabi-Sabi-Philosophie verkaufen! Das ein rustikales Äusseres nichts mit schlampiger Verarbeitung zu tun hat, wird hier auf anschauliche Weise demonstriert! Meinen Hang zu perfekt verarbeiteten Messern möchte ich an dieser Stelle nicht verhehlen!

Hier ein paar Bilder zur Entstehung…..


Die Klinge wurde fast auf Endmaß ausgeschmiedet…..

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Eine selbstgebaute Bohrführung als kleines Hilfsmittel um die Bohrungen in den Griff so exakt wie möglich zu setzten. Stirnseitig verläuft der 3,2mm Bohrer sehr gerne. Das ist durch die Führung behoben und ausgeschlossen, außerdem ist eine tatsächliche Reproduzierbarkeit erst durch diese Massnahme gegeben…..

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Das Ausgangsmaterial für die Zwinge ist ein Stück 8mm starke Bronze das mit einer Fräse zugerichtet wurde. Nach der groben und der feinen Feile folgt die feine Schlüsselfeile. Diese hinterlässt schon eine sehr feine Oberfläche und hat den Vorteil gegenüber Schleifpapier, dass die Kanten scharf abgegrenzt bleiben und nicht „vernudeln“. Die Zwinge ist fertiggestellt und alles von Hand bis P800 satiniert…..

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Alle Einzelteile sind fertig und warten auf den Zusammenbau…..

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Ich denke, dieser kleine Exkurs in Messerbau zeigt den Weg, den -Christian Donnerbauer- von der Moosschmiede eingeschlagen hat, hier wird nichts dem Zufall überlassen und die Detailverliebtheit beginnt in der Werkstatt und endet am fertigen Messer!

Geometrie, Stahl, Schliff und Schneidfacette…..

Die Klinge beginnt am Kehl mit einem angesetzt-konvexen Schliff und
marschiert mit einem spürbaren „distal taper, einer Geometrie/einem Schliff der sich progressiv stark in Richtung Spitze verjüngt, um in einer feinsten Spitze auszulaufen. Die Messwerte direkt über der Wate sind immer unter 0,20mm, zur Spitze hin wird das noch dünner. Der Effekt einer sich von konvex auf immer flacher wandelten Geometrie zeigt sich am schönsten in einem wiegenden Schubschnitt. Das Profil kommt dieser Schnitttechnik auch noch entgegen. Die Spitze schneidet durch den Dünnschliff leicht ein und gleitet durch Schub leicht nach vorne, dann übernimmt ab der Klingenmitte der beginnend sich ausformend-konvexe Schliff und treibt hartes Schnittgut auf, so das es sich von der rechten Flanke förmlich wegbiegt und sich so von der Klinge ablöst. Die Geometrie/das Profil ist also bis auf Choppen für alles gut geeignet, dass muss man vor einem Kauf wissen und abschätzen können. Trotzdem erlaubt das Profil durch einen kurzen, aber prägnanten „flatspot“ auch diese Schnitttechnik, nur braucht’s dazu mehr „Power“ als bei einer dazu prädestinierten Geometrie. Kein Overgrind, keine „verwellte“ Schneidenspitze. Eine Klingengeometrie die allen Schnitttechniken gleichermassen entgegenkommt und an der nicht deutlich Schnittgut kleben bleibt, gibt es nicht!

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Die Klinge hat einen minimalen Verzug von vielleicht einem Millimeter und ist ansonsten perfekt zentriert.....

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Der Stahl….

ist 80CrV2/1.2235: C:0,8 Cr:0,5 Si:0,3 Mn:0,5 V:0,15%

1.2235 ist ein Werkzeugstahl mit rund 0,8% Kohlenstoff und einem kleinen Spritzer Chrom und Vanadium. Er ist etwas härter und schnitthaltiger als C75 und etwas robuster als 1.2842, 105W1 oder 1.3505. Ein toller Stahl für Küchenmesser, aber auch für robuste Haumesser. Mein persönlicher Favorit für Outdoor_Messer die etwas mehr aushalten müssen aber trotzdem schneidfreudig sind. Der Stahl kann extrem scharf geschliffen werden, weist eine gute Schnitthaltigkeit auf und ist dabei leicht nachzuschärfen. Durch den geringen Chromanteil ist er nicht rostträge.

