Inkscape Mini Tutorial für Messermacher

sunnyside88

Mitglied
Messages
164
Inkscape Mini Tutorial für Messermacher:

Wie in meinem Beitrag zum Entwurf des „Tactical Folder“ Wettbewerbs angekündigt, hier ein paar Punkte um mit dem kostenlosen Inkscape schnell ein halbwegs präsentables Messerdesign umzusetzen. Hintergrund sind Kommentare, die eine mögliche Benachteiligung von „puren“ Zeichnungen sehen – mit diesem kleinen Tut sollte es nun Jedem gelingen, seinen Entwurf „präsentabel“ aufzubereiten. Für mich ist eine brauchbare Präsentation auch wichtig und ich finde es ist eine Sache der Fairness, dies auch den Anderen zugänglich zu machen. Außerdem will man manchmal sehen, wie ein Messerentwurf mit unterschiedlichen Klingen- oder Griffmaterialien aussieht etc.! Für mich jedenfalls war der Wettbewerb Anreiz genug um mich endlich mit der Materie auseinander zu setzen.

Grundsätzlich bitte berücksichtigen: das ist MEINE Vorgangsweise, wie ich es in den letzten paar Tagen hingekriegt habe – es gibt sicher andere und bessere Wege, die kenne ich halt noch nicht, aber mit den u.a. Schritten habe ich zumindest meinen Entwurf hingekriegt. Also, ein, zwei Abende müsst Ihr schon investieren und herumprobieren, aber ich denke es lohnt sich.

@Pitter: ich stelle das mal hier rein – wenn es nicht (mehr) passt, bitte den Sermon oben entfernen und in den entsprechenden Bereich verschieben – danke.

Legen wir mal los:
a) nachdem das aktuelle Inkscape runtergeladen und installiert wurde, macht Ihr eine neue Seite auf (am Besten in „Landscape“ Modus):
rowdog tut.jpg
b) Ich zeichne meine Messerentwürfe immer per Hand, dann klebe ich die Einzelteile auf Pappe und überprüfe dann Funktion und Handlage… hier geht es aber um das Visualisieren mit dem Grafikprogramm, daher fotografieren wir die Zeichnung ab (oder einscannen) und speichern sie in unserem Arbeitsordner. Dann wird diese in Inkscape importiert:
rowdog tut (1).jpg
c) Jetzt nehmt Ihr das Zeichentool auf der linken Seite rowdog tut sign.jpg und „klickt“ auf die jeweils wichtigen Umrisspunkte Eurer Zeichnung. Also wir verfahren unseren Entwurf mit GERADEN Linien. Und schließen die Form indem wir auf den Anfangspunkt klicken. Vergesst vorerst die Krümmungen, um die kümmern wir uns später. Stellt Euch die Zeichnung wie ein Puzzle vor: das machen wir mit allen sichtbaren unterschiedlichen Flächen. Dann schalten wir auf den „Bewegungsmodus“
rowdog tut sign (1).jpg
und setzen diese Einzelteile dann zu unserem Messer zusammen:
rowdog tut (2).jpg
d) Um eine gerade Linie zu krümmen, klickt man mit „Punktemodus“ rowdog tut sign (2).jpg auf eine Linie, so dass beide Endpunkte markiert sind und zieht dann, indem man in der Mitte der Linie klickt und diese bewegt, eine Kurve
rowdog tut (3).jpg
e) So, jetzt habt Ihr Eure Zeichnung nachgebaut – löscht das ursprüngliche Bild der Zeichnung (ich weiß, man kann auch Ebenen schalten, ist mir aber zu kompliziert)
rowdog tut (4).jpg
f) Jetzt geht es um die Farben. Die einfache Lösung ist, simpel eine Füllfarbe für das jeweils angeklickte Objekt zu vergeben. Das macht auch Sinn für die Darstellung von Anschliffen – hier verwenden wir das Gradient-Instrument und legen einen Verlauf, der den Anschliff optisch besser darstellt. Also „geschliffene Fläche“ anklicken und mit Grau und Verlauf entsprechend gestalten. Im „Punktemodus“ kann man auch die Richtung des Verlaufs durch ziehen an den weißen Punkten vorgeben.
rowdog tut (5).jpg , rowdog tut (6).jpg , rowdog tut (7).jpg
g) Für eine bessere Visualisierung der Materialien kann man gut Texturen, Farben oder Strukturen aus dem Internet verwenden. Dazu googelt Ihr nach Bildern (z.b. „stonewash finish“) – diese sollten übrigens möglichst groß sein. Runter laden in passenden Ordner (copyright nicht verletzen!).
h) Jetzt wieder im Inkscape auf Datei/Importieren, bestätigen
i) So, jetzt könnt Ihr die gewählte Textur als „Muster“ definieren:
rowdog tut (8).jpg
j) Dann das Objekt anklicken und bei Füllung das gerade erstellte Muster auswählen (bei mir ist das dann eine Nummer – ich weiß halt, dass die letzte „Nummer“ die aktuelle ist). Wenn das Musterbild zu klein war, stückelt das Programm dieses zusammen, so dass es das Objekt komplett füllt. Das schaut aber bescheiden aus, daher immer das Musterbild zumindest so groß wählen, wie das Objekt, welches gefüllt werden soll.
rowdog tut (9).jpg
k) Für Details, wie die Schräubchen: googeln, entsprechendes Bild speichern, importieren wie gehabt (siehe g)..). Das Bild ist aber jetzt „eckig“.
rowdog tut (10).jpg
Daher einen Kreis über die Schraube ziehen und unter Pfad „Überschneidung“ auswählen
rowdog tut (11).jpg
– und schon hat man ein schönes rundes Schräubchen zum „Einsetzen“
rowdog tut (12).jpg
(übrigens musste ich das „Schräubchenbild“ vorher als Muster definieren, damit die „Überschneidung“ Funktion auch möglich ist)

