Pflege der Oberfläche eines Scheifsteins?

Christoph_Peter

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Grüss Gott, liebe Schleifexperten,

ich habe da eine Anfängerfrage: Nach einer Schleiforgie an einem rostenden japanischen Bunka-Messers war mein Schleifstein hohl und hatte eine intensive Färbung im Ton venezianisch Rot. Also im Klartext: feinste Rostpartikel haben sich tief in den Stein gesaugt. So scheint es mir zumindest.

Ich habe mir eine DMT Lapping Plate besorgt, und diesen (und ein paar andere) Steine erst mal wieder eingeebnet. Aber die Rostflecken auf dem einen Stein sind so tief, dass ich sie eigentlich nicht mit der DMT-Platte rausreiben will. Ich denke, dass mich das sonst mindestens einen halben Millimeter Material kosten würde. Die Oberfläche ist soweit aber OK.

Nur: was macht ihr? Ist der Rost einfach egal und kann man ihn ignorieren? Oder hätte ich direkt nach der Scheilforgie irgentetwas mit dem Stein machen müssen?

Die grobe Rückseite des Steins ist noch seltsamer - sieht gut aus, greift aber überhaupt nicht mehr? Gibt es da einen Tip? Oder hab ich da einfach einen billigen Mist gekauft, denn man am besten in die Tonne kloppt? Obwohl: die Seite 1 liegt irgentwo zwischen den beiden Seiten des Missarka Blue und ich empfinde das Schleifen darauf als ausgesprochen angenehm - ganz im Gegensatz zu der groben Seite. Naja, es werden nicht meine letzten Steine bleiben. Gerade ist ein Blauer Belgischer eingetrudelt.

VG
Peter
 
Hallo Peter,

wenn feine Partikel aus dem Schleifschlamm in den Stein wandern bleiben die da solange drin, bis die Schicht verbraucht wird oder durch Abrichten entfernt wird. Das sieht besonders komisch aus, wenn man mit andersfarbigen Steinen anreibt oder reinigt und der Stein vorher zu trocken war. Dann saugt der Stein die feineren Partikel regelrecht an. Auf diese Weise habe ich mal einen weißen Schleifstein mit rosa Mitte verunglimpft. Mein Standard Nagura zum Reinigen von Schleifabrieb in der Oberfläche ist nämlich rotbraun (Naniwa), und feiner Abrieb davon in weißem Stein... :irre:

Abgesehen vom Aussehen sollte das nichts ausmachen. Auch bei roten oder schwarzem Schleifabrieb hilft zunächst Abspülen und Reinigen, falls der dann nicht rausgeht kann man unter laufendem Wasser einen Nagura nehmen. Bei weichen Steinen würde ich zum regelmäßigen Abspülen raten. Wenn Dein Stein nach ausgedehnten Schleifübungen hohl wird, tippe ich mal auf einen weich gebundenen Stein. Wenn Du bei weich gebundenen Steinen sowieso vor dem Schleifen abrichtest, kannst Du den Schleifschlamm von der Diamantplatte auf dem Schleifstein nutzen. Damit geht das Schleifen schneller, und der Schleifabrieb bleibt länger im Schleifschlamm gelöst. Bei harten Schleifsteinen solltest Du einen Nagura verwenden, zuviel Abrieb in der Oberfläche verstopft den Stein regelrecht. Und ein geeigneter Nagura sollte vom Material her weicher sein, als der zu reinigende Stein. Die unterschiedlichen Anwendungen für Naguras lernst Du recht schnell, wenn Du erst mal einen verwendest.

Die grobe Rückseite ist stumpf geschliffen. Das passiert, wenn Du mit weniger Andruck schleifst, als für das Rausbrechen der Schleifkörner benötigt wird. Dann Verrunden die Schleifkörner in der Oberfläche immer mehr. Bei groben weicheren Schleifsteinen hilft eine sehr grobe Diamantplatte, ich habe für sowas eine 60er angeschafft. Aber bei hart gebundenen groben Schleifsteinen funktioniert das nicht, da hilft nur grobes Siliziumcarbid Korn. Bei meinen groben Siliziumcarbid Steinen nehme ich F24 oder F80 Korn. Grundsätzlich versuche ich die Hälfte der Korngröße des Schleifsteins zu nehmen. Bei harten und sehr hart gebundenen Schleifsteinen hilft ansonsten mit vier bis sechsfacher Korngröße anzufangen. Letzlich hilft nur Ausprobieren. :encouragement:
 
Servus Hein,

Vielen Dank für deine Erklärungen!
Den feineren Stein hab ich mit der DMT Platte schnell wieder auf Vordermann gebracht. Die grobe Seite ist nicht mehr so tragisch, da derzeit ein Satz Shapton Glassstones unterwegs ist.

Was mich aber brennend interessiert, ist das Thema Nagura. Zwar kann ich auf der einen Seite den Sinn gut verstehen (Schleifschlamm zu erzeugen, ohne dass ich der eigentliche Stein abnutzt?!) - aber das reicht mir noch nicht, um daraus eine Kaufentscheidung abzuleiten. Das gefühlt weicheste, was sich in meinem Sammelsurium von Steinen befindet, ist ein Blauer Belgischer. Sonst sind es nur hart gebundene synthetische Korundsteine.

Ab welcher welcher Körnung setzt ihr Naguras ein? Zum Schleifen ohne Naguras findet man Informationen im Überfluss. Das Thema Nagura ist aber noch nicht mal im der Wartungs&Pflege Standard-Kaufberatung abgehandelt... Vielleicht ist das einen eigenen Thread wert?

VG
Peter

PS: du hast mich davon überzeugt, die Rostflecken in dem 1200er Stein einfach zu ignorieren. Das ist auch gut so.
 
