Moin,
nach langer Zeit grabe ich diesen Thread mal wieder aus, angeregt durch das Thema Serienstreuung. Ich habe aktuell zwei Suisin Inox Honyaki Gyuto in 240 mm hier, weshalb ich dachte, ein kurzer Vergleich kann nicht schaden. Das eine Messer ist etwas älter. Ich habe es in einem Online Auktionshaus erworben. Es ist allerdings unbenutzt und dementsprechend komplett im Originalzustand. Das andere kommt von Herrn Horie und wurde heute erst geliefert.
Griff
Was im direkten Vergleich sofort auffällt: die Länge der Hornzwinge hat abgenommen, das ältere Messer hat 40 mm, das neuere 33. Ich habe da keine Präferenz, ist mir beides recht. Am älteren Messer negativ: der Griff ist ja Rokakku-Hanmaru, also oben eckig unten rund. Tatsächlich ist er im unteren (eigentlich gleichmäßig gerundeten) Bereich aber so dermaßen ungleichmäßig geschliffen, dass man es gar nicht übersehen kann. Die eine Ecke wurde schön gerundet, so wie man es erwartet. Bei der anderen wurde quasi nur kurz die Kante gebrochen, der Rest der Ecke steht noch komplett so da. Sieht einfach Bes***** aus. Entschuldigt meine Wortwahl, aber allem Hokuspokus um japanische Wunderklingen zum Trotz kann man doch erwarten, bei einem mittlerweile 450€ Messer einen halbwegs symmetrisch geschliffenen Griff zu bekommen. Erst recht bei einem Suisin, die ja ob ihrer tadellosen Verarbeitung immer wieder hervorgehoben werden, ist das in meinen Augen ein No-Go. Dann schaue ich halt in Zukunft nur noch bei exzellenten deutschen Messermachern wie Xerxes vorbei, die wirklich perfekte Griffe in jeder Hinsicht fertigen.
Was soll’s, der Griff kommt eh bald runter und wird durch einen anderen ersetzt. Ich wollte es potentiellen Käufern gegenüber zumindest gesagt haben. Beim anderen Messer vom Japan Messer Shop, welches noch in Folie ist, sieht die Griffsymmetrie deutlich besser aus, wobei auch hier eine Kante mehr verrundet wurde als die andere. Dafür tut sich hier ein anderes Problem auf: der Übergang Horn zu Holz ist an jeder der sechs Flächen mehr als deutlich zu spüren, durch die Folie hindurch! Ich bin etwas sprachlos
Das Erlloch ist bei beiden Messern gut verschlossen. Ich meine mich zu erinnern, dass hierbei mal moniert wurde, das die Masse sich farblich vom Griff unterscheidet. Das ältere hat eine weißliche Masse, von der Farbe wie getrockneter Heißkleber. Beim neueren Messer ist es eine dunkelroter Ton, welcher sich mMn besser in die Grifffarbe einfügt.
Kleine Info zwischendurch: Punkte, die ich hier nicht anspreche, wurden gut bis sehr gut gelöst und sind unauffällig, wie man es bei einem Messer der Preisklasse erwartet.
Klinge
Das Gewicht der Messer ist gering unterschiedlich, 147g (älteres) vs. 141g (neueres Messer) Ob das nun an der Zwinge, der dünneren Klinge oder der leicht verschiedenen Klingenlänge liegt, sei dahingestellt.
Die ältere Klinge ist etwas länger, ab Griffaustritt bis Spitze messe ich genau 250 mm. Das neuere Messer liegt hier bei 247,5 mm.
Schaut man über den Klingenrücken, fällt sofort die zur Spitze hin deutlich feiner ausgeschliffene Klinge des neueren Gyutos auf. Messwerte, die das verdeutlichen, folgen gleich.
Gemessen habe ich den Klingenrücken an 5 Punkten
1. Klingenaustritt am Erl
2. Klinge mittig
3. 1 cm vor Klingenspitze
4. 1/2 cm davor
5.direkt an der Spitze
Alt: 2,50 2,09 0,93 0,65 0,33
Neu: 2,40 2,00 0,61 0,41 0,23
Direkt über der Wate an 3 Punkten, Klingenbeginn, -mitte, -spitze
Alt: 0,21 0,18 0,14
Neu: 0,24 0,25 0,21
Der Klingenschliff ist bei beiden okay, nicht perfekt aber in Ordnung. Beim älteren Messer ist die Spitze ein klein wenig verschliffen, beim neueren der Klingenbeginn direkt hinter dem Griff. Beides relativ leicht und schnell zu korrigieren.
Eine wichtige Eigenschaft hatte ich noch vergessen, die Geradheit der Klinge an sich. Beim alten Inox schön gerade, kein Fehler auszumachen, das neue hat übertrieben gesagt Bananenform. Ich vermute einen Härtungsverzug. Insbesondere bei sehr dünnen Messern verzieht sich die Klinge aufgrund der Eigenspannungen im Gefüge gerne mal.
Bin auf eure Kommentare gespannt! Fotos kann ich leider keine Einstellen, würde bei Bedarf aber welche machen.