Teruyasu Fujiwara Maboroshi Gyuto 210 mm

Servus,

erstaunlich, dass du trotz der stark differenzierenden Meinungen zu den Produkten von Teruyasu Fujiwara trotzdem den Schritt gemacht hast, eines seiner Messer zu kaufen. Ich sag das deshalb, weil ich es heute nicht mehr machen würde. Ich hatte bislang einige seiner Messer in Händen und zwar aus allen seinen Klassen, von der günstigsten bis hin zur teuersten. Was ich heute für eine Bilanz ziehen kann? Die einzige reproduzierbare rote Linie seiner Messer ist das sorglos gemachte Finish und die schrecklich geschliffenen Schneiden. Die Reflexionen auf deiner Schneide ist kein Artefakt der Lichtverhältnisse, sondern eine Facette in der Schneidfase, die durch einem verwackelten Schliff entsteht. Dies ist aber noch eine Kleinigkeit, die sich beim Ersten Grundschliff korrigieren lässt, von daher kein Problem, kein Mangel, aber in dieser Preisklasse ein Makel. Ich habe schon 850,- Euro ( ohne Nebenkosten!!! ) Messer von Fujiwara gesehen, die einen Overgrind wie eine Banane in die Schneide geschliffen hatten.

Ich betreibe jetzt kein TF-Bashing und möchte dir das neue Messer nicht vermiesen, aber ich hatte harte Diskussionen mit TF-Käufern und bleibe bei meiner harten Kritik an seinen Messern, weil ich weiß das es in diesem Preissegment deutlich besser gemachte Messer gibt und ich bis heute nicht begreifen kann, was den Hype dieses Schmiedes ausmacht.

Es gibt sehr wohl Denka's wo alles stimmt, wo die Besitzer begeistert sind und das auch aus gutem Grund, aber diese Messer sind handverlesen! Sie wurden vor Ort unter vielen ausgewählt und ich meine auch heute noch, dass seine besten Messer zufällig entstehen. Diese Messer haben dann eine gelungene Geometrie, eine gelungene Wärmebehandlung und einen schönen und gut versäuberten Griff! Trotzdem ist der Preis eines Denka's exorbitant!

Bei allen Maboroshi's die ich in der Hand hatte und das waren drei Stück, war die Schneide instabil, weil zu spitz und nicht gleichmässig präzise ausgeschliffen. Ausbrüche sind die Regel! Eines dieser Maboroshi's besitze ich noch, ein 165er Nakiri mit finger-rest

Ich hatte das Glück, das ein Messerfreund mir dieses Nakiri überarbeitet hat. Es wurde die Klinge ausgedünnt, weil sie ungleichmässig dick geschmiedet und ausgeschliffen war, es wurde der finger-rest " erweitert, damit ein Finger wirklich Platz hat. Der unschön eingebrachte Erl wurde dicht verschlossen und farblich an das Griffholz angepasst. Der Klingenrücken und der Kehl wurden angefast, gerundet und poliert! Der Griff wurde konisch zugeschliffen und alle Übergänge geglättet. Zu guter letzt wurde noch eine Mikrofase mit 36° Schneidenwinkel angeschliffen!

Jetzt ist es ein leicht schneidendes Nakiri, mit stabiler Schneide und sauberem F&F und toller Haptik! Wer das aber nicht kann, oder nicht die Möglichkeit hat solche Verbesserungen machen zu lassen, bezahlt fast 300,- Euro für ein nachlässig gefertigtes Messer, voller Mängel und Makel

Hier ein paar Bilder die den Vergleich zeigen:

Vorher:

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Nachher:

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Was ich dir wirklich empfehle, ist eine stabile Mikrofase von über 30° anzuschleifen, sonst zerbröselt dir so wie du sagst, die Schneide. Wenn die Ausbrüche mehrere 1/10mm tief gehen, dann musst du danach auch noch reprofilieren, also die Schneide ausdünnen um nicht an Schneidfähigkeit Einbußen zu haben!

