Lütters Loewen Messer 1083, 1047, 1040 - drei gute Gründe für Messer aus Solingen

Flügelfeder

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Moin allerseits,

Messer aus Solingen sind für mich irgendwie immer ein Reizthema: positiv, wie negativ. Mich reizt das hohe Maß an Handarbeit; mich nervt, dass ich in den letzten Jahren eigentlich kein einziges Messer aus Solinger Fertigung in der Hand hatte, das wirklich fehlerfrei gearbeitet gewesen wäre - mit drei Ausnahmen: meine Lütters & Cie Loewen Messer.
Ich bin zufällig in Hamburg über diesen Messertyp gestolpert, wo die Klingen immer noch zum Grundsortiment vieler Bootsbauer gehört. Ein Arbeitsmesser im besten Sinne: einfach, unprätenziös, robust, vielfältig einsetzbar und - für Solinger Klingen überraschend - out of the box sauscharf geschliffen.

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Die Daten

Das große 1038:
ich hab's in Kohlenstoffstahlklinge
64 gr
geschlossen 10,5 cm
offen 19 cm
Klinge 8,5 cm, davon Schneide 7,5 cm

Das mittlere 1047 R:
das 'R' steht hier für die rostfreie Klinge
53 gr
geschlossen 9,6 cm
offen 17 cm
Klinge 7,2 cm, davon Schneide 6,5 cm

Das kleine 1040:
wieder Kohlenstoffstahl
40 gr
geschlossen 8,6 cm
offen 15 cm
Klinge 6,5 cm, davon Schneide 5,7 cm

Der Text

Bei keinem der drei Messer lassen sich ernsthafte Mängel erkennen und nichtmal die 'üblichen Verdächtigen' der Problemchen so vieler Solinger Messer sind hier zu finden: keinerlei Klingenschiefstände, weder offen noch geschlossen.

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Griffschschalen liegen absolut plan auf und sind auf beiden Seiten symmetrisch angeschliffen.

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Die Federspannung fühlt sich bei jedem Messer unabhängig von der Größe nahezu identisch straff an und ist nach meinem Empfinden hervorragend gewählt. Hält die Klinge sicher offen, aber man bricht sich nicht den Daumennagel ab.
Und was mich ganz besonders gefreut und überrascht hat:
1) Wirklich hervorragend und sauscharf geschliffen.

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2)Keinerlei Dreck! Nirgends! Nichtmal ein bisschen. Nichtmal im Nagelhau (siehe Bild bei frisch ausgepacktem Messer)!

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Perfekte Passungen...

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Was eigentlich Standard sein sollte und international bei den meisten Messerherstellern auch ist, scheint für so viele Solinger Anbieter irgendwie nicht zu gelten. Bisher musste ich nahezu jedes Solinger Messer putzen und nachschärfen.
Ganz anders hier die Loewen Messer: Alles genau so, wie es sein sollte!
Ich habe das Messer in drei Größen, in beiden Stahlsorten und von unterschiedlichen Händlern. Alle drei sind tippitoppi und alle, die ich im Laden in der Hand hatte, waren wirklich gut. Nur dreierlei Problemchen konnte ich ausmachen:
1. Zuweilen gibt es einen Absatz zwischen Klingenrücken und Rückenfeder bei geöffneter Klinge (zwei meiner drei haben das, siehe Bilder oben).
2. Ab und an liegt die geschlossene Klinge nicht exakt mittig im Klingenschacht. Aber beides war nur vereinzelt zu finden und zwei meiner Messer habe ich per Post erhalten - also nicht selbst ausgesucht - und auch die beiden sind tippitoppi.
3. Das einzige, was alle Modelle teilen, ist die nicht entgratete Innenseite der Liner. Aber ein Problem ist das nicht, weil man schon absichtlich mit dem Finger drüber streichen muss, um es unangenehm zu merken. Beim normalen Griff ums Heft, ist es nicht wahrzunehmen.

