"Niob" - Ein Damast-Filet von Eckhard Schmoll

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Boas,

süchtig gemacht nach Damast hatte uns der Besuch eines Forenkollegen in Monte Gordo Anfang des Jahres. Das Damast-Taschenmesserchen von Fritz Schneider ist aber auch ein Traum (http://www.messerforum.net/showthre...r-Gesellschaft&p=955540&viewfull=1#post955540).

Im Mai bereits war es soweit - „Leo 3“, der wunderbare Balbach-Damast-Folder von Eckhard Schmoll (http://www.messerforum.net/showthre...-Messerchen-von-Eckhard-Schmoll&highlight=leo) traf ein. Der hat allerdings EINEN Nachteil: Er ist hochreaktiv!

Bei der Lebensmittelbearbeitung entfaltet er einen deutlichen Metallgeschmack, den wir beim ersten Einsatz für gut 24 Stunden auf der Zunge hatten. Kennen wir nicht von den Herder-Carbon-Messern. Aber die sind auch nicht aus dem Kanonenrohrstahl des Kampfpanzers Leopard I geschmiedet. Wir haben das mit dem Food-Prep zu unserem großen Bedauern erstmal sein gelassen.

Nur wenig später - nennen wir es Fügung - gerieten wir in den Dunstkreis einer interessanten Alternative. Eckhard hatte ein Messerchen, wie er seine Konvolute liebevoll zu nennen pflegt, mit einer Klinge aus rostträgem Damast von Achim Wirtz gebaut. 150 Lagen SB1 und 440B. Sehr geschmackvoll die Optik - geruch- und geschmacklos im Kontakt :)

Wie in Trance haben wir nach der Tastatur gegriffen und bestellt: „Dasselbe nochmal bitte!“ Nur mit der Wirtz-Damast-Klinge. Leo 3 hatte einen Zwillingsbruder in Aussicht. Bestellt am 31. Juli diesen Jahres, traf Brüderchen jetzt in Monte Gordo ein. Eckhard hat sich Zeit gelassen. Erstens aus Gründen der Sorgfalt - was man auf Anhieb feststellen kann - aber vor allem, weil der Damast „short“ war. Achim mußte zunächst Nachschub produzieren. Gut Ding will halt Weile haben. Wir haben da schon von ganz anderen Wartezeiten gehört …


150 Layer Cake

Vom guten Stoff hat Achim Wirtz vor 4 Jahren etwa 600 kg produziert, dessen größter Teil an Böker gegangen ist. Den Restbestand verarbeitet er nach und nach zu Musterplatten für die Weiterverarbeitung. Diese hat Eckhard nun zu unserer großen Zufriedenheit in hoher Exzellenz vollzogen und einen Traum von einer Klinge daraus gemacht. Und sie - wie schon „Leo 3“ - in Carbonfiber auf Titan-Linern verpackt.

Der Damast besteht - wie gesagt - aus 150 Lagen SB1 (Niolox) und 440B (1.4112ESU). Auf unsere Frage an den Schmied, was wir denn vom Material zu erwarten hätten, war Achims lakonische Antwort: „Das Material verhält sich eben so, wie sich Niolox und 1.4112 verhalten.“

Und weiter - etwas präziser werdend: „Für mich zwei der besten rostträgen Allrounder auf dem Markt. Aber eben rostträge, also mit viel Chrom, und daher nicht so leistungsfähig wie ein Damast aus Werkzeugstählen (die ich persönlich vorziehe). Die Kombo wird, richtige WB vorausgesetzt, problemlos über 60 HRc (angelassen) hart und widersteht dem Gebrauch im Lebensmittelbereich vollkommen unbeschadet. Dafür ist der Niolox schließlich entworfen worden: Cuttermesser im Food Processing. Der 1.4112ESU ist ein Stahl für rostfreie Wälzlager, die oft im gleichen Bereich eingesetzt werden. Ergo: Rost und Metallgeschmack kein Problem. Nickel ist auch keiner drin.“