Was TF kann, ist authentische, echt traditionelle, japanische Messer bauen. Wen das gefällt, der wird mit diesen Messern Freude haben! Wer aber ein Dutzend anderer traditioneller Japaner mal im direkten Vergleich gesehen und ausprobiert hat, der kann meine Haltung zu TF danach besser nachvollziehen! ;)

Gruß, güNef
 
Last edited:
Hi Günef,

vielen Dank für deinen Input und die detaillierten Bilder. Ja, ich hatte tatsächlich im Internet herumgelesen vor dem Kauf und war somit vorgewarnt, was auf mich zukommen kann. Warum ich es trotzdem gemacht hab? Es war sicher eine gewisse Portion Impulskauf dabei. Dazu kommt, dass ich sein Nakiri, von allen Japan-Messern, sehr gerne in die Hand genommen hab und wenn ich nicht wusste, welches Messer nehmen, sehr oft dieses dasjenige war, bei dem ich gelandet bin. Hatte keine Ausbrüche mehr, nachdem ich nachgeschliffen habe.

Das Messer war mir nur mit 167mm ein wenig zu kurz, deswegen hab ich es seinerzeit wieder verkauft... und dann doch immer mal wieder vermisst. Als ich dann mal wieder im Retro-Liebeskummer war, dachte ich mir, sch**** drauf, ich bestell mir jetzt ein Mabo :glgl:

bleibe bei meiner harten Kritik an seinen Messern, weil ich weiß das es in diesem Preissegment deutlich besser gemachte Messer gibt und ich bis heute nicht begreifen kann, was den Hype dieses Schmiedes ausmacht.

Das ist wohl ein bisschen die Definition von "Hype" - keinesfalls auf rationalen Grundlagen fundiert :) Ich erinner mich an einen Whiskyhersteller, der fast pleite war. Dann wurde das Marketing hochgefahren und die Preise wurden deutlich erhöht, ohne Veränderung der Qualität, seitdem läuft der Laden. Vielleicht ist es bei TF auch ein bisschen so - dieses divenhafte, sich rar-machen erhöht den Reiz. Dazu kommt noch die Ungewissheit, die dann noch den spielsüchtigen Teil unseres Gehirns anspricht... nicht umsonst wird ja öfter von der T-F-Lotterie gesprochen :teuflisch

Ist aber schön ein Rätsel, was da auf seiner Seite abgeht... er hat ja schon so viel negatives Feedback ob dieser Dinge bekommen, und bessert ja dann auch nach, wenn man sich wirklich beschwert. Macht er seine Messer für den Japan-Markt besser? Stört sich der Japan-Markt nicht so wie wir an diesen Dingen? Die zynischstmögliche Auslegung wäre, dass er es weiß, aber genug Messer verkauft und sich drum nicht schert... aber ob dies wirklich so ist? Fragen über Fragen, und keine Antworten :ahaa:
 
Servus,

Ist aber schön ein Rätsel, was da auf seiner Seite abgeht... er hat ja schon so viel negatives Feedback ob dieser Dinge bekommen, und bessert ja dann auch nach, wenn man sich wirklich beschwert. Macht er seine Messer für den Japan-Markt besser? Stört sich der Japan-Markt nicht so wie wir an diesen Dingen? Die zynischstmögliche Auslegung wäre, dass er es weiß, aber genug Messer verkauft und sich drum nicht schert... aber ob dies wirklich so ist?

ich kenne einen seiner Kunden, ein Küchenchef, der nach einer geglückten ersten Bestellung ( Wa-Denka 210mm ) begeistert von dem Messer und vor allem von dem Stahl war, das er gleich danach ein 240er Wa-Denka und ein Maboroshi-Nakiri in Auftrag gegeben hat, das Nakiri habe heute ich und überarbeiten lassen. Das 240er Denka, mit einem Sonderwunschgriff lies auf sich warten und zwar einige Wochen über der angekündigten Zeit, mit schleppendem aber freundlichen Mailverkehr. Gekommen ist dann ein Messer mit einem Overgrind, krumm wie eine Banane, so das du Druckerpapier unter der Schneide durchschieben konntest! :mad:

Das Messer ging postwendend retour, dazu eine lange Mail der Enttäuschung! Es folgte das übliche zuvorkommende Bedauern und eine versprochene Wiedergutmachung in Form einer als Sonderwunsch höheren Klinge. Wieder zogen die Wochen ins Land, das Denka war dann funktionell zwar in Ordnung ( kein Overgrind ) aber weder die Qualität vom Finish war besser als üblich, noch hat er die Klinge wirklich merklich höher gemacht!

