Virgil4 - WIP - DCN Double Carbon Nakiri

Virgil4

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N'Abend zusammen,

das Thema "Küchenmesser", muss ich zugeben, war jetzt nicht die von mir "favorisierte Mähre", und ich sah mich Anfangs schon bei diesem Wettbewerb auf der Tribüne sitzen und "Bravo, weiter so!" rufen.

Aber nach ein paar Gedankenspielchen, Diskussionen mit Küchenmesser-Freaks und Testentwürfen, sah das Ganze schon gar nicht mehr so schlimm aus ("OK, sind nur drei Teile, aber könnte doch was Nettes werden …"). Hinzu kommt die Tatsache, dass eine meiner Nichten bald eine Gastronomie-Ausbildung beginnt und ihren eigenen Messersatz braucht.

Da sie Vegetarierin ist, muss ich nicht gleich mit einem Fleischmesser beginnen und habe deswegen eine Nakiri-Form gewählt - auch weil mir diese Messer seit jeher gefallen.

Einen Spitzerl mit CF-Griff wollte ich schon immer mal bauen, aber "nur schwarz" war mir zu langweilig, deswegen eine "falsche Zwinge" aus rotem G10 – so bleibt zumindest der Griff einheitlich im taktischen Bereich. :p

Nach sehr guten Erfahrungen mit 1.2442 bei einem anderen Küchenmesser (klick), wollte ich diesen Stahl auch diesmal verwenden. Ausgangsstärke 2,7 mm passt für die Klingengeometrie und zur gewünschten Optik mit Walzhaut im Bereich des Klingenrückens und Ricasso.

Mein Hang zur DBA (Dreibuchstabenabkürzung) bei Messerbezeichnungen, hat mich auch in diesem Fall wieder stark beeinflusst :glgl:. Der Bezug zur zweifachen Verwendung von Kohlenstoff im Stahl und Griff, hat dann schließlich zum Namen geführt.

Aus all diesen Elementen ist folgender Entwurf des " DCN – Double Carbon Nakiri" entstanden:

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Der Balancepunkt wird sicher nicht auf Höhe des Ricassos liegen, aber das sei wohl bei dieser Art von Messern üblich. Möglich wäre zwar, noch etwas zusätzlichen Stahl hinten im Griff unterzubringen, aber das ginge auf Kosten des Gesamtgewichts.

Hier mal der Steckbrief im heutigen Planungstand:

  • Spitzerl-Konstruktion (nicht durchgängig), Verklebung mit 2K-Kleber, kein Sicherungspin
  • Klingenmaterial: 1.2442, Walzhaut im nicht geschliffenen Bereich , ca. 60 HRC
  • Klingenlänge: 180 mm
  • Klingenhöhe: 55 mm
  • Klingenstärke: max. 2,7 mm am Rücken, über der Wate 0,2 – 0,25 mm
  • Grifflänge: ca. 130 mm
  • Griffbreite: 18 mm max.
  • Gesamtlänge: 320 mm
  • Griff aus G10 und Kohlefaser, beide Teile miteinander verstiftet und verklebt
  • Leichte Verjüngung des Griffs von hinten nach vorne, Daumenmulden L/R, weitere Mulden am Griffende L/R
  • Verrundungen der Klinge im Bereich der Zeigefingermulde und am Rücken, Schneide leicht gebogen


Und das Griffmaterial liegt auch schon rum … in 3D material.jpg :D

Kritik, Kommentare, Fragen und Hilfestellungen wie immer gerne gesehen im Diskussions-Thread.


Beste Grüße

Virgil


PS: hier geht's zum Test-Bericht von güNef
 
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uuuuhhhh - der am längsten unberührte WIP-Thread in diesem Wettbewerb :glgl: - das muß sich ändern!

Gestern fand sich etwas Zeit, endlich mal anzufangen.

Die Hauptdarsteller: Ein Blech 1.2442 in 2,7 mm Stärke von Achim Wirtz, ein roter G10- und ein Carbon-Fiber-Block from "over the pond"

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Auch wenn's "nur" ein Küchenmesser ist, mach ich den Übergang Klinge/Erl mit Radius, d. h. in diesem Fall zwei 6er Löcher.

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Und schon das erste Problem: Profi-Bandsäge nicht verfügbar, zu lange Schnitte für die Bügelsäge und Bedarf nach einer geraden Oberkante um die beiden Griffelemente daran auszurichten.

Die Lösung ist Dank BUFZ recht einfach: einspannen, Sägeblatt drauf und lossägen. Hier noch in die falsche Richtung, in die andere sägt es sich spürbar einfacher, wegen dem besseren Eintrittswinkel der Zähne ins Material.

Bevor einer fragt: ja, der Erl ist hier noch viel zu lang und wird, wie man später sieht, noch gekürzt - aber so habe ich noch ein Abfallstück, aus dem ich mir eine KLAPPMESSER-Klinge machen kann :hehe:

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Da die Fräse schon warmgelaufen war, habe ich gleich die die Anschläge der Zwinge gefräst. Auf den Rundtisch gespannt (ausrichten geht damit sehr einfach) und oben und unten die Anschläge gerade gezogen.