Na besser hätte die Antwort für uns doch wirklich nicht ausfallen können. Ein Brecheisen im doppelten Wortsinn wollten wir ja nicht. Wir wollten ein großes, ästethisches, „lebensmittelechtes“ fein ausgeschliffenes Damast-Taschenmesser von hoher Qualität. Und insbesondere auch keine Tapete. Eckhard Schmolls Profession haben wir ja bereits durch den Bau zweier wunderbarer Folder schätzen gelernt: „Leo 3“ und „Little Wing“ - das kleine Messerchen mit SB1-Klinge. Beide zählen, ganz abgesehen von der Verarbeitungsqualität, zu unseren Allerschärfsten. Und an der Güte des Damast haben wir unbesehen nicht den geringsten Zweifel, trägt Achim Wirtz doch hier im Forum den ehrenvollen Titel „Damast-Papst“ ;).

Da bei unserem Neuen wie auch bei „Little Wing“ mehr oder weniger SB1 im Spiel ist und dieser edle Stahl für uns aufgrund mehrfach guter Erfahrung wesentlich für diverse Kaufentscheidungen war, wollen wir kurz näher auf seinen Werdegang und seine Eigenschaften eingehen.


Exkurs Niolox bzw. SB1 (1.4153.03), wobei 0,3 für 0,7 % Niob steht

Im Jahr 2006 suchte Jürgen Schanz aufgrund stark gestiegener Abnahmemengen und Preise für ATS34 nach einem neuen Standardstahl für seine Messer. Einen Stahl nach eigenen Vorstellungen produzieren zu lassen, wäre zu teuer gekommen. Da begab es sich …

„Durch einen Zufall kam mein Freund Lars Behnke der guten Kontakt zu Achim Wirtz hat und sich in Punkto Metallurgie bestens auskennt, mit einem Stück Stahl zu mir in die Werkstatt. Probier mal, meinte er..... Gesagt getan - Ich war begeistert!!!
Da entstand dann auch sehr schnell der Name - SB1 (SCHANZ-BEHNKE 1)“

Achim Wirtz hat damals den SB1 wie folgt beschrieben:

„Natürlich ist es kein Kohlenstoffstahl, mit dem ich selektiv gehärtet die üblichen Spielchen der ABS machen kann. Aber im Vergleich zu anderen Rostfreien liegt das Material in puncto Zähigkeit und Biegefestigkeit deutlich vorn. Das ist auch aus metallurgischer Sicht logisch, da in diesem Stahl aggressive Karbidbildner eingesetzt werden, die vor dem Chrom den Kohlenstoff "wegfressen", dabei wesentlich kleinere Karbide als Chrom entwickeln und sich diese im Fall von Niob auch noch innerhalb der Körner/Kristalle einlagern. Das führt zu weniger Problemen an den Korngrenzen und damit zu höherer Zähigkeit, da deutlich vermindert Chromkarbide auftreten, die sich ansonsten gerade an diese "Sollbruchstellen" einlagern und schwächen. Gleichzeitig sorgen die Niobcarbide für eine feinere Verteilung der Karbide an der Schneidkante und damit zu gleichmäßigerem Widerstand und ergo zu weniger Verschleiß. Und zusätzlich steht selbst bei geringerem Chromgehalt deutlich mehr freies Chrom zur Verfügung, was der Widerstandsfähigkeit gegen Rost auf die Sprünge hilft. Das ist in der Summe genau das, was wir suchen: ein besserer Kompromiss zwischen Rostfreiheit, Zähigkeit und Schnitthaltigkeit.“

1.4153.03 0,8% C, 12,7% Cr, 1,1% Mo, 0,9% V, 0,7% Nb”


Diese Vorzüge von SB1 haben mittlerweile nicht nur viele Profi- und Hobbyköche (wie auch wir) an Küchenmessern mit Klingen aus SB1 schätzen gelernt. Feinste Schneiden, die hohe Belastungen schadlos überstehen. Unser filetmäßig dünn ausgeschliffenes Gyuto von Jürgen Schanz spricht hier eine deutliche Sprache. Beste Aussichten also, was „Niob“ anbetrifft. So haben wir den neuen Damast-Folder genannt.


