Entstehungsgeschichte eines Framelocks "Pure Titanium meets Niolox"

Schöner Bericht, schönes Messer.
Ich bin erstaunt über die einfachen Hilfsmittel, ohne Drehbank mit dem Akkuschrauber finde ich schon sehr bemerkenswert.
Wie heisst es so schön "wo ein Wille ist, ist auch ein Weg"....
und der scheint sehr gut zu funktionieren wie man sieht :)
Respekt!
Gruess René
 
Ich bin erstaunt über die einfachen Hilfsmittel, ohne Drehbank mit dem Akkuschrauber finde ich schon sehr bemerkenswert.
Wie heisst es so schön "wo ein Wille ist, ist auch ein Weg"....
und der scheint sehr gut zu funktionieren wie man sieht :)

Ganz ehrlich? Das ist natürlich aus der Not geboren, und eine Drehbank steht ganz oben auf der Liste der dringenden Anschaffungen. Ich kann mich nur nicht so richtig entscheiden, welche es werden soll. Ich liebäugele sehr mit einer Wabeco, die sind aber made in Germany und daher recht hochpreisig. Andererseits bin ich mit der Fräse von Optimum auch ganz zufrieden, vielleicht wird es ja auch so eine.

Aber z.B. einen Anschlagpin eben mal absägen und mit dem Akkuschrauber am Bandschleifer die Stirnseiten anfasen und fein schleifen geht allemal schneller als an einer Drehbank. Die Achse ist natürlich an einer Drehmaschine entstanden, die hat mir ein wirklich netter Forenkollege angefertigt.

Danke für Eure Antworten, ich hatte so langsam schon die Befürchtung, diese Bilderstrecken fangen an die Leute zu langweilen...

Viele Grüße

Nils
 
Danke für Eure Antworten, ich hatte so langsam schon die Befürchtung, diese Bilderstrecken fangen an die Leute zu langweilen...

Viele Grüße

Nils

Ganz im Gegenteil, ich hab mich eine Zeit lang gefragt was los ist weil nichts mehr kam. Ich weiß daß man sich über Rückmeldung freut aber ich geb's zu, wenn ich mal ein Thema abonniert hab dann werd ich ein wenig schreibfaul.

Hochinteressierte Grüße,
Günther
 
Hallo Günther,
das nichts mehr kam liegt daran, dass dies ein Echtzeitthread ist und ich ja nun Hauptberuflich die Menschheit vor der Karies bewahre.:hehe: außerdem lag auch noch ein recht intensives Männerwochenende zwischen den beiden Fotostrecken. Ich arbeite auch am Wochenende nicht unbedingt permanent an Messern, je nachdem wie ich Lust habe. Es gibt durchaus Tage, da hätte ich Zeit, gehe in die Werkstatt, denke ein bisschen nach und merke, heute wird das nichts. Dann lege ich mich wieder aufs Sofa. Aber es gibt Tage, an denen ich mal nach dem Frühstück für zwei Stunden in die Werkstatt verschwinde und wenn ich raus komme, ist es dunkel. An diesen Tagen solltet ihr mal das Gesicht meiner Frau sehen...

Weiter Danke für Eurer Interesse, evtl. wird das Teil noch vor Weihnachten fertig. Also immer mal vorbeischauen, und wenn es Frage gibt immer gern.

Nils
 
Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken das Du uns teilhaben lässt, wundervolle Arbeit, mein Respekt sei Dir gewiss!
 
Gern!

Hier mal eine Materialprobe für die Griffschalen. Zweifarbig anodisiert.

Und heute Abend kommt dann ein wirklicher "dirty trick", virgil hatte das ja eingefordert.

Bis denn dann

Nils
 

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Danke für Eure Antworten, ich hatte so langsam schon die Befürchtung, diese Bilderstrecken fangen an die Leute zu langweilen...

