Brotmessererfahrungen

Ich selbst habe ein Grand Moulin, das ist ein extrem schönes Messer. Es schneidet sehr gut und der Griff fasst sich fantastisch an. Allerdings muss man sich bei der Verarbeitung der Griffe auf einiges gefasst machen.
Alternativ - sogar einiges günstiger - empfehle ich gerne das MAC Superior, das meinen Vorstellungen von einem perfekten Brotmesser schon sehr nahe kommt. Es ist von den Schneideeigenschaften exzellent, aber natürlich ziemlich schlicht (im Vergleich mit Güde oder Herder). In den "Industry"-Kreisen in Amiland, in die ich gucken kann, wird das Ding ebenfalls öfter mal als das "ideale Brotmesser" gehandelt.
Günstig und sehr gut ist die schon oft erwähnte Konditorsäge von Victorinox. Wenn man nicht Geld übrig herumliegen hat, ist das das Messer der Wahl. Es sieht einfach etwas billiger aus, Utility-Messer eben. Aber von der reinen Leistung astrein, das braucht sich nicht verstecken.

Der Bidenhänder von Güde schien mir persönlich extrem solide von der Geometrie, ich hab allerdings nie irgendwas damit geschnitten, nur gefummelt und geguckt. Ich habe seit dem auch schon einige Stimmen im Netz vernommen, die die Klinge ebenfalls für zu dick halten. Da wäre ich am Feldversuch interessiert. Obgleich ich weiß, wie befriedigend das Handgefühl von diesem Messer ist (archaische Zufriedenheit stellt sich einfach ein, wenn man große, schwere Messer in der Hand hat), kann ich mir kaum vorstellen, dass ich die Geometrie deutlich fehlgedeutet habe. Ein Stück weit ist sie alleine der Stabilität bei dieser Länge wegen schon nötig.
 
Liebe Brotschnitzgemeinde,

auch ich esse täglich Brot und schneide das mit meinen selbstgeschärften Messern. Eigentlich kommen in meinem Alltag nur zwei bis drei Messer zum Einsatz: ein schlankes Kochmesser (Santoku 17cm), eins der kleinen Messer (ca 5-8cm) und ein gebogenes Schälmesser. Die anderen werden erst benutzt, wenn jemand mitschnippeln will oder bei "Sondereinsätzen".
Fürs Brotschneiden ist mir mein Santoku am liebsten. Nur bei wirklich sehr dicker Brotkruste mit noch warm-weichem Brot im Inneren komme ich schlecht durch. Dann nehme ich zum Vorsägen der Kruste ein Brotmesser mit Wellenschliff und schneide dann mit dem Kochmesser die Scheibe zu Ende. (Das ist dann eines der dicken Brotmesser aus einem Billigmesser+Holzblock-Sortiment.) Seit kurzem habe ich aus dem Nachlass meiner Oma ein altes Brotmesser mit schlanker Klinge bekommen, dass ich aber noch nicht ausprobiert habe. ... Ich gehe dann mal in die Küche ;-)

Für ein Brotmesser gilt die selbe Regel wie für meisten anderen Küchenschneider auch: verwindungssteif, schlank und scharf schneidet besser!

scharfen Wochenendgruß
Mico
 
Linkshänder-Brotmesser

(eher einfach, Kunststoffgriff) habe ich vor ca. 2 Jahren mal zufällig von Giesser in zwei Längen in einem dieser Läden auf der "Touristenbrücke" in der Erfurter Altstadt gesehen (und eines, leider das kürzere und bislang erfolglos, für meine Tochter gekauft).

Der "Bauch" in der Klinge ist m.E. kein Muss, sondern eine Nettigkeit. Wer mit Gefühl schneidet, kippt wahrscheinlich automatisch mal eben kurz das Brot an, so dass er/sie nicht auf dem Brett herumsägt sondern den letzten Rest über dem Brett durchtrennt.

Und Güde gilt/ist nicht umsonst als Erfinder des Wellenschliffs: Selbst die einfachen Güdes schneiden eindrucksvoll. Das beteuert neuerdings sogar mein Vater, zeitlebens Wellenschliff-Verweigerer, mit 87, nachdem er mein kleines Geschenkchen jetzt regelmäßig benutzt.

Michael
 
Am längsten Erfahrung habe ich mit dem WMF Spitzenklasse Brotmesser (20cm). Das ist eigentlich nicht sooo schlecht, hat aber diesen merkwürdigen WMF Doppelwellenschliff. Ich denke mal, das soll den Zweck haben, dass man das Messer mit beiden Händen benutzen kann. Allerdings kann man selbst nachschärfen wohl getrost vergessen, denke ich mal. Außerdem bilde ich mir ein, dass das Messer in seinen drei Gebrauchsjahren deutlich an Schärfe verloren hat. (Der Doppelschliff sorgt für viele kleine Sägezähne, und die werden schneller flach als wenige große. Erscheint mir zumindest oberflächlich plausibel.) Aber bei allem was man hier liest oder eben nicht, ist WMF ja eh keine ernsthafte Option wenn es um Messer geht.