Auf die Frage „Is damascus better than a single steel?“ gibt Devin Thomas auf seiner Homepage folgende Antwort:

„In short, we don't know, though there are plenty of theories to wonder about, there has been no major testing done on damascus to find out. Any testing that has been done hasn't been extensive enough to prove anything, but there has been a very little testing done. There are many possible advantages; for example, O1 is a very wear resistant steel, while 15N20 is very tough. When O1 and 15n20 are used together, it may get a combination of toughness and wear resistance not found in either steel. There is also the possibility of increased edge retention with damascus steels. Two steels that have high edge retention with different compositions, and possibly for different compositional reasons, may have the best of both worlds when used together …”


Zurück zu „Niob“

Der Auftrag an Eckhard lautete wie folgt: „Würdest Du „Leo 3“ noch einmal bauen - mit SB1-Wirtz-Damast, CF-Schalen, Clip und Daumenheber als Rundum-glücklich-Messerchen für alle Fälle sozusagen??? … - damit wir nicht verhungern, wenn’s mal ausgiebig ins Grüne geht …“

Ohne weitere weitschweifige Kommunikation hat Eckhard gebaut. Carbonschalen wie gehabt, aber kleine Abweichungen im Detail - Custom halt: Andere farbliche Gestaltung der Kleinteile (erdfarbene anstelle von grauen Edelstahlschrauben), fettere Achse, größere Schrauben und Stoppin, minimal größere Griffhöhe - insgesamt leicht muskulöser als Leo 3, etwas gedrungener der Klingenheber, dieser schön poliert. Harmoniert sehr fein mit der silbrig-metallischen Oberfläche der Klinge.

Der Liner mit Ausfräsung 1,3 mm, eine etwas weiter einwärts gehende Ausbuchtung im Griff mit einem dezenten Gegenstück im Liner zur entspannten Lock-Entriegelung. Und der Damast. Heiliges Blechle. Wirklich sehr sehr schön. Unser zweites Damast-Messer. Beide von Eckhard. Beide exzellent!! Über die einwandfreie Funktionalität brauchen wir nicht zu reden …

Die Klinge 3,10 anstatt 2,85 mm. Und ausgeschliffen, daß einem die Tränen kommen. Insbesondere im vorderen Teil - da, wo sie am häufigsten mit Schnittgut in Berührung kommt. Nerv getroffen. Schaaaaaf isse auch - Sauscharf! Die etwas ausladendere Form steht ihr gut und eignet sich damit bestens für Food-Prep. Und für’s Butterbrot. Wir haben als allererstes einen Salat angerichtet. Ein Bund Koreander und fünf dicke Knoblauchzehen gehackt. Eine große Paprika, einen großen, fetten, runden Rettich. Ein mittelgroßes Stück Cheddar-Käse.

Das Messer hat - wie schon Leo 3 - annähernd Küchenmesser-Qualität. Eckhard hat sich ins Zeug gelegt: Miltenberger Dünnschliff - ein Damast-Filet :)! Es ist mehr als geeignet für das, wofür wir es haben wollten. Bissi was schneiden und schnitzen und mal’n Salat oder ‚ne Stulle zubereiten können. Mitnehmen zur Jause bei Freunden. „Geschmackloser“ Damast-Outdoor-Kitchen-Folder. Für’s Lagerfeuer nehmen wir "Leo 3" und sicherheitshalber einen Hasenfuß mit :D

Die Prozedur auf dem Brett - Kräuter, Knoblauch hacken usw. hat „Niob“ natürlich ohne jegliche Blessur überstanden. Das sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Während weicher Schnittkäse gern stark glatt polierten Klingen anhaftet, was die Leistung und die Schneidfreude bremst, sorgt die dezente Struktur auf der Damastklinge (man kann die Erhebungen und Vertiefungen mit der Fingerkuppe erspüren) dafür, daß es flutscht.