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Dann die Kontur am Bandschleifer grob bearbeitet.

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Dann die Griffstücke zusägen und den G10-Brocken gerade fräsen. Natürlich mit Staubmaske!

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Und dann schloß sich das Küchenmesser-Zeitfenster leider wieder bei diesem Zustand:

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Demnächst mehr.

Greetz

Virgil
 
Immer wieder Sonntags ... kann ich mir ein paar Zeitscheibchen herausschneiden.

Das sollte mir in nächster Zeit öfters glücken, sonst wird's knapp :glgl:

Schlechte Zeiten gerade für Messerbauerwettbewerbe, too many balls in the air ...


Programm für heute nachmittag: Griffteile anpassen

Startpunkt:

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Der Plan war, mit eine durchgehende 2er-Bohrung die beiden Teile zueinander auszurichten.

Das kleine Langbohrer-Set, immer hilfreich bei solchen Aktionen:

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Schön aufgetürmt und gespannt und sogar mit kleiner Bohrschablone, da ich die beiden Teile mit zwei zusätzlichen Stiften "sichern" wollte.

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Bohren bis es schwarz wird, d. h. Ankunft in der Carbon-Ebene :glgl:

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Trotz aller Vorsichtsmassnahmen ist mir das Ding dann schon im G10 verlaufen, so daß ich auf die klassische Methode ausweichen musste - sauber Messen und einzeln anzeichnen. Dank Fräser konnte die den Versatz in der Kohle wieder ausgleichen.

Dann die Schlitze in die Zwinge fräsen (nach vorne raus 2,5 mm - hinten 6 mm, damit ich tief genug eintauchen konnte) - Fotos fehlen leider, verpennt.

Dann die Winkel dran schleifen (wer kam bloß auf diese blöde Idee?). Erstmal den Winkel an der Klingen abnehmen, auf die Schleifauflage übertragen und dran ans Band.

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Passt soweit:

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Hier die Zwinge von vorn und hinten und der CF-Griff (noch mit 4er Bohrung und gefrästen Schlitz, so weit es geht)

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Dann mein Lieblingsjob bei Spitzerl-Konstruktionen: die Zwinge passend feilen :irre: - hab ich aber auch hinbekommen, passt fast schon richtig!

Danach trat die bisher bei Holz sehr zuverlässige Spezialmaschine in Aktion (zwei zurechtgeschliffene Sägeblätter - hier noch scharf - mit gut 2 mm Gesamtstärke in eine Spannzange geklemmt), mit der ich die Schlitze von Spitzerl-Griffen schneide - leider widersetzt sich hier das Carbon auf heftigste und die Sägeblätter waren ziemlich schnell ziemlich stumpf :staun:. Da muss ich mir was anderes überlegen .... denn es fehlen noch ein paar Zentimeter, bis der der Griff da sitzt, wo er sollte.

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Aber heute nicht mehr.

So sieht der Schlussstand aus:

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Bonne nuit

Virgil
 
Progress is made - Dank eines freien Nachmittags, den ich mir rausgeschnitten habe, zur Kompensation der kommenden Reisewoche.

Programm für heute: Vorschliff - Härten - Anlassen

Am Bandschleifer, 60er Band - fies viel Fläche runterzuschleifen, bei dieser Klingenform.

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Bevor das Messer in den Ofen geschoben habe, mussten noch ein paar Zehntel runter, gehärtet macht das Schleifen noch weniger Spaß.

Aber vorher noch schnell stempeln, Dank einer kleinen Positionierhilfe (die allerdings bei dieser Klingenbreite an ihre Grenzen kam) kein grösseres Problem.

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Ab in den Ofen bei 820 °C und dann ins Öl. Härte-(Kratz)test mit Feile, passt, dann zweimal bei 200 °C anlassen, sollte bei ca. 62 HRC landen.

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Abschluss für heute: passt, kein Verzug alles bestens. Samstag geht's weiter.

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Beste Grüsse

Virgil
 
Weiter im Takt - heute stand Klinge fertigschleifen und finishen (so ziemlich) auf dem Programm.

Schleifen: erst mit 60er, dann mit 180er Band, gaaanz langsam und mit neuen Bändern und immer schön mit Wasser kühlen :D

Ergebnis:

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Der nächste Schritt: Poliersteine raus und in Petroleum "eingeweicht". Quelle: Gustav Blome, klick.

Dann bei Korn 220 anfangen (wenn die Spuren von Band tief sind) und sich über 320 und 400 bis 600 hocharbeiten - Ellbogenschmalz ist da schon etwas angesagt :glgl:

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Kritische Stellen, wie der Übergang zu Ricasso, mache ich mit den schmaleren Steinen - und Gefühl, denn durch die kleine Kontaktfläche kann man mit Schmackes schnell 'ne Delle reinschleifen.