So, das war’s eigentlich schon. Ich hoffe, das hilft dem Einen oder Anderen. Ist halt eine erste, schnell gestrickte Anleitung, aber mit ein wenig Herumprobieren kriegt Ihr das hin – außerdem gibt es zu fast jedem spezifischen Problem eine Antwort wenn man googelt, oft sogar youtube Videos.
An die Grafik-Profis: wenn einer weiß, wie es (mit Inkscape) besser geht oder Ergänzungen hat, bitte einfach einfügen!

Bei Fragen, nur her damit – ich werde das nach meinem besten Wissen (was zugegebenermaßen nicht sehr viel ist ;))beantworten.
Beste Grüße
Rainer
 
Hallo Rainer,

finde ich super, dass du dir die Mühe machst und hier ein Tutorial reinstellst.

Vielen Dank dafür.

Wie man das Bild einer Schraube "rund" macht war mir noch neu, werde ich bei Gelegenheit verwenden.

Freundliche Grüße

Markus
 
Hallo Reiner,

ich habe Inkscape vor zwei Wochen auf meinen PC geladen,- es ist die Version 048.2.

Deine Oberfläche (Startseite von Inkscape ) scheint etwas anders zu sein wie bei mir.

Kannst Du mir mitteilen, welche Version Du geladen hast ?

Gruß

Heinrich
 
Inkscape 0.48.2 r9819
Selbst wenn Du eine andere Version hättest, sollten sich die Funktionen nicht unterscheiden.

Das Programm gibt es für Windows, Linux und Apple Betriebssysteme. Es läuft bei mir auf einem Mac, daher ist OSX als Betriebssystem richtig - und weil ich der Schnelligkeit halber einfach Bildschirmfotos gemacht habe, siehst Du unten die typische Leiste vom Apple Betriebssystem. Das hat aber mit dem Programm selbst nichts zu tun... Ich werde mal beizeiten bessere Fotos reinsetzen, wo man nur das Inkscape Fenster sieht.

Hoffe, das hilft.
Gruß
Rainer
 
Hallo Reiner,

das wars wohl ! Die zusätzliche Leiste hat mich stutzig gemacht,- Danke.

Gruß
Heinrich
 
Super-Initiative - vielen Dank, Rainer :super:

Ich bin zwar kein Grafikprofi, aber ein paar Dinge bezüglich der Verwendung beim Messerbau kann ich noch beisteuern.

Den ursprünglichen Tipp, Inkscape zu verwenden, habe ich übrigens hier aus dem Forum. :hehe:

Da ich das Programm hauptsächlich für die Konstruktion von Klappmessern verwende, sind für mich zwei Themen wichtig:

  • die Abstimmung der Mechanik
  • das Optimieren/Ausprobieren von Formen/Design

Dies spart mir den Umweg über ein Modell und ich kann die Zeichnung gleich auf die Hardware übertragen.