Das führt im Ergebnis dazu, daß „Niob“ gefühlt besser Käse schneidet als unsere Küchensäbel. Es ist spürbar weniger Kraftaufwand erforderlich. Für eine 3,10-mm-Klinge eine ordentliche Performance insgesamt - beachtlich! Sie hat z.B. auch den 8 cm dicken runden Rettich anstandslos in 1-cm- Scheiben geschnitten, ohne ihn zu brechen. Damast, dünn ausgeschliffen ballig auf annähernd Null. Einfach fabelhaft!

Das Apfelschälen am Morgen - eine Freude. Beim Vierteln des faustgroßen, sehr knackigen Apfels schlägt dann die Stunde der Wahrheit. Physikalische Gesetze sind eigen - 1 mm Carbon von Herder geht besser durch. Immerhin - der Apfel wird geschnitten, nicht gebrochen.

Nun aber raus an die frische Luft. Wir wollten es wissen und haben geschnitzt. Während des Fußmarsches zum Strand, ebendort beim Espresso und auf dem Nachhauseweg bestimmt insgesamt gut 1 1/2 Stunden. Kleine Ästchen vom Eukalyptus-Baum, die wir immer reichlich zur Hand haben. Die liegen hier ewig und drei Tage in der prallen Sonne und dörren derart aus, daß die Rinde splittert, wenn man mit der Klinge rangeht. Eine echte Herausforderung für alle Messer. Wie auch die ausgetrockneten Schilfrohre. Viele Stähle chippen.

Angespitzt, abgeschält, etc. pp. Zurück vom Meer im Roadhouse die Klinge mal über’n Daumennagel laufen lassen, Papiertest … Nix, null, keine Regung. „Niob“ bleibt von sowas absolut unbeeindruckt. Sooo lieben wir unsere Messer. Obst und Gemüse, Scheibe Brot - Hölzchen, Stöckchen - und dabei am Ende auch noch gut aussehen :super:!


„Niob“ - Ein rostträges Wirtz-Damast-EDC von Eckhard Schmoll

(Die Daten von „Leo 3“ in Klammern)

Gesamtlänge: 209 (212 mm)
Grifflänge: 118 (120 mm)
Klingenlänge: 90 (92 mm) (88 / 91 mm scharf an der Schneidfase entlang gemessen)
Klinge: 3,1 (2,85 mm) Rostträger Damast aus SB1 /440B von Achim Wirtz, 150 Lagen, um die 60 HRC, besonders im vorderen Klingenbereich sehr dünn ausgeschliffen, leicht ballig (konvex)
Klingenhöhe: 27 (24) mm max.
Verriegelung: Linerlock, Ausfräsung 1,3 mm (keine Ausfräsung)
Klingenheber: Titan Gr. 5 mit eingepresster Stahlkugel, geschraubt (Torx T 6)
Griffmaterial: Unskelettierte, blau anodisierte Titanliner Gr. 5 von 1,9 mm mit CF-Schalen 2,9 (2,5 mm)
Griffdurchmesser: 13,53 (12,35) mm max.; 19,05 (17,35 mm) max. inkl. Clip und dessen Schrauben
Griffhöhe: 22,5-23,6 (21,75-22,75) mm max
Klingenachse: Gehärteter Silberstahl 5 (4) mm
Bronzewasher
Stoppin: Gehärteter Paßstift 4 (3,1) mm
2 Stand-offs (Griff-Distanzhülsen): Titan Gr. 5, blau anodisiert, Durchmesser 7 mm beide (der hintere 8, der vordere 6 mm Durchmesser)
Alle Schrauben: Edelstahl, sandgestrahlt und wärmebehandelt
Achsschraube: Torx T 10
Griffschrauben: Torx T 10 (T 08)
Clip. Titan Gr. 5 (blau anodisiert), Tip Down
Clipschrauben: Torx T 10
Distanzhülsen Clip: Edelstahl
Lanyardhole: rund, 4 mm
Gewicht: 110 (105) Gramm auf der Marktwaage von Monte Gordo