Das Fazit: vielfältig einsetzbare Klinge, mit hervorragender Wärmebehandlung (die Klingen sind schnitthaltiger als viele meiner 12C27-Klingen), sehr gute Verarbeitung mit spürbarer und sichtbarer Endkontrolle (keinerlei Dreck), scharf geschliffen und mit gutem Holz beschalt: Ich hatte das große Messer mehrfach bei sportlich anspruchsvollen Wanderungen dabei und obwohl Poren im Holz mit bloßem Auge erkennbar sind, quillt es auch nach einem langen Tag bei schweisstrebenden Temperaturen in der Hosentasche nicht auf.

Warum aber der lange Text um Eigenschaften, die eigentlich selbstverständlich sein sollten?
a) Weil sie nunmal leider bei so vielen Solinger Messern nicht (mehr) selbstverständlich sind.
b) Weil sich die Loewen Messer explizit als Arbeitsmesser verstehen und gerade in diesem Bereich ist eine solch gute Verarbeitung nur selten anzutreffen.
c) Weil die Loewen Messer um die 30,- € kosten. Wohlbemerkt: für ein Messer eines Solinger Herstellers, in Solingen gebaut und zwar komplett in Handarbeit.

Das alles zusammen halte ich für bemerkenswert. So machen Solinger Messer Spaß. Hut ab und weiter so.

Grüße in die Runde,

Armin

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Moinsen !

Erstklassiger Bericht und klasse Bilder. Ich habe selbst eine Schwäche für Messer aus Solingen.Aber so manches schöne Stück diverser Hersteller habe ich mit fester Kaufabsicht dann doch im Laden liegenlassen.Der gute Ruf wurde leider oft genug nicht bestätigt.

Hab selbst ein Löwenmesser 1040 in rostfrei und kann deine Ausführungen nur bestätigen.Top verarbeitet und sauscharf. Die Schnitthaltigkeit ist echt der Hammer. Habe meines beim Händler vor Ort in Münster gekauft. Bin echt begeistert.So sollten Solinger Messer generell sein, aber leider sieht die Realität oft anders aus.

LG

Werner
 
Armin lieben Dank für deine reichlich bebilderte Schilderung! Meinem Empfinden nach wird heutzutage in vielen Bereichen viel zu viel geschludert und wenn mal was passt, dann heißt es gleich "hervorragend", obwohl es Standard sein sollte, da stimme ich dir voll zu.

Na dann, führe deine Messer ihrer Bestimmung zu und viel Spaß und Freude an ihnen!
 
Danke für diesen Bericht!

Ich habe 2 deiner drei vorgestellten Löwen sowie das zweiklingige Modell und das feststehende "Arbeitsmesser". Ich kann deine Ausführungen nur bestätigen - sowie den Spaß, den diese Messer machen. Tiptop verarbeitet, Klingenstahl die reine Freude, super Handlage.


Im direkten Vergleich mit etwa Otter (deren Messer ich auch sehr mag), spielen meine Löwen deutlich in einer höheren Liga!

Nachtrag: ein besonderer Hand- und Augenschmeichler ist das Modell mit Olivenholzgriffschalen!
 
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Danke für den umfassenden und herzlichen Beitrag. Freu mich immer, von diesen Klassikern was zu sehen oder zu lesen. Sie standen auch am Anfang meiner "Messerkarriere". Bemerkenswert, wenn sich die Qualität über Jahrzehnte erhalten hat. Ich hab dann gleich mal in meine Messerkiste nach zwei alte Löwen geschaut. Rd. 50 Jahre alt, unbenutzt direkt vom Reider: so tipptopp wie aktuell von dir beschrieben, auch mit den "Macken", eine Klinge mittig, eine an der Platine. Bei dieser Art Messer betrachte ich das aber nicht als Mangel.
Nutzen tu ich diese Art Messer auch noch, nur anderer Hersteller.
Viel Freude weiterhin damit.

Abu
 
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