Roman Landes trägt folgende Einschätzung zu 1.2235 vor:

„Der Charakter des Stahles ist maximale Härte bei maximaler Zähigkeit weil er wenn überhaupt nur ganz feine Karbide hat. Er lässt sich daher sehr fein ausschleifen siehe Herder und ganz leicht schärfen. Richtig behandelt (WB, Geometrie) sollte er ein wirklich gutes Messer geben, das viel kann aber auch abkann.“

U.Gerfin:

„1.2235 ist wie jeder leicht legierte eutektoidische Stahl für Messer mit feinen und stabilen Schneiden bestens geeignet.“

Ich könnte jetzt noch zig internationale Meinungen von Stahlexperten anführen, die diesen Stahl für den vorgesehenen Einsatzzweck als exzellent befinden. Da ich einige Messer aus 80CrV2 als „für draußen“ verwende, ist mir der Stahl und seine Leistung gut bekannt! Die Zähigkeit und Ausbruchsresistenz selbst bei feinen Schneiden, wenn der Schleifwinkel sinnvoll gewählt wird, ist nahezu ideal, für eine Schneide die 1000fach teils harten Brettkontakt standhalten sollte, ohne das die Schneidenspitze frühzeitig kollabiert!

Hier einmal Outdoor „extrem“ und einmal die feine Klinge für die Küche, aber beide aus dem gleichen 80CrV2/1.2235 Stahl

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Die Schneidfacette/Schneidenspitze…..

ist wie wir alle Wissen, eine Momentaufnahme. Sie ist aber auch die tatsächliche und alles entscheidende „Schnittstelle“ zwischen Messer und Schnittgut. So wird aus diesem Grund mancher „Fehlstellen“ an der Schneide locker bewerten, sie können ja ausgeschliffen werden, oder man kann sich, so wie ich, über einen schlampigen Schliff ärgern und will gar nicht recht einsehen, warum man ein teures und neues Messer vor ersten Nutzung Umschleifen muss, weil die Schneide z.B. verschiedene Winkel aufweist oder grob schartig belassen wurde.

Zum Glück brauchen wir diese Diskussionen hier nicht zu führen, da Christian Donnerbauer schleifen und schärfen kann. Der Auslieferungsschliff ist für eine von Hand geschliffene Klinge als sensationell präzise zu bezeichnen. Ich habe die letzten Monate wahrlich viele Schneiden unter dem Lichtmikroskop begutachtet und da waren wirklich viele mies geschliffene dabei, auch von Herstellern von denen man es nicht erwartet hätte. Das es anders geht, und zwar richtig, sorgfältig und exakt, zeigt der Mann aus der Moosschmiede.

Hier die gesamte Schneide in 200facher Vergrößerung im Auslieferungszustand…..

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Selbst der übliche Winkelfehler der sich in einer veränderten Fasenbreite zeigt ist extrem gering.....

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Die Bilder sprechen für sich und dabei belasse ich es auch…..

Die Schneidefase/Schneidenspitze nach ca. 25 Mahlzeiten und hunderten von Brettkontakten.....

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Es zeigen sich ganz zart Blessuren an der Schneidenspitze.

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Ich führ das auf einen etwas zu spitzen Winkel zurück und habe nach einer guten Woche Originalschliff eine 36° Mikrofase angeschliffen. Ich denke das wird die Schneidkantenstabilität nochmal pushen! ;)

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Reaktivität und Patina…..

erwähne eigentlich ich nur, damit ich auch mal was negatives schreiben kann! Wenn man die Nase an der Stahl hält, nimmt man nach säurearmen Gemüsen den gewohnten C-Stahl Geruch war, vom Brett nach oben stinkt das erst bei Südfrüchten ( Hawaii-Ananas als Hardcore-Test für die Reaktivität von C-Stählen ) so richtig, ähnlich wie Eisenlagen japanischer Messer. Trotzdem kein sofortiges abfärben an Zwiebel und keine Geschmacksbeeinträchtigung beim Vorbereiten von Haushaltsmengen für vier Köpfe, sofern sie frisch verarbeitet und nicht geschnitten länger aufgehoben werden, wie z.B. Fruchtsalat für den nächsten Tag und auch bei großen Mengen würde ich nicht darauf wetten, dass alles frisch aussieht und neutral schmeckt!

Patina bildet sich je nach Säure entweder langsam aus, ähnlich Shirogami oder blüht gleich richtig aus. Wer diesen Stahl auswählt, muss mit den Begleiterscheinungen leben. Oder eine Patina erzwingen!

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Der Griff…

ist perfekt symmetrisch geschliffen und hat eine eigenwillige Form, die keiner der vier japanische Wa-Grundformen entspricht, aber auch keiner üblichen westlichen Griffgestaltung. Die Grundform entspricht/assoziiere ich mit einem klassischen Wappen und es gibt drei klar definierte, aber ( mir ) nicht unangenehme Kanten. Diese eigenwillige Form liegt erstaunlich gut in der Hand und Volumen und Proportion passen für meine Hände mehr als zufriedenstellend. Anmerken möchte ich nur, dass die Beurteilung eines Messergriffes eine sehr persönliche Sache ist und ganz bestimmt nicht auf jedermann übertragbar!

