Ich lerne schmieden - Fotos der entstandenen Klingen

Gestern wollte ich eigentlich mal die ganzen Klingen, die so rumkugeln, schleifen, polieren, etc, aber ich konnte mich nicht zusammenreissen und habe die Esse angeschürt:

Aus einem Stück Stahlseil und einem Stück einer alten Dick-Feile ist folgendes entstanden:

NeckKnife_3.jpg


Das kleine Messerchen ist um die 13cm lang. Der Griff wird geometrisch noch etwas angepasst, aber die Klingenform bleibt so.

Nach dem Klingenschliff hatte ich es kurz im Eisen-III-Chlorid, aber das Muster des Stahlseils ist recht unscheinbar. Vielleicht sollte ich das nächste Mal etwas mehr falten.

Wie dem auch sei, die Form gefällt mir gut und bisher konnte ich keinen Schweissfehler sehen. Auch das freut mich, da ich mich vor einigen Wochen/ Monaten schon mal an einem Stahlseil versucht habe....und dieser Versuch ging mächtig in die Hose.
 
Hallo Alex, ich möchte dir einfach mal zu deinen tollen Arbeiten gratulieren und mich bei dir für die interessanten Beiträge bedanken. Dass du uns an deinen Fehlschlägen genau so teilhaben lässt wie bei deinen Erfolgen finde ich besonders toll. Ich hoffe, dass du uns weiterhin an deinem Lernprozess teilhaben lässt, bin gespannt was du die nächste Zeit noch zeigst. Viele Grüße, Timo...
 
Vielen Dank für die netten Worte...es freut mich wirklich sehr, wenn Feedback kommt. Und ja, ich werde auch weiterhin berichten, ist ja praktisch eine Art Tagebuch für mich. :haemisch:

So war es gestern wieder soweit und ich wollte meine Rohlinge weiter- bzw. fertigmachen. War aber wieder nichts, weil die Esse einen fast magnetischen Effekt auf mich hat. :glgl::glgl:

So ist eine 11-lagige Klinge entstanden, die sehr schwer zu verschweißen war. Ich habe nämlich in das Paket einige kurze Stücke von 3mm dickem, runden Silberstahl gelegt, praktisch als Rippen. Dementsprechend war da einiges an Luft zwischen den Lagen.

Mit entsprechender Konzentration - und viel Borax - hat alles geklappt.

image.jpg

image.jpg

image.jpg
image.jpg
image.jpg

Dann noch bissl an meinem Damoklesschwert "Integralmesser" gebastelt und bald hab ich's...nach nun gut 60h Arbeit. Es wird, es wird...

image.jpg

Dann wieder ein kleiner Fehlschlag: Mein erstes Glückstück ist nicht hart geworden und ich habs nur durch Zufall beim spielen mit einem Feuerstein gemerkt. Warum? Ich kann nur vermuten, dass ich eine Materialvermischung hatte...auch beim zweiten Härten würde es wieder nicht hart.

Blödheit: Ich teste normalerweise die Härte durch Abschlagen eines Metallstabs....bissl Faulheit, tri tra trallala, und ich hab den Test verblödelt.
Hätte ich es gemacht, dann wäre es sofort aufgefallen, dass null Härte in der Klinge ist. Aber aus Fehlern lernt man und den Abschlag werd ich nie mehr vergessen. So habe ich dann beim Test nach dem zweiten Härten ne saubere Delle in die Schneide gehauen:

image.jpg

Somit immer, immer und immer eben den Härtetest machen.
 
Last edited:
Hallo Schäferschmied,
Ich finde Deine Präsentationen, Ergebnisse und Deinen Durchhaltewillen hoch spannend.:super: Dass teilweise so wenig Resonanz da ist, liegt meiner Meinung nach u.a. in der Übersättigung der Altvorderen für die alles schon mal dagewesen und deshalb scheinbar langweilig geworden ist, (s. Pitters Thread: " Ich schlaf grad ein - keine spannenden Messer mehr " d.h. imho:"im Messerland nichts Neues...."), und der Unsicherheit von Vielen, sich dem grandiosen Wissen der hier vertretenen Experten und den im Archiv dokumentierten Erfahrungen zu öffnen und zu messen.
Grüsse
Felix
 
Guten Morgen Felix,

besten Dank für Deine Rückmeldung.

