47 Jahre Dornröschenschlaf

Mirko

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Liebe Forumsgemeinde,

mir ist nach 5 Jahren Wartezeit ein Volltreffer gelungen, der einmalig ist und die Freude darüber möchte ich gern mit allen Hartmann Sammlern teilen.


Fakt ist:

Ich habe heute einen Hartmann Gesenklufthammer 50kg, Bj. 1963 in neuwertigem, ungebrauchtem Zustand gekauft. Ein alter Schmiedemeister hat ihn 1963 vom Inhaber der Firma Hartmann Lufthammerbau, Herrn Ingenieur Halse ( einem Däne, der diese Hämmer konstruiert hat ) gekauft. Es gab einen original Motor, einen Endlosflachriemen und mehrere Sattelpaare dazu. Er hat 6800 Mark gekostet und kam in einer Holzkiste an. Er stand als Reservehammer für einen 40 kg Hartmann Bj. 1928 bereit, der mehrere Risse im Gestell hatte. Nur ging der alte Hartmann nie kaputt.
Er steht heute noch, nach einer Generalreparatur in 1958 im Einsatz.


Ich kam vor 5 Jahren zufällig in die Schmiede und wollte den alten LH kaufen, da sah ich in einer Ecke der Werkstatt ein Schwungrad hinter einer Decke, fragte den alten Mann, was das sei. Er sagte nur: Das ist ein sehr seltener Hartmann, der den Führungskeil nicht in die Maschine zieht und das er: "noch keinen Schlag getan hätte."
Er wollte ihn nicht verkaufen, da er sich darüber mit seinem Vater zerstritten hat, der eine Presse anschaffen wollte.

Jetzt war er verkaufsbereit. Ich habe zugeschlagen. Es ist Alles neu, nur Flugrost drauf. Der Zylinder mit Ölpapier eingewickelt, das Bordwerkzeug am Draht an der Maschine, Ersatzsattel dazu, alles wie neu in Maschinengrau, aber mit 5 mm Staub drauf.

So, jetzt hab ichs los und bin happy.;)

Würde gern Bilder einstellen, weiß aber nicht, wie es geht.

Viele Grüße

Mirko Günther
 
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Offensichtlich schon Weihnachten...

Gefällt mir, will auch haben, wüsste aber nicht wo hinstellen...

Gruss Bobby
 
Hallo,

ich habe heute alles locker gemacht, Keile, Deckel auf, alles wie neu, nur verharztes Öl nach 47 Jahren und ein gerissener Schmierfilm.

Anbei ein paar Bilder vor der Restauration:

http://img259.imageshack.us/img259/4794/img4803.jpg
http://img192.imageshack.us/img192/7524/img4811x.jpg
http://img254.imageshack.us/img254/7749/img4804v.jpg
http://img403.imageshack.us/img403/6030/img4805c.jpg
http://img412.imageshack.us/img412/4206/img4807s.jpg
http://img534.imageshack.us/img534/2092/img4808o.jpg
http://img259.imageshack.us/img259/5553/img4812n.jpg

Die Frage ist nur, den Origniallack runter und alles wie Sebastain aus München, ein befreundeter Sammler und Schmied im abgenadeltem Zustand und geölt.

Sebastian:, stell doch bitte mal ein Bild von dem von mir erworbenem Hartmann in dem geilen Zustand ein.

Oder:, ich lass ihn mit dem Originalllack in Maschinengrau.

Der Hammer wird komplett zerlegt und neu gemacht, hab heute die Deckel aufgemacht, alles i.O., lediglich Gussabrieb vom Probelauf drin.

Übrigens , der Hartmann hat von 1860 an Damfhämmer gebaut, ab 1920 Lufthämmer in Serie, insgesamt 1700 Stück bis zum Tod ds Inhabers 1967. Die Geschichte reicht also weiter zurück, als die von Beche.

Wenn mann bei Halse einen Hartmann kaufen wollte, dann musste man genau beschreiben, was man damit machen wollte, erst danach gab es den Hammer. Falls man beim Verkaufsgespräch das Wort Beche in den Mund nahm, wurde man von Herrn Ingenieur Halse persönlich der Fabrik verwiesen, weil derartige grobschlächtige Konkurrenz nicht ertragen wurde. "Der Hartmann ist ein Uhrwerk, er arbeitet feinfühlig, wie kein anderer Hammer ", sagte Halse und führte auf Messen gern vor, wie er einen Hartmann 5 mm über seiner Glashütte Taschenuhr pendeln ließ, ohne sie zu berühren.