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Fazit…..

Die „Moosschmiede“ ist ein Hobbyprojekt. Ein ambitioniertes zwar, bleibt aber eine ausgleichende Beschäftigung, die den Kopf frei und Spaß machen soll. Deshalb gibt es auch keine Auftragsarbeiten sondern nur ab und an, ein fertiges Messer in seinem Shop zu finden. Da Christian in einschlägigen Foren mit gleichgesinnten regen Austausch und Fortbildung betreibt und seine Fortschritte auch in bilderreichen WIP’s zeigt, sind die so entstehenden Messer als „work in progress“ zu sehen und deshalb findet sich oft ein Interessent noch vor Fertigstellung. Wenn jemand ein Spitzenmesser abseits vom Mainstream haben möchte, dass extrem genau und mit viel Leidenschaft gefertigt wurde, der sollte sich mit den Unikaten aus der Moosschmiede näher befassen. Noch sind seine Messer bezahlbar, aber auch Jannis Scholz aka Xerxes-Knives hat mal klein, aber mit viel Sorgfalt und Können begonnen und ist heute einer der Allerbesten mit geschlossenen Auftragsbüchern.

Ich geh jetzt kochen……..ach, ja, danke für’s durchhalten und lesen, war ja nicht wenig..... ;)

Gruß, güNef
 
Ach da bin ich aber froh, dass nicht alle guten Messer aus selbsterschmolzenen super-hyper-harten-Pulver-Hss-Stählen sein müssen, sondern auch Messer mit "bloß" 0,8% Kohlenstoff bei Messerverrückten noch Anerkennung finden, wenn sie gut gemacht sind. Die Klinge scheint mir von der Geometrie ziemlich perfekt. Der Bereich zwischen 0,15 mm und 0,2 mm ist sehr schneidfreudig ohne für den erfahrenden Benutzer zu empfindlich zu sein. Mit 0,28mm ist die Spitze natürlich etwas fragil. Bei einer Härte von 60Hrc (steht das irgendwo im Text?) schätze ich mal, ist der Stahl hoffentlich zäh genug, das nicht jeder Kontakt mit der Spüle gleich die Spitze abbricht.

Das eigentliche Highlight ist der Übergang von Klinge und Griff. Durch den Kontrast von grober Schmiedeoberfläche und feiner Bronze sieht die Präzision der Fügung der beiden Teile unbarmherzig perfekt aus. Auf einem Foto sieht man, dass sich der Erl an dieser Stelle ringsum verjüngt. Einfach der Hammer.

Die Anlassfarben sieht man wegen der Schmiedoberfläche kaum. Bei dem Riss sieht man nicht, dass es Absicht ist. Dafür ist er zu klein. Manche füllen solche Risse mit Blattgold. Dann ist die Absicht kenntlich. Für mich ist der kleine Riss weder positiv noch negativ. Mein größter Kritikpunkt ist die Griffform. Und zwar ist die mittlere Kante auf der Unterseite für die letzten drei Finger einfach unbequem. Vorne geht das, hinten hätte ich sie aufgelöst in ein flaches Oval. Ich finde hier geht Ergonomie vor. Alles in allem natürlich großes Kino, sowohl in Bezug auf das Messer als auch in Bezug auf das Review.
 
Vielen Dank für das ausführliche Review und die detailreichen Fotos. Ich bin begeistert, wie genau Christians Messer gearbeitet sind und wie schlüssig die Formensprache ist. Ich stehe gerade vor der Anschaffung eines neuen Messers nachdem 10 Jahre mit einem Victorinox Kochmesser gekocht habe. Nachdem ich diese Bilder gesehen habe fällt es mir schwer ein solches Messer nicht in Erwägung zu ziehen. Allerdings fürchte ich, dass meine Finanzen es gerade nicht erlauben.
 
Vielen Dank für das ausführliche Review und die detailreichen Fotos. Ich bin begeistert, wie genau Christians Messer gearbeitet sind und wie schlüssig die Formensprache ist. Ich stehe gerade vor der Anschaffung eines neuen Messers nachdem 10 Jahre mit einem Victorinox Kochmesser gekocht habe. Nachdem ich diese Bilder gesehen habe fällt es mir schwer ein solches Messer nicht in Erwägung zu ziehen. Allerdings fürchte ich, dass meine Finanzen es gerade nicht erlauben.