Als Ersatz hatte ich mir dann zunächst die kurze Herder Brotsäge (195mm) in Olive bestellt. Davon war ich aber nicht wirklich begeistert, weil mir die Klinge zu flexibel war und das Messer sich insgesamt zu leicht anfühlte. Bei Brotmessern möchte ich lieber etwas in der Hand haben. Außerdem hat mich die Verarbeitung nicht überzeugt (der Griff...). Daher ging es zurück. Ein Paar vorsichtige Probeschnitte hatte ich allerdings gemacht und gerade durch weiches Brot ging es extrem gut. Bei mäßig hartem Brot hat die Klinge aber direkt angefangen zu wabbeln.

Jetzt habe ich seit einer Woche das Burgvogel Oliva Line Brotmesser (23cm), was ich auch behalten werde. In Sachen Optik und Verarbeitung gefällt es mir um Welter besser als das Herder. Es ist relativ massiv, was mir persönlich gefällt, und der Griff liegt gut in der Hand. Schneiden tut es bisher auch recht ordentlich. Allerdings ist die Klinge sehr bauchig, woran ich mich noch etwas gewöhnen muss. Auf Grund der dickeren Klinge geht es zwar weniger beeindruckend durch Weißbrot als der Herder, aber bei was härterem bleibt wenigstens die Klinge gerade. ;) Bei Gelegenheit schreibe ich noch mal ein Update wenn ich das Messer etwas länger in Gebrauch hatte.

Allgemein würde ich mittlerweile aber auch zustimmen, dass längere Klingen bei Brotmessern durchaus von Vorteil sind. Man brauch einfach weniger Züge und erhält einen glatteren Schnitt.
 
Habe nun in einigen Jahren einige Messer zusammengetragen, die ich recht
eindrucksvoll fand. Nie könnte ich sie alle benutzen, aber sie gefielen mir, und
ich habe teilweise fette Preise dafür bezahlt. Erst in letzter Zeit habe ich mich
etwas für Brotmesser interessiert. Meins geht, aber toll ist es nicht.

Nun dieser Thread über Brotmesser, mit vielen tollen Gedanken und Hinweisen
(von MichaelM und anderen), und plötzlich geht mir auf, dass ausgerechnet
die Brotsäge DAS Messer ist, das ich täglich benutze. Nicht das Kampfmesser,
das Bushcraft, das Survival oder sonstwas.

DAS BROTMESSER. Daran komme ich nun nicht mehr vorbei.

Dies ist einer der besten Threads, die ich hier gefunden habe. Danke an alle
Beteiligten!

Grüße, G
 
Die Gemeinde der Brotmesserphilosophen hat einen neuen Jünger, der in den Schein der Erleuchtung trat. :irre:

Ja, das Burgvogelmodell sieht auch echt chic aus! Auf dem Foto bringt Rotholz den hellen Stahl eher zur Geltung


Beim Thema WMF roll ich auch öfter mal die Augen. Seit ich mich für Messer interessiere scheint sich mein Umfeld auch mit Messern einzudecken - nur leider WMF. Und das zu so saftigen Preisen, dass man dafür auch was Besseres bekommt :/
Das Brotmesser von WMF hab ich erst vor einer Woche neu entdeckt bei Bekannten. Das hatte aber einen gröberen Wellenschliff!
 
Gerade mal in meine Schublade geschaut und nachgesehen. Es ist ein Zwilling-Friodur-Brotmesser von J.A. Henckels. Kunststoffgriff braun, Klinge mit leichtem Bauch. Gekauft 1974 - hat also gerade mal 40 Jahre auf dem Buckel. Nie geschärft - bis vor einem Jahr, als der Sharpmaker ins Haus kam. Seitdem hab ich manchmal Angst vorm Brotschneiden :D. Wie man sieht, ist die Klinge schön vermackelt. Es hat ein hartes Schubladenleben hinter sich. Daran wird sich auch nix ändern. Never change a running system …


03 DSC02097-2.jpg 02 DSC02098-2.jpg 01 DSC02095-2.jpg


Feiner Thread, diese Brotmessergeschichte. Bringt einen ans Nachdenken und bringt alte Erinnerungen ans Licht. Obwohl mir hier gerade allerliebste Alternativen untergekommen sind, werde ich an meinem eisgehärteten Friodur-Schätzchen aus nostalgischen Gründen wohl festhalten.