Grüße Mirko Günther
 
......mir ist nach 5 Jahren Wartezeit ein Volltreffer gelungen, der einmalig ist und die Freude darüber möchte ich gern mit allen Hartmann-Sammlern teilen.....
Ich habe heute einen Hartmann-Gesenklufthammer 50 kg, Bj. 1963, in neuwertigem, ungebrauchtem Zustand gekauft......
Herzlichen Glückwunsch! Sechs Richtige mit Zusatzzahl sind wohl leichter zu erzielen!

Irgendwo müsste noch der letzte BUGATTI Royale (das ist KEIN Lufthammer, aber ein Hammer...) herumstehen; acht wurden gebaut, von sieben Stück kennt man den Aufenthaltsort....

Gruß

sanjuro
 
@Mirko: erst mal herzlichen Glückwunsch!
Tum Thema Lack: ich würd auf jeden Fall den Originalzustand beibehalten. Das alleine hat doch schon Seltenheitswert! Und was spricht gegen Maschinengrau?

Viele Schmiedegrüsse,

Der Schlosser
 
Guten Abend,

da auch Sebastian Probleme mit der Bilderei hat, stelle ich auf die mir vertraute Art ( ist nicht wie beim Profi:argw:) ein Bild vom Hartmann Sebastians ein ( er hats mir gemailt ), der abgenadelt ist.
Es ist ein Sondermodell ( 45 kg Bär ) der letzten Bauart.

http://img831.imageshack.us/img831/8951/p1010027c.jpg
http://img222.imageshack.us/img222/7742/p1010030x.jpg

Ich überlegs mir noch, aber ich tendiere zum "original" lassen.

Heute alles gezogen ( Zylinder ) und wie neu. Wieder eingebaut.

Probleme habe ich mit der Gesenkbauart, da es ein Hammer ist, der den Schwalbenschwanzkeil nicht in die Maschine saugt ( langer Bär ).
Der Untersattel ist durch eine Zwischenscheibe sehr einfach und preiswert gebaut ( nur ein Vierkant mit Schwalbenschwanz )

Ist zwar genial, geht aber auf Kosten der Sattelhöhe, respektive Arbeitsfreiheit, da bei Hubhöhe von 280 mm die Sattel nur noch 40 - 60 mm hoch sind ( beim Freiformhammer 140 mm )

Ein normaler Sattel geht rein und passt, aber man verliert Hubhöhe, die ich zwingend brauche. ( Der Bär ist zu lang )

Ergo: Ich habe ev. noch einen neuen Ersatzbären incl. unterem Bärzylinderdeckel in Freiformlänge beschaffbar, den ich einsetzen würde, damit wäre der Hammer dann ein Freiformhammer.

Die Frage ist nur, ob das alles passt.

Grüße

Mirko Günther
 
Du wirst doch nicht:glgl:, ein solches Schmuckstück gehört entweder mit original Patina oder im Auslieferungszustand erhalten.
Am besten noch das kack Werkstattgrün das überall drauf ist, bähhhhhh.
Achja ich persönlich mag Maschinengrau sehr gern:D:D:super:
Was so nach und nach alle meine Maschinen kriegen.
Und ein bischen Neidisch bin ich schön, toller Hammer tauschst du gegen meinen Kuhn (nein nicht ernst gemeint! obwohl ich würde jederzeit lolololol)


Tschau Torsten
 
Guten Abend Torsten,

verstanden:super:, ich lass ihn so, Sebastian ist eben ein Purist, sieht aber echt super aus.

Den Abnadler leiste ich mir trotzdem...

RAL 6011, zu DDR-Zeiten Vista-grün genannt, mach ich sicher nicht, da hab ich meine original Renner-Schmiedebohrmaschine schon mit eingekleistert gekauft. Da hat der Nadler was zu tun.

Beim Hammer gibts nichst Neues, außer dass ich heute die Ölpumpe aufgemacht habe, nur ein wenig eingetrocknetes Öl, ansonsten alles knallrot mit Schutzlack innen.