Hmh. Du bist seit gestern hier angemeldet (da hat Günter das hier geschrieben), und das ist Dein erster Post im MF. Du bist mit dem Messererbauer „per Du“, und es klingt nicht danach, als wäre das Dein erster Post in einem Forum. Ob das wirklich ein Zufall ist?

Aber: ich irre mich gerne.

Günter, Danke für den tollen Bericht. Merci.

Andreas
 
Last edited:
....... eine latente WH-Geometrie vor, wenn gleich der Verlauf an die Länge angepasst und der schnittgutauftreibende Teil der Klinge leicht unterdimensioniert ist, so dass sich eine dennoch ein merkbare Schnittgutfreisetzung ergibt, ohne übertrieben bremsende Keilwirkung im Bereich des Kehl’s, man sieht das auch am Kehlbild.

Hut ab...:rolleyes:
 
Servus,

....... eine latente WH-Geometrie vor, wenn gleich der Verlauf an die Länge angepasst und der schnittgutauftreibende Teil der Klinge leicht unterdimensioniert ist, so dass sich eine dennoch ein merkbare Schnittgutfreisetzung ergibt, ohne übertrieben bremsende Keilwirkung im Bereich des Kehl’s, man sieht das auch am Kehlbild.

Hut ab...:rolleyes:

das linke ist ein Kato WH-Gyuto-Kehl, wie ein Keil geschliffen und schneidet hinten raus auch so und kann bei hartem Schnittgut schon mal stecken bleiben. Der rechte Kehl, von einem Itinomonn-Western-Gyuto, ist sehr kräftig konvex geschliffen, deshalb treibt es nach hinten raus tüchtig das Schnittgut auf und schiebt den Abschnitt bei einem Schubschnitt regelrecht von der Flanke weg. Es klebt kein Schnittgut an der rechten Klingenseite und türmt sich nach oben, wie bei flachen Klingen, sondern bleibt bei gutem Workflow am Brett liegen. Köche bevorzugen solche Klingengeometrien. Mir ist das für den Hausgebrauch zu konvex und schneidet mir daher zu schwer, deshalb die Beschreibung einer moderateren Geometrie, die aber immer noch einen deutlich wirkungsvolleren FR bringt, als eine üblich flach geschliffenen Kochmessergeometrie.

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Gruß, güNef
 
Last edited:
Hmh. Du bist seit gestern hier angemeldet (da hat Günter das hier geschrieben), und das ist Dein erster Post im MF. Du bist mit dem Messererbauer „per Du“, und es klingt nicht danach, als wäre das Dein erster Post in einem Forum. Ob das wirklich ein Zufall ist?

Aber: ich irre mich gerne.

Günter, Danke für den tollen Bericht. Merci.

Andreas


Moin,

da ich den Messerbauer mittlerweile auch persönlich kenne, kann ich Dich beruhigen, der macht das rein aus Hobby und nimmt keine Custom-Aufträge an. Zudem hat er es auch nicht nötig auf solch eine Art und Weise für sich die Werbetrommel zu rühren, zumalen ihm derzeit eigentlich jedes Messer aus der Hand gerissen wird.
Er macht das neben seinem eigentlichen Beruf mehr als Ausgleich.

Günter, danke für den Review, wie immer :super:

VG woka
 
@günef,

vielen Dank für tolle Vorstellung.
Kannst du mal Infos liefern mit welchem Microscope du die Vergrößerungs-Fotos von der Schneide machst?

ciao ryder_hook
 
Servus,

zuerst möchte ich mich nochmal bei Günter für dieses sehr ausführliche Review bedanken und auch dafür, dass er es auch hier vorgestellt hat.

Das Messer stammt von mir und der ein oder andere kennt mich vielleicht noch. Ich war hier auch mal gewerblich angemeldet und habe meine Messer unter dem Namen Oak Valley Knives verkauf. Mittlerweile schmiede ich nur noch Kochmesser und nenne meine Schmiede Moosschmiede. Die Herkunft von Günters Messer sollte nun geklärt sein.

Ich habe lange überlegt, ob ich hier einen Kommentar schreibe. Dann habe ich eine Nacht darüber geschlafen und der Blutdruck hat sich wieder normalisiert. Als ich hier vor ca. 10 Jahren mit dem Messermachen begann, war mir dieses Forum mit seinen zum Teil sehr kompetenten Mitgliedern immer eine große Hilfe. Aber ich finde, es ist teilweise eine Unverschämtheit wie hier im Forum miteinander umgegangen wird. Günter hat sich sehr viel Mühe gegeben und bekommt zum Dank einen dämlichen Kommentar. Ptrk ist erst kurz angemeldet und muss sich gleich verleumden lassen. Das macht keinen Spaß und ich kann gut nachvollziehen, warum einige Mitglieder diesem Forum den Rücken gekehrt haben.