Servus Hein,

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Ab welcher welcher Körnung setzt ihr Naguras ein? Zum Schleifen ohne Naguras findet man Informationen im Überfluss. Das Thema Nagura ist aber noch nicht mal im der Wartungs&Pflege Standard-Kaufberatung abgehandelt... Vielleicht ist das einen eigenen Thread wert?

VG
Peter

PS: du hast mich davon überzeugt, die Rostflecken in dem 1200er Stein einfach zu ignorieren. Das ist auch gut so.

Hallo Peter,

zum Thema Nagura finden sich schon Beiträge, aber leider ebenso viele gute wie nutzlose. Es ist ein Thema, das sich an erfahrene Schleifer wendet, zumal die meisten erst mit dem ersten Naturstein einschließlich Anreiber mit dem Thema in Berührung kommen.

Naguras verwendet man für das Reinigen, dazu verwendet man feinere Partikel als den Stein, den man reinigen möchte. Damit werden die feinen Partikel die Poren von Schleifabrieb oder Steinsplittern befreien und der Stein schleift wieder besser. Bei künstlichen Steinen kann man dazu entweder einen feinen, weich gebundenen Korundstein als Nagura verwenden (Dick Reinigungsstein, King Nagura) oder man verwendet einen hart gebundenen Stein aus weicherem Material (Naniwa Nagura), der kann dann auch gröber sein, als der zu reinigende Stein.

Wenn man die Oberfläche des Schleifsteins so reinigt, wird die Oberfläche gleichzeitig eben gehalten (Glättung). Ein Stein der nicht nur sauber, sondern auch noch vorbildlich glatt für seine Körnung ist, hat das bestmögliche Schliffbild.

Mit einem Nagura wird darüber hinaus der Schleifstein von stumpfen Schleifkörnern befreit (Stein griffiger machen). Die stumpfen Schleifkörner erzeugen am meisten Reibung und werden so durch die andere Oberfläche weggebrochen. Dies macht die Oberfläche griffiger, der Stein wird effektiver.

Bei natürlichen Schleifsteinen reibt man mit einem kleineren Stein gleichen Typs an, um alle drei Funktionen zu erfüllen. Aber natürlich kann man jede der erforderlichen Funktionen auch gezielt mit anderen geeigneten Steinen einzeln ausführen.

Der entstehende Schleifschlamm kann natürlich zum Schleifen mitverwendet werden, falls keine ungewünschten groben Patikel dabei entstehen. Das erleichtert das Schleifen von breiteren Facetten oder derben Geometrien, aber leider auch Kosten einer leichten Abstumpfung der äußersten Schneidekante. Deswegen schleift man nach dem Durchgang mit Schleifschlamm nochmal sauber mit Wasser nach, um die Schärfe der Schneide wieder herzustellen.

Man kann auch mit natürlichen Anreibern auf künstlichen Steinen experimentieren oder umgekehrt. Man findet mit einer Lupe sehr schnell raus, was für Partikel im Schleifschlamm gebildet werden und ob man mit dem Schleifergebnis etwas anfangen kann. Aber für solche individuellen Anwendungen wird man wenig Anleitungen finden, das sollte man selber rausfinden, falls man die nötige Beharrlichkeit für das Thema hat.

Du kannst auch ohne Anreiber oder Naguras experimentieren. Reib mal von einem feineren Stein gezielt mit einer Diamantplatte etwas Schleifschlamm an und verwende den auf einen eine Stufe gröberen Stein. Der Stein bleibt dann bei Schleifen sehr sauber und das Schliffbild sieht aus wie sandgestrahlt. Umgekehrt kannst Du mit einem Durchgang mit gröberen Schleifkörnern natürlich schneller auf die Zielkörnung kommen, aber ich empfehle dies zu unterlassen. Gelegentlich drückt man die gröberen Körner bei weicheren künstlichen Schleifsteinen in die Oberfläche und flucht hinterher über die groben Kratzer im Schliffbild bei den nächsten Messern.

Deine Shapton Glasstones sollten ausreichend hart sein für Nagura Experimente. Außer, Du hast extra den einen aus der Glass Serie bestellt, der weich gebunden ist. Ich weiß gerade nicht, welcher das war, aber Du wirst ja wissen, was Du bestellt hast. Übrigens nutzt man die Oberfläche des Steins sehr wohl mit Nagura Schleifschlamm ab, die feineren Körner können die gröberen Körner des Schleifsteins langsam abrunden und damit die Griffigkeit senken. Das verhindert man, indem man weicheres Material als Nagura verwendet, die Körner werden dann beim Schleifen weiter zermahlen und das Schliffbild wird durch die stetig feiner werdenden Partikel bis zu einer gewissen Grenze hin verfeinert. Das ist auch der Sinn, der hinter der Zugabe von feineren Partikeln zum Bindungsmaterial bei bestimmten Steinen steckt. Die sorgen dann automatisch beim Schleifen für ein gleichmäßigeres Ergebnis, weil gleichzeitig die Politurwirkung beim Schleifen erzielt wird.

Versuch erstmal mit den gut abgerichteten Steinen auf ein gutes Ergebnis zu kommen, alles weitere ergibt sich dann.

Viel Erfolg weiterhin!
 
Wenn es nur darum geht, die Oberfläche des Steines zu säubern, ist ein simpler Spülschwamm eine einfache und vor allem kostengünstigste Hilfe.
Man hält den Stein unter fliessendes Wasser, und reibt mit der rauen Seite des Schwamms die Oberfläche sauber.(ist im Grunde nichts anderes als grobes Schleifpapier)
Das geht recht flott und man hat vor allem keinen Verschleiß am Stein, man sollte lediglich darauf achten daß der Schwamm nicht schon mit Spülmittel in Kontakt kam.

Gruß
Mr. T
 
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