Ungeklärte Fragen zum Buch Steckangelmesser von einem Neueinsteiger

mathiasc

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Hallo,

ich bin seit ein paar Tagen stiller Leser des Forums um mich zum Messerbau zu informieren.
Als Einstieg habe ich mir das Buch Steckangelmesser von Heinrich Schmidbauer und Hans Joachim Wieland gekauft.
Mir gefällt das Buch sehr gut, ich habe einige offenen Fragen so beantworten können nur gibt es noch viele weitere.
Ich habe schon die Suchfunktion bedient und mir hier einige Threats angesehen, leider sind es zu viele und die SuFu bietet keine wirklichen Lösungen für meine Fragen.

Zu Beginn möchte ich mich aber kurz vorstellen.
Mein Name ist Mathias ich bin 23 Jahre alt und lebe momentan in Berlin.
Ich selbst studiere Werkstoffwissenschaften an der TU Berlin und ich denke ich bin hier im Forum genau richtig.
Mein Interesse liegt hier stark auf den metallischen Werkstoffen und ich habe schon ein gewisses Wissen in diesem Bereich.
ZTU-Diagramme und Wärmebehandlungsverfahren, kristallographische Grundlagen wie z.B. die Martensitumwandlung und vieles mehr habe ich so schon kennen gelernt. Momentan arbeite ich am Institut für Keramische Anwendungen, da ich diesen Bereich ebenfalls sehr interessant finde, dort bin ich zwei Doktorandinen zu geteilt, eine für Implantatwerkstoffe, die andere beschäftigt sich mit Katalysatoren zur Metahnherstellung. In meiner Freizeit beschäftige ich mich mit dem Ultraleichtwandern und dem Bau von sehr leichten Holzkochern, so genannte Hobos. Vor dem Studium habe ich viel mit Metall und Holz gearbeitet, ich habe mir eine Bauteile und Werkzeuge für mein Gokart und für meine Simson SR 4-3 Sperber selbst gebaut. In der Schule hatte ich die Möglichkeit durch das Technische Abitur eine Werkstattgrundausbildung, bestehend aus Fräsen, Drehen, Bohren und weiteren Fertigungsschritten mir an zu eignen. Dazu kommt, dass ich mich schon an einigen Klingen versucht habe die dann aber oft als Brieföffner geendet haben, da ich keine Informationen über den Stahl hatte und diese dann auch nicht härten lassen hatte.


Mein erstes Messer, soll ein kleines ca. 60 mm langes Skandinavisches Messer werden, dass in einer Scheide um den Hals getragen wird.

Hier mein erster Entwurf:
15687616aa.jpg


Als Materialien habe ich mir folgendes bei nordisches Handwerk ausgesucht:
Messerklinge Lauri 60, Kohlenstoffstahl
Büffelhorn schwarz, zylindrisch D=34 x 25
Holz Ulme oder Hainbuche, ist noch nicht entschieden.
Dazu noch als rote Einlage die Rentierlederscheiben.

Nun zu meinen Fragen die noch offen sind:
1. Ich möchte meine Steckangel weder vernieten noch verschrauben sondern einfach verkleben, im Buch wurde schön erklärt, dass um so länger die Angel ist, die Messerklinge fester sitzt, aber gibt es hierfür eine Regel ähnlich der 2/3 Klingenlänge für die verschraubte Klinge? Das ist eher interessant da ich meine nächsten Messer auch gerne so bauen würde, aber mit eigenen kleinen Klingen.

2. Im Buch wurde für das Messer ein vorderes Abschlusselement angebracht, ist es wirklich nötig, das aus Metall herzustellen, oder wäre es auch möglich das nur aus dem Büffelhorn zu feilen? Mein Gedanke war dabei das das Büffelhorn leicht verarbeitbar ist und durch die schwarze Farbe könnte ich mit Schleifstaubversehenem Klebstoff das Loch sauber verschließen, falls ich mich doch etwas verschleife.