Ich selbst habe mich hier auch zurückgezogen, da ich mich nicht mehr wohl gefühlt habe. Dass es auch anders geht, sieht man an anderer Stelle.


Viele Grüße

Christian
 
Servus,

@christian

Danke für deinen Kommentar. Ich bin jetzt über Jahre verdammt tief in das Kochmesserthema vorgedrungen und hatte hunderte von Messern aus der ganzen Welt in der Hand. Als Mitglied eine Gruppe ambitionierter Kochmesserfreaks haben wir und sind wir laufend dabei, jungen und kreativen Messermachern mit Rat und Tat beiseite zu stehen und unsere Erfahrungen zum Thema Kochmesser, insbesondere Klingengeometrien und geometrische Anomalien wie Hohlkehlen ( geschliffen oder geschmiedet ), S-Grind, Kugelhammerflanken und viele andere Massnahmen, die Sekundäreffekte wie Gleitfähigkeit & FR fördern, begünstigen und unterstützen zu erkären und in der Praxis durch eine Handvoll Köche, die von der Schulküche über Cuisine alle Bereiche abdecken, testen und abstimmen lassen. Solche Messer werden dann auf Instagram gezeigt und finden weltweite Verbreitung und gehen weg wie geschnitten Brot, dass manche mit dem Anfertigen nicht mehr nachkommen und das nicht weil diese Messer gewöhnlich geschliffen, sondern besonders sind!

Wenn ein solche Mannschaft bestimmte Klingengeometrien, kombiniert mit bestimmten Oberflächenstrukturen, den passenden Stählen/Schleifwinkel/Schärfmethode und Steineprogression an Messer gutheißt, weil solche Messer bei korrekter Schnitttechnik und gutem Workflow unfassbar gute und in Praxistests belegbare Schneidleistungen erbringen, die in diesem Forum weder gekannt noch interessant sind, weil zu speziell, stören mich auch solche Kommentare nicht die Bohne. Ich versuche dann zu erklären, weil ich weiß das mein Beschreibung manche überfordert, weil sie nicht wissen und meinen das ist dick aufgetragen. In Wahrheit ist es ein bemühen möglichst exakt eine bestimme Eigenschaft zu beschreiben, die man so noch nicht erlebt hat, um eine möglichst genau Vorstellung davon zu ermöglichen.

Wenn jemand der sich mit diesen Sachen beschäftigt und auskennt, so wie du z.B., einen solchen Kommentar hinterlassen würde, dann würde mich das zu einem Streitgespräch reizen, so aber nicht die Bohne. ;)

Das MF wird immer als Fachforum bezeichnet und ich schreibe im richtigen Unterforum einen fachlich kompetenten Bericht, da kann mir keiner an der Schuh pinkeln, dass ist so. Jeder der deutschsprachig und an Messer interessiert ist, auch an Kochmessern, landet mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hier und auch wenn hier nicht der beste Platz für Kochmesserfreaks ist, so bemühe ich mich doch, denen die hier landen, sowohl in den Kaufberatungen wie auch mit meinen Vorstellungen weiterzuhelfen und Impulse zu geben.

Sollte ich eines Tages eine klare Ansage bekommen, dass meine Beiträge hier nicht gewollt, erwünscht oder sonstiges sind, oder ich selbst keinen Sinn mehr darin sehen, hier noch zu schreiben, dann ziehe ich die Konsequenz.

Ansonsten lass ich die unwissenden Lästern und mach weiter mein Ding! :D

Gruß, güNef
 
Hallo,

also, ich bin immer wieder absolut begeistert davon, wie tief man in die zunächst so "einfach" erscheinende Materie der Schneideigenschaften von Küchenmesser, eintauchen kann und was letztlich für geniale Messer dabei herauskommen.
Auch wenn für mich persönlich die von güNef diskutierten Feinheiten weniger relevant sind (da ich das für meine Tiefkühlpizza nicht so brauche :D), so tauche ich doch immer wieder gern mit in diesen Mikrokosmos ein und staune darüber, was bei dem Vorgang des Schneidens alles so beobachtet werden kann, wenn man sein Augenmerk darauf richtet und welche Rückschlüsse daraus für die Klingen und ihre Herstellung, Schärfung etc. gezogen werden.
Das ist eine schon als wissenschaftlich zu bezeichnende Auseinandersetzung mit dem Thema, die manchem eventuell als zu hochgestochen vorkommt, die mir in ihrer Differenziertheit aber Spaß macht.

yaammoo (der mal wieder ein vegetarisches Linsensüppchen kochen muss)
 