Europäer und Amis sind in seinen Augen und trotz der japanische Höflichkeit "weiße", dessen Kritik und Wünsche ihn nicht mal aufblicken lassen! Hier zeigt sich eine gewisse Arroganz, die Europäische Kunden, selbst bei mehrfacher Bestellung zu spüren bekommen. Genau mit diesen Worten wurde mir ein Mailverkehr beschrieben!

Für den besagten Küchenchef hat sich TF erledigt und selbst disqualifiziert! Wenn du im KKF liest, dort werden einige japanische Schmiede gehypt und kritiklos akzeptiert! Wer seinen Unmut dort kundtut, muss sich seinerseits Kritik gefallen lassen.

Deshalb ist auch für mich das Thema TF erledigt! Ich spreche für seine Messer keine Empfehlung mehr aus, auch wenn ab und an tolle Stücke aus seiner Schmiede kommen.

Gruß, güNef
 
Ja, das ist durchaus verständlich. Ich mein, ein 240er Denka kostet ja ca. einen Tausender :staun:. Das sind halt nochmal ganz andere Relationen. Ich muss sagen dass ich für den rustikalen Charme seiner Messer durchaus empfänglich bin, und dass sie bisher toll geschnitten haben, weshalb ich es noch einmal gewagt habe. Hab auch grade gleich die von dir empfohlene Mikrofase angebracht. TFs Preisgestaltung ist ja auch nocheinmal so ein Kuriosum... die Sprünge über 210 hinaus sind ja auch nicht von schlechten Eltern. 200€ war mir der Spaß jetzt auch nochmal wert... wenn ich bei ihm ein Denka oder ein 240er für wesentlich mehr kaufen wollte, würde ich auch mehr erwarten.

Ansonsten, mein Eindruck ist, dass im KKF die Positionen ähnlich zwiegespalten sind wie anders wo auch - die einen finden seine Messer total toll und haben Verständnis / relativieren die üblichen Probleme, die anderen staunen, dass es immer noch Leute gibt, die das Theater mitmachen :)
 
Servus,

Ansonsten, mein Eindruck ist, dass im KKF die Positionen ähnlich zwiegespalten sind wie anders wo auch - die einen finden seine Messer total toll und haben Verständnis / relativieren die üblichen Probleme, die anderen staunen, dass es immer noch Leute gibt, die das Theater mitmachen

wie der Begriff "Hype" eben zu verstehen ist, eine übertrieben positive Darstellung der Wirklichkeit die wie aggressive und trickreiche Werbung zu verstehen ist. Das entwickelt dann eine Eigendynamik, weil die wenigsten Käufer, die auf einen Hype anspringen, sich dann eingestehen, dass sie über den Tisch gezogen wurden und diese japanische Schmieden auch nur mit Wasser kochen. Da müsste man sein eigenes Kaufverhalten reflektieren, vor allem die Motivation und zugeben, viel Geld für viel heiße Luft und schlechte Messer ausgegeben zu haben! :hmpf:

Und solche Leute haben im KKF zumindest in der jüngeren Vergangenheit nichts über Kato, TF, Shigefusa und noch einige andere kommen lassen! Wenn jetzt Einsichten folgen ist das nur zu begrüßen, ich lese dort kaum mehr, weil ich die fachliche Qualität und den Japan-Hype einfach satt habe und es viele exzellente europäische Messermacher und Manufakturen gibt, die japanischen locker das Wasser reichen können und einige auch deutlich leistungsfähigere Messer bauen können.

Aus dieser Sicht ist es eben dienlich zu wissen, welche japanische Schmieden ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis und eine Konstant gute Qualität abzuliefern in der Lage sind, wenn man ein japanisches Messer haben will. ;)

Teruyasu Fujiwara gehört definitiv nicht dazu!

Gruß, güNef
 
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