Werde auf das 40 kg Fundament einen Adapter nach Halse setzen ( 5 cm Stahlblech auf die volle Fläche und eingesenkte Löcher für die alten Anker des 40 kg, dann M 24 rein für die neuen Schraubenlöcher des 50 kg.

Der hat im Übrigen völlig andere Maße als der alte 50 kg der 50-ziger Jahre, es ist ein neues Gussmodell, definitiv.
Der Hammer ist größer und schwerer als der alte 50 kg.

Grüße

Mirko Günther
 
Hallo,
ich habe gerade erst dieses schöne Ereigniss auf dieser Seite gelesen, und vor allem, mir auch diese Bilder angesehen.
Diese Dikussion ist zwar schon ein paar Wochen her...Trotzdem
Glückwunsch an Mirko, Puh, ist ja fast UNGLAUBLICH, ein neuer Hartmann. Schön das es doch immer wieder Dinge gibt, bei denen man "normalerweise" sagen würde...Ach, das gibt´s doch eh nicht mehr.
Ok, jetzt habe ich auch direkt ein paar Fragen, gerade deshalb weil der Hammer absolut meinem HARTMANN gleicht.
Es wurde schon einmal darüber diskutiert.
Aber, wie es der Zufall will, gerade gestern habe ich (Hobbyschmied) mit meinem Kumpel (beruflich Schmied) nach langer Zeit noch einmal Damast für ein oder zwei Messer schmieden wollen.
Dabei hats
1. erst die Filzdichtung in der Bärführung zerlegt (kam Fadenweise unten heraus. Damit habe ich wieder das Problem der richtigen Abdichtung, bzw. Dichtung für die Bärführung. Hat einer schon einmal so eine Dichtung ausgetauscht und weiß auch was man dafür am Besten nimmt, und woher? Vielleicht war die Filzdichtung doch nicht so verkehrt, nur zu dick, dünn....etc.
UND 2. noch wichtiger,
kam zwischen uns beiden wieder die Dikussion über die richtige Funktionsweise des Lufthammers auf.
Mein Kumpel arbeitet in der Schmiede mit zwei Kuhn Lufthämmern, beide 50kg Bär, und einem Beche 200kg Bär.
Er sagte: Egal mit welchem der drei Hämmer er arbeitet, du kannst eine halb geöffnete Streichholzschachtel hochkant auf´s Gesenk stellen, und die Schachtel mit dem Bär vorsichtig schließen ohne die Schachtel platt zu hauen.
Dabei ging es jetzt darum, das sich die Lufthämmer so fein dosieren lassen, das Du einen nur gaaanz sanften Schlag ausführen kannst.
Das ist der Knackpunkt.
dies funktioniert an meinen Hartmann NICHT.
Bei Hebelbetätigung, kommt der Bär langsam herunter,
setzt auf´s untere Gesenk auf,
bleibt dabei ohne Bewegung stehen,
dabei betätigst du den Hebel weiter,
der Bär bleibt noch ein paar Sekunden stehen,
bis der Hebel wieder soviel weiter betätigt wurde das der Bär wieder auf dem unteren Gesenk zu tänzeln beginnt,
erst ab dann, kann man normal weiter schmieden.
das ist aber ziemlich nervig, weil wenn man etwas filigraneres unterm Hammer liegen hat, haut der Bär erst mal kräftig drauf.
Erst dann kann mal normal weiter schmieden, und normal die Schlagkraft über Handhebel oder Fußhebel regulieren.
Das ist doch falsch!
Es muß doch bei dem Hartmann möglich sein, den Hammer so einzustellen das, der Bär ganz langsam nach unten kommt und mit zunehmender Tätigkeit des Hebels die Schlagkraft zunimmt.
Bei mir kommt er erst runter , setzt auf, und beginnt dann erst zu schlagen.
Kennt sich einer aus?
Kann man am Ventil (zwischen den beiden Kolben) etwas einstellen?
Für Rat immer Dankbar!!!
Akka
und:
Guten Rutsch, viele neue Ideen und Spaß für das Jahr
2011
 
Hallo,

nur um keinen Streit aufkommen zu lassen:

Hartmann und Beche sind ebenbürtig, der Beche schwerer, massiver und größer ausgeführt, letztlich deshalb langlebiger, aber die Hubhöhe ist beim Feiform-Hartmann bei gleichem Bärgewicht unschlagbar.