Oh, wo bin ich denn hier rein geraten? Scheinbar bedarf einer öffentlichen Klarstellung. Warum ist mir allerdings schleierhaft.
Ich freue mich über Liebe für's Detail und handwerkliche Genauigkeit. Vor allem, wenn dabei auch noch Zweck und Funktion unterstützt werden. Dies hat mich bis jetzt vor allem beim Gitarrenbau fasziniert. Nun beschäftige ich mich wegen einer beabsichtigten Neuanschaffung seit gerade mal einer Woche ausführlicher mit Kochmessern und bin dabei über dieses Forum gestolpert. Günef's Bilder in diesem Post waren die ersten detaillierten Fotos, die ich von einem gut gearbeiteten Kochmesser gesehen habe. Und diese Freude darüber habe ich im obigen Kommentar zum Ausdruck gebracht. Ich habe mich weder lustig gemacht noch habe ich Werbung für die Moosschmiede gemacht. Vielleicht verstehe ich auch alles falsch aber irritiert bin ich in jedem Fall.
Schönen Gruß in die Runde.
Patrick
 
Günter hat sich sehr viel Mühe gegeben und bekommt zum Dank einen dämlichen Kommentar.
Diese Reaktion verstehe ich nicht, da bisher eigentlich ausnahmslos alle Kommentare das Review sehr gelobt haben.

Man sollte sich doch bitte nicht wegen allem gleich auf den Fuß getreten fühlen.
 
Last edited:
Servus,

Diese Reaktion verstehe ich nicht, da bisher eigentlich ausnahmslos alle Kommentare das Review sehr gelobt haben. Man sollte sich doch bitte nicht wegen allem gleich auf den Fuß getreten fühlen.

ich denke Christian bezieht sich auf diesen Post, sowie ich auch :

....... eine latente WH-Geometrie vor, wenn gleich der Verlauf an die Länge angepasst und der schnittgutauftreibende Teil der Klinge leicht unterdimensioniert ist, so dass sich eine dennoch ein merkbare Schnittgutfreisetzung ergibt, ohne übertrieben bremsende Keilwirkung im Bereich des Kehl’s, man sieht das auch am Kehlbild.

Hut ab...:rolleyes:

Wie ich schon sagte, für mich kein Beinbruch, aber ich lese da schon ein wenig Verächtlichkeit durch das am Schluss gesetzte Icon raus, was ja Sinn und Zweck dieses Icon's ist! ;)

Auf den Fuss getreten fühlt sich sicher auch niemand, aber wenn ich mit einem Beitrag nichts anzufangen weiß, dann lass ich ihn halt links liegen, noch dazu, wenn Kochmessern nicht mein Thema sind.

Nur mal so.

Und der Post von AILL hat Christian wohl auch zu Kritik veranlasst:

Hmh. Du bist seit gestern hier angemeldet (da hat Günter das hier geschrieben), und das ist Dein erster Post im MF. Du bist mit dem Messererbauer „per Du“, und es klingt nicht danach, als wäre das Dein erster Post in einem Forum. Ob das wirklich ein Zufall ist?

In Zeiten wie diesen, wo es Plattformen gibt, die für alle kostenfrei zugänglich sind und täglich internationale Zugriffszahlen im sechstelligen Bereich haben, ist es fast anachronistisch zu glauben, hier will jemand Schleichwerbung machen um seine Arbeiten zu zeigen und zu pushen. ;)

Aber das ist schon weit OT und ich möchte das nicht überstrapazieren.

Gruß, güNef
 
"aber ich lese da schon ein wenig Verächtlichkeit durch das am Schluss gesetzte Icon raus,"
Ja, das ist nicht abzustreiten. Das hast du ja mit dem Kehlvergleich zum Kato eigentlich sinnfällig nochmal verdeutlicht, sodass das, was immer Spieler mit seinem Post beabsichtigt hat, eigentlich geklärt sein müsste.

Ich fand es auch eher unwahrscheinlich, dass hier jemand die Werbetrommel rühren will. Fand es dennoch komisch, dass jemand, der erst seit kurzem sich für die Materie interessiert, von "Christians Messern" spricht, als würde er den Schmied persönlich kennen. Aber ich denke mal, dass das auch dem Medium geschuldet ist. (Kennt man jemand, weil man ihm virtuell in einem Forum begegnet?) Ob das üblich ist weiß ich nicht, ich bin nicht der Zeremonienmeister des Internets.:D Am besten man schenkt solchen Fragen keine allzu große Beachtung.
 
Hallo, hier noch mal der "Hut ab" Kommentierer...

