Spyderco Dragonfly salt plain edge (H1 Stahl)

brucelee7

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Hallo zusammen,

nachdem ich nun seit längerer Zeit über meine edc-Wahl nachdenke, hatte ich im vergangenen Urlaub die Zeit und die Gelegenheit, das Dragonfly mit H1-Stahlklinge auf die Probe zu stellen. Dazu sei gesagt, dass ich nicht am Meer wohne und die ganzen Berichte über den Stahl auf der Homepage des Herstellers wie auch hier im Messerforum gelesen habe. Obwohl ich nämlich im Alltag relativ selten auf ein Messer angewiesen bin und es folglich nur relativ kleine Aufgaben lösen muss (wonach die Schneide dann auch gerne abgezogen wird), fallen die Vergleiche zwischen den sehr unterschiedlichen Kandidaten schwer; schließlich fordere ich die Messer nie über eine längere Zeit ohne sie nachzuschärfen und nehme für die entsprechenden Aufgaben das jeweilig angemessen erscheinende Werkzeug, also mal ein großes Messer, mal ein kleines, mal ein Küchenmesser, ein Haumesser oder eine Schere. Daher wäre es eigentlich ganz egal, welches Messer ich nun verwende, aber das macht ja keinen Spaß.

Beim Dragonfly habe ich mich für H1 entschieden, weil ich häufig Sport mache und das Messer dann mit Schweiß in Berührung kommt.
Trotzdem kann ich mich den irrationalen Gedankengängen nicht verschließen, die mich immer wieder zu den Schwächen des Messers zurückbringen, will heißen: relativ weicher Stahl, wenig Stabilität durch FRN-Griff ohne Liner, keine Bushings, kurze Schneide,...
Trotz alledem verbanne ich mein Small Sebenza regelmäßig aus meiner Tasche, da es mir zu schwer und zu groß ist. In Bewegung merkt man den Unterschied zwischen 34 Gramm und 85 Gramm deutlich. Diese Abwägungen dürften den hiesigen Lesern bekannt sein, daher komme ich jetzt zum Thema:


Eigenschaften:
Gesamtlänge: 14,1 cm
Klingenlänge: 5,7 cm
Länge geschlossen: 8,4 cm
Gewicht: 35 g
Klingenstahl: H1
Härte: 58 HRC
Griff: FRN (Fiberglass Reinforced Nylon)
Verriegelung: Back-lock

Im Urlaub konnte ich dann nur auf eben dieses eine Messerchen zurückgreifen, und habe alle möglichen Dinge über einen Zeitraum von 14 Tagen damit angestellt. Die schwierigste Aufgabe war mit Sicherheit das Öffnen der Kokosnüsse. Die ledrig harte Schale un das faserige Zeug darunter haben dem Messer schwer zugesetzt. Als die eigentliche Nuss dann erstmal freilag, habe ich die holzige Schale ganz archaisch mit einem Stein aufgeschlagen. Die Rasierschärfe war wie erwartet nach der ersten Nuss weg. Da das Messer eigentlich vieeel zu klein für diese Aufgabe ist, war ich trotzdem überrascht, wie gut es sich geschlagen hat. Bei dieser groben Arbeit merkt man übrigens deutlich den Flex im FRN-Griff, was mir anfänglich noch Sorge bereitet hat. Unbegründet, wie sich nach 14 Tagen herausstellte.

Nach dem Beschneiden von ca. 10 Kokosnüssen, der täglichen Zubereitung von Mangos oder Ananas und gelegentlich Fisch war die Schneide gegen Ende des Urlaubs sicherlich nicht mehr die feinste, wies aber weder Ausbrüche noch umgeklappte Bereiche auf. Zusammenfassend kann man festhalten, dass das Dragonfly bestimmt nicht das komfortabelste und geeignetste Werkzeug für solche Aufgaben ist, es aber 2 Wochen lang ohne irgendeine Pflege überraschend gut durchgehalten hat.
Einmal hat sich die Feststellschraube gelöst, was aber auch leicht zu beheben war. Durch die angenehme Handlage lässt sich sehr gut amit arbeiten und sogar meine Freundin war ganz begeistert davon.