Ausgesprochen interessant herauszufinden, welche fühlbaren Unterschiede sich im Lauf der Zeit bei den beiden so gut wie identischen Messerchen herauskristallisieren werden. Schärfe, Schneidfreude, Standfestigkeit, Schärfbarkeit … Damast rostfähig meets Damast rostunfähig. Kanonenrohr trifft SB1 :lach:. Nach spontaner erster Einschätzung schneiden beide exorbitant gut. Leo 3 geht gefühlt eine Spur aggressiver zur Sache. Oder war es doch „Niob“? Schnell nochmal das Papiertest-Orakel befragen :cool:


Die Magical Mystery Tour

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Was übrigens den üblen Geschmack angeht, den „Leo 3“ verbreitet, gab es Hoffnung. Konsequentes tägliches Patinaisieren trug Früchte. Mit ein wenig Mühe und Geduld hätte er möglicherweise ein halbwegs „geschmackloser“ rostfähiger Damast-Folder werden können. Das Problem ist allerdings, daß beim Schnitzen die Patina jedesmal wieder so gut wie verschwindet (abgekratzt wird). Und das Theater geht von vorne los. Bei Eintreffen von „Niob“ haben wir ihn daher restlos entpatinaisiert und endgültig vom Küchendienst befreit. Dazu haben wir ihn komplett auseinandergenommen und von Grund auf gereinigt. Er war ganz schön sauer :p ...

Aus der Jukebox Judas Priest mit „Grinder“: https://www.youtube.com/watch?v=KDveDuHo3qo


Aus Monte Gordo

Johnny & Rock’n’Roll


PS Wer das Thema SB1 noch vertiefen möchte, etwas Zeit hat und die Schanz Agricola ATSM Machete nicht kennt, wird an diesem Video seine wahre Freude haben: https://www.youtube.com/watch?v=58zN8eimYDo
 
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Ja, Eckard baut schöne Messer!

Und danke nochmal für die Zusammenfassung der SB1-Story, man merkt dir an wie tief du in das Messerthema schon eingetaucht bist!

Lg


Nils
 
Guten Morgen!
Ein wirklich sehr lesenswerter Bericht über ein für mich sehr schönes Messer! Die SB1-Geschichte gibt noch die Extrawürze, da stimme ich Nils voll zu, danke dafür!

Gruß
Carsten
 
Servus,

ein wirklich schönes Messer und ein hervorragender, sehr informativer Bericht!:super:

Das die Mühe der Patinabildung zur Vermeidung von metallischem Beigeschmack jedes mal durch Abrieb bei mechanischer Belastung zumindest teilweise verloren geht, wenn das Messer nicht ausschliesslich zum Vespern verwendet wird, ist eine ernüchternde Information, wenn auch nachvollziehbar. Solch reaktive Stähle habe ich auf keinen Folderklingen und werde mich Dank deines Berichtes auch davon fernhalten. Eine Jause portionieren ist ja ein wichtiger Aufgabenbereich meiner Folder, aber eben nicht nur. Bei einer Klinge aus "Leo 3" heißt es also entweder-oder und nix dazwischen, außer metallene Würze!:D

Gruß, güNef
 
Moin nach Monte Gordo,
ein wirklich Gelungene Vorstellung eines sehr schönen Messer´s,
fast schon eine Hommage an eben dieses.

Danke für´s Vorstellen.

Gruß
Iron
 
Vielen Dank für Eure freundlichen Worte. So fängt der Tag gut an! Es ist Euch anzumerken, daß auch Ihr Eckhards Messer mögt. Es ist wirklich ein Prachtstück geworden und zwar sowohl unter ästhetischen Gesichtspunkten als auch vom Nutzwert her. Ich habe gerade im warmen Licht der aufgehenden Sonne (Zeitverschiebung :)) ein paar sehr schöne Fotos im Vergleich zu einigen anderen gleich großen Foldern mit 3-mm-Klinge gemacht.