So'n Quatsch ;) im Gegenteil, ich finde das super. Hier sieht man mal wie solche kleinen Kunstwerke entstehen, und mit was für einfachen Mitteln, teilweise. Und wenn man auf Messen wie Solingen etc. dann noch mit den Leuten ins Gespräch kommt und merkt dass das echt nette Leute sind (bis auf diesen einen Finnen mit seinen Büchern, den fand ich sehr komisch :D) macht das extrem sympatisch.
 
So!

(Ein weiser Freund sagte mal, wer "so" sagt sei noch lange nicht fertig. Wie war, wie war!)

Ein großes Problem, welches ich lange vor mir hergeschoben hatte, war: Wie fräse ich den Achskopf ein? Die Achse hat mich schon vor längerer Zeit erreicht, die habe ich nicht selbst gemacht. Sie trägt, wir der geneigte Zuschauer vielleicht schon bemerkt hat, mein Logo und mit einem passenden Spezialschlüssel läßt sie sich einstellen. Die Maße sind 8 mm Achsdurchmesser, Kopfhöhe 3 mm und Kopfdurchmesser 12 mm.
Jetzt war das Problem, bei 12 mm Kopfdurchmesser wird ein 12 mm Stirnfräser nicht funktionieren. Meine Recherche ergab, dass es nicht einfach wird, einen Stirnfräser in 12,x mm zu finden. Also schwer nachgedacht und auf die zunächst theoretische Lösung gekommen: einen Bohrer in 12,3 mm so umschleifen, daß man mit ihm fräsen kann. Für so eine einmalige Aktion allemal billiger als ein teures Spezialwerkzeug anzuschaffen, welches man wahrscheinlich nie wieder braucht.

Vorsichtshalber habe ich den Ablauf zunächst an einem Teststück probiert, man will ja nicht gleich die Originalteile versemmeln...

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Das erste Bild zeigt die historische Verpackung der Bohrer, daneben liegt ein Originalbohrer und ein zum Fräser am Bandschleifer umgeschliffener Bohrer. Zuerst die 8 mm Bohrung mit dem 12,3 mm Bohrer angebohrt nach Augenmaß, dann die Stufe mit dem "Fräser" plangeschliffen, zwischendurch messen bis es passt. Ich möchte 2 mm Führung für die Achse haben.

Jetzt also mutig die Originalteile auf die gleiche Weise bearbeitet. Das hat besser geklappt als ich es mir in meinen kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Die HSS Boher haben übrigens 12 Euro gekostet. 10 Stück! Das nenn ich mal gut investiertes Geld.

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Ich hoffe das befriedigt Virgils Verlangen nach "Dirty tricks", vielleicht fällt mir ja noch mehr ein.
 
12mm Fräser und mit dem Achsenkopf, Achse in Akuschrauber gespannt, an das freilaufende Band des Banschleifers und ein ein wenig Material abtragen, auch gut:cool:
 
Schon klar, Uli, aber mein 12 mm Stirnfräser ist aus chinesischer Weichstahlfertigung und schon vor längerem an weichgeglühtem Damast verreckt.

;)
 
Zu guter Letzt für heute muss in die Klinge noch die Bohrung für den detent ball. Ich mache das immer VOR dem Härten, weil mit einem 1,2 mm VHM Bohrer in die gehärtete Klinge zu bohren mir zu mühsam ist. Außerdem sehe ich keinen Vorteil darin, das nach dem Härten zu tun.

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Um die korrekte Position der Bohrung zu finden, reiße ich zunächst den Verlauf des Liners an. Weil meine Reißnadel gerade mal wieder unauffindbar war, habe ich eine Skalpellklinge verwendet. Geht auch.

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Nun die Bohrung ankörnen und mit einem einfachn HSS Bohrer gaaaaanz vorsichtig durchbohren. Mit 1,2 mm in 4 mm Titan, da bricht schon mal ein Bohrer ab, daher ist es dabei wichtig den Bohrer vorher nochmal zu inspizieren, ob er scharf genug ist. Mit Gefühl und dem richtigen Druck geht das aber. Sollte einem in Titan ein Bohrer abbrechen, legt man die Platine für einige Stunden oder über Nacht in Schwefelsäure, die ätzt den Stahl weg und verschont das Titan.
Die Position für die Bohrung legt man fest, indem man alles zusammenbaut, die Klinge einklappt, festzwingt oder gut festhält und dann mit dem 1,2 mm Bohrer durch die bestehende Bohrung in der Platine in die klinge bohrt. Fertig.