Ich würde jetzt zu gerne mal das Small sebenza testen - wenn die Messer auch nicht wirklich miteinander zu vergleichen sind - , nur wachsten hier so wenig Kokospalmen. Ich hoffe sehr, dass ich das im nächsten Urlaub ausprobieren kann.
Zuhause angekommen habe ich das Spyderco dann wieder fit gemacht (überlege ja noch, ob ich mir mal einen Sharpmaker zulegen soll). Rasierschärfe erreicht, keine erkennbaren Schäden, alles gut.
Hier habe ich mal ein paar Fotos für euch:
 

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Hallo BruceLee

löst bei mir einen ganz ganz starken "Haben-will-Effekt" aus, wobei sich das jetzt auf den traumhaften Strand-Urlaub mit frischen Kokosnüssen und Ananas bezieht... :hmpf: Danke für die schönen Bilder!

Gruss Phil
 
Jaja, zumindest bei dem Wetter hier in Deutschland fehlt einem das wirklich. In der Schweiz wird es auch nicht viel besser sein, nehme ich mal an. Wenn du also gerne noch ein paar Sonne-Strand-Meer-Bilder haben möchtest, dann kann ich noch gaaaaaanz viel nachlegen (und wehmütig in Erinnerungen schwelgen;)).
Danke für deinen Beitrag.
 
Danke für Deinen tollen Bericht - und die schönen Bilder.

Beeindruckend was das kleine Ding so leisten mußte - und Du prima damit klar gekommen bist.
Zeigt mir wieder mal auf, daß ich mir zuviel Gedanken mache (Bei einem solchen Trip hätte ich mich kaum entscheiden können welches Messer mit muß - und ich schwöre - es wären mindestens 4-5 geworden, bei 3-4 Tagen Entscheidungsfindung.....

Gruß

Steve
 
Hallo brucelee7.

Trotzdem kann ich mich den irrationalen Gedankengängen nicht verschließen, die mich immer wieder zu den Schwächen des Messers zurückbringen, will heißen: relativ weicher Stahl, wenig Stabilität durch FRN-Griff ohne Liner, keine Bushings, kurze Schneide,...

Ja, das sind irrationale Gedankengänge. Die kurze Schneide ist nun einmal das Konzept des Dragonfly und keine Schwäche, die FRN-Griffe sind auch ohne Liner superstabil und eben leicht (gehört auch zum Konzept DIESER Variante), und eine Konstruktion ohne Bushing ist zur Zeit normal und hat sich zigtausendfach bewährt.
Beim Stahl mach Dir mal keine Gedanken, egal, was da so kolportiert wird. Entscheidend ist die Praxistauglichkeit. Ich habe mein (aus dem Programm geflogenes) Spyderco Aqua Salt Yellow FB23YL, Serrated, seit Jahren in Benutzung. In und am Salzwasser, ich buddel damit im Watt und Sand herum, schneide Schiffstaue und Fischernetze, kratze antike Artefakte und die Überbleibsel längst vergangener Sturmfluten frei.
NIE hatte ich Probleme mit der "Weichheit" des H1, mit dem Sharpmaker oder eben anderen Keramikteilen läßt sich prima nachschärfen, und die Schnitthaltigkeit ist hervorragend. Basta:glgl: (Achja, das von Dir vorgestellte Messer habe ich auch)

Gruß,
Herr Esch
 
Beim Stahl mach Dir mal keine Gedanken, egal, was da so kolportiert wird. Entscheidend ist die Praxistauglichkeit. Ich habe mein (aus dem Programm geflogenes) Spyderco Aqua Salt Yellow FB23YL, Serrated, seit Jahren in Benutzung. In und am Salzwasser, ich buddel damit im Watt und Sand herum, schneide Schiffstaue und Fischernetze, kratze antike Artefakte und die Überbleibsel längst vergangener Sturmfluten frei.
NIE hatte ich Probleme mit der "Weichheit" des H1, mit dem Sharpmaker oder eben anderen Keramikteilen läßt sich prima nachschärfen, und die Schnitthaltigkeit ist hervorragend. Basta:glgl: (Achja, das von Dir vorgestellte Messer habe ich auch)