Hier wird auch sehr gut deutlich, wie unterschiedlich die Messerbauer mit dem Schliff der Klinge versuchen, die Schneideigenschaft möglichst günstig zu gestalten. Meine Liebe diesbezüglich gilt mehr und mehr der dünn ausgeschliffenen balligen Klingenform. Es wird nicht das letzte Messer dieser Kategorie sein.

Was SB1 angeht, hat er Aufmerksamkeit verdient. Ich hatte bisher schon viel Freude an ihm in Feld, Wald und Küche. Die Fotos von heute Morgen werde ich im Lauf des späteren Tages einstellen.

LG aus Monte Gordo

R'n'R & Johnny
 
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Boas,

wie angekündigt hier die Bilder von heute Morgen. Wir haben mal die etwas eleganteren Drei-Millimeter-Messerchen aufgelegt. Der Fairness halber - weil es wirklich gut (ab)schneidet - haben wir auf dem ersten Bild das Para-Military 2 hinzugenommen. Auch wenn der Digitale bei der Klinge - da, wo es losgeht - 3,66 mm anzeigt. Das Caly 3.5 hätte eher gepaßt, aber da ist der Griff doch erheblich kleiner als bei den „Mitbewerbern“. Und die Spydies sind ja auch irgendwie eine eigene Sorte. Wie die Hasenfüße :eek:

Also sind fünf übriggeblieben für die Session - Zsolt, zweimal Eckhard, das Large Sebenza und das schicke Elishewitz. Hier stehen sich Grifflänge und Klingenstärke angemessen gegenüber. Auch wenn der Zsolt am Ricasso 3,75 mm draufhat. Ab genau da sind es dann aber auch 3 mm gegen Null.

Die „Verpackung“ der Klingen differiert auf das Schärfste. Elishewitz gegen Zsolt. Das ist was für’s Auge. Da gehen Eckhard und Chris Reeve moderater zur Sache.

Der Klingenschliff differiert ebenso deutlich. Während Elishewitz und Chris Reeve den Hohlschliff lieben, bevorzugt Zsolt den totalen Flachschliff. Eckhards Messerchen sind da nahe dran. Aber eben nur nahe. Die Klingen von „Niob“ und „Leo 3“ sind leicht ballig. Wir lieben diesen Schliff :)

Beim Obstschneiden für das Frühstück haben wir noch eine Entdeckung gemacht. Während „Niob“ ja exzellent durch mehr oder weniger klebrigen Käse gleitet, bremst der Damast beim Apfel etwas stärker als das Sebenza mit seiner glatten Klinge. Merke: Am Sebie klebt der Käse, der Apfel bremst den Damast. Wieder mal ist festzustellen, daß es mit den eierlegenden Wollmilch-Messern so eine Sache ist.

Unsere Conclusio: Damast ballig für Käse, Wurst und Hölzchen in die Hosentasche für unterwegs - Apfel vom Ganzen abbeißen. Und das Sebie nicht vergessen ;). Die Klinge von „Niob“ ist insbesondere im vorderen Bereich superb dünngeschliffen, was sie für derbes Arbeiten empfindlich macht. Hier spielt das Sebie seinen Vorteil aus, dessen Klinge durchgehend robuster daherkommt. „Niob“ dagegen ist in der Küche - insbesondere, wenn es um „niedere“ Arbeiten geht, die sich mit dem vorderen Klingenteil erledigen lassen (Möhren, Knoblauch, Tomaten und Konsorten) - klar im Vorteil.

