[Review] Imanishi Bester 400, grober Stein!

LessLemming

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Heute, liebe Freunde der scharfen Gegenstände,
möchte ich euch von einem richtig groben Stein berichten. Bislang habe ich für grobe Arbeiten immer auf meinen DMT Diamantstein Grob (#325) oder fein (#600) zurückgegriffen.
Da die Steine nebenher auch zum Abrichten fungieren, haben sie so zwei Fliegen mit einer Klatsche erschlagen. Leider haben die DMT neben dem einen enormen Vorteil (sie bleiben plan) ein paar Nachteile.
Beispielsweise greifen die DMT nur mit recht hohem Anpressdruck. Das geht auf die Gelenke. Weiterhin müssen die DMT sehr gut eingearbeitet sein, bevor man sie an ein Messer lässt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Um mein Gyuto flach zu schleifen war der DMT nicht die richtige Wahl. Zu Beginn habe ich mit 220er Nassschleifpapier gearbeitet. Aber das war ziemlich viel gefuddel. Also musste ein Stein her.

Nach etwas Recherche habe ich mich für den Imanishi Bester 400 entschieden. In den USA wird ja gerne der Imanishi Beston 500 empfohlen.
Dieser ist hier aber leider nicht erhältlich. Glücklicherweise führt die Familie Horie vom Japan-Messer-Shop.de ein großes Sortiment an Imanishi Steinen.
Zur auswahl standen dort für mich: Bester 400 und 700. Ich habe mich angesichts der Arbeit für den groben 400 entschieden. Weiß, 205x75x35 mm.

Wie gewohnt war der Versand flott und das Paket prompt bei mir. Dank an Her und Frau Horie.
Den Stein habe ich grob mit 180er SiC abgerichtet und die Kanten angefast. Und dann gib ihm!

Uiuiui, der Stein greift gut. *ratsch, ratsch, ratsch* macht es beim Schärfen. Nicht falsch verstehen, die Schleifarbeit ist immernoch Strafarbeit,
aber der Anpressdruck der nötig ist, ist deutlich geringer. Es geht etwas entspannter von der Hand.
Ach ja, und irgendwie habe ich aus Gewohnheit ganz vergessen den Stein zu wässern. Anscheinend handelt es sich um einen Spritz 'n Go.
Das hätte ich nicht gedacht!

Der Imanishi Bester 400 produziert sehr schnell Schlamm. Klar, in dem Körnungsbreich wird es schmutzig auf der Arbeitsfläche.
Um die Schneidfase herauszuschleifen und das Gyuto komplett (von Shinogi bis Kante auf Null) flach zu bekommen habe ich locker 5 Stunden gebraucht.
Die Außenlagen sind sehr zäh gewesen (rostfrei). Aber der Imanishi 400 zeigt gegenüber dem DMT und Nassschleifpapier bereits einen entscheidenden Vorteil.
Die Schleifflächen zeigen schon jetzt einen hervorragenden Kontrast zwischen weicher Außenlage und harter Schnedilage. Das hilft ungemein bei der späteren Politur mit Natursteinen.
Der Grund dafür liegt im Schleifschlamm, der bei den anderen angesprochenen Methoden nicht auftritt.

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Schön zu sehen ist der Kontrast zwischen Außenlage und Schneidlage. Auch der Übergang ist zu erkennen,
mit einer leichten "Shigefusa-Wolke". Die Bilder sind direkt nach dem Imanishi Bester 400 aufgenommen

Einen Nachteil gibt es allerdngs auch:
Der Stein verschleißt das Messer, das Messer verschleißt den Stein. Bei so viel Materialabtrag muss der grobe Stein während der Session mehrmals abgerichtet werden.
Das ist bei so groben Steinen jedoch normal. Er ist aber so hart und widerstandsfähig, dass er bei normalen Nachschärfarbeiten sicherlich nicht abgerichtet werden muss.
Ich musste pro Messerseite circa 1-2mal Abrichten.

Alles in Allem ein sehr empfehlenswerter grober Stein und wie immer hervorragender Service der Hories
 
Hallo Lesslemming,

danke für dein Review, das ist immer wieder spannend! :)
Wie würdest du den Stein im Vergleich zum Chosera 400 sehen?
Danke und beste Grüße,
Peter
 
Hallo LessLemming,

deine Berichte sind immer ganz großartig zu lesen.
Leider in letzter Zeit sehr selten.
Zu dem gezeigten Messer.
Die Schneidfase ist sowas von akkurat , daher meine Frage:
Hast du das Messer oder den Stein in ein Gerät oder was auch immer eingespannt?