3. Wenn ich kein metallisches Abschlusselement brauche, wäre die abgeschrägte Form wie in der Skizze so überhaupt möglich?
Ich habe mir dabei folgendes gedacht, durch die Schräge entsteht eine Kerbe zwischen Abschluss und Klinge, durch die verjüngte Angel, die von Vorteil wäre für das Schleifen, ich wollte mich da etwas an Leos Messerschleifseite entlang arbeiten. Dazu kommt das das Messer so eine schönere Form bekommt. Die Kerbe ist dort wo die Spitze des Bleistiftes hin zeigt.

Rein Theoretisch sollt da nichts dagegen sprechen, da bei der Benutzung eine Biegedruckkraft am oberen Teil des Messer ensteht die vom Horn aufgenommen wird und gerade durch die breite Angel bei den Lauriklingen zusätzlich eine Biegesteifigkeit aufkommt, letztere müsste der wichtigere Mechanismus sein. Die Biegezugkraft am unteren Teil wird so nicht übertragen, wäre aber meiner Meinung nach bei einer Verklebten Angel auch nicht besser. Aber das ist nur meine Theorie dahinter, praktisches Wissen fehlt mir leider und wäre aber wünschenswert.

Ich würde mich sehr freuen, wenn meine offenen Fragen hier von euch geklärt werden könnten, im Buch wurde schön beschrieben, dass man sich am besten an Fachkundige wenden sollte. Der Griff wird voraussichtlich noch aus günstigem Holz Probe gebaut um die Handlage zu verbessern. Wenn meine Probleme in einem anderen Buch besser beschrieben werden, würde ich mich auch freuen, wenn ihr dazu etwas schreiben könntet. Ich weiß natürlich auch selbst, dass ein Messermacherkurs dafür geeigneter wäre, aber ich wollte zu Beginn erst einmal meine eigenen Erfahrungen machen plus das Wissen das über ein solches Forum vermittelt wird.

Wenn das Messer fertig ist und für praktikabel befunden wird, möchte ich natürlich ein oder zwei weitere herstellen. Zur Sucht wie viele es beschreiben wird es aber eher weniger, da mein eigentliches Interesse eher bei den Holzkochern liegt.

Vielen Dank und viele Grüße
Mathias


P.S. Ich sollte viel leicht noch dazu schreiben wo für ich gerne das Messer hätte. Ich bin auf der Suche nach einem kleinen feststehendem Messer mit einer Klinge von 2mm Breite, da ich Sorge habe das mein Opinel irgendwann bei etwas härteten Arbeiten bricht bzw verbiegt, da es nichts gibt was meinen Wünschen entspricht, möchte ich es selbst bauen. Ich möchte das Messer als Outdoormesser einsetzen, aber weder batonieren noch schwere Arbeiten damit erledigen, sondern viel mehr als Schnitzmesser um einige Survival und Bushcrafttechniken an zu wenden. Dazu sollte es möglichst leicht sein, unter 100g mit Scheide und sollte eine Seele besitzen, also selbst gemacht mit Liebe zum Detail und schöner Handarbeit. Daher stört mich auch der Kohlenstoffstahl nicht, da ich mich gerne auch um mein Messer in Form von Schärfen und Ölen widmen möchte. Alles in allem habe ich das Gefühl, dass die Steckangelbauweise mit verklebter Angel dafür ausreichend sein sollte, falls nicht und das erste Messer doch überbelastet wird, dann ist es eben das erste Lehrgeld, außer natürlich ihr seit der Ansicht das es von Beginn an zu scheitern droht.

Bis jetzt habe ich oft auf Touren entweder gar kein Messer dabei gehabt, vor allem bei kleineren, in letzter Zeit mein altes Opinel und davor eigentlich dieses seelenlose Stück mit nur 14g:
http://www.trekking-lite-store.com/...Advance-Feather-Light-Taschenmesser::158.html
Das Messer funktioniert gut zum Brötchen schmieren, Käseschneiden und Tütensuppen auf zu schneiden, leider aber nicht zu mehr. Daher möchte ich nun einfach mir mein eigenes Messer bauen, zu geschnitten auf meine Wünsche und Bedürfnisse.
 