An beiden führt für uns daher kein Weg vorbei :cool:


Die kleine Blade Show

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Johnny & Rock’n‘Roll
 
Hallo Peter,

wie immer ganz feine Bilder eines tollen Messers. Ich frage mich, ob diese Folder nicht zu '' leicht '' in der Hand liegen, denn die Gewichte sind ja schon an dem unteren Ende der Skala für die Messergröße.
Ich glaube ich hatte in Paderborn ein Schmoll von dir in der Hand, weiß aber nicht mehr wie es sich anfühlte.
Zum Review: wie immer klasse geschrieben, aufwendig recherchiert, Bilder hoher Qualität. Klasse Abrundung des ganzen durch die Gruppenbilder!
Freue mich jetzt schon auf das nächste Review!
Gruß,Olli
 
@Olli

In meiner Hand liegt „Niob“ genau passend. Wohlfühl-Haptik. Wäre das nicht so, hätte ich nach "Leo 3" nicht quasi dasselbe Messer noch einmal gekauft. Kleine Hand - das muß dabei gesagt werden. Und Fliegengewicht (ich, nicht die Messer ;)).

Am Inhandbild im ersten Thread wird ja ersichtlich, daß da noch Luft ist. Und im Prinzip ist es genau die Größe Large Sebenza. Nur etwa 23 Gramm leichter, was mir eher entgegenkommt zum ständig Dabeihaben. Es liegt vom Gewicht damit ziemlich genau auf dem Level von Para-Military 2, Brad Southard oder Böker Haddock, die größenmäßig auch in diese Richtung gehen. Und vermittelt bei mir in keinster Weise das Gefühl, ich sei minderbemessert unterwegs :p

Gruß R'n'R
 
Boas,

was Größe und Gewicht von „Niob“ angeht, für das Vorstellungsvermögen noch eine direkte Gegenüberstellung in Maß und Bild:

Gewicht sowie Gesamtlänge, Länge geschlossen und Klingenlänge in Millimeter
Leo 3: 105 Gramm - 212, 120, 92
Niob: 110 Gramm - 209, 118, 90
Spyderco Para-Military 2: 107 Gramm - 210, 120, 87
Spyderco Brad Southard: 115 Gramm - 202, 115, 88 (ist mit CF-Schale geringfügig leichter)
Böker Haddock: 103 Gramm - 195, 110, 85

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Bei der Gelegenheit fiel uns auf, daß der Brad Southard und "Niob" ein recht nettes Paar abgeben :) ...


Johnny & R’n‘R
 
Boas,

mit dieser kleinen Familienaufstellung verabschieden sich die Schmolls und wünschen noch einen schönen Sonntag

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Niob, Leo und Little Wing
 

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Boas,

da habe ich eben gestaunt. Seit mehr als zwei Jahren habe ich den Bericht über dieses Ausnahmemesser nicht mehr angefaßt. Das Messer dagegen schon ;)

Da ich auf Exzellenztour unterwegs war - und noch bin - und die Leckereien von Spyderco, Attila, Daniel Boll und Thomas Froberg seit Tagen mit mir rumschleppe, vergleichsschneide und darüber in Text und Bild berichte, habe ich am heutigen Morgen mit ebendieser Absicht Eckhards „Niob“ eingesteckt.

Mal den direkten Vergleich mit einem der Carbon-Para-Millies herausarbeiten. Bezüglich Schneid-Performance, Haptik und Handlage. Es ist das CRU-WEAR geworden. Dazu habe ich noch das ballig auf Null umgeschliffene Zsolt Silverstar Kompakt (RWL34) und Gerd Haslauers Harpune - das grelle Tanto (M390) mit dabei gehabt.

Das Para Millie mit seinem Flachschliff und der sich auf knapp 30 Grad Gesamtschneidenwinkel belaufenden V-Fase schneidet fabelhaft gut ab. Man hat dazu die Wahl. Durch die nach vorn kontinuierlich dünner werdende Klinge (distal tapered blade) ist von sattem Schnitt bis zu filigraner Schnippelei alles drin. Die Spitze kommt so gut wie um jede Ecke.