Kleiner Q-Check mit der Lupe, ob alle Riefen vom Band raus sind, bzw. ob man sich mit dem 220er Stein keine in Längsrichtung reingezaubert hat. Nacharbeitsbereiche markieren und wieder dran.

Dabei kann man auch schön die Balligkeit (hier minimal) vor der Schneide optimieren.

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Dann gehe ich nur nur noch mit einem Holzbrettchen mit Lederauflage und 400er Papier ein paarmal drüber um dann den "Handabzug" zu machen - feddich. Das Ganze "nass" mit WD40, damit man die Schleifansätze nicht sieht.

So sieht's dann aus:

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Im Vergleich dazu die Seite im Zustand nach dem Bandschleifer:

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Die "Schneide" hat vor dem Schleifen zwischen 0,22 und 0,18 - sollte reichen.

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Abschluss für heute:

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Bonne nuit

Virgil
 
Aaaahhh - die Zielgerade ist in Sicht :D

Klinge war letztes Mal, diesmal ist der Griff dran.

Startstatus inklusive den kleinen Helferlein, die ich mir Dank Uwe's Vorschlag besorgt hatte, um das das widerspenstige Carbon zu überreden, den Erl schliesslich und endlich doch aufzunehmen.

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Ging super - Danke nochmal, Uwe!

Nächster Schritt: mit 2K-Kleber "Zwinge", Griff und Erl auf ewig zu binden, im Land Mordor, ... ääh, falscher Film, sorry. Damit's spannend bleibt, natürlich die 5 Min.-Variante des Klebers :irre:

Durch die Schrägen zwischen Zwinge und Griff verschob sich das Ganze unter Druck, deswegen ein etwas aufwendigeres Spannszenario.

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Dann mit schön geraden Seiten den dazu rechtwinkligen Grobschliff der Kontor gemacht, gefolgt vom Verjüngen des Griffs.

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Zwischenstand nach einigen Runden Feilen und 120er Papier um die gewünschte Form zu erreichen.

Man kann zwei dünne Alu-Platten erkennen, die ich auf den Ricassi (Ricassos, Ricassinen, Ricassanten ...???) befestigt habe, um die Daumenmulden zu schleifen. Denn gegen Abrutschen mit dem Bandschleifer hilft das Klebeband allein nicht viel. :hehe:

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Ago verrunden:

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So sieht der Griff nach der Runde 240er Papier aus - final Finish kommt dann morgen.

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Und das Schlusswort in Form eines Bildes:

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Bonne nuit

Virgil
 
Und nun der WIP-Abschluss-Post, mit ein paar "Schön-Bildern".

Der heutige Morgen ging für das Fine-Tuning drauf - man glaubt gar nicht, was man mit einer Lupe im Sonnenlicht alles entdecken kann.

Schleifen der Griffoberfläche bis Körnung 800, immer mal wieder mit WD40 den Kohlenstaub aus dem G10 spülen, mit der Lupe prüfen, wieder was gefunden, zurück zum 240er oder 400er.

Dann Anbringung der Schneide, was trotz des dünnen Schliffs, wegen der Härte von ca. 62/63 HRC etwas länger ging.

Abschluss-WIP-Bild mit Zeitstempel:

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Die nackten Fakten:

  • Gesamtlänge: 308 mm
  • Klingenlänge: 180 mm
  • Grifflänge: 128 mm
  • Klingendicke: 2,9 mm - 0,2 mm hinter der Wate
  • Klingenhöhe: max. 54 mm
  • Stahl: 1.2442, ca. 62 HRC
  • Griffdicke, maximal: 17,8 mm
  • Griff: rotes G10 und Carbonfiber
  • Gewicht: 208 g
  • Schwerpunkt: 38 mm vor dem Griffende
  • sonstiges: Steckerl-Aufbau, verklebt, Flachschliff, Walzhaut

Schneide buckelt, rasiert und fällt durch Möhrchen - Dank des durchgehend 2,9 mm starken Rückens :D

Nun meine "Schönbildchen", die mal wieder zeigen, daß alles relativ ist (in diesem Fall "schön" - Grund s. u.):

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Und hier die andere Seite der Relativität: die Bilder vom Schwager, seines Zeichens Fotograf - künstlerisch, demuterzeugend ... :staun:

OK, Faktor 20 mehr Bilder geschossen als ich, bessere Kamera, Assistenz (ich), spezielle Bildbearbeitung - und Profi (daran liegt's wahrscheinlich :D)

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Ich hoffe das reicht für'n Desktop-Hintergrund, Christian?


Nach dem Shooting mußte das DCN gleich auf's Brett und durch's Gemüse - verlief erwartungsgemäß :D


Vielen Dank an alle, die zugeschaut, mitgemacht und mir durch Tipps und Feedback weitergeholfen haben - es gab mal wieder einiges zu lernen!

Spaß hat's gemacht, auch wenn's zeitlich bei mir etwas holprig war.

Speziellen Dank an KMartin, der das Ganze angeregt und an den Cheffe, der es ermöglicht hat :super:


Bonne nuit

Virgil
 
Last edited:
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