Gruß R’n‘R
 
Last edited:
Minderheitenmeinung: Herder Yatagan!

Es macht viel zu viel Spaß, Brot mit einem scharfen Messer zu schneiden, als es zu zersägen. Und die Körner oben drauf werden zerschnitten und liegen nicht hinterher daneben.

Grüße Willy
 
Minderheitenmeinung: Herder Yatagan!

Es macht viel zu viel Spaß, Brot mit einem scharfen Messer zu schneiden, als es zu zersägen. Und die Körner oben drauf werden zerschnitten und liegen nicht hinterher daneben.

Deckt sich nicht mit meiner Erfahrung, welche ist, je schärfer die Schneide des Yatagan (und hier meine ich im Bereich „haarspaltent“) desto ungeeigneter zum schneiden von hartkrustigem (!) Brot. Das Messer „rutscht“ über das Schnittgut hinweg.
Selbst ein Yatagan mit elaborierter „toothy edge“ ist m. E. n. wenig geeignet um hartkrustiges Brot zu schneiden, bzw. kaum als ernstgemeinte Empfehlung, im Vergleich zu einem Brotmesser, anzuführen.

Horst
 
Last edited:
Ich besitze seit mehreren Wochen ein Eden-Brotmesser und bin mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis sehr zufrieden. Schneidet sehr gut, die leicht gebogene Klinge gefällt mir. Das der Griff etwas unsauber verarbeitet ist, die Übergänge zwischen Kunststoff und Metall etwas "fransen" sieht man schon hier beim dritten Bild, wenn man mit der Maus drüber fährt und sich das mal detailliert anguckt. Für den Preis ist das aber in Ordnung und etwas schöner, als die ganz ungenieteten, ebenfalls günstigen, Messer dieser Preiskategorie.
 
Hallo,
ich benutze das "Solicut - First class " und bin damit sehr zufrieden.
Die Griffform liegt super in der Hand und die leicht geschwungene Klinge erlaubt einen stabilen Schnitt.
Die Klingenlänge ist mit 22 cm für fast alles ausreichend lang, um ordentlich schneiden zu können.
Liebäugeln tue ich immer noch mit dem Güde Brotschwert. Ist aber mehr ein " haben wollen", als ein "Need".
Gruß
Shargal
 
Ich habe ein Solicut, das zwar arbeitet, aber nichts besonderes ist.

3 Kriterien tauchen bei Brotmessern selten in der Diskussion auf, sind aber in meinen Augen wichtig für den Gebrauchswert.
1. Klingenbreite: Zu breit lässt einen schief angesetzten Schnitt nicht mehr korrigieren und zu schmal schneidet nicht gerade.
2. Oberfläche: Breite Klingen mit sehr glatter Oberfläche kleben bei frischem Brot auch sehr. Evtl. wäre da eine Konstruktion wie bei einem Käsemesser besser.
3. Schliff: Ein einfacher einseitiger Wellenschliff lässt das Messer zur Seite weglaufen.
Besser ist es, seit ich die Gegenseite auch geschliffen habe, aber am besten wäre eigentlich ein beidseitiger Wellenschliff.

Ist das Brot alt und hart, nehme ich lieber ein scharfes dünn ausgeschliffenes Fleischmesser, weil es sich ohne großes hin und her einfach durchdrücken lässt.
 
Ich habe ein Solicut, das zwar arbeitet, aber nichts besonderes ist.

3 Kriterien tauchen bei Brotmessern selten in der Diskussion auf, sind aber in meinen Augen wichtig für den Gebrauchswert.
1. Klingenbreite: Zu breit lässt einen schief angesetzten Schnitt nicht mehr korrigieren und zu schmal schneidet nicht gerade.
2. Oberfläche: Breite Klingen mit sehr glatter Oberfläche kleben bei frischem Brot auch sehr. Evtl. wäre da eine Konstruktion wie bei einem Käsemesser besser.
3. Schliff: Ein einfacher einseitiger Wellenschliff lässt das Messer zur Seite weglaufen.
Besser ist es, seit ich die Gegenseite auch geschliffen habe, aber am besten wäre eigentlich ein beidseitiger Wellenschliff.

Ist das Brot alt und hart, nehme ich lieber ein scharfes dünn ausgeschliffenes Fleischmesser, weil es sich ohne großes hin und her einfach durchdrücken lässt.

