Pilgern mit BRKT + "Barki-Dragon"

Abu

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Werte Freunde schnittiger Sachen,


Pilgern ist ja bekanntlich IN, muss aber nicht gleich Santiago de Compostela sein. Bei uns um die Ecke liegt der Sigwards-Pilgerweg, und da sich einige nette Menschen große Mühe mit Beschilderung und Kartografie gemacht haben, werde ich den über Herbst/Winter mal abschreiten.

Der Anfang ist gemacht. Natürlich Messer dabei, denn a) braucht's das für eine zünftige Brotzeit und b) muss ein Pilgerstab her. Möglichst für jede Etappe ein neuer, denn ein bisschen mental-versunkenes Schnibbeln dient ja auch der inneren Einkehr und Findung.

"Wer sucht, der findet...", also strichen meine Augen beim Aufstieg über den felsigen Hang, ob sich nicht ein geeigneter Kandidat verwachsen und Halt suchend aus dem Gestein reckt. Ich fand ihn, eine Nov.-Zecke mich - ich wiederum sie, aber das viel später. Ahnungsvoll hatte ich auch meine kleine Klappsäge dabei und wühlte sägend im steinigen Erdreich. Ehrlich, mein Messer wäre mir dafür zu klein, vor allem aber zu schade gewesen.

Nach zwei Stunden und der Mittagsbrotzeit hatte ich gerade mal zwei Kilometer hinter mich gebracht, nun aber ausreichend Serotonin in und einen grob bearbeiteten "BARKI-Dragon" als Geh-Hilfen bei mir, der mir für die nächsten flotten sechzehn Kilometer als "drittes Bein" der Pilger dienen sollte.

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Zur Sache: Ich schreibe diese Zeilen ja nicht für ein Pilger- sondern Messerforum, hier die Daten. Ich hatte mein kleines, aber unglaublich nützliches BRKT Adventurer dabei. Mit seinen 19 cm und 120gr incl. Scheide passt es unauffällig in die Hosentasche, oder man hängt es sich als Necki um. Der CPM 20CV Stahl, die ordentliche Klingenstärke von 3,2 mm bei einer schlanken Höhe von 2,1 cm bieten schon beste Voraussetzungen eines echten "Schnitzers", der durch die vorgelagerte Fingermulde sowie insgesamt die vielfältige Führigkeit vollendet wird. (Im Videokanal Y... stellt Mike Stewart die Handling-Eigenschaften seines "BRKT Adventurer" vor, ich kann die Aussagen nur bestätigen.) Insbesondere das Schnitzen mit der Spitze und in Klingen-Rückenlage in engen Radien ist einfach genial. Genial auch das: Ein Magnet hält das Messer als Necki hängend sicher in der Lederscheide. Über die kleinen Fingermulden vorn im Griff mag man erst schmunzeln, aber selbst sie sind durchdacht, geben dem Finger in manchen Positionen zusätzlich Halt. Das von Murray Carter stammende Grunddesign hat BRKT's Mike Stewart auf die Spitze perfektioniert.
Schwächen hat's auch: zum Bäume fällen weniger geeignet. Und: anscheinend immer ausverkauft, ich hab's glücklich Second-Hand erwerben können.

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Wieder daheim, werde ich den Stab natürlich noch ausschnitzen, mal sehen was sich machen läßt. Eines kann ich schon sagen: Ich hab auch ein paar Schnitzbeitel, diese aber schnell wieder aus der Hand gelegt, mit dem Adventurer ging manches besser - und mehr Spaß macht's eh!!! Ach ja.... für die Zecke hab ich auf die scharfe Spitze des Barki besser verzichtet....


Mit schneidigem Gruß
Abu
 
... muss ein Pilgerstab her. Möglichst für jede Etappe ein neuer, ... felsigen Hang, ob sich nicht ein geeigneter Kandidat verwachsen und Halt suchend aus dem Gestein reckt.

Um es richtig zu verstehen, du hast dir zum Schnitzen eine lebende Wurzel ausgesucht - entlang eines Pilgerweges?
 
Ja, sie war lebend, hoffentlich kein Sakrileg? Um es örtlich zu konkretisieren: an einem Schotterabhang ca. 30 m vom Weg. Und was sind heute viele "Pilgerwege"? Wald-, Feld-, und Wiesenwege, rundum intensiv bewirtschaftet, manchmal mit 3-4 klassischen Wander-Wegemarkierungen. Alter Wein in neuen Schläuchen, aber trendig. Aber Hauptsache draußen....

Gruß
Abu
 
AW: Pilgern mit BRKT + "Barki-Dragon" FINALE

FINALE
Hallo,

kleiner Nachtrag zu meinem Thread. Wieder daheim, wollte ich wissen, was ich aus Feldahornstab und BRKT Adventurer rausholen könnte. Zum partiellen Entrinden und Verdünnen des Stabs kam mein BRKT Gameskeeper zum Einsatz. Durch seine Größe und griffige Klingenstärke machte es als Ziehmesser eine passable Figur. Die Feinarbeit blieb wieder dem Adv vorbehalten, allerdings ergänzt um zwei Hohlbeitel.

Als Herausforderung für mich und Messer habe ich erstmals ein keltisches Flechtmuster aus dem Vollen geschnitten. Bei den Außenkonturen ging es mit dem Messer noch gut, auch wenn ich aus Effizienzgründen später auf Beitel umstieg - hab die nun mal... Die kleinen inneren Konturen/Loch zeigten dem Adv jedoch seine Grenzen. Die Geometrie der Klingenspitze lässt halt nur relativ weite und flache Trichter zu. Aber: Klinge und Spitze ließen ALLES unbeschadet zu! Ich schnitt drehend unter starkem Druck einige Probelöcher.

Nach mehreren Stunden Schneide- und Schnitzerei, incl. vorhergegangener Arbeiten an gut getrocknetem Obstholz, war ich natürlich auf die noch vorhandene Schärfe gespannt. Der geradlinige Papierschnitt ging noch recht flüssig über die ganze Klinge, beim "S" gab's aber im Bereich zur arg gequälten Spitze doch einige Hänger. Ein paar Züge über den Spyderco Sharpmaker, und ich fuhr wieder "S-Bahn".

Resume: 1) Ich kenne nun meine Schnitzkünste: ausbaufähig. http://www.messerforum.net/images/smilies/cwm1.gif 2) Ich kenne auch mein Barki: SPITZE. 3) Ein super Messerchen für kontrollierte feinste wie grobe Schnitte, stabil genug für eine härtere Gangart. 4) Ich gehöre (-te) eher zur Fraktion Folder, aber das hätte ich keinem meiner Klapper zugemutet. Und ein Taschenmesser ist der kleine "Abenteurer" ja allemal.

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Ach ja, dem Stab hab ich noch ein abenteuerliches Finish verpasst. Handgemachte Beize aus Kaffeesatz, Essigessenz und feiner Stahlwolle ergaben einen Sud mit völlig offener Wirkung. Aber mir gefällt's, wie unterschiedlich die Holzstruktur die Tönung angenommen hat. Bis zum tiefen Schwarz auf dem Bast, wie mit Farbstift gezogen. Nach der Beize mussten dann nochmals Messer und Beitel für die helleren Partien ran. Ja, Rentner haben nie Zeit - wenn sie die soooo vertreiben!

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Gruß
Abu
 
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