Als ausgewiesener Freund des balligen Schliffs gestehe ich zu, daß auch eine solche Klinge mir bei fast allen Gelegenheiten große Schneidfreude bereitet. Insbesondere dann, wenn ich mich des Stahls wegen nicht sonderlich zu sorgen habe, daß er chippt :fat: …

Wo wir beim Zsolt wären. Der ehemals flachgeschliffenen Klinge mit V-Fase größeren Winkels habe ich als einem der ersten Projekte eine ballige - auf Null laufende - Fase verpaßt. Mit fundamentalem Erfolg. Größte Schneidfreude. Ein g..... Biest.

Damit wären wir auch schon bei Gerds Tanto (M390): Biest „ab Werk“. Aggressiv in Optik und im Dienst. Die V-Fase an der hohlgeschliffenen Klinge beißt deutlich schärfer zu, als es der erste Eindruck zu vermitteln mag. Den Grooves habe ich mit Micro Mesh etwas die Spitzen genommen. Nicht notwendig, aber schön! Ansonsten bedarf dieses Ur-Viech keinerlei Reha :p

Wir sind bei Eckhard angelangt :)!! Das „Niob“ war mein zweites Schmoll. Das erste sieht fast genau so aus. Die Klinge ist aus Balbach-Leo-3-Damast. Da das (erstklassige) Zeug Geschmack an Lebensmitteln hinterläßt, der nicht wegzupatinieren ist, hatte ich Eckhard um diese rostträge Variante gebeten. Im Ergebnis habe ich einen Gentleman-Folder allererster Güte erhalten. Der 150-Lagen-Damast aus SB1 und 440B von Achim Wirtz - ein Leistungs-Damast mit exzellentem Stehvermögen - ist ein Hingucker.

Die Carbonschalen ebenso. Und die Klingengeometrie - 3,1 mm fein ausgeschliffen schlank ballig auf so gut wie Null - zählt zu meinen definitiv allerbesten. Darum mußte das Schmoll heute in die Tasche. Eckhard hat mir mit diesem Messer den Mund nach balligen Geometrien wässrig gemacht …

Ich habe also rumgeschnitten und die Messerchen durch die Hand rollieren lassen. Was die Schneid-Performance angeht, gibt es bei keinem Messer etwas zu meckern. Die Stahlqualität ist durchweg top. Ausbrüche hatte ich bisher in der gesamten Zeit, in der ich die Messer an Bord habe, keine. Die Standzeit ist für mich mit mehreren Tagen regem Gebrauch ohne nachzuschärfen nicht das Thema.

Bei der Handlage führt mit deutlichem Vorsprung Eckhards „Niob“. Ein Schmeichler rundum. Gefolgt vom fetten Zsolt, das wegen seines spürbar größeren Gewichts leicht verliert. Die Harpune und das Spydie spürt man insgesamt deutlicher in der Hand.

Was die Klingengeometrie angeht, schlägt Eckhards Messerchen zusammen mit dem Zsolt in seiner gemoddeten Form die anderen Beiden. Insbesondere, wenn es darum geht, ein bereits entrindetes Holz feinst zu polieren - jede kleinste Unebenheit abzutragen - ist die schlank ballige Geometrie unübertroffen für mich. Übertrieben ausgedrückt „kippelt“ eine V-Fase dabei etwas. Man muß immer wieder - wenn auch nur ganz leicht - den Halte-Winkel beim Schneiden justieren und aufpassen, daß man nicht ins Holz einschneidet, anstatt die winzigen Unebenheiten abzutragen.

In der Zusammenschau der Kriterien Fertigungsqualität (bei allen gleich gut), Performance, Haptik und Handlage sowie Gewicht geht unter den vier Kandidaten Eckhards Messer in Führung. Ich wußte es ja schon vorher. Und genau darum muß das hier mal wieder ganz klar gesagt werden!!! Nach all der Zeit und all den anderen Messern nach wie vor ein belastbarer Gentleman und ein absolutes TOP EDC :joyous: …

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R’n‘R
 
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