Nach der Darstellung müsste das Grand Moulin ein furchtbares Brotmesser sein (auch das große Güde, btw...). Ich kann allerdings mit zufriedener Sicherheit sagen, dass ich keines der beschriebenen Phänomene nachvollziehen kann.
Und gerade bei hartem Brot bin ich glücklich, dass ich nicht die Schneiden meiner Kochmesser daran versauen muss. Mit glatten Schneiden lässt sich für gewöhnlich eher weiches Brot ohne harte Kruste angenehm schneiden.
Tut mir leid, das klingt für mich alles sehr seltsam. :confused:
 
Last edited:
Moin,

ich schließe mich meiner Vorredner an. Einzig das leicht zur Seite wegziehen kann ich bei meinem Grandmoulin auch beobachten. Ist aber einfach eine Übungssache!
Die sehr glatte Oberfläche ist insbesondere bei klebrigem Brot eher von Vorteil und nicht von Nachteil. Es klebt (im Vergleich zu meinem uralt-Felix-Brotmesser was damals bei meinen Eltern in Benutzung war mit eher grober Flankenfläche) relativ wenig an dem Messer.

Zwei Punkte der Vollständigkeit halben, die vielleicht schon erwähnt wurden... nochmal zum Grandmoulin:
- Es ist das einzige mir bekannte Messer, bei welchem der Wellenschliff poliert und EXTREM nagelgängig ist. Kann man als Vorteil oder Nachteil sehen, ich finds gut.
- Ich finde den Holzgriff von meinem (Pflaume) wunderschön, sowohl optisch als auch haptisch als auch dank dem mitgeliefertem Pflegeöl auch vom Geruch her. Allerdings wurde mir aus einer großen Auswahl an Messern extra das mit dem am Besten verarbeiteten GRiff rausgesucht und auch meins hat einen Spalt am Übergang zwischen Griff und Klinge. Normalerweise wäre das für mich ein KO-Kriterium für Küchenmesser. Da mein Brotmesser aber so gut wie nie mit Feuchtigkeit in Berührung kommt stört es mich aber eher weniger...

Falls dir der "ziehende Brotschnitt" liegt sollen angeblich das MAC und das Tojiro ITK großartig sein... was ich gehört hab...

Ansonsten denke ich, dass viel Information hier in dem Thread zu finden ist und man eigentlich mit fast keinem der genannten Messer einen wirklichen Fehler macht :)


Gruß, Gabriel
 
Zu breit lässt einen schief angesetzten Schnitt nicht mehr korrigieren und zu schmal schneidet nicht gerade.

Im Prinzip ja. Ich würde trotzdem sagen, fast immer wird der Schnitt so, wie er angesetzt ist. Den Beitrag der Klingenhöhe konnte ich noch nicht feststellen.

2. Oberfläche: Breite Klingen mit sehr glatter Oberfläche kleben bei frischem Brot auch sehr. Evtl. wäre da eine Konstruktion wie bei einem Käsemesser besser.

Bei mir klebt frische, also feuchte Krume - und am allermeisten die von Roggenbrot - an der Klinge und setzt sich dort als Belag ab, der dann antrocknet, was die nächsten Schnitte richtig stört und mir unvermeidlich erscheint, so dass ich mir öfter die Mühe mache, die Klinge immer mal wieder zwischendurch abzuwaschen. (Fast wie an der Kuchentheke die Tortenmesser...)

3. Schliff: Ein einfacher einseitiger Wellenschliff lässt das Messer zur Seite weglaufen.

Das wird hier regelmäßig bestritten. Ich selbst bin überzeugt davon, dass das genau so ist und der vielleicht größte Teil der Fertigkeit des Brotschneidens von Hand darin besteht, das genau richtige Maß an Gegendrehung ins Handgelenk, also ins Gefühl zu bekommen: Beim Anschneiden noch nicht, und dann zunehmend, aber auch wieder nicht zu viel... Schon ein Handicap, andererseits macht es den kunstfertigen Unterschied zwischen denen, die es gelernt haben und denen, die es nie lernen.

Michael
 
@ MichaelM:

Das seitliche Wegziehen beim Schnitt mit einseitig angeschliffenen Klingen tritt dann auf, wenn das Messer an der Schneide recht dick und das abgeschnittene Stück dick und unflexibel ist. Dünne Scheiben werden vom Anschliff einfach weggedrückt. Wenn Du hingegen ein ganzes Brot halbieren möchtest, wird das Messer mit Sicherheit seitlich wegziehen. Das kann man dann nicht mehr mit dem Handgelenk ausgleichen.

viele Grüße
Mico
 
Ich benutze das KAI WASABI. Die Zähne sind angeordnet und geformt wie bei einem Tigerhai, das macht immer nen guten Schnitt.
Auch als Messer für Schinken und Braten sehr brauchbar.

Ne Nummer edler wäre dann die Tim Mälzer Edition aus rostfreiem Damast, aber die kostet halt auch 3 - 4 mal so viel.

Mir ist das Messer gut genug, es tut seine Arbeit ohne Tadel, ich würde es wieder kaufen.
 
Back