Vielleicht wäre noch zu ergänzen, dass der H1 gerade in der Serrated-Ausführung seine besondere Fähigkeiten als Work-Hardening-Stahl ausspielen kann.
Spyderco-interne Messungen haben HRC-Werte von bis zu 68 ergeben, also noch mehr als der schon bockelharte ZDP-189.
Nicht umsonst sind von 14 aktuellen Spyderco-Foldern in H1 nur drei in Plain-Version erhältlich.
Typischerweise verbessert sich bei den Plain-Modellen die Schnitthaltigkeit bei jedem Schärfen, mein Dfly Salt war am Anfang auch noch recht weich, aber nach knapp zwei Jahren Benutzung und Schärfens ist die Schnitthaltigkeit mindestens auf dem Niveau eines VG-10.

cheers,
Marcus
 
Da ich immer glücklich über Erfahrungen und Berichte bin, die über die erste Verliebtheitsphase hinausgehen, möchte ich an dieser Stelle ein Update zum Dragonfly Salt geben. Nach 1,5 Jahren reger Nutzung geht es dem kleinen Messerchen nach wie vor gut.

zu den negativen Beobachtungen:
Ich hatte mal etwas Stess mit der Justierung der Achsschraube, welche sich immer wieder gelöst hat. Mit dem aller festesten Locktite hatte sich das Problem dann aber gelöst. Apropos lösen (der Schraube), das geht noch;).
Außerdem möchte ich nicht verschweigen, dass ein bisl vertikales Klingenspiel entstanden ist, was mich allerdings bei der Benutzung weder stört noch einschränkt. Bei der von Spyderco gebauten FRN-Konstruktion des Griffes kann man sich das auch gut erklären. Dieser Griff scheint mir auch in der horizontalen Richtung etwas nachgiebiger geworden zu sein, als das zu Beginn der Fall gewesen ist.

zu den positiven Dingen:
Der Stahl ist sehr gut nachzuschärfen und ich habe auch den Eindruck, dass die Schneide etwas länger stehen bleibt als zum Zeitpunkt des Kaufs ("workhardening" oder Einbildung, wer weiß das schon).
Rosten tut rein gar nichts, das öffen und schließen funktioniert auch in sandiger Umgebung sehr gut, wenn auch manchmal ein wenig knirscht. Überraschenderweise sammelt sich nie viel Schmutz in den gefährdeten Bereichen des Backlocks oder zwischen den Griffteilen an, was ich ebenfalls lobend erwähnen muss.
Außerdem ist das Messer extrem leicht, sodass man es problemlos in einer Leinenhose tragen kann, ohne dass es einem die Tasche ausbeult.
Wichtigster Punkt: Wenn ich das Messer mal an eine andere Person abgebe, habe ich innerlich keinen Stress. Auch wenn die Fischfetzen dazwischenhängen oder der Ananassaft fast das ganze Messer verklebt, macht das rein gar nichts. Abwaschen, fertig.

Fazit:
Das Messer ist ein relativ günstiges und im Rahmen seiner Möglichkeiten unempfindliches und funktionales Helferlein. Zum Vergleich hatte ich ein Techno mit, welches ich wegen des satten Feelings, des hochwertigeren Stahls und dem weichen Klingengang liebe. Es ist angeblich besser zu säubern als das Dragonfly, da es offener konstruiert ist.
Wenn man die beiden als Messer benutzen möchte (nicht als Brechstange oder so), dann schneidet das Dragonfly meiner Erfahrung nach besser ab (im wahrsten Sinne des Wortes). Ob es um das Schälen eines Apfels, das Zerschneiden von Pflanzen oder Karton, eine behelfsmäßige Nahrungszubereitung oder sogar um das kraftraubende Öffnen von Kokosnüssen geht, hatte die Libelle (leider) die Nase vorn.

Mal sehen, wie es sich in den kommenden Jahren schlägt. Einen guten Start in die Woche wünscht

Micha

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