Gruß Harry
 
Hallo Harry,
Ich bin mir nicht sicher, welche Fase du genau meinst.
Immerhin hat das Messer einen Scandi-Grind. Sprich das Messer habe ich
Flach aufgelegt beim schärfen. Die schneidfase geht also von der shinogi bis zur schneide auf Null.
Der Bereich vorne an der schneide ist der Übergang von weichem Stahl zu hartem Stahl. Bzw. Aussenlage zu Schneidlage. Das Messer ist aus vorgefertigtem dreilagenstahl und industriell gefertigt. Daher ist der Übergang nicht wellig sondern Grade.
 
Moin LessLemming,

kennst Du den Shapton GlassStone 220?
Ich kann ihn leider nur mit Sensensteinen und billigen Steinen vom Asiamarkt vergleichen (deutlich weniger Druck bei ähnlichem Abtrag), bin aber mit der Abnutzungsresistenz (wie würdest Du das nennen:confused:) und dem gleichmäßigem Kratzerbild (da gibt es wohl auch Treffenderes :irre:) sehr zufrieden.
Habe damit ein 10cm japan. Obstmesser auch "auf 0" geschliffen (total übertrieben scharf, aber bitte nix härteres als Gurke...), ging recht fix, Abrichten war danach noch lange nicht nötig.

Danke fürs Review,
Christian

PS: Auch ein Vergleich zu Sensensteinen wäre sehr interessant (Hast Du doch bestimmt schonmal versucht ;))
 
Last edited:
ich dacht schon, du hättest das hobby wieder drangegeben... so selten wie wir in letzter zeit von dir gehört haben. wieviel mm sind denn jetzt von dem stein schon weg? und wie sehen deine dmts mittlerweile aus? die sind doch auch schon was älter. meine haben an den seiten schon ne kleine glatze bekommen. und das gefühl, das sie nicht so richtig greifen wollen hatte ich auch, deswegen habe ich mir jetzt nen chosera 400 geholt. mal schaun, wie der sich im vergleich zu den shapton pros anstellt...
 
Das Hobby aufgeben? Sicher nicht. :p
Aber in letzter Zeit hat mich mein Studium viel Zeit gekostet und jetzt mein Beruf. Aber wenn es etwas zu berichten gibt, dann werde ich das auch weiterhin tun.
Ein paar kleine, interessante Dinge gibt es schon noch, von denen ich berichten kann.

Vom Shapton GS220 habe ich durchaus schon gehört. Er stand auch auf meiner Liste der potentiellen Kandidaten.
Immerhin bin ich stolzer Besitzer des fast kompletten Shapton Glasstone Sets:

  • 500
  • 1.000
  • 3.000
  • 4.000
  • 6.000
  • 8.000
  • 10.000
  • 30.000

Es fehlen: 220, 2.000 und 16.000 und die grauen HC 4.000, 6.000 und 8.000. Wobei ich sagen muss,
dass ich den 16.000er, sowie die HC 4k, 6k und 8k hatte, aber zu Gunsten des seltenen und teureren 10.000er eingetauscht habe.
Dieses Setup ist meine Paraderoutine für meine Rasiermesser und funktioniert dort vorzüglich.
Aus einfach nur praktischen Gründen benutze ich dieses Setup aber nicht für meine Kochmesser.

Trotzdem habe ich den 500er für den Flachschliff getestet. Aber an einem anderen Messer.
Der Shapton GS 500 ist deutlich milder als der Imanishi 400 und trägt auch deutlich weniger Material ab. Der GS 500 trägt aber trotzem sehr gut ab,
es würde nur zu lange dauern eine Mikrofase herauszuschleifen. Das habe ich nämlich mit dem 500er nicht geschafft. Die Abriebsresistenz war aber besser als beim Imanishi 400.
Der GS 500 musste nicht zwischendrinn abgerichtet werden und hat die komplette Schleifung durchgehalten. Am Ende fehlte eventuell 1/2mm.
Gegen den GS 220 habe ich mich wegen einiger Berichte im Internet entschieden. Ich habe gehört er sei langsamer als der Beston 500 und eben gerade nicht sehr abriebsresistent.
Aber wer weiß, eventuell brauche ich ja noch einen 220er. Würdest du mir den GS empfehlen, Christian?