Wie man Form und Design leicht optimieren kann, hat Rainer weiter oben schon gut beschrieben: mit der Funktion "Knoten bearbeiten oder Anfassen eines Pfades" fkt knoten.png .

Mein Tipp hier: Bögen am besten nur mit einem Anfangs- und Endpunkt definieren und dann mit fkt knoten.png die Form festlegen. Es geht schneller als mit vielen Einzelpunkten und der Verlauf ist "sauber".


Nun zur Abstimmung der Mechanik:

  • Erster Schritt: alle Elemente der Klinge gruppieren (gewünschte Komponenten auswählen, z. B. mit shift-Mausklick-links und dann gruppieren fkt gruppieren.png )
  • dann 2 Mal darauf klicken um in den Dreh-Modus zu kommen (erkennbar an den Viertelkreispfeilen in den Ecken) drehen1.png
  • dann sieht man auch ein kleines Kreuz ungefähr in der Mitte der Klinge, den Drehpunkt
  • diesen dann in die Mitte der Achse (am besten durch ein Kreuz eindeutig kennzeichnen) verschieben drehen2.png - der Drehpunkt sitzt jetzt in der Mitte der Achse
  • und schon kann man die Klinge wie in einem Modell drehen lassen (an einem der Viertelkreise "packen") und dann beginnt das "Fine Tuning": Positionen von Stoppin, Klingenwurzel, Achse und Griff-/Klingengeometrie ... :irre: drehen3.png

Zum Optimieren des Klingenfußes (Anschläge des Stoppins, keine Überstände am Griff etc.) muss man öfters zwischen "offen" und "geschlossen" wechseln. Um dies zu vermeiden, kann man mit der Funktion "Klonen" arbeiten.

  • Klinge auswählen
  • Klon erzeugen ("Bearbeiten -Klonen - Klon erzeugen" oder "Alt D") - dieser liegt nun, nicht sichtbar, auf dem Original
  • auswählen des Klons mittels Doppelklick - damit ist man auch gleich im Drehmodus
  • den Klon auf die "geschlossen" Position drehen (Drehpunkt in der Mitte der Achse)
  • Geometrie des Klingenfußes anpassen - jede Änderung im Original ist auch beim Klon zu verfolgen



Noch ein paar Tipps, die mir die Arbeit erleichtern:

  • Kreise erhält man, wenn man beim Zeichnen mit fkt kreis.png gleichzeitig die Tasten "Shift" und "Ctrl" (oder "Strg") gedrückt hält
  • Bohrungen gleich mit mit einem Zentrumskreuz erstellen - das erleichtert das Übertragen der genauen Position auf die Liner bzw. Klinge
  • Zu besseren Übersicht beim Zeichnen kann es hilfreich sein, die Füllfarben von Flächen durchsichtiger zu machen: unten links in der Ecke - hier ist z. B. die Transparenz auf 72 % eingestellt fkt transparenz.png

Mehr Information zu Inkscape und seinen Möglichkeiten z. B. hier: http://inkscape.org/doc/basic/tutorial-basic.de.html

Hope this helps :D

Beste Grüsse

Virgil
 
Last edited:
Absolut erstklassig, Virgil - vielen Dank für die tolle Ergänzung!
Der Tip mit dem Klon ist genial.
Beste Grüße,
Rainer
 
Hallo Annihilator,

normalerweise bleibt der Drehpunkt da, wo du ihn hinschiebst.

Aussnahmen:

  • du klickst bei gedrückter Umschalttaste auf den Drehpunkt, dann springt er wieder ins Zentrum der zu drehenden Form
  • du erweiterst die Form um ein weiteres Element (Funktion "gruppieren"), dann bewegt sich der Drehpunkt ins Zentrum der neuen Form
  • du veränderst die Geometrie der Form über die Funktion "Knoten bearbeiten oder Anfassen eines Pfades", dann verschiebt sich der Drehpunkt mehr oder weniger, abhängig von der Stärke der Geometrieänderung

Die Funktion zum Fixieren des Drehpunkts habe ich leider auch noch nicht gefunden ... gibt's vielleicht gar nicht :confused:

Bei welcher Aktion springt dir der Drehpunkt wieder ins Zentrum?

Gruss

Virgil
 
Back