Beruhigt euch mal ihr Freaks...ich hab alles richtig gemacht, weil:
Der Christian hat sich zu Wort gemeldet und ich habe seinerzeit an
dem Passaround zu seinem Kochmesser teilgenommen, immer noch
das beste Messer das ich, und jetzt kommts, und meine bessere Hälfte
jemals in der Hand hatten! Immernoch das einzige Messer für das ich von
der besseren Hälfte einen klaren Kaufauftrag hatte.
Zu meinem Pech habe ich diesen solange aufgeschoben bist Oak Valley Knives
von der Bildfläche verschwunden war...
Die bessere Hälfte gibts mittlerweile nicht mehr, bei der Moosschmiede werde
ich trotzdem mal vorbei schauen...schon allein für dieses aus der Versenkung
auftauchen lohnt es sich schon mal sowas anzustoßen. Wenn auch unbeabsichtigt.

So, und nun nochmal zu meinem Kommentar:

Die Fachkompetenz die bei solch detailierten Reviews an den Tag gelegt wird und die
Mühe diese aufs Papier zu bringen, ringen mir größten Respekt ab, aber!
Machen wir uns mal nichts vor, zuviel Kompetenz macht einfach auch gerne mal unsymphatisch.
Und wenn ich hier ständig von Wate, schlank ballig auf Null (gibts eigentlich auch mollig ballig? )WH-Geometrie etc.
lese, dann ist das was für Freaks (im positiven Sinne ).
Ich habe mich mal eine Weile mit höchstwertigen Audiosystemen beschäftigt, und es ist einfach so dass das Ohr ab einer
gewissen Preisklasse keinen Unterschied mehr erkennt. Basta. Kommt dann auf den persönlichen Musikgeschmack und das
Gefühl drauf an...
Für mich ist das bei Küchenmessern genauso...das was hier beschrieben wird merkt in der Praxis kein Mensch, keiner!
Auf dieser Ebene machts nur noch die persönliche Empfindung aus...und ich kann mir nicht vorstellen das ein Macher nicht
einfach nur versucht das bestmögliche Messer zu bauen, da wird doch nicht nach Rezept gearbeitet. Ansonsten würde ich gerne
mal den Vergleich haben aus 3 baugleichen Messern die mit gleichem Stahl aus unterschiedlichem Bestellungen über einen gewissen
Zeitraum gemacht wurden.
Das ist meine persönliche Meinung...was ich aber zu 100% weiss ist: ich verbringe meinen beruflichen Alltag zu 70% in gewerblichen
Küchen aller Kategorien, von Großkantine bis kleinem Gourmettempel. Das auffälligste Messer das ich da mal sehe ist ein Nesmuk.
Messer wie Günef sie hier vorstellt sind Messer für Fetischisten, Enthusiasten....

Der Passaround von Oak Valley Knives ist Jahre her und ich erinnere mich wie heute an das Messer, wie es geschnitten hat, in der Hand lag etc.
Das ist das was für mich...nur für mich zählt.
Da muss sich niemand über einen Ironie Smiley aufregen, nur weil ein Review mit augenscheinlich viel Mühe und Arbeit erstellt wurde. Ich hab es genauso gelesen wie alle anderen, also kann ich mir auch eine Meinung erlauben. Und ich bin wenigstens so ehrlich und gebe zu das ich 3/4 der Fachbegriffe googeln musste...die Mühe hab ich mir aber gemacht, sonst hätte ich nämlich gar keinen Kommentar abgegeben.

In diesem Sinne...weitermachen.
 
Servus,

erstmal ist es erfrischend deine Meinung so unverblümt zu lesen. :D Dagegen ist nicht's zu sagen.

Für mich ist das bei Küchenmessern genauso...das was hier beschrieben wird merkt in der Praxis kein Mensch, keiner!
Auf dieser Ebene machts nur noch die persönliche Empfindung aus...und ich kann mir nicht vorstellen das ein Macher nicht
einfach nur versucht das bestmögliche Messer zu bauen, da wird doch nicht nach Rezept gearbeitet.

Ich könnte dir jetzt eine Vielzahl an Berichten in Wort, Bild und Video darlegen, wo die von mir beschriebenen Eigenschaften usus sind, sowohl im Wort, wie auch in der Anwendung. Es gibt in diesem Land und weltweit Messermacher/Schmiede die dir deine Wunschgeometrie nach Maß schmieden & schleifen, Xerxes-Knives ist einer davon, der das kann, weil er sich mit Kochmessergeometrien in Zusammenarbeit mit einem Profikoch beschäftigt hat und verstanden hat, was zu tun ist um eine Klingengeometrie so zu optimieren und an die Vorlieben den Nutzers anzupassen. Solche Messer haben mit üblichen Solinger Kochmessern nicht mehr viel gemein, ausser hinten einen Griff und vorne die Klinge. ;)

