Mein erstes Messer habe ich in Handarbeit mit Bügelsäge, Baumarktfeilen und Handbohrmaschine hergestellt. Hat Spaß gemacht, ging ganz gut von der Hand und am Ende kam ein ganz ansehnliches Messer dabei raus. Für die nächsten Messer habe ich einen Metabo Bandschleifer benutzt; war damit aber auch nicht wirklich viel schneller als mit der Feile.
Ich denke, wenns um die Präzision geht ist es mit der Feile als Anfänger einfacher als mit einer Maschine; die Feile lässt sich leichter kontrollieren bzw. beherrschen als ein Bandschleifer. Von daher finde ich den puristischen Ansatz sinnvoll und äußerst lobenswert.
Mit purer Muskelkraft und der nötigen Geduld lassen sich mit der Feile ohne Frage tolle Kunstwerke erstellen, und das zu einem Bruchteil der Werkzeugkosten die bei einem potenten Bandschleifer anfallen. Der Faktor Zeit fällt bei einem Hobbyist vermutlich auch nicht groß ins Gewicht, zusätzlich ist das Feilen vermutlich weitaus gesünder als das Schleifen per Maschine. Deswegen spricht erst mal nicht viel für die Anschaffung eines teuren Maschinenparks.
Ich persönlich habe ich mich trotzdem mittlerweile mit einem "professionellen" Bandschleifer beschenkt, auch wenn's ein schmerzliches Loch in die Finanzen gerissen hat.
Nicht weil ich es in Anbetracht der Handvoll Messer, die ich bisher gebaut habe, mit der Zeitersparnis rechtfertigen könnte. Auch nicht weil ich der Meinung wäre, bessere Resultate zu erzielen als mit handgeführten Werkzeugen.
Vermutlich kam's dazu weil ich mich für solche Maschinen einfach begeistern kann. Neben einer Ständerbohrmaschine steht ein Bandschleifer vermultich bei den meisten maschinen-affinen Bastlern auf der Wunschliste; für mich ist ein üppig ausgestatter Maschinenpark zumindest ein großer Wunschtraum. Ist wie bei Autos, auch da kann ich mich (wie viele andere Männer) für kaftvolle "Geräte" begeistern, auch wenn sie in Anbetracht der eigenen Fähigkeiten und dem geplanten Einsatz einfach hoffnungslos übermotorisiert sind.
Lange Rede kurzer Sinn: Man braucht keinen Maschinenpark, um tolle Messer zu bauen. Trotzdem ist's "nett zu haben".
Noch ein Nachtrag, gestern Abend war es spät:
Das Thema heißt ja Maschine vs. Handarbeit. Wenn damit zur Debatte gestellt wird, ob die Arbeit mit dem Bandschleifer als "Handarbeit" zählen kann oder nicht, dann muss ich noch ein paar Worte loswerden.
Meiner Meinung nach ist der Umgang mit dem Bandschleifer eine Handwerksfähigkeit, die genau wie das Feilen erst mal gelernt sein muss. Ich bin sogar davon überzeugt, dass es mit dem BS für den Anfänger etwas kniffliger ist, vorzeigbare Ergebnisse zu produzieren. Ohne Übung ist es schwierig, die Zustellung (Anstellwinkel, Schleifdruck und Längsbewegung) am Bandschleifer über die gesamte Klingenlänge gleich zu halten und dann auch noch auf der zweiten Klingenseite identisch hin zu bekommen. Von daher habe ich ganz großen Respekt vor den Messermachern, die am Bandschleifer in kurzer Zeit saubere Arbeit abliefern. Diese Damen und Herren haben ihr Handwerk (teils sicherlich schmerzlich) gelernt.
Auch das Feilen erfordert Übung, durch den Materialabtrag Hieb für Hieb ist es mit der Feile meiner Meinung nach aber trotzdem einfacher (wenn auch ohne Zweifel körperlich anstrengender).
Nicht mehr zur Handarbeit zählt für mich die industrieuelle Klingenfertigung an Maschinen, die aus einem Rohling vollautotomatisch eine Klinge "zaubern". Außer den Ein- und Umspannvorgängen zwischen den Maschinen ist bei dieser industriellen Fertigung also keine handwerkliche Tätigkeit erkennbar wenn es um den reinen Klingenschliff geht. Oftmals sind für die Montage und für die letzten Handgriffe dennoch wieder Manpower nötig. Deshalb ist selbst beim klapprigsten China-Säbel ein nicht zu verachtender Anteil an Handarbeit drin. Ob jetzt so eine Messerfertigung "moralisch" ist oder nicht kann jeder für sich selbst entscheiden...