Der beste Hammerhersteller ist für mich das Bernsdorfer Eisenwerk, schwerer als der Beche gebaut, ebenso gute Steuerung, bereits ab 70 kg Bär mit Zwischengetriebe im Antrieb, extrem großer Hub.

Zum Hartmann:

Der Inhaber der Firma hat auf Fachmessen und der Leipziger Messe in den 50-iger Jahren seine Glashütte-Uhr unter den Sattel gelegt und den Hammer darüber pendeln lassen.

Fazit: Jeder Hartmann ist ab Werk feinstreguliert und kann das Gleiche, es sei denn, der Hammer ist verbastelt, defekt, oder der Schmied arbeitet zu ängstlich/zaghaft.

In deinem Fall mach bitte erst eine neue Bärdichtung rein, einfach mal meine posts lesen ( Anleitung dazu).

Dann den Hammer mal abschmieren und bis an die Grenze stundenlang beanspruchen. Er wird dann über 80 °C warm und sollte sich frei laufen.
Gib mal Gas.

Die Hauptursache beim Aufsetzen des Hammerbärs, was beim alten 40 kg noch ausgeprägter ist, ist das zu zaghaft heruntergetretene Pedal.
Du tritts langsam ganz sachte so lange runter, bis der Bär unten aufsetzt. Tritt einfach gleich mehrere Zentimeter runter ( probieren ), dann pendelt er so wie es der Beche macht.
Die Aufsetzerei ist aber ggf. sehr praktisch, z.B. beim Einschlagen von Marken etc., da man das Schmiedestück auflegt, den Setzhammer drauf, dann runter kommen lassen, bis er aufliegt und dann einen leichten Einzelschlag drauf.

Alles eine Frage der Übung, wirklich. Ich hab das vielen Schmieden schon gezeigt, die es auch nicht glauben wollten. Probier es mit einem Holzklotz.

Keine Angst, der Hammer kann es ab.

Mirko Günther
 
@ Akka

Hallo Akka, ich zitiere mal aus der Originalbedienungsanleitung vom Hartmannlufthammer: "... Grundsätzlich ist der Fußbügel langsam herunterzutreten. Dadurch senkt sich der Hammerbär langsam auf das Schmiedestück. Er setzt auf, wie der Schmied sagt. Bei weiterem Durchtreten hebt sich der Hammerbär erst etwas ab, und nach weiterem Durchtreten des Fußbügels können leichte bis kräftige Schläge ausgeführt werden. Es ist zu unterlassen, den Fußbügel plötzlich aus der Hochhaltestellung in die unterste Lage zu treten, da hierdurch der Hammerbär unnötigerweise gegen den oberen Bärzylinderdeckel geschleudert wird......" Wie Du siehst, läuft Dein Hammer einwandfrei. Ansonsten probier es doch mal so aus wie Mirko es vorschlägt. Von Anfang an gleich etwas beherzter Gas geben. Es funktioniert wirklich, ich konnte mich damals bei Mirko davon überzeugen! Für Kunstschmiedearbeiten ist die Hartmanncharakteristik gerade für feine Arbeiten, wie z.B. Kehlarbeiten, sehr gut geeignet. Ein Riesennachteil der Hartmannsteuerung zeigt sich in dem letzten Satz der zitierten Bedienungsanleitung. Ein Anschlagen des Bärs bei einzelnen Setzschlägen gegen den Zylinderdeckel bei falscher Ansteuerung gibt es bei Bêché nicht. Zumindest habe ich das selber noch nie so erlebt. Der grunsätzliche technische Aufbau der Hartmannhämmer ist im Detail teilweise deutlich durchdachter als bei Bêché, leider im Ganzen aber immer etwas mager dimensioniert. Zur Zeit richte ich mir einen alten 40er Bêché mit Achtkantschabotte her. Alles kernig ausgelegt, in der Umsetzung allerdings teilweise schon sehr derb ausgeführt. Trotz der alten Bauart bietet mein Bêché leider nicht den großen Bärhub der in der Größe vergleichbaren Hartmannhämmer.

Gruß,

Sebastian
 
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