Der Vergleich zu Sensenwetzsteinen ist... einfach. Natürlich habe ich diverse Sensenwetzsteine, Siliziumcarbid-Monster und allerlei lustige Kombisteine.
Schon vor langer Zeit habe ich diese in die Ecke gepfeffert. Und da ging es nur darum, Scharten raus zu schleifen *schüttel*

Die Sensenwetzsteine sind mMn für die delikate Aufgabe ein Messer flach zu schleifen ungeeignet.
Zum Einen sind sie meist viel zu schmal und kurz. Da kriegt man ja nie genug Fläche auf den Stein.
Zum Anderen haben die Steine meist schon beim Scharten-Rausschleifen versagt, wie sollten sie dann beim Flachschleifen ihre Form behalten?

Meine DMT Steine haben schon reichlich Biss verloren. Das liegt aber daran, dass sie seit Jahren nur für das Abrichten von anderen Steinen verwendet wurden.
Logischerweise nagt das Schärfmittel des Steins am DMT und nutzt ihn stark ab. Aber ich muss sagen dass beide DMT, der 325er und der 600er bisher richtig gut durchgehalten haben.
Ein Messer darauf zu schärfen, oder Scharten aus einer Fase rauszuschleifen geht damit immer noch ganz hervorragend. Die Steine sind also noch voll funktionabel.
Nur die Abtragsleistung für das Flachschleifen war etwas zu gering, beziehungsweise der nötige Anpressdruck für mich etwas zu anstrengend.
Ich denke dafür ist hauptsächlich das ständig neu freiwerdende Schärfkorn der Steine verantwortlich.
Die Diamanten des DMT sind halt einfach mit der Zeit etwas stumpfer geworden und fressen den Stahl nicht mehr ganz so (dafür haben sie am Anfang unheimliche Kratzer hinterlassen).
Frisches Schärfkorn vom Stein ist hingegen immer Scharfkantig
 
Da ich das Problem des Flächenschliffs mit dem 325 DMT durch die Spiegelseiten alter Hobeleisen auch kennengelernt hab, kann ich dir dafür den extra-extra-corse empfehlen. 2 Stunden mit dem 325 haben fast nichts gebracht aber mit dem ganz groben war das Eisen nach 1/2 Stunde plan. Den Effekt des vermeintlichen Nachlassens kennst Du ja schon aber selbst dann geht der Stein immer noch sehr stark ans Werk. Danach braucht man schon den 325 um die Riefen zu beseitigen aber da der bei dir ja vorhanden ist, sollte das kein Problem für dich sein. Im Nachhinein hab ich mich nur geärgert das ich den Stein nicht schon früher gekauft hab. Paß aber auf wenn Du Steine auf ihm abrichten willst, der frißt wirklich was runter.
 
Da hier der nötige Druck beim Herausschleifen einer Sekundärfase bis zur Shinogi angesprochen wurde, hole ich das Thema wieder ans Licht.

Bisher bin ich mit SiC fürs Grobe ganz gut zurecht gekommen, aber bei solchen Arbeiten haben nur die feinen SiCs von Zische ordentlich abgetragen. Ein konkaves 21er Kochmesser einseitig flach zu schleifen hat 1mm von der groben und einige Zehntel der feinen Seite gekostet. Wegen des nötigen Drucks auf der groben Seite, war die Arbeit auf der feinen Seite besser zu kontrollieren. Dabei war die aufliegende Fläche natürlich kleiner als bei einer Shinogi, max 15mm hoch. Wenn man die Eigenheiten der Dinger erst mal kennt, geht da eine ganze Menge... An so einen in 20*7,5*5 bin ich Sa im Asiashop nicht vorbeigekommen:)

So langsam interessiert mich ein Schruppstein der sowas besser kann, zB um aus Tosas und dergleichen das Messer herauszuarbeiten;)

Neben dem 400er gibt es den 220er von Imanishi im XL Format der etwas weicher sein soll. Ein durchgehärtetes Old Hickory würde der 400 vielleicht schneller abtragen.

Vielen Dank für deine Reviews LessLemming! So langsam klärt sich meine Frage. Welcher der beiden Steine ist für grobe Arbeiten auf großen Flächen geeigneter? Wie ist das Verhältnis von dem nötigen Druck zur Arbeitsgeschwindigkeit? Für das Dreilagige hast du den 400er gewählt.
 
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