2. Im Buch wurde für das Messer ein vorderes Abschlusselement angebracht, ist es wirklich nötig, das aus Metall herzustellen,

nein, habe schon einige ohne Metall vorne gemacht.
mit Metall sind sie vorne halt etwas robuster, will heißen da kommen nicht so leicht Kratzer/Kerben rein.
davon abgesehen kannst du das also machen wie es dir gefällt.


3. Wenn ich kein metallisches Abschlusselement brauche, wäre die abgeschrägte Form wie in der Skizze so überhaupt möglich?

klar warum nicht, denn das ist ja gerade der Vorteil wenn keine Platte benutzt wird, es hinten so machen zu können wie es dir beliebt, bzw es am angenemmsten zu greifen ist. ;)


Rein Theoretisch sollt da nichts dagegen sprechen, da bei der Benutzung eine Biegedruckkraft am oberen Teil des Messer ensteht die vom Horn aufgenommen wird und gerade durch die breite Angel bei den Lauriklingen zusätzlich eine Biegesteifigkeit aufkommt, letztere müsste der wichtigere Mechanismus sein. Die Biegezugkraft am unteren Teil wird so nicht übertragen, wäre aber meiner Meinung nach bei einer Verklebten Angel auch nicht besser. Aber das ist nur meine Theorie dahinter, praktisches Wissen fehlt mir leider und wäre aber wünschenswert.

Ich glaub du machst dir zuviele Gedanken ;)
Wenn du alles sauber und flächig verklebt hast, sollte die einzelen Materialien ja wie ein ganzes funktionieren, will heißen enstehende Kräfte flächig übertragen werden.
Bei normaler Benutzung sollte du dir keine Gedanken machen müssen ;)



Ich würde mich sehr freuen, wenn meine offenen Fragen hier von euch geklärt werden könnten, im Buch wurde schön beschrieben, dass man sich am besten an Fachkundige wenden sollte. Der Griff wird voraussichtlich noch aus günstigem Holz Probe gebaut um die Handlage zu verbessern.

einfach machen :D
ich selber arbeite ohne Vormodell
einfach Griff grob nach Vorstellung in Form bringen
dann halt immer wieder in die Hand nehmen und das weg nehmen was noch stört.
so bekomm ich dann Griffe hin, die für mich wunderbar in der Hand liegen.
nicht vergessen verschiede Griffarten ausprobieren



Alles in allem habe ich das Gefühl, dass die Steckangelbauweise mit verklebter Angel dafür ausreichend sein sollte, falls nicht und das erste Messer doch überbelastet wird, dann ist es eben das erste Lehrgeld, außer natürlich ihr seit der Ansicht das es von Beginn an zu scheitern droht.

Ich wiederhole mich einfach noch mal
nicht so viele Gedanken vorher machen
da es "das" Messer nicht gibt, wird dir auf Dauer sowieso auffallen was du an deinem ersten vermisstm, bzw besser/anders hättes machen können.
dann ist es Zeit ein weiteres zu machen, an dem du dann das verwirklichen kannst.
 
Hallo,

nachdem mein Threat nun 200 Hits hat und nur eine Antwort von murks,
vermute ich mal, dass nichts gegen meine Pläne spricht und ich einfach anfangen sollte.

Das werde ich nun auch in nächster Zeit so machen und ich hoffe ich kann ein schönes Ergebnis präsentieren.

Vielen Dank soweit und viele Grüße
Mathias
 
Vielleicht solltest du eher vermuten dass dein Beitrag viel zu lang ist und sich deshalb nicht jeder die Mühe macht ihn zu lesen der ihn klickt.

Wenn du den Erl nur einkleben willst, dann sollte es zwischen Erl und Klebstoff einerseits, und zwischen Klebstoff und Griffblock andrerseits zu Formschluss und Verzahnungen kommen. D. h. Kerben in den Erl und die Bohrung im Griffblock evtl. mit Hinterschnitt. Dazu einen möglichst dünnflüssigen Klebstoff damit sichergestellt ist daß der Klebstoff auch dorthin fliesst wo er hinsoll.
 
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