Das solche Messer freaky sind und nicht in einem durchschnittlichen Haushalt zu finden, versteht sich von selbst, aber nur weil du sie nicht kennst und nicht an dessen beschriebe Funktionen glaubst, heißt nicht, dass es auch so ist. Da bist du leider zu voreingenommen und hast die Entwicklungen der internationalen Kochmesserszene verschlafen. Macht ja nichts. :hehe:

Selbst Christian, der sich schon lange mit Kochmesser beschäftigt, hat durch eine lebendige Kochmesserszene die Geometrie seiner Klingen verbessert und adaptiert, so das sie heute so fantastisch schneiden, wie das von mir vorgestellte. Diese Beschreibungen entspringen nicht meiner Fantasie oder Fabulierungswut, sondern sind ein eingebürgerter Jargon der Kochmesserszene, der verwendet wird um möglichst nahe an der Realität entlang zu beschreiben.

Das du keine Nuancen wahrnimmst, weil dir die Kenntnis und der Vergleich fehlt ist klar, aber wenn du ein Güde, ein Burgvogel oder sonst eines der Kochmesser vergleichst, die in 99% aller deutschen Haushalte zu finden sind, dann wirst auch du sofort und unmittelbar den Unterschieden gewahr, von denen ich berichte. Selbst ein Kochmesser von Jürgen Schanz funktioniert ganz anders und du würdest die Unterschiede wahrnehmen.

In Summe ist es aber egal, was du meinst und wer bin ich denn, dich überzeugen zu wollen und wozu auch?

Ich gebe dir nur ein paar Bilder mit auf den Weg, deren geometrische Anomalien nicht Design sind, weil's hübsch oder ungewöhnlich ausschaut, sondern weil's was bringt und funktioniert:

Xerxes Laser mit geschliffener Hohlkehle

Xerxes WH mit geschmiedeter Hohlkehle

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Koraat Laser mit beidseitiger Hohlkehle

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Koraat Pfeilspitzenschliff

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Xerxes tief gefräste Hohlkehle mit definierter Abscherkante

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Kamon WH mit Kugelhammerfinish

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Laser-Gyuto von Robin Dalman mit breit eingeschliffener Hohlkehle

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Jedes dieser Messer schneidet klar merkbar anders als alles was du kennst und das kannst du jetzt glauben, leugnen, oder was weiß ich. Ist nicht mein Bier! :D

Gruß, güNef
 
Es kann schon sein, dass dem einen oder anderen, das was sich die Kochmesserfans über die Jahre an Wissen erarbeitet haben ein bisschen nerdig vorkommt. Das wissen sie im Übrigen selbst. Aber was hilft es, das sind nunmal die Begriffe, die sich in der Beschäftigung mit der Thematik gebildet haben. Einem Physiker wirft man ja auch nicht vor, dass er Formeln benutzt, die ein Normalmensch außerhalb der Pysikergemeinde nicht versteht. In einem Fachforum sollte das kein Grund zur Beanstandung sein.

Mit dem Gefühl ist das so eine Sache. Das Gefühl, das man zu einem Gegenstand einnimmt, ist ein Verhältnis von einem Subjekt zu einem Objekt, hat also z w e i Seiten - nicht nur die Seite das Subjekts. Es ist subjektiv, aber nicht nur subjektiv, weil es sich auf die Qualitäten des Objekts bezieht. Und diese Qualitäten versuchen Leute wie Günef eben zu verobjektivieren und dann in Reviews wie diesen zu erklären. Man kann das auch an deiner eigenen Beobachtung sehen. Der Passaround des Oak Valley Knifes hat dich anscheinend nachhaltig beeindruckt und das lag ja nicht nur an dir, sondern das lag auch am Messer. Jetzt kann man das auf zwei verschiedene Arten ausdrücken. 1. Entweder man gibt sein Urteil als subjektiven Eindruck wieder: z.B. Great Knife, best I ever had. Und ist damit zufrieden. Das ist der Standpunkt des reinen Users. oder 2. Man geht den Eigenschaften nach, die ein Messer auszeichnen, und erklärt was es von anderen unterscheidet. Das ist der Standpunkt des Fachmanns und Machers. Der Macher muss schon wissen, was und warum er was tut, sonst kann er keine guten Messer bauen.

Bei Messern ist es keineswegs so, dass man ab, einer bestimmten Preisklasse keinen Unterschied mehr erkennt. Die Ansichten, welche Qualitäten ein gutes Messer ausmachen, unterscheiden sich erheblich und dementsprechend die Messer, die entlang dieser verschiedenen Anforderungen gebaut werden.
 
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