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Zum Schluss noch schnell die Daumenrampe mit einer kleinen Fräse frei Hand reingedremelt und sich über die mittig stehende Klinge gefreut. Verzug beim Härten sollte hier eigentlich kein Thema sein, aber man weiß ja nie. Die Klinge ist übrigens so knapp kalkuliert, dass die Schneide in der Rille des Spacers liegt.

Das wars erstmal für heute, bis demnächst!
 
12mm Fräser und mit dem Achsenkopf, Achse in Akuschrauber gespannt, an das freilaufende Band des Banschleifers und ein ein wenig Material abtragen, auch gut:cool:

Wie wahr, wie wahr! ;)

Oder auf den Rundtisch damit und nach dem Fräsen der 12 mm entsprechend dem 12,x etwas aus der Mitte stellen. Geht auch mit einem 10er Fräser, wenn der 12er mal wieder bei der Nachbestellung vergessen wurde.


Ich hoffe das befriedigt Virgils Verlangen nach "Dirty tricks", vielleicht fällt mir ja noch mehr ein.

Nee, nee - neues Werkzeug kaputt machen zählt nicht ...:haemisch: - mich verlangt nach mehr!

Aber ist auch so sehr interessant und unterhaltsam zu verfolgen - besten Dank für die ausführliche Dokumentation!

Wird ja ein ziemlicher Klopper, das Teil :D

Beste Grüsse

Virgil
 
Rundtisch? Wasn dasn?

Der Untertitel hier ist doch "Messerbau mit Bordmitteln!"

Und was heißt hier überhaupt "kaputt machen"? Das sind fachgerechte Modifikationen!!!

LG

Nils
 
Der Untertitel hier ist doch "Messerbau mit Bordmitteln!"

Woher soll ich denn wissen, wie gross deine Schaluppe ist? :D


Hast du mit dieser Methode der Festlegung der Detentbohrung in der Klinge keine "Wackelprobleme" im geschlossenen Zustand?

Gerd aka Hasenfuss hat da eine recht einleuchtende Vorgehensweise beschrieben, warum er das etwas anders macht ....


Hau rein, Nils - wir sind auf die Fortführung gespannt und warten ungeduldig bis die Klinge wieder vom Härten zurück ist!

Beste Grüsse

Virgil
 
Woher soll ich denn wissen, wie gross deine Schaluppe ist? :D

Die Black Pearl ist eine Nussschale gegen meine Fregatte!

Hast du mit dieser Methode der Festlegung der Detentbohrung in der Klinge keine "Wackelprobleme" im geschlossenen Zustand?

Nö! Funktioniert seit Jahren so wie ich es mache einwandfrei, solange man die Maße einhält, also Detent 1,5 mm, Bohrung 1,2 mm. Die Methode hat mir Uli Hennicke verraten, und wenn der nicht weiß wie es geht, wer dann?

Gerd aka Hasenfuss hat da eine recht einleuchtende Vorgehensweise beschrieben, warum er das etwas anders macht ....

Viele Wege führen mach Rom, und noch mehr an Rom vorbei. Ich habe Gerds Beitrag auch gelesen. Wenn er mit seiner Methode gute Resultate erzielt, und das denke ich wird er ist es doch gut.

Stefan Steigerwald erklärt in seinem Buch, man soll den Detent erst setzen, die Klinge ein paarmal einfahren und dann etwas vor dem Ende der Spur die Bohrung setzen. Bei dieser Methode habe ich tatsächlich einige Folder vergeigt, weil es einfach zu unpräzise ist oder ich es nicht hinbekommen habe, die Bohrung exakt auszuführen.