Ich verstehe tatsächlich nur zu gut, dass ein Anfänger-Threat für einen Könner nicht wirklich interessant ist. Möchte aber auch eine "Lanze" für die Experten und Wissenden brechen, denn ich habe wirklich sehr viel hier gelesen und gelernt...oftmals auch Ideen und Problemlösungsansätze dadurch erhalten.

Meist - und das weiss ich jetzt auch aus eigener Erfahrung - ist eine Ferndiagnose bei Themen wie Härten, Schliffbildern etc., schwer möglich, da eben viele Parameter in das Endergebnis einwirken: Winkel, Glühfarbe, Haltezeiten, Heizmedium, Abschreckmedium, Temperaturen, usw.
Das kann man nur durch Üben und Ausprobieren lernen. Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung ist zwar immer gut, aber machen muss man es dann schon selbst.
Deswegen auch ein ernst gemeintes "Danke" an alle, die sich hier über die Jahre die Zeit genommen und spezifisches Wissen zum Besten gegeben haben. Ist wirklich sehr hilfreich!

Beste Grüsse


Alex
 
Es geht gut voran mit den kleineren Messerchen, das gefällt mir sehr.

So habe ich nun schon das dritte Mal in Folge einen schönen Schliff freihand am Bandschleifer hinbekommen, sodass ich hier aktuell wirklich zufrieden bin. Ich dachte immer, dass es mit dem Bandschleifer sehr viel einfacher geht, aber wenn man eben einmal blöd verkantet, dann wars das mit dem schönen Schliffbild.
Zur Übung einfach mal zwei, drei alte Klingen genommen und verschiedene Zug- und Drücktechniken ausprobiert. Sehr interessant, wie sich das Schliffbild verändert. Hier bedarf es zwar noch einiger Übung, aber das kommt schon noch mit der Zeit.

Weiter das stonewashed finish ausprobiert...auch wenn das Ergebnis nicht 100% sauber ist: Mir gefällt es sehr gut. Das nächste Mal sollte ich wirklich alles richtig sauber machen, dann sollte es auch keine Flecken geben.

War ein guter Tag in der Schmiede, muss ich sagen.

Messer_Übersicht.jpg
Übersicht der kleinen Dinger

Messer_Übersicht_2.jpg
Freihandschliff am Bandschleifer

Messer_Übersicht_3.jpg
Stonewashed
 
So....das erste kleine Messerchen fertig gemacht. War nicht ohne, aber es gefällt mir ausgesprochen gut.

Griff: Ebenholz, geölt, mit Silberstahlstiften
Klinge: Brüniert
Material: San Mai aus Stahlseil aussen, Dick-Feile als Schneidlage
Länge gesamt: ca. 14.5 cm mit 7,5cm schneidender Klinge

Härte weiss ich nicht, aber einen 5mm-"Draht" konnte ich ohne Probleme abschlagen.

Flintstone_1.jpg

Flintstone_2.jpg

Und zumindest habe ich mal versucht ein gutes Foto zu machen :steirer::steirer::steirer:
 
Das sieht wirklich gut aus !

Ne Frage, was machst du mit den ganzen Messern ? Mittlerweile ist da ja schon einiges zusammen gekommen bei. Gehen die alle in die Vitrine ? Verkaufst du ?
 
Einen Grossteil der Messer, die ich fertig gemacht habe, habe ich noch. Zwei oder drei sind zu Eltern, Schwiegereltern, etc .

Einen noch sehr viel grösseren Grossteil der Klingen habe ich "kaputt" gemacht, weil ich die Struktur sehen wollte, Biegetest, usw.
 
Hallo

das sieht schon sehr professionell aus! Für meinen Geschmack hätte die Spitze noch einen Ticken höher gemusst. Aber ich bin selber weit von solchen Ergebnissen weg.
Wie dick ist das Messer? Wie ist die Struktur am Klingenrücken entstanden?

Gruß
 
Die Spitze ziehe ich aktuell bei - fast - allen Klingen nach unten, da ich die Sheepfoot-Form enorm geil und auch praktisch finde.

Beispiel:

Sheepfoot.jpg

Von oben her werde ich noch etwas abnehmen, dass es nicht ganz so wuchtig ist. Aber die grundsätzliche Form mit etwas tiefer gestellter Spitze ist aktuell schon mein Favorit.

Die Dicke beim fertigen Messerchen ist so 4-4,5mm beim Griffübergang und nach vorne auslaufend. Die Struktur habe ich teilweise eingeschlagen, den Grossteil aber mit dem Bandschleifer erledigt. Andy Haas - ich hoffe, der Name ist soweit richtig - hat da einige sehr gute und informative Videos hochgeladen.
 
Last edited:
Was soll man noch sagen? Ich bin manchmal einfach bescheuert.

1. Das wunderbare längere, mehrlagige Messer von #51 heute fertig gemacht...zum Härten. Alles wunderbar hingehauen, schöne Glühfarbe bekommen, auf die Haltezeit geachtet, vorgewärmtes Öl zum abschrecken, Feile hat überhaupt nicht gegriffen, Glas geritzt und dann einen leichten Verzug in der Klinge gesehen....kein Problem, kann man ja richten.

IMG_7682.jpg

Da ich aber selten blöd bin und aus meinen Fehlern nicht lerne, habe ich das wieder auf dem Amboss gemacht und dann machte es nur noch **BLING** und scho war es hinüber.

IMG_7683.jpg

2. Ich lerne:
Anlassen des 1.2519 auf blau im Rücken ist hier nötig - ich habs natürlich nicht gemacht, denn härter is ja besser :)
Gelb reicht völlig, so mein Gedanke. Das war aber völlig falsch, denn die Klinge wurde so hart, dass ich problemlos von einem Flachmaterial Eisen mit einer Dicke von 10mm ein Stück abgeschlage konnte. Das ist erstmal gut, aber der Rücken des Messers war ebenfalls so hart wie die Klinge und das darf einfach nicht sein. Selektives Härten hab ich nun schon zigmal gemacht, ich meine zu wissen, wie es geht und war trotzdem wieder schlauer oder dümmer...je nachdem man es sieht.
Ehrlicherweise war ich faul...ich habe nämlich zwei Ölgebehalter. Ein langes, dickes Nudelglas und eine Metallschale. Ich hatte das Glas an der Esse stehen und war zu lahmarschig die Schale zu holen. Mein Plan war eben selektiv einzutauchen....aber dann dachte ich eben: Hey, passt schon, was soll passieren....:glgl::glgl::glgl::glgl:

IMG_7685.jpg

3. Was gut war: Mit der kaputte Klinge noch einige weitere Abschlagversuche und Biegeversuche gemacht und sehe jetzt: Das Schmieden läuft, das Gefüge war sehr fein, von dem her meine ich alles richtig gemacht zu haben.

4. Die Griffschalen habe ich auch schon fertig gemacht, zumindest die grobe Form, aber dann kommens halt an ein anderes Messer ran.

IMG_7684.jpg

5. EDIT: Hätte ich ins Datenblatt oder den Stahlschlüssel geschaut, dann hätte ich im Vorfeld gesehen, was schief gehen kann...Wenn ich annehme, dass strohgelb in etwa 225 Grad sind, dann hätte ich durch einen einfachen Blick gesehen, dass das niemals reicht.

Wärmebehandlung_12519.JPG

Hätte, hätte, Fahrradkette...jetzt bin ich schlauer.
 
Last edited:
Kontaktanlassen über Rücken an einem 30er Vierkant. Das bringe ich auf Temperatur und ziehe dann die Klinge über den Klingenrücken so lange über eben das glühende Metall, bis die gewünschte Anlassfarbe kommt.

Dann kurz nachziehen lassen und rein ins Öl.

Ich würde es jetzt, rückblickend, so machen:

Klinge auf Temperatur bringen und dann nur die ersten zehn Millimeter der Schneide ins Öl. Warten unter Bewegung bis das sichtbare Glühen der Klinge außerhalb des Öls komplett abgeklungen ist. Dann komplett ins Öl.
Anlassen würde ich dennoch wieder über Kontakt machen, aber eben bis blau etwa einen oder 1,5 Zentimeter vor der Schneide steht.

Muffelofen hab ich nicht und, ehrlicherweise, sträube ich mich einen zu kaufen. Mein persönliches Ziel ist es, das Schmieden erstmal so zu lernen. Auch wenn es einiges an Lehrgeld kostet.
 
Ich denke mit einem normalen Backofen mit Umluft solltest du sehr viel bessere Ergebnisse erzielen. Bei Werkzeugen mit einfachen bis leicht übereudektoiden C Stählen kann man gut auf deine Weise arbeiten. Je legierter und Kohlenstoffhaltiger desto mehr macht ein Ofen Sinn. Schon alleine die verschiedenen Querschnitte Klinge / Angel sind nicht einfach gleichmäßig zu erwärmen. Außerdem gibt die Anlassfarbe nur indirekt aufschluss darüber ob und wie weit das Anlassen auch wirklich stattgefunden hat. Vor allem auch die dauer des anlassvorganges macht große Unterschiede. Auch bedeutet anlassen nicht nur reduzieren der Härte un lösen von Spannungen. Ich kanns nicht messen, aber mir kam es in der tat bei höherlegierten Klingen mit hohem C Gehalt so vor als ob sie nach mehrmaligem anlassen im Ofen sogar härter waren als nach dem Härten.
 
@ Schäferschmied, warum hast du denn nicht sofort nach dem Härten gerichtet das geht sehr wohl noch auf dem amboss allerdings nur ca 30-40 sek. dann wird es haarig und gefährlich . Probiere es mal aus geht sehr gut danach ist genügend Zeit zum Anlassen das eilt nämlich gar nicht.
Gruß Mekki
 
Vielen Dank für die Infos...hier scheint mir wirklich noch einiges an Wissenstiefe zu fehlen, die es zu bearbeiten gilt:

1. Anlassen im Backofen: Wäre möglich, aber ich bin in etwa 45 Minuten von der Schmiede zuhause, sodass ich diese Zeit mindestens warten müsste, bis ich anlassen kann. Ich meine gelesen zu haben, dass anlassen doch recht zeinah nach dem Härten zu erfolgen hat. Somit wäre die ideale Lösung: Ich besorge mir einen Backofen und stell ihn in die Schmiede. Alternativ vielleicht doch in einen echten Muffelofen investieren :glgl: Wird so langsam ein teures Hobby :steirer::steirer:

2. Richten nach dem Härten, aber vor dem Anlassen: Das ist sehr interessant...ich probiere es. Mach mir mal paar Klingen und spiel dann mit den ganzen Parametern. Ich sehe mich aber jetzt schon fluchen, weil ich mich halt auch ständig in jedes Klingenstück verliebe :hehe:

Nochmals vielen Dank für die Rückmeldungen. Das hilft mir wirklich sehr viel weiter.
 
Gestern wieder einen wunderbaren Tag in der Schmiede verbracht und ein kleines Messerchen fertig gemacht:

5 Lagen Stahl mit Stechpalme und ner Sehnenwicklung.

image.jpeg

image.jpg
 
Beim letzten Mal ist dieses kleine Stück entstanden....es hat mich bisher richtig Nerven gekostet. Ich hatte bisher keine Ahnung, wie ich den Hamon sichtbar machen kann. Eingepackt im Lehmmantel, Härten in Öl, wobei ich meine, dass Wasser vielleicht besser gewesen wäre. Probiere ich mal aus. Ggf. auch nicht über den Rücken erhitzen, sondern wirklich gleich die Schneidenseite rein in die Kohlen.

Weitere Arbeitsschritte:
Schliff bis 3000er, dann kam er ganz gut zum Vorschein...dann leicht ätzen, schleifen, ätzen, schleifen, ätzen, etc....

Freut mich wirklich selbst, dass ich es bis dato geschafft habe. Ist jetzt ne gute Basis zum Üben und verfeinern.

Glücksstück Hamon.jpg
 
Hallo Alex, was für einen Stahl hast du denn für das "Kleine mit Härtelinie" verwendet? Vielleicht liegt es an dem Foto aber die Härtelinie wirkt eher nebulös statt abgegrenzt. Vom Bild her würde ich also sagen da geht noch was. Vielleicht ist der Stahl aber gar nicht nicht ideal für solche Spielereien? Mit was äzt du die Klinge zwischen den Schleifvorgängen?
Mein allererstes selbstgemachte Messer habe ich aus einem C75 Flachstahl gefeilt und mit "Lehmmantel" (naja Schamottmörtel wars) in zimmerwarmen Pflanzenöl gehärtet. Auf dem C75 ist der Übergang zwischen gehärtetem und weichen Bereich recht sauber abgetrennt, durch mehrstufiges Polieren bis zu 2500er Schmirgel und zwischenrein sanftem "Beizen" mit Zitronensaft ließ sich das mit viel Geduld ganz gut rausarbeiten. Wie bist du genau vorgegangen? Zeichnet die Härtelinie entsprechend deinem Lehmbestrich oder ist die gewandert?
Gruß Timo
 
Last edited:
Back