Schlussendlich habe ich es dann so wie eingangs beschrieben gemacht und das funktioniert bei mir.
 
Es geht mal ein bisschen weiter. Trotz vorweihnachtlichem Stress habe ich wenig Werkstattzeit abgezwackt:

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Das Tolle an diesem Forum ist die Möglichkeit, wirklich nette Leute kennen zu lernen. Und einer davon hat mir komplett uneigennützig und ohne Vorwarnung diese sensationelle Washer-Aushau-Vorrichtung gebaut! Ich hatte zwar auch schon was ähnliches gebaut, aber dass hier ist wesentlich professioneller. Man schneidet mit der Blechschere das Bronzeblech zu einem passenden Streifen. Dann wir der entsprechende Durchmesser einfach mit dem Stanzbolzen, der aus gehärtetem Stahl besteht durchgeschlagen. Einziger Schwachpunkt: die Stanze klemmt sich im Bronzeblech fest, muss also mit einer Zange oder im Schraubstock rausgezogen werden, macht aber nix.

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Die Abschnitte werden auf eine passende Schaube mit Mutter gesteckt und mit einer Unterlegscheibe als Anschlag für den Durchmesser fixiert. Nun kann man am Bandschleifer zunächst die groben Überstände per Hand entfernen und dann wieder mit dem Akkuschrauber am Bandschleifer abgedreht. Wie Uli schon anmerkte, das geht da wo das Band frei läuft am Besten.

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Die fertigen Washer werden nun noch auf feinem Schleifpapier abgezogen, um Grate und Unebenheiten zu eliminieren.
 
Die Achse muss gekürzt werden. dazu verwende ich die Bohrschablone, stecke die Achse durch mit einem Distanzstück und halte das Ganze an den Bandschleifer.

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Jetzt kommt der kitzelige Teil, der Einschnitt des Liners. Er soll sehr fein sein, ich verwende hauchdünne Trennscheiben in der Stärke 0,5 mm. Das Titan hat ja bekanntlich 4 mm, da muss die Trennscheibe schon was können.

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Die Freibohrung vorn hat 1 mm (!) ich mag das bei einem Framelock nicht, wenn vorne so ein Riesenloch ist. Hinten darf es gern markant sein, hier 3 mm.

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Ich mache auch gleich die Stufenbohrung für den Detent. Dazu verwende ich einen Hartmetallbohrer mit 1,45 mm, der ca. 0,7 mm in die bereits vorhandenen Bohrung eingesenkt wird. Die erste Bohrung war durchgängig, damit man den Detent auswechseln kann, sollte er mal abnutzen. Dazu einen feine Stahlstift einstecken und durchschlagen.

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Der Detent sitzt noch etwas hoch, also muss noch ein 1/10 tiefer gebohrt werden.

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Das hier mach ich jetzt richtig gern. In einem kleinen Maschinenschraubstock wird das Werkstück justiert, fest eingespannt und die Trennscheibe in die Bohrmaschine eingesetzt. Bei hoher Drehzahl führe ich jetzt per Hand das Titan gegen die Scheibe und schlitze so schön langsam und gleichmäßig von der hinteren Freibohrung zur Vorderen.

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Das ist doch wirklich ein smarter Schlitz, oder? Und der Achsschlüssel ist ein Traum, aus der gleichen Quelle wie die Stanze.
 
Ich hoffe ich kann mir alle genialen Tricks merken und auch anwenden wenn ich mal in der Werkstatt steh und ein ähnliches Problem habe. Einfach genial wie Du z.B. den Schlitz geschnitten hast, da muß man echt erst mal drauf kommen.
Der Achsschlüssel ist auch cool.
Ich bin echt gespannt wie der Folder fertig wird.

Grüße,
Günther
 
Hallo Nils,
auf den Arbeitsschritt habe ich mit Spannung gewartet.
Siehe da,es geht ganz einfach ;) ,verrätst du uns noch was das für Trennscheiben sind?

Danke für den schönen WIP